Feierstunde im Z7
35 Jahre Axxis, 25 Jahre Freedom Call – zusammen also 60 Jahre Gute-Laune-Metal. Dieses Package macht Halt in der Nordwestschweiz, da muss man hin. Auf ins Z7!
Es ist Freitagabend, zwei grossartige Bands machen halt im Konzerttempel Z7 – dennoch bleibt der grosse Ansturm aus. Man hätte den Bands mehr Publikum als die geschätzt 350 bis 400 Anwesenden gewünscht. Doch wer da ist, wird sein Kommen nicht bereuen, soviel sei schon gesagt!
Axxis
Um Viertel vor Acht geht die Sause los, Axxis betreten die Bühne und machen gleich mal einen kleinen Rückblick: „Little Look Back“ ist der ideale Opener. Fronter Bernie Weiss macht sich gleich Freunde, indem er die Rückkehr ins Z7 wie ein „Nachhausekommen“ bezeichnet. „Coming Home“ ist auch der Titeltrack des aktuellen (und wohl letzten) Albums. Schade, wenn dem wirklich so sein sollte und die Band nach dieser Tour aufhört.
Schieben wir aber diese Gedanken beiseite und geniessen lieber diese Show. Denn die hat es in sich. So gibt es heute (gemäss Bernie das erste Mal seit 15 Jahren) „Touch the Rainbow“ NICHT in einer akustischen Version. Man erinnere sich an Konzerte, in denen Ladies aus dem Publikum mitträllern durften – hier im Z7 ist nix dergleichen. Gut so, denn die Nummer funktioniert auch in der „normalen“ Version!
Der Fronter selbst hält sich heute mehrheitlich mit Quasseln zurück, nur vor „Moonlight Bay“ beginnt er einen etwas längeren Plausch mit den Fans. Er animiert wechselweise die Mädels und die Jungs zum Schreien und bezeichnet dann mit fettem Grinsen im Gesicht einen „Falschschreier“ als „sexuell wohl etwas breiter aufgestellt“. Bernie macht Tobi Sammet Konkurrenz… Doch wie gesagt: Ansonsten verzichtet Weiss mehrheitlich auf grosse Sprüche, die Musik hat Vorrang.
Diesbezüglich gibts ab der Mitte ein sehr, sehr geiles Best-Of. Das richtig hart gespielte „Heavy Rain“ entpuppt sich zum Highlight – neben „Tales Of Glory Island“. Dies ist der einzige kleine Makel, vom Überalbum „Paradise In Flames“ würde ich problemlos mehr als nur einen Song vertragen. Doch auch „Little War“, „Living In A World“ und natürlich „Kingdom Of The Night“ sind über alle Zweifel erhaben.
Die 60 Minuten Spielzeit sind leider sehr schnell zu Ende. Gerne hätte man zusätzlich den einen oder anderen Nachschlag gehabt, Material wäre genügend da. Wenn dies nun wirklich das Ende ist: Danke Axxis für viele grossartige Alben und viele unterhaltsame Konzerte! Und jetzt bestelle ich mir endlich noch die aktuelle CD…
Freedom Call
Auch für den Headliner ist es fast ein „Nachhausekommen“. Seit 2001 (damals als Support von HammerFall) spielten Freedom Call regelmässig im Z7, diese Show macht das Dutzend voll. Und das bei der Tour zum 25-jährigen Jubiläum. Das passt doch perfekt!
Bereits mit dem Opener sorgen Chris Bay und seine Jungs für eine Überraschung: „A Perfect Day“ an dieser Stelle ist ganz was Neues und sofort ist die Hoffnung da, dass noch viele weitere solcher Änderungen im Set folgen werden.
Mit „Hammer Of The Gods“ gehts weiter, dann wird bei „Tears of Babylon“ mächtig gehüpft. Wie war das noch? „Wer hüpft ist grösser“. Sagt zumindest Ober-Metalinsider pam… Nun ist es aber Zeit für neuen Stoff! „Supernova“ und „Silver Romance“ setzen diesbezüglich ein Ausrufezeichen. Obwohl ich anfänglich etwas Zweifel gegenüber dem neuen Album hegte, hat sich das längstens gelegt. „Silver Romance“ ist für mich der stärkste Output von Freedom Call seit „Age Of The Phoenix“!
Doch weiter im Programm. „Union Of The Strong“ ist eine weitere Live-Granate, dann kündigt Chris einen Track vom legendären „Crystal Empire“ Album an. „The Quest“ beschert nicht nur mir Anzeichen von Eskalation. Wie unfassbar geil ist das denn, bitteschön? Danke für dieses Highlight!
Ein weiteres Doppelpack vom aktuellen Silberling folgt mit „Infinity“ und „Out Of Space“, welches in bester Happy Metal-Manier daher kommt. Im Anschluss kommt Chris mit Zylinder und Sonnenbrille auf die Bühne. Jeder weiss, was jetzt kommt – lange nicht gehört und für mich nach wie vor ein Song, den es eigentlich nicht bräuchte: „Mr. Evil“. Zugegeben, das ist jetzt wieder das berühmte Jammern auf hohem Niveau. Aber ich hab deutlich mehr Freude an „Freedom Call“!
Ebenfalls immer ein grosses Highlight ist die Hymne „Power & Glory“. Happy Metal hat noch nie besser getönt. Heute verzichtet die Band zudem auf die mehrmalige Wiederholung des Refrains. Das ist auch gut so, diesen Part hat man zur Genüge zelebriert. Chris fragt da lieber ob es im Publikum „Krieger des Lichts“ hat und bemerkt, dass es in Englisch halt schon geiler tönt: „Are there some Warriors Of Light out there?“ „Warriors“ sorgt sogar für eine kleine Polonaise im Publikum und bildet nach viel zu kurzen 75 Minuten dann das vorläufige Ende der Show.
Doch natürlich gibt es Zugaben, logisch. Mit „High Above“ ist nochmals ein neuer Track an der Reihe, bevor Chris die Metal-Community darauf einschwört, dass Metal für ALLE ist. „Metal Is For Everyone“ ist vielleicht nicht der allerbeste Song der Deutschen, doch live macht das einfach unheimlich Spass! Dafür darf zum grossen Finale nochmals gehüpft werden: Ohne „Land Of Light“ gehen Freedom Call nicht von der Bühne. Interessanterweise ist jetzt endlich auch im Publikum richtig Stimmung, denn bis kurz vor den Zugaben hatte man nicht oft das Gefühl, an einer Happy Metal Party zu sein…
Minutenlanger Applaus verabschiedet Freedom Call nach eineinhalb Stunden in den Feierabend, dies nach einer äusserst gelungenen Jubiläumsparty. Sie hätte ruhig auch noch etwas länger dauern dürfen…
Das Fanzit – Freedom Call & Axxis
Zwei äusserst motivierte und spielfreudige Bands durften die Fans an diesem Abend im Z7 erleben. Schade einfach, dass schlussendlich der Aufmarsch eher enttäuschend war. An der Performance von Axxis und Freedom Call gibt es nichts zu meckern, das sind zwei gestandene Bands, denen man nichts vormachen kann. Ramy Ali, der Drummer von Freedom Call, war heute zudem aus privaten Gründen verhindert. Sein Ersatz ist Dario Trennert, ein scheinbar recht junger Musiker, der sich jedoch perfekt ins Bandgefüge einfügt und einen hervorragenden Job macht, das darf nicht unerwähnt bleiben.
Dann könnte man mötzlen über die Setlisten – doch das ist wie gesagt Jammern in höchsten Sphären und schlussendlich Geschmackssache.
Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann wären das höchstens die Preise für den Merch. 40 Stutz für die T-Shirts sind schon sehr happig. Da würde man mit etwas tieferen Preisen insgesamt wohl mehr Umsatz machen…
Setliste Axxis
- Little Look Back
- Coming Home
- Moonlight Bay
- Touch the Rainbow
- Save Me
- Heaven in Black
- Heavy Rain
- Little War
- Tales of Glory Island
- Living in a World
- Kingdom of the Night
Setliste Freedom Call
- A Perfect Day
- Hammer of the Gods
- Tears of Babylon
- Supernova
- Silver Romance
- Union of the Strong
- The Quest
- Infinity
- Out of Space
- Mr. Evil
- Freedom Call
- Power & Glory
- Warriors
- High Above*
- Metal Is For Everyone*
- Land Of Light*
*Zugaben