Alle Jahre wieder
Wenn am zweiten August-Wochenende die Veranstalter des Party.San Open Airs auf den Flugplatz Obermehler in Schlotheim bitten, folgen die Death-, Black- und Thrash Metal-Fans aus ganz Europa in Scharen. Seit Jahren lockt ein vorzügliches Line-up mit einer guten Mischung aus grossen Namen und Neuentdeckungen in die thüringische Provinz.
Auch Metalinside war bereits mehrmals vor Ort. Die Berichte der letzten Jahre sind hier zu finden. Für mich persönlich ist es der sechste Besuch, der vierte davon in schreibender Funktion. Wir fahren seit ein paar Jahren mit derselben Besetzung aus der Schweiz am Mittwochmorgen los, und treffen dann vor Ort Bekannte aus ganz Deutschland, den Niederlanden und (dieses Jahr neu) Österreich. Zusammen errichten wir unser Camp und geniessen das Festival gemeinsam.
Bedingt durch viel Verkehr und teilweise miserables Wetter bei der Fahrt – um Frankfurt herum scheint die Welt unterzugehen – sind wir länger unterwegs als auch schon. Bei der Ankunft kurz nach 19.00 Uhr überrascht es uns trotzdem, dass wir so weit hinten campen müssen. Zudem ist hier die Wiese nicht wirklich gemäht, was bereits das Aufstellen der Zelte erschwert, die nächsten Tage aber noch mehr nerven wird. Dennoch sind wir dann irgendwann soweit, können unser erstes Bier im Camp geniessen und anschliessend der Metal-Disco im grossen Zelt, welches in den nächsten zwei Tagen die Nebenbühne beheimatet, einen Besuch abstatten.
Party.San Open Air 2024 – Tag 1 (Donnerstag, 08. August)
Nach einer im Vergleich zu den letzten Jahren relativ langen Nacht im Schlafsack wird mit Kollege Meier noch der letzte Nachzügler begrüsst. Dieser spricht vom schlechtesten Line-Up aller Zeiten, und auch ich muss ehrlich zugeben, dass es in anderen Jahren mehr Bands hatte, auf die ich mich richtig gefreut habe. Aber gerade heute hat es doch einiges, das mich Wunder nimmt. Und schlussendlich ist es sowieso immer schön, neue Acts zu entdecken. Also geht es kurz nach den Schüssen der Kanone Esmeralda, welche die Öffnung des Geländes verkünden, ab aufs Infield.
Bastard Grave
Den Auftakt macht sogleich eine Band, die ich gar nicht kenne. Aber Death Metal aus Schweden tönt per se ja gar nicht so verkehrt, also ist reinhören angesagt. Ich kriege sehr schnell das Gefühl, dass Schweden hier gar nicht die richtige Referenz ist, obwohl die Gruppe von da kommt. Der erste Eindruck ist jedenfalls eher ein im US-Death verhafteter Klang. Es dominieren eitrige Sounds und tiefe Growls, wie man sie sonst zum Beispiel von Autopsy kennt. Schweden wird hingegen präsent, wenn es um gewisse Melodien und Harmonien geht. Vom klassischen HM2-Zeugs sind Bastard Grave trotzdem meilenweit entfernt.
Was zudem auffällt, ist optisch eine gewisse Nähe von Bassistin Maria zur Schweizer Sportmoderatorin Annette Fetscherin. Wüsste ich nicht, dass diese momentan an den olympischen Spielen in Paris beschäftigt ist, ich hätte den harten Metal glatt für ihr zweites Hobby neben dem Reiten gehalten… Nun aber weg vom Gossip, zurück zur Musik: Bastard Grave liefern einen sehr guten Auftritt und auch der Zuschauerbereich ist für die eher frühe Uhrzeit mehr als ordentlich gefüllt. Der geile Old School Death Metal mit einigen doomigen Parts kommt bei den Anwesenden zudem ziemlich positiv an, sodass sich die SkandinavierInnen einen mehr als ordentlichen Auftakt auf die Fahne schreiben können. So kann es gerne weitergehen.
Die Setliste Bastard Grave
- Translucent Visions
- Drowning In An Ocean Of Bile
- Necrotic Ecstasy
- Diorama Of Human Suffering
- Icon Bearer
- Sunder The Earth
- Ascensao Carnal
- Consumed And Forgotten
- Life In The Sewers
Sinister
Nun folgt eine Band, die erst relativ kurzfristig ins Billing gerutscht ist. Da die Amis von Broken Hope ihren Auftritt absagen mussten, hat man schnell einen Ersatz besorgt. Ich habe Sinister dieses Jahr am Heidelberg Deathfest knapp verpasst, umso gespannter bin ich nun. In meiner Erinnerung habe ich die Niederländer als eher langweilig abgestempelt, aber mal schauen, eventuell hauen sie mich heute ja komplett um. Der Auftakt ist jedenfalls schon vielversprechend, hatte ich die Gruppe doch um einiges weniger hart in Erinnerung.
Nur, mit Härte alleine ist es halt doch nicht gemacht, ein bisschen Abwechslung wäre ebenfalls schön. Diese fehlt mir auch heute stellenweise. Das alles ist gut und knallt ganz schön, läuft sich aber doch irgendwie relativ schnell etwas tot. Zudem würde eine zweite Gitarre dem Sound definitiv guttun. Scheinbar geht es nicht nur mir so, der Platz vor der Mainstage leert sich während der Show immer mehr. Dies könnte aber ebenso am Zelt liegen, wo gleich die erste Band dieses Jahres die kleine Bühne eröffnen wird. Sinister geben trotzdem alles bei ihrer ersten Performance am Party.San Open Air seit 22 Jahren. Kein schlechter Auftritt, aber richtig aus den Socken gehauen haben mich Sinister auch nicht wirklich.
Horresque
Als ich irgendwann doch noch im Zelt eintreffe, ist dieses schon gerappelt voll. Horresque scheinen definitiv eine gewisse Anziehungskraft auf das Publikum zu haben. Leider sehe ich dadurch nicht allzu viel vom Auftritt, denn um sich nach vorne zu kämpfen, gefällt mir der Sound dann doch zu wenig. Musikalisch ist der Black-Death nicht einmal so schlecht gemacht, aber die Vocals gehen mir eher auf die Nerven. Halt das typische Black Metal-Gekeife, welches mich nur sehr selten packt. Also entscheide ich mich für Nachschub an der Bier-Front, bevor es auf der Hauptbühne weitergeht.
Eternal Champion
Jedes Jahr buchen die Festival-Verantwortlichen mindestens eine «echte» Heavy Metal-Band, die stilistisch an diesem eher harten Festival etwas aus dem Rahmen fällt. Dieses Jahr fällt die Wahl auf die Texaner Eternal Champion, welche mit epischem Stahl versuchen, das Publikum auf ihre Seite zu bringen. Und dies gelingt ganz offensichtlich gar nicht schlecht, schon bei Beginn der Show ist der Platz vor der Bühne mehr als nur ordentlich gefüllt. Scheinbar haben doch einige Partysanen Bock, ihre imaginären Schwerter gen Himmel zu strecken.
Ich habe die Gruppe im März dieses Jahres bereits im Kiff gesehen, war ehrlich gesagt aber vor allem wegen Sumerlands dort, welche den Support bestritten haben. Zwischen den Gruppen gibt es jede Menge personeller Überschneidungen, und die Songs schreibt bei beiden Bands vorwiegend der gemeinsame Gitarrist Arthur Rizk. Erstens gibt es aber stilistisch gewisse Unterschiede, und zweitens treten Eternal Champion mit Jason Tarpey am Gesang an. Dieser ist zwar eine richtige Rampensau, und seine ständigen Zwischenrufe – eine Mischung aus Hundegebell und «Tom G. Warrior-UGH!» – haben einen hohen Wiedererkennungswert. Rein gesanglich ziehe ich aber den Summerlands-Sänger Brendan Radigan definitiv vor.
Trotzdem bringen die Amis den Grossteil der Anwesenden auf ihre Seite. Ganz vorne scheint die Stimmung richtig gut zu sein, und die Köpfe werden bis weit hinten geschüttelt. Das muss man als musikalischer Aussenseiter an so einem Open Air erstmal schaffen. Auch mir gefällt die Show nicht schlecht, aber zum richtigen Fan werde ich weder in Aarau noch in Schlotheim. Dennoch eine willkommene Abwechslung zum sonstigen Programm.
Wilt
Das Zelt ist bei der nächsten Band etwas weniger voll als zuvor, obwohl auf der Hauptbühne Epic und hier Death Metal geboten wird. Also wage ich mich für Wilt etwas weiter vor und entdecke dabei eine tolle Neuerung gegenüber den Vorjahren: Auf der, vom Publikum aus gesehen, linken Seite gibt es an der Zeltwand Richtung Bühne neu eine Lüftung. Zwei grosse Schläuche pumpen hier etwas kühlere Luft in die Sauna, welche die Nebenbühne bei gutem Wetter immer ist. Dies ist zwar nicht im ganzen Zelt merkbar, aber da mein Stammplatz sowieso da in der Nähe ist, geniesse ich diesen neuen Service sehr.
Nun aber zur Band: Wilt kommen aus Nordrhein-Westfalen und spielen leicht doomigen Death Metal auf den Spuren von Bolt Thrower oder Asyphyx. Sänger und Bassist Matze überzeugt mit ultra-tiefen Growls, dies ist zu hören. Der grosse Rest ist leider ein ziemlicher Brei. Der Bass ist viel zu laut und die Gitarre fast gar nicht hörbar. Dazu klingt es ein bisschen, als würden unter der eigentlichen Musik noch irgendwelche Störgeräusche über die Anlage laufen. Sehr schade, denn was ich aus dem Soundbrei so raus höre, klingt eigentlich gar nicht schlecht. Da aber auch mehrere Standortwechsel keine wirkliche Besserung bringen, verschiebe ich nach 20 Minuten wieder Richtung Hauptbühne. Schade, ich kann mir vorstellen, dass das Trio mich mit besserem Klang durchaus noch etwas mehr hätte überzeugen können.
Vltimas
Ein weiterer Grund für meinen vorzeitigen Wechsel nach draussen, ist die nun auftretende Band. Vltimas sind erst anfangs Juni als Ersatz von Cryptopsy aufs Billing gerutscht, welche aus nicht näher genannten persönlichen Gründen absagen mussten. Die Supergroup besteht unter anderem aus David Vincent (u.a. Terrorizer, I Am Morbid, Ex-Morbid Angel) am Gesang, Rune «Blasphemer» Eriksen (u.a. Aura Noir, Ex-Mayhem) an der Gitarre und Wunder-Schlagzeuger Flo Mounier (u.a. eben Cryptopsy). Letzterer ist aber, wenn ich richtig sehe, nicht mit dabei. Also weder mit seiner Hauptgruppe noch mit Vltimas.
Definitiv auf der Bühne steht aber David Vincent, der rein vom Look heute ein bisschen an Alice Cooper erinnert und auch eindeutig die zentrale Figur ist. Sein sehr variabler Gesang thront über allem, und seine optische Präsenz ist beeindruckend. Obwohl es zu Beginn nicht wirklich voll ist im Zuschauerbereich, vorne sind alle Anwesenden inklusive mir ab den ersten Tönen gebannt am Zuhören. Ich hatte mir die dieses Jahr erschienene Scheibe «Epic» sogar angehört und für nicht schlecht befunden, in meiner ständigen Playlist ist sie irgendwie trotzdem nicht gelandet. Dies wird sich nun definitiv ändern, live ziehen mich die Songs sowas von in ihren Bann.
Stilistisch ist das Gehörte gar nicht so leicht einzuordnen. Hier wird ein bisschen Black mit Death, Thrash und klassischem Heavy Metal gemischt. Abgeschmeckt wird das Ganze mit einer kleinen Prise Gothic, ohne allerdings ins Schwülstige abzudriften. Ich wüsste auf Anhieb keine Band, mit welcher ich Vltimas vergleichen würde. Mir gefällt der Auftritt ausserordentlich gut, ich kann fast nicht glauben, dass mich das Album beim Reinhören nicht gepackt hat. Jetzt beim Schreiben dieser Zeilen zuhause läuft die CD auf Repeat und hat sich bereits zu einem Jahreshighlight entwickelt. Und das Debüt «Something Wicked Marches In» von 2019 hat ebenfalls schon ein paar Durchgänge hinter sich.
Obschon die Stimmung im Publikum eher verhalten ist während des gesamten Auftritts und auch der Platz vor der Bühne etwas voller hätte sein dürfen, ich habe meine Show des Tages eventuell bereits am Nachmittag erlebt. Aber da kommen ja schon sonst noch ein paar Anwärter auf den Tagessieg.
Die Setliste Vltimas
- Intro
- Epic
- Invictus
- Mephisto Manifesto
- Interlude
- Exercitus Irae
- Interlude
- Lats Ones Alive Win Nothing
- Miserere
- Diabolus Est Sanguis
- Everlasting
Imha Tarikat
Immer noch geflasht von Vltimas taumle ich rüber zur Nebenbühne. Hier sind Imha Tarikat an der Reihe, welche in meinem Lieblingsmagazin Deaf Forever ziemlich abgefeiert werden. Bisher konnte mich die Band auf Konserve zwar absolut noch nicht überzeugen, aber gerade der letzte Auftritt hat mir gezeigt, dass dies ja eigentlich nichts heissen muss. Das Zelt ist gerammelt voll, der Hype scheint also real zu sein. Trotzdem drängle ich mich bis zur Lüftung nach vorne, um ein bisschen was zu sehen.
Leider bringt auch die geringere Distanz zum Ort des Geschehens nicht viel. Dank spärlicher Beleuchtung ist die Bühne in Dunkelheit gehüllt, welche mich mit Mitleid für alle anwesenden Fotografen erfüllt. Der Sound ist nicht viel besser als bei Wilt vorher, so dass man die Ohren schon gut spitzen muss, um besonders von der Stimme wirklich etwas zu hören. Was ich aus dem Soundbrei herausschälen kann, klingt nicht einmal uninteressant. Gerade rhythmisch wird hier vom 08/15-Black Metal-Klang durchaus etwas abgewichen. Aber so richtig umhauen will mich das trotzdem nicht. Ist halt definitiv nicht wirklich meine Baustelle. Also lieber zurück ins Freie.
Sadus
Draussen sollte es jetzt mit Sadus weitergehen. Die Herren aus Kalifornien stehen auch schon auf der Bühne, verlassen diese dann nach kurzem Soundcheck wieder. Viele Techniker wuseln nervös herum, aber sonst passiert lange nichts. Mit satten 23 Minuten Verspätung geht es schliesslich doch noch los. Aber trotz der langen Wartezeit ist der Sound absolut mies, das Schlagzeug ist dermassen laut, man hat fast schon Angst, von der Bassdrum körperliche Schäden davon zu tragen. Ich frage mich, wieso das dann solange gedauert hat, wenns danach trotzdem mies klingt.
Des Rätsels Lösung erfahre ich erst um einiges später: Das Problem lag scheinbar nicht beim Soundcheck selbst, sondern bei den Spannungswandlern aus den USA. Diese haben offensichtlich die ganze Monitor-Anlage lahmgelegt, womit eine Verspätung von etwas mehr als 20 Minuten eigentlich noch gnädig ist. Die Band lässt sich weder von der Verzögerung noch vom schlechten Sound richtig beeindrucken und gibt ab Beginn Vollgas. Auch der Zuschauerbereich ist so gut gefüllt wie noch nie heute, jeder will die legendäre Gruppe sehen, welche nächstes Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum feiert.
Geboten wird technischer Thrash Metal, der eigentlich ganz gut tönt, zumindest wenn man sich das Schlagzeug ein wenig leiser vorstellt. Ich wechsle mehrmals die Position, so richtig sauber klingt das aber leider nirgends. Und da bei einem Festival die Zeitpläne einigermassen eingehalten werden sollten, gerät das Set etwas arg kurz. Auch wenn gegen hinten noch ein bisschen überzogen wird, viel mehr als 30 Minuten sind das nicht. Schade, was ich gehört habe, war eigentlich gut. Ich würde die Gruppe gerne einmal mit voller Spielzeit und besserem Sound live erleben.
The Black Dahlia Murder
Aufgrund der Verspätung auf der Hauptbühne verzichte ich auf einen Kurzbesuch im Zelt und warte stattdessen, bis es mit knapp zehnminütiger Verspätung hier im Freien weitergeht. Es steht für mich wieder einmal eine Premiere an: Zwar habe ich The Black Dahlia Murder schon live gesehen, aber noch nie seit dem Tod von Frontmann Trevor Strnad im Jahr 2022. Den Gesang hat unterdessen der ehemalige Gitarrist – und einziges verbliebenes Gründungsmitglied – Brian Eschbach übernommen. Und ich muss sagen, er macht seine Sache ausgezeichnet!
In Sachen Charisma und Bühnenpräsenz kann Brian mit seinem Vorgänger nicht ganz mithalten, stimmlich tönt das jedoch sehr gut. Zwar hatte Trevor neben den Growls mehr hohe Schreie im Repertoire, diese fehlen mir aber ehrlich gesagt nicht wirklich. Auch sonst bietet die Gruppe einen wirklich guten Auftritt. Neben Klassikern aus der über 20-jährigen Bandgeschichte werden ebenfalls bereits erste Stücke des Ende September erscheinenden Albums «Servitude» gespielt.
Die Stimmung im ziemlich zahlreich vorhandenen Publikum ist gut, besonders vorne gibt es jede Menge Pits zu beobachten und es sind auch einige Crowdsurfer unterwegs. Angeheizt werden die Zuschauer zusätzlich durch das Bandmaskottchen auf der Bühne: Der Roadie im Affenkostüm lässt sich von den warmen Temperaturen nicht beeindrucken, sprintet hin und her und wirft Bananen ins Publikum. Mir gefällt der Melo Death der Amis heute einmal mehr. Traditionalisten rümpfen ab der modernen Interpretation des Genres gerne die Nase, aber besonders live läuft mir der Sound ausgezeichnet rein. Mal schauen, ob mich auch das neue Album begeistern kann, sehr viele Scheiben der Gruppe stehen bisher noch nicht in meiner Sammlung.
Left To Die
Nun folgt eines meiner Highlights des Festivals. Leider bin ich etwas zu spät zum Death Metal gekommen, um die legendären Death live zu erleben. Mit Chuck Schuldiners Tod 2001 hatte sich das Thema erledigt. Ich konnte bereits einmal die Quasi-Nachfolgeband Death To All in Zürich sehen, bin aber trotzdem auf die neue Tribute-Supergroup Left To Die fast noch mehr gespannt. Mit Rick Rozz an der Gitarre und dem Bassisten Terry Butler (u.a. bei Obituary) sind hier ebenfalls zwei ehemalige Mitmusiker von Chuck dabei. Vocals und die zweite Gitarre übernimmt Matt Harvey – der Exhumed-Frontmann beweist auch bei Gruesome, wie überzeugend er den Chuck geben kann. Dort ebenfalls aktiv ist Drummer Gus Rios, welcher ansonsten vor allem als ehemaliges Mitglied von Malevolent Creation bekannt sein dürfte.
Diese illustre Schar spielt Songs aus der ersten Ära der Death Metal-Legende, konkret von den Alben «Scream Bloody Gore» und «Leprosy». Ja, ich weiss: In der Vergangenheit habe ich mich schon verschiedentlich über Coverbands ausgelassen. Aber das hier ist dann doch eine etwas andere Geschichte, und ich freue mich wirklich, diese Lieder einmal live erleben zu dürfen. Ganz offensichtlich macht es auch den Beteiligten Spass, dem Mitbegründer des Genres Tribut zu zollen. Besonders Rick Rozz hat praktisch während des gesamten Auftritts ein ziemlich breites Grinsen auf dem Gesicht.
Diese Freude überträgt sich ebenfalls aufs Publikum. Je länger die Show dauert, desto mehr Stimmung kommt auf. Es gibt nicht nur einen grösseren Moshpit in der Mitte, sondern auch diverse Side-Pits. Und die Crowdsurfer beschäftigen nun auf praktisch der ganzen Breite des Bühnengrabens die Securities. Für viele der Anwesenden – mich inklusive – könnte das noch ewig so weitergehen. Nachdem die Band aber bereits fünf Minuten überzogen hat, signalisiert die Stage-Managerin relativ energisch, dass nun Schluss ist. Schade, Matt wollte gerade nochmals einen Song anstimmen… Trotzdem bleibt unter dem Strich ein sackstarker Auftritt, welcher Death alle Ehre macht. Wer die Chance hat, Left To Die live zu sehen, sollte sich diese auf keinen Fall entgehen lassen! Wer weiss, wann eine Tribute-Band dem Original wieder einmal so nahe kommt…
Darkened Nocturn Slaughtercult
Da das Zelt zu voll ist, um wirklich noch etwas von Ritual Death mitzubekommen, wählen wir nun einmal einen Sitzplatz unter einem der Zelte auf dem Gelände, welche einen Blick auf die Hauptbühne bieten. An der Reihe sind als nächstes Darkened Nocturn Slaughtercult, bei denen ich eigentlich schon weiss, dass ihr Sound nichts für mich ist. Und das bewahrheitet sich sehr schnell. Die Screams von Frontfrau Yvonne «Onielar» Wilczynska sind absolut furchtbar, ich habe mir im Notizheft aufgeschrieben «Eule vor dem Stimmbruch». Auch musikalisch finde ich das irgendwo zwischen langweilig und schlecht.
Man muss der Band aber einen optisch imposanten Auftritt attestieren. Die speziellen Gewänder – Onielar scheint im Hochzeitskleid auf der Bühne zu stehen – und die Bühnen-Deko sehen nicht schlecht aus. Damit wäre aus meiner Sicht aber bereits alles Positive aufgezählt. Dem Publikum vor der Bühne scheint der Auftritt zu gefallen, obwohl weniger Leute anwesend sind als zuvor bei Left To Die. Aber ich überbrücke die Zeit lieber mit Essen und ein paar Kaltgetränken.
Schammasch
Mangels Alternative und aus Interesse an der einheimischen Szene begebe ich mich nun wieder einmal vor die Nebenbühne. Ich bin ja wahrlich kein grosser Black Metal-Fan, aber Schammasch aus Basel sind mir ein Begriff. Wohl unter anderem, weil die Gruppe mittlerweile im Feuilleton angekommen ist und sogar schon beim staatlichen Radio SRF3 thematisiert wurde. Auch hier scheint das Publikum äusserst gespannt zu sein, das Zelt ist jedenfalls bereits vor Beginn sehr gut gefüllt.
Als die Musiker die Bühne betreten, fällt auf, dass es sich hier um keine reine «Kapuzenband» handelt. Im Gegensatz zu Batushka und ähnlichen Vertretern sind nicht alle Musiker in lange Gewänder gekleidet, sondern nur die beiden Frontmänner. Ob die «Bademäntel» der restlichen Mitglieder vergessen wurden? Ich weiss es nicht. Ganz offensichtlich ist der optische Auftritt aber sehr beeindruckend für die meisten Besucher, ich habe noch selten so viele filmende Leute gesehen hier im Zelt.
Musikalisch gefällt mir das Dargebotene ebenfalls gar nicht schlecht und definitiv besser als das momentane Programm auf der anderen Bühne. Gerade der erste gespielte Song hat definitiv etwas. Danach wird es aber für meine Ohren eher langweilig, stellenweise sogar einschläfernd. Die repetitiven Elemente gehören bei der Band wohl dazu, sind nach dem langen Tag jedoch fast zu viel für meine Müdigkeit. Dem Rest des rappelvollen Zeltes scheint es allerdings zu gefallen, und so beschliesse ich, für Kenner der Materie Platz zu machen. Ich verziehe mich vor die Hauptbühne und hoffe auf einen Dampfhammer-Wecker.
Terrorizer
Die Chance für einen solchen stehen gar nicht so schlecht, schliesslich sind nun Terrorizer an der Reihe. Die Grindcore-Pioniere sind für mich eine Bucket-List-Band, entsprechend gefreut hat mich die Ankündigung. Endlich erlebe ich meine Live-Premiere der Gruppe. Dabei steht aber auch ein Wiedersehen an: David Vincent, welcher mich am Nachmittag als Sänger von Vltimas vollends begeistert hat, steht nun in komplett anderem Look und als Bassist auf der Bühne.
Zum Auftakt erklingt «Hordes Of Zombies», der Titelsong des Longplayers von 2012, welcher mein Erstkontakt mit Terrorizer war. Geht ja schon mal gut los, wird aber noch besser. Denn im direkten Anschluss wird das legendäre Debüt «World Downfall» von 1989 praktisch in voller Länge gespielt. Nur der ganz am Schluss des Albums platzierte Titeltrack wird weggelassen. Leider kann der Mischer vor allem zu Beginn wieder einmal nicht ganz mit der Band mithalten. Der Sound könnte definitiv besser sein und war es bei den letzten Auftritten auch. Zum Glück pendelt sich das aber mit der Zeit etwas ein.
David Vincent, Drummer Pete Sandoval und ihre beiden relativ neuen Mitstreiter an Gitarre (Richie Brown) und Mikrofon (Brian Werner) geben derweil während der gesamten Spielzeit Vollgas. Besonders Sänger Brian erweist sich als Aktivposten und wagt sogar einen Ausflug runter in die Menge. Scheinbar ist der Rückweg aber weiter als gedacht, der nächste Song startet somit erstmal Instrumental. Als der Frontmann dann wieder neben seinen Kollegen steht, ist er etwas ausser Atem, setzt aber brav mit seinen Vocals ein. Erst nach dem Song lässt er das Publikum wissen, dass er zu alt für den Scheiss ist.
Der Platz vor der Bühne ist ziemlich gut gefüllt, und auch die Stimmung wird immer besser. Unter anderem dank ständiger Aufforderungen von Brian ist besonders in den vorderen Reihen einiges an Bewegung vorhanden. Speziell bei «Dead Shall Rise», welches der Sänger Trevor Strnad widmet, ist ein riesiger Pit in Bewegung. Nach dem kompletten «World Downfall»-Album folgen nochmals zwei Tracks von «Hordes Of Zombies», ein Song von «Darker Days Ahead» (2006) und zum Abschluss mit «Nightmares» ein ganz altes Stück von 1987 aus der Demo-Phase der Band. Danach wird der grossartige Auftritt mit dem Outro «Highway Star» von Deep Purple abgeschlossen.
Was für ein Abriss! Ich hatte wirklich hohe Erwartungen an Terrorizer, diese wurden aber locker erfüllt, ja sogar übertroffen. Als einziger kleiner Wermutstropfen bleibt der nicht ganz perfekte Sound, trotzdem bin ich absolut begeistert von diesem headlinerwürdigen Gig.
Die Setliste Terrorizer
- Hordes Of Zombies
- Afterworld Obliteration
- Storm Of Stress
- Fear Of Napalm
- Human Prey
- Corporation Pull-In
- Strategic Warheads
- Condemned System
- Resurrection
- Enslaved By Propaganda
- Need To Live
- Ripped To Shreds
- Injustice
- Whirlwind Struggle
- Infestation
- Dead Shall Rise
- Evolving Era
- State Of Mind
- Crematorium
- Nightmares
- Outro (Highway Star – Deep Purple)
Abbath
Der eigentliche Headliner folgt erst noch, zumindest nominell. Abbath spielt ein spezielles Immortal-Set, welches wohl alle Black Metal-Anhänger in Verzücken versetzt. Nun, ich bin weder ein Fan von Immortal noch vom Solo-Zeugs des wohl bekanntesten Corpsepaint-Trägers Norwegens, deswegen verziehen wir uns zuerst einmal Richtung Whisky-Bar. Von da aus sehe ich noch den riesigen Bühnenvorhang mit grossem Abbath-Konterfei aufgedruckt, und bekomme die ersten Songs so halb mit. Und auch die grosszügig eingesetzten Feuereffekte fallen auf.
So richtig packt mich das aber nicht, zumindest musikalisch. Optisch wird durchaus eine imposante Show geboten, meine Beine können hingegen nach dem langen Tag langsam aber sicher nicht mehr. Deshalb geht es zurück zum Camp, wo noch ein paar Biere vernichtet werden. Es kommen diverse Besucher von Lüneburg bis Franken vorbei, und ein bestens aufgelegter Meier verwickelt sie alle in längere Gespräche. So erfahren wir interessante geografische Fakten zur Stadt Hof – 20 Kilometer von Sachsen entfernt – und dem entsprechenden Dialekt. Bis dann irgendwann alle müde genug sind für den Schlafsack.
Party.San Open Air 2024 – Fanzit Donnerstag
Ein durchwegs gelungener Eröffnungstag! Für mich ist der klare Tagessieger, der Donnerstags-MVP, der G.O.A.D. (Greatest Of All Day) ganz eindeutig David Vincent. Seine beiden Bands Vlitmas und Terrorizer haben mich beide richtig begeistert. Aber auch Left To Die, The Black Dahlia Murder und Bastard Grave wussten mit tollen Auftritten zu gefallen. So kann es gerne weitergehen!
Party.San Open Air 2024 – Tag 2 (Freitag, 09 August)
Da die Temperaturen in der Nacht auf ein angenehmes Level abkühlen, habe ich länger geschlafen als auch schon. Der Nachteil: Das hohe Gras ist durch Tau beim nächtlichen Toilettengang ziemlich nass, womit man danach mit feuchten Füssen zurück in den Schlafsack kriechen muss. Aber immer noch besser, als am Morgen schon um halb acht 30 Grad im Zelt zu haben…
Trotz späterem Aufstehen reicht die Zeit noch für ein Frühstück, bevor es wieder ins Infield geht. Die Reise nach vorne trete ich heute definitiv pünktlich an, schliesslich beginnt der Freitag, welcher mich ansonsten programmtechnisch nicht so begeistert, gleich mit einem Paukenschlag. Und damit ist nicht der Schuss aus der Kanone Esmeralda gemeint.
Stillbirth
Traditionell wird der Freitag um 12 Uhr von einer Band aus dem Goregrind-Spektrum eröffnet, welche für viele verkleidete Leute vor der Bühne sorgt. Dieses Jahr ist das aber etwas anders, denn mit Stillbirth ist nun Brutal Death Metal und Slam angesagt. Ich habe die Gruppe mittlerweile schon sehr oft live erleben dürfen, zuletzt vor genau zwei Wochen am Rotten Rock Fest (das Review dazu findet ihr hier). Und enttäuscht haben mich die Jungs dabei eigentlich noch nie.
Dass die Gruppe für den Eröffnungsslot eigentlich schon fast zu gross ist, zeigt sich am für die frühe Uhrzeit sehr grossen Andrang vor der Hauptbühne. Der bisherige Besucherrekord bei diesem Slot von Gutalax im Jahr 2019 wird locker getoppt, zumindest was die Jahre betrifft, welche ich miterlebt habe. Apropos Party.San Open Air 2019, da hatte ich auch meine erste Begegnung mit Stillbirth, damals noch auf der Nebenbühne. Schon damals haben die Jungs abgerissen, und das machen sie heute ebenso.
Im Gegensatz zum bereits erwähnten Auftritt im Goms vor 14 Tagen sind heute wieder zwei Gitarristen mit dabei. Frontmann Lukas Swiaczny verspricht gleich zu Beginn viele alte Songs zum Grindcore-Frühstück. Dies wird auch eingehalten, wobei viele dieser alten Sachen wie «Brootal Party», «Schmand an der Hand» und «Beating Pacifists» bereits beim Rotten Rock Fest gespielt wurden. Da war die Spielzeit aber länger, und so konnten generell mehr Tracks auf der Setliste untergebracht werden als hier, wo nur 40 Minuten zur Verfügung stehen. Diese Zeit wird jedoch perfekt genutzt.
Die Band liefert wie gewohnt einen sackstarken Auftritt. Ich finde es wirklich super, wie sich die Jungs ihre Spielfreude immer wieder anmerken lassen. Und auch das Publikum macht fleissig mit. Sind die ersten Circle Pits noch etwas verhalten und vor allem von «lustig» verkleideten Leuten mit Accessoires wie Klobürsten und Lauch in den Händen bevölkert, machen spätestens bei der riesigen Wall of Death sehr viele der Anwesenden mit. Lukas lässt es sich hier einmal mehr nicht nehmen, dabei einen Ausflug vor die Bühne zu machen und zwischen den heranstürmenden Leuten in der WOD durchzurennen. Im Gegensatz zu Terrorizers Brian Werner gestern ist er danach aber um einiges schneller zurück bei seinen Bandkollegen.
Nach einer entsprechenden Ansage von der Bühne sind bei den letzten zwei Liedern dann noch diverse Crowdsurfer unterwegs, so wird auch die Security gleich wach und es ist sichergestellt, dass nach den 40 Minuten wirklich alle durchgeschwitzt sind. Wie bereits erwähnt, schlechte Stillbirth-Shows gibt es sowieso nicht. Dies wird hier ein erneutes Mal sehr eindrücklich unter Beweis gestellt. Und die riesige Schlange vor dem Merch der Band nach dem Auftritt ist ein weiteres Zeugnis davon.
Die Setliste Stillbirth
- Intro
- Brootal Party
- Open Up This Fkn Pit
- Schmand an der Hand
- Endgame Is Near
- Global Error
- Panem Et Circenses
- Beating Pacifists
- Steuerklasse 1 und keiner sagt Danke
- Chainsaw Va. Face
- Unleash The Mutation
- Degraded To Mutilation (Intro) + Revive The Throne
Obscurity
Den etwas undankbaren Slot direkt nach Stillbirth haben heute Obscurity aus Nordrhein-Westfalen gekriegt. Die Ortsbezeichnung ist hier nicht unwesentlich, listet www.metal-archives.com doch ganze 14 (!!) Bands mit diesem Namen. Geboten wird melodischer Wikinger-Kram irgendwo zwischen Death und Black Metal. Und versehen mit deutschen Texten. Es hat nun um einiges weniger Leute vor der Bühne als noch zuvor, und auch mich hält das ehrlich gesagt nicht besonders lange hier. Die Truppe wirkt zwar durchaus sympathisch, gerade die Ansangen des Frontmanns sind sehr erfrischend. Und wenn er darüber sinniert, dass sie wohl geschwindigkeitstechnisch mit den meisten Bands hier und insbesondere den direkten Vorgängern nicht mithalten können, sogar witzig.
Aber musikalisch ist das einfach überhaupt nicht meine Baustelle. Da der Rest meiner Gruppe sowieso direkt nach Stillbirth zurück zum Camp ist, mache ich mich ebenfalls auf den Weg. Allerdings nicht ohne vorher noch den diversen Ständen der Händler vor Ort einen Besuch abzustatten. Schliesslich will meine neue Kutte, wenn die Festivalsaison vorbei ist und ich endlich wieder etwas Zeit habe, noch von den vielen freien Stellen befreit werden. Mit den neuen Patches in der Tasche geht es dann aber Richtung «heimischem» Grill.
Bewitched
Wieder einmal hat eine geplant kurze Pause etwas länger gedauert. Aber unter dem Pavillon zusammenzusitzen, zu grillieren und bei ein paar Kaltgetränken über Satan und die Welt zu diskutieren, gehört bei so einem Open Air halt einfach auch dazu. Besonders wenn im Line-up in der Zeit nichts steht, was mich wirklich interessiert. Nach viel Black Metal ist nun mit Bewitched Thrash angesagt, wenngleich angeschwärzter. Damit kann ich grundsätzlich etwas anfangen, also mache ich mich wieder auf den Weg ins Infield. Ich bin gespannt, wie mir die Schweden gefallen. Denn kennen tue ich die Band bisher nicht.
Aussehen tun die Herren schon einmal ungefähr so wie erwartet: Lederwesten, Nietenarmbänder und dazu schwarz geschminkte Augen. Auf sonstiges Corpsepaint wird hingegen verzichtet. Auch musikalisch klingt das ungefähr so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Gut gemachter Old School Thrash mit gewissem Venom-Einfluss, würde perfekt auf eine Tour mit Desaster passen. Zudem wirkt die Band ziemlich sympathisch. Frotmann Vargher freut sich, nach 17 Jahren endlich wieder am Party.San Open Air spielen zu können. Der Weg hierhin war aber steinig, so wurde das komplette Gepäck inklusive Instrumenten von der Fluggesellschaft verloren und man bestreitet den heutigen Gig mit von den Landsmännern Sacramentum geliehenem Equipment.
Dies merkt man aber nicht, der Auftritt wirkt sehr souverän. Kein Wunder, die Gruppe feiert nächstes Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum, diese Routine zeigt sich. Davon angesteckt, ist auch die Stimmung vorne im Publikum ziemlich gut. Gerade viel Thrash ist dieses Jahr ja nicht im Billing, somit stehen wohl so ziemlich alle Thrasher jetzt vor der Bühne. Der Platz da ist zwar nicht übervoll, aber doch einigermassen gut ausgelastet. Gut so, denn Bewitched liefern wirklich ein gutes Konzert ab. Ich werde die Band zuhause mal noch in Ruhe abchecken müssen, ich kann mir vorstellen, dass mir das auch auf Tonträger gefällt.
Die Setliste Bewitched
- Blood On The Altar
- Night Of The Sinner
- Holy Whore
- Hellcult
- Deathspell
- Sabbath Of Sin
- Triumph Of Evil
- Hellcult Attack
- Hellblood
- At The Gates Of Hell
- Hard As Steel (Hot As Hell)
Los Males Del Mundo
Eigentlich könnte ich ja gleich vor der Hauptbühne bleiben, da ich bei der nächsten Band gerne weit vorne stehen möchte und im Zelt wieder Black Metal auf dem Programm steht. Ich find den Bandnamen Los Males Del Mundo aber so geil, das ich trotzdem kurz bei den Argentiniern reinschaue. Oder ich versuche es zumindest, das Zelt ist nämlich sehr voll. So lausche ich einfach etwas von hinten und erwische gleich einen Part, der mir musikalisch gar nicht so schlecht gefällt.
Kurz darauf setzt aber das fürchterliche Geschrei ein, welches sich Vocals schimpft. Schade, wieder einmal macht für mich die Stimme alles kaputt. Die immer wieder aufblitzende Raserei im Sound gefällt mir zwar, aber der Gesang geht gar nicht. Da es zudem sehr heiss ist hier drin, beschliesse ich, doch lieber draussen auf den nächsten Auftritt zu warten.
Kraanium
Nun ist eine ordentliche Portion Slam angesagt. Ich war ehrlich gesagt ziemlich erstaunt, dass Kraanium eine so späte Spielzeit erhalten haben. Am Party.San Open Air ist diese Art von Musik schliesslich eher etwas seltener als zum Beispiel am Rock the Hell (wer es nicht kennt, hier gibt es die Reviews der letzten beiden Jahre zu lesen). Nun, mir soll es recht sein, sind doch meine sonstigen Highlights heute eher rar gesät. Der Platz vor der Bühne ist zu Beginn noch ziemlich leer. Nach einer Aufforderung des Fronters kommen die Leute aber wenigstens etwas dichter vor die Bühne.
Auch der Sound ist ganz zu Beginn eher suboptimal. Das Mikrofon ist generell zu leise und bei einem kurzen Aussetzer während des ersten Songs ist für einen Moment nur noch das Schlagzeug zu hören. Glücklicherweise hat sich der Mischer aber relativ schnell auf Slam eingestellt, und so klingt das schon bald einiges besser. Die Stimmung hat ebenfalls gewisse Anlaufschwierigkeiten, doch es bildet sich dann trotzdem rasch ein grösserer Pit in der Mitte.
Wer heute das Mikrofon in der Hand hält bei Kraanium, habe ich ehrlicherweise nicht herausgefunden. Der Posten ist in den letzten Jahren immer wieder anders besetzt worden für Shows, einen festen Sänger hat die Gruppe nicht mehr in ihren Reihen. Die Felle verdrischt hingegen wie gewohnt Tobias Tellenbach aus der Schweiz, welcher das auch bei diversen anderen Bands wie zum Beispiel Amputate oder Oral Fistfuck macht. Unter anderem wegen ihm kommt da ganz schön viel Druck aus den Boxen, welcher gar weniger slam-affine Zuschauer zumindest zum Mitnicken bringt.
Es hat aber doch einige Gesichter, welche das Ganze eher skeptisch verfolgen. Spätestens beim Rap-Outro («Slam» von Onyx) sehe ich ein paar Köpfe schütteln, und ich rede nicht vom Headbangen. Genau deswegen rechne ich den Veranstaltern hoch an, dass sie auch solche Bands buchen, obwohl sie für viele Traditionalisten ein Graus sind. Mir persönlich hat der Auftritt aber gut gefallen, obwohl die Band die Spielzeit leider nicht ganz ausnutzt und die Bühne fünf Minuten zu früh verlässt. Hat trotzdem Spass gemacht.
Die Setliste Kraanium
- Rock Filled Orifice
- Ritualized Defleshment
- Double Barrel Penetration
- Massive Piles Of Festering Remains
- Braindead Skullfucking
- Diarrhea Iduced Gag Reflex
- Slammed Kranial Remains
- Hung By Your Entrails
- Midget Fucker
NervoChaos
Eigentlich find ich es sogar ein ganz kleines bisschen gut, dass Kraanium etwas früher aufgehört haben. Mit NervoChaos spielt im Zelt nun als nächstes ein Act, den ich auch hier kennengelernt habe. Die Brasilianer haben die Zeltbühne schon 2019 einem Belastungstest unterzogen und mir dabei ziemlich gut gefallen. Nun also endlich das zweite Aufeinandertreffen, in die Schweiz verschlagen hat es die Band soviel ich weiss nämlich in der Zwischenzeit nie. Die Gruppe ist unterdessen zwar vom Quartett zum Trio geschrumpft, macht aber immer noch jede Menge Druck.
Das Zelt ist besonders im Vergleich zu den Black Metal-Bands zuvor zwar eher leerer, dafür tobt aber in der Mitte ab Beginn ein grosser Moshpit. Sänger/Gitarrist Diego Mercadante und seine Mannen spielen richtig schönen Old School Death Metal mit Thrash-Kante und haben einen leichten südamerikanischen Touch. Mir gefällt der Auftritt wie schon vor fünf Jahren erneut gut. Nicht weltbewegend oder extrem innovativ, aber trotzdem sehr unterhaltsam.
Incantation
Mein Fazit zu Nervo Chaos kann eigentlich sehr ähnlich auch für die nächste Band auf der Hauptbühne verwendet werden. Bei Incantation-Shows kann man sich sicher sein, dass man erstens soliden Old School Death Metal serviert bekommt, und zweitens bei jeder Ansage von Frontmann John McEntee die volle Dosis F-Wort abkriegt. Überraschenderweise ist er wieder fucking froh hier zu sein. Und bei allem Gefluche wirkt der Gute dennoch einfach unfassbar sympathisch. Trotz mittlerweile 35 Jahren als Sänger der Band aus Pennsylvania brennt das Feuer ganz offensichtlich immer noch.
Eben, so richtig innovativ ist das alles auch hier nicht. Aber es macht einfach gute Laune, und bei Beginn sind nicht einmal so wenig Leute vor der Bühne. Dann setzt jedoch ein ziemlich starker Regen ein, welcher einen grossen Teil der Anwesenden erstmal Richtung Zelt oder andere Unterstände verschwinden lässt. Auch wir fliehen zu der Nebenbühne und hoffen, dass es bald wieder vorbei ist. Spannend, wen man da so trifft. In unserem Fall ist das Thomas Wissel von Final Breath, welche wir 2020 im Vorprogramm von Destruction, Legion Of The Damned und Suicidal Angels gesehen haben – notabene eines unserer letzten Konzerte vor Corona.
So kommt man etwas ins Quatschen, und versucht gleichzeitig aus der Ferne noch Incantation mitzunehmen. Als es ganz kurz nachlässt mit dem Regen, wage ich mich dann kurz raus. Doch kaum ist wieder ein halber Song durch, öffnet Petrus die Schleusen nochmals. Sorry John und Co.! Was ich gesehen habe, war definitiv nicht schlecht. Aber aufgrund der Nässe und meiner nicht für Regen bestimmten Schuhe habe ich nicht einmal die Hälfte des Auftritts miterlebt. Was ich gesehen habe war aber – wie gewohnt – fucking good.
Varathron
Die grössten Profiteure der plötzlichen Wetter-Kapriolen sind ganze eindeutig die Athener Black Metaller von Varathron. Dank dem Dach ist das Zelt nun so voll wie wohl selten zuvor. Da es immer noch schüttet sind auch wir noch etwas hier. Und – Überraschung – mir gefällt das musikalisch nicht einmal so schlecht. Hat teilweise ein bisschen etwas von Necrophobic meets Dissection, also leichte Spuren von Death Metal. Nur sind die Vocals erstens extrem verhallt (vermutlich gewollt?), und zweitens erreichen die Griechen meiner Meinung nach die Songschreiber-Fähigkeiten der genannten Schweden nicht einmal ansatzweise.
So nutzen wir eine kurze Regenpause während der Show für einen erneuten Trip zurück zu unserem Camp. Ich habe definitiv noch keinen Bock auf schlafen und von den nun folgenden Batushka habe ich auf der 70’000 Tons Of Metal Cruise schon Live-Shows beider Versionen gesehen (2023 und 2024). Bei beiden wäre ich fast weggedöst, also lieber nochmals Kräfte sammeln für das Finale.
Kovent
Eigentlich wollte ich noch etwas Sólstafir schauen, dafür sind wir dann doch etwas zu spät losgelaufen. Ausser ein paar letzten Tönen bekommen wir da nichts mehr mit. Nicht so schlimm, so richtig gut fand ich die Isländer bisher selten, einzig beim MehSuff! 2023 und leicht fiebrig hat mich das irgendwie gepackt (HIER gibt es den Bericht). Auf Kovent bin ich hingegen gespannt. Die Doom-Band aus Dänemark besteht seit 2015 und hat einen ordentlichen Hype entfacht – nicht nur, aber wohl auch weil hier vier Frauen am Werk sind. Eigentlich stand die Gruppe bei mir schon am Open Air Gränichen auf dem Programm, da mussten wir aufgrund des Wetters aber vorher Forfait geben. Da es mittlerweile nicht mehr regnet, will ich hier nun Verpasstes nachholen.
Das Zelt ist, als wir eintreffen, schon bis weit nach hinten gut gefüllt, scheinbar sind viele Partysanen auf den heutigen Headliner der kleinen Bühne gespannt. Los geht es mit einem choralen Intro ab Band, danach betreten die Damen die Bühne und schlagen die ersten Töne an. Und dann, gefühlt eine Minute später, die zweiten. Zumindest bei Beginn ist das sehr doomig, vom Tempo her geht die Tendenz schon Richtung Funeral Doom. Und ich hatte noch Angst, bei Batushka einzuschlafen…
Ich finds ehrlich gesagt ziemlich langweilig, auch beim zweiten Song. Und meine Begleitung ist regelrecht entsetzt ab der sehr langsamen Musik. Kollege Meier meint sogar, die Band spiele ja gar nicht, weil so wenige Noten angeschlagen werden. Nun, ganz so schlimm ist es selbstverständlich nicht. Aber den Hype verstehe ich trotzdem nur sehr bedingt. Für mich eindeutig zu viel Doom und zu wenig Death. Zusammen mit der stickigen Luft hier drin Grund genug, den vorzeitigen Rückzug ins Freie anzutreten.
Behemoth
Durch das frühzeitige Wechseln vor die Hauptbühne, finden wir vor dem Seven Lords Whisky Pub sogar noch einen Sitzplatz und können die Aufbauarbeiten für den Behemoth-Gig ein bisschen verfolgen. Die Polen sind heute der eindeutige und unbestrittene Headliner, entsprechend viele Leute hat es auch vor Showbeginn schon bei der Bühne. Mich hat die Band bisher nie wirklich umgehauen, weder live noch auf Tonträger. Und dies, obwohl ich Nergal eine sehr spannende Figur finde und immer gerne Interviews mit dem Frontmann lese. Mal schauen, ob ich heute bekehrt werde.
Bevor die Show anfängt, hängt ein riesiger Vorhang vor der Bühne, welcher auch noch für Schattenspiele verwendet wird. Als dieser fällt, ist die beeindruckend eingerichtete Spielfläche zu sehen. Von speziellen Mikrofonständern, bis zu den ganzen Aufbauten ist das schon alles sehr imposant gemacht. Und ich muss sagen, zumindest zu Beginn gefällt mir heute die Musik gar nicht so schlecht. Das höhere Tempo im Vergleich zur letzten Band ist fast schon mitreissend.
Über längere Distanz zeigt sich aber wieder einmal, dass Behemoth wohl nie zu 100% mein Ding sein werden. Obwohl das Fans nicht gerne hören werden, mir kommt immer wieder Las Vegas oder zumindest der Broadway in den Sinn. Sowohl die Show mit durch-choreografierten Band-Moves als auch der doch eher glatt polierte Sound wirken für mich einfach oft mehr wie ein Musical als wie eine Metal-Show. Gut gemacht ist das, definitiv. Aber irgendwie fehlt mir der Dreck. Würde der Disney-Konzern eine (Black-) Metal-Show machen, sie wäre ziemlich sicher mit Behemoth.
Ob es wohl nicht nur mir so geht, oder sich die Kräfte des Publikums langsam aber sicher dem Ende zuneigen? Ich weiss es nicht. Jedenfalls ist es gegen den Schluss der Show – übrigens ungefähr sechs Minuten vor dem eigentlichen Zeitplan – um einiges leerer vor der Bühne als noch zu Beginn. Trotzdem, schlecht war das sicher nicht. Aber definitiv auch in Zukunft nicht meine erste Wahl.
Nach dem letzten Konzert des Abends geht es zurück in unser Camp, wo Meier seinem Entsetzen über Kovent – wir erinnern uns, die haben ja gar nicht gespielt – noch lange Luft verschaffen kann. Der Gute ist ab dem doomigen Sound so entsetzt, dass er vor dem Einschlafen noch eine Portion Dying Fetus in seinem Auto braucht. Aber erst nach ein paar Bier, versteht sich. Der Rest der Truppe legt sich ohne eine Extra-Portion Brutal Death in den Schlafsack.
Party.San Open Air 2024 – Fanzit Freitag
Seit ich zum Party.San Open Air fahre, habe ich wohl noch nie so wenige Bands an einem Tag gesehen. Dies liegt zum einen sicher ein bisschen am Regen. Zum andern war aber das Line-up heute irgendwie so gar nicht auf mich zugeschnitten. Dank der Slam-Fraktion bestehend aus Stillbirth und Kraanium hatte ich dann doch zwei Highlights, und auch Bewitched fand ich richtig gut. Trotzdem hoffe ich, dass der Samstag noch ein paar Höhepunkte mehr bereit hält
Party.San Open Air 2024 – Tag 3 (Samstag, 10 August)
Es bleibt dabei, ich schlafe dieses Jahr besser als bei den letzten beiden Festivals hier. Es wird am Morgen irgendwie später warm im Zelt. Dies hilft zwar für das Stehvermögen den ganzen Tag, dadurch verpasse ich aber 2024 die Frühschoppen-Bands. Im Falle von Iron Walrus find ich das sehr schade, hätte ich gerne gesehen. Cover-Bands hingegen brauche ich nach wie vor nicht, schon gar nicht von Bathory…
Ulthar
Nicht ganz unerwartet treffen die oben erwähnten Blood Fire Death (Bathory-Tribute) aber einen Nerv beim Publikum, als wir auf den Auftritt von Ulthar hin eintreffen, ist das Zelt sehr gut gefüllt. Die erste Hauptbühnen-Band muss hingegen mit einem Bruchteil der Zuschauer im Vergleich zu Stillbirth gestern auskommen. Das seit 2014 aktive Trio aus Oakland lässt sich davon freilich nicht beeindrucken und legt sehr druckvoll los.
Obwohl die Gruppe aus der Bay Area kommt, tönt ihr angeschwärzter Death Metal eher ein kleines bisschen nach Ruhrpott. Ich vermute, dass die ersten Alben des heutigen Headliners Sodom ab und zu gelaufen sind bei Ulthar. Entsprechend hat der ziemliche wilde Death auch eine leichte Thrash-Note. Das Ganze klingt teilweise gewollt etwas rumpelig und sehr roh, gefällt mir aber gerade deswegen ziemlich gut. Und obwohl erst Mittag ist, kriegen Ulthar von den Veranstaltern bereits erste Feuereffekte spendiert. Hat es so früh meines Wissens am Party.San Open Air noch selten gegeben. Gelungener Auftakt.
Die Setliste Ulthar
- Fractional Fortresses
- Cosmovore
- Cephalophore
- Undying Spear
- Larynx Plateau
- Asymetric Warfare
Regarde les Hommes Tomber
Von der Bay Area geht es nun nach Westfrankreich, genauer nach Nantes. Regarde les Hommes Tomber haben nicht nur einen geilen Bandnamen, sondern klingen zu Beginn gar nicht mal so schlecht. Zudem scharen sich vor der Hauptbühne nun auch etwas mehr Leute als noch direkt zuvor. Gespielt wird grundsätzlich Black Metal, aber eher in einer etwas abgefahrenen Variante. Experten würden wohl von Post Black Metal sprechen. So sind besonders die Clean Vocals sehr speziell, teilweise schon fast opernmässig. Und das Tempo wird gleich beim ersten Song ziemlich variiert.
Eigentlich gar nicht so schlecht, wenngleich der Gesang nicht so richtig mein Ding ist. Irgendwie lässt die Spannung zumindest bei mir aber schnell nach. So nach drei Liedern hätte ich das eigentlich gehört und ich fange eher an mich zu langweilen. Wenigstens die hier ebenfalls bereits zahlreich eingesetzten Pyro-Effekte sorgen noch etwas für Abwechslung. Ich habe definitiv schon schlechteren Black Metal gesehen und gehört. Aber auch schon besseren.
Necrot
Es folgt bereits das zweite Trio aus Oakland des Tages. Der Death Metal von Necrot ist etwas weniger angeschwärzt als bei den Kollegen von Ulthar und klingt eindeutig nach Old School. Mit Sonny Reinhardt hat man einen exzellenten Leadgitarristen auf der Bühne, welcher den Songs oft seinen Stempel aufdrückt. Ein zweiter Sechssaiter würde dem Live-Sound der Gruppe aber definitiv guttun. Ich mag ja grundsätzlich so Drei-Mann-Kommandos, hier wäre der Sound mit einer Rhythmus-Klampfe einfach noch etwas voller.
Obwohl es wieder ein paar Zuschauer weniger vor der Bühne hat als bei den Franzosen direkt vorher, kommt nun erstmals etwas Stimmung auf. Schon früh tobt vorne ein Circle Pit und nach 25 Minuten ist zudem der erste Crowdsurfer des Tages unterwegs. Auch dank der witzigen Ansagen von Fronter Luca Indrio haben alle Anwesenden ihren Spass. Ein wirklich guter Auftritt der Amis. Muss ich mir nach dem Festival mal noch auf Konserve geben. Wenn, wie mir mein Stehnachbar gesagt hat, da tatsächlich zwei Gitarren zu hören sind, könnte das definitiv etwas für mich sein.
Die Setliste Necrot
- Cut The Cord
- Lifeless Birth
- Stench Of Decay
- The Blade
- Your Hell
- Drill The Skull
- Winds Of Hell
- Sinister Will
Ultha
Wer sich beim Lesen des Berichts gerade verwundert die Augen reibt und denkt: Moment, da war ich doch schon – so ist es mir beim Blick aufs Line-up ebenfalls gegangen. Schon speziell, vor etwas mehr als zwei Stunden haben Ulthar ihr Set beendet, nun folgen Ultha. Die beiden Bands unterscheidet aber nicht nur ein R, sondern auch sonst so einiges. Die nun spielende Version mit einem Buchstaben weniger kommt aus Köln, spielt reinen Black Metal und hat auch mehr Leute auf der Bühne. Unter anderem einen Live-Keyboarder! Es gibt sie also doch noch…
Geboten wird teilweise etwas gar atmosphärischer Black Metal mit zweistimmigen Vocals. Eine der beiden Stimmen gefällt mir mit ihren Growls, die andere nervt ziemlich mit hohen Schreien. Die Ansage schon vor dem ersten Track, wie sehr man sich freut hier zu sein und dass man ebenfalls schon privat hier war, macht die Truppe durchaus sympathisch. Ansonsten ist das halt wirklich so gar nicht mein Ding. Sicher gut gemacht, aber gerade auf Dauer wirklich nichts, was mich umhaut.
Malphas
Etwas vor Ende von Ultha wechsle ich ins Zelt. Schliesslich sind nun wieder Landsmänner am Werk, und am Meh Suff! letztes Jahr fand ich Malphas für Black Metal ziemlich gut. Obwohl die Reihen auch vor der Hauptbühne eher locker besetzt sind, ist der Platz vor der Nebenbühne bei Beginn noch ziemlich leer. Dies stellt sich aber schnell als Glücksfall heraus, weiter hinten ist der Sound bei Beginn so schlecht, dass man sich zwingend nach vorne begeben muss, wenn man wirklich etwas von der Band hören will. Oder zumindest von Sänger Szivilizs, welcher mit seinen Vocals gegen den Rest der Soundwand aufgrund eher leisem Mikrofon fast nicht ankommt.
Wenn man dann etwas hört von der Stimme, kann man dem neuen Frontmann durchaus attestieren, ein würdiger Nachfolger von Vorgängerin A. Tlemati zu sein. Kein Wunder, ist er durch diverse andere Bands wie Chotzä alles andere als ein unbeschriebenes Blatt in der Szene. Mir gefällt der leicht von Death Metal angehauchte Sound erneut ziemlich gut. Umso mehr freut es mich für die Gruppe, dass nach dem Ende von Ultha doch noch ein paar Leute mehr im Zelt vorbeischauen. Dies hat allerdings auch den etwas unangenehmen Nebeneffekt, dass es noch heisser und stickiger wird hier drin. So bleibe ich zwar nicht ganz bis zum Ende, aber immerhin lange genug, um Malphas einen guten Auftritt attestieren zu können.
Hate
Auf der Hauptbühne sind nun Hate an der Reihe. Und zwar die polnische Band dieses Namens, welche bereits seit 1991 existiert. Dies nur zur Präzisierung, existieren doch insgesamt über zehn Gruppen, welche sich so nennen. Die Warschauer haben zu Beginn ihrer langen Karriere noch eher traditionellen Death Metal gespielt, mit den Jahren sind aber immer mehr Black-Einflüsse dazu gekommen. Dies ist schon rein optisch zu sehen, tritt die komplette Gruppe doch mit Corpsepaint in den strahlenden Sonnenschein.
Natürlich sind die Death Metal-Wurzeln weiterhin etwas zu hören, gerade bei den Vocals. Diese sind gegrowlt und auf Screams wird grösstenteils verzichtet. Nur packt mich das musikalisch irgendwie absolut nicht. Dies ging mir schon mit den letzten beiden Alben so, welche ich mir aufgrund guter Reviews beide angehört hatte. So entschliesse ich mich, dem Rest meiner Gruppe zu folgen, welche sich bereits nach Necrot Richtung Camp verabschiedet hat.
Sulphur Aeon
Kennt ihr das, wenn ihr eine Band eigentlich gut finden wollt, das aber nicht so richtig gelingt? So geht es mir mit Sulphur Aeon. Ich habe meine Pause extra so beendet, dass ich vom Auftritt der deutschen Death Metaller noch etwas mitbekomme. Das letzte Album der Gruppe wurde im Deaf Forever zur Platte des Monats gewählt und auch sonst von vielen Seiten abgefeiert, die normalerweise meinen Geschmack gut treffen. Und trotzdem hat mich die Scheibe irgendwie nicht so richtig gepackt.
Wie sieht es live aus? Es hat jedenfalls sehr ordentlich Leute vor der Bühne, wohl mehr als bei allen bisherigen Shows des Tages, welche ich gesehen habe. Und irgendwie ist das durchaus spannend. Die Vocals sind ziemlich variabel, die langen Songs überraschen immer mal wieder mit unerwarteten Wendungen und das alles ist definitiv sehr gut gemacht. Und trotzdem: Es packt mich erneut nicht. Ob es die ziemlich präsenten Black Metal-Vibes im Sound der Nordrhein-Westfalen sind? Ich weiss es nicht. So sehr ich die Band auch respektiere und ihr einen grundsätzlich guten Auftritt attestieren kann, zum Fan werde ich nach wie vor nicht.
Disentomb
Eventuell sind mir Sulphur Aeon einfach nicht heftig genug? Möglich, denn bei Disentomb bin ich ab der ersten Sekunde im Lager der Fans. Obwohl das Zelt ganz zu Beginn noch etwas leer ist, die Australier legen los wie die Feuerwehr. Dies bekommt man offensichtlich draussen ebenfalls mit, denn schnell sind mehr Leute vor der Bühne. Und trotz der Sauna-Temperaturen ist sofort ein Circle Pit am Kreisen.
Die Jungs aus Brisbane würden auch perfekt ans Rock the Hell passen. Geboten wird ziemlich geiler Brutal Death mit ein paar Slam-Parts. Musikalisch ist das definitiv sehr anspruchsvoll, aber doch nicht zu verkopft, um in Tech Death-Gefilde abzudriften. Dazu growlt sich Sänger Jordan James die Seele aus dem Leib, dass es eine wahre Freude ist. Da die Spielzeit mit 35 Minuten eher beschränkt ist, verzichtet der Frontmann auf längere Ansagen. Schade nur, dass trotzdem teilweise etwas längere Pausen zwischen den Songs entstehen, welche manchmal den Schwung etwas rausnehmen.
Dies ist aber mein einziger Kritikpunkt am ansonsten unglaublich guten Auftritt. Ok, die viel zu heissen Temperaturen hier drin müssten auch nicht sein, dafür kann die Band aber nichts. Ansonsten gibt es definitiv nichts zu jammern. Ich freue mich schon auf die Show der Gruppe zusammen mit The Black Dahlia Murder und Stillbirth nächste Woche im Kiff!
Obscura
Aufgrund des Abrisses von Disentomb kommen wir ein bisschen nach Beginn der Obscura-Show vor die Hauptbühne. Trotzdem hat es nicht allzu viele Leute hier, was mich bei den Tech Death-Urgesteinen doch ein wenig erstaunt. Ich selbst habe die Bayern schon sehr gut live erlebt, aber auch schon Auftritte gesehen, die mich nicht ganz so gepackt haben. Und heute? Ganz ehrlich, so begeistert hat mich die Band wohl noch nie!
Der Sound ist absolut top und die Setliste sehr gut zusammengestellt – inklusive meines Favoriten «Incarnated» ganz am Schluss. Dieser wird von Bandkopf und Alleinherrscher Steffen Kummerer natürlich Chuck Schuldiner gewidmet, welcher den Track ganz offensichtlich inspiriert hat. Selbstverständlich hat Steffen auch wieder eine top Live-Band zusammengestellt. So richtig feste Mitglieder gibt es ausser dem Chef bei Obscura, soweit ich mitbekommen habe, nicht mehr. Davon merkt man heute aber überhaupt nichts, die Besetzung wirkt trotzdem sehr eingespielt.
Mir ist es ein absolutes Rätsel, wieso nicht mehr Zuschauer vor der Bühne sind und ausser einem mittelgrossen Circle Pit ganz vorne die Stimmung eher mässig ist. Aus meiner Sicht hätte dieser Auftritt definitiv ein grösseres und euphorischeres Publikum verdient gehabt. Ich hoffe, Obscura bald wieder einmal auf Tour in der Schweiz erleben zu dürfen. In der momentanen Form der Band wäre ein Besuch für mich absolute Pflicht.
Die Setliste Obscura
- Prelude
- Forsaken
- Emergent Evolution
- Mortification Of The Vulgar Sun
- Devoured Usurper
- The Anticosmic Overload
- Septuagint
- Incarnated
- Outro (The Origin Of Primal Expression)
Legion Of The Damned
Mit der Death-Thrash-Instituion Legion Of The Damned folgt nun eigentlich ein Garant für gute Live-Shows. Entsprechend ist der Platz vor der Bühne auch etwas voller als bei Obscura direkt vorher, obwohl immer noch mehr Leute Platz hätten. Der Sound klingt nach wie vor sehr gut, der momentan diensthabende Mischer versteht sein Handwerk definitiv. Und trotzdem haben die Niederländer zumindest bei mir so direkt nach dem Tech-Death Abriss von vorher einen etwas schweren Stand heute.
Nicht falsch verstehen, das ist alles sehr gut gemacht, die Musik drückt und ich bin nach wie vor froh um den zweiten Gitarristen. Dieser hat Legion Of The Damned in meinen Augen (und vor allem Ohren) nochmals einen guten Schritt nach vorne gebracht. Trotzdem haut mich der Auftritt hier und heute irgendwie nicht aus den Socken. Ich kann nicht einmal genau benennen wieso. Aber bei vergangenen Shows hat mich die Band einfach noch mehr überzeugt. So stresst es mich gar nicht so sehr wie erwartet, dass ich etwas vor Ende der Show ins Zelt wechseln will, oder fast muss.
Hellripper
Denn hier steht nun einer der momentan wohl heissesten Acts im (Underground-)Metal auf der Bühne! Entsprechend voll ist es schon kurz vor Beginn. Gut also, dass ich etwas früher gekommen bin, sonst gäbe es fast keine Chance mehr, so weit nach vorne zu kommen, dass man nicht nur etwas hört, sondern auch sieht. Hellripper sind genau genommen gar keine Band, sondern das Solo-Projekt von James McBain aus Aberdeen. Ähnlich wie Athenar von Midnight spielt er die Tonträger seiner «Gruppe» alleine ein und sucht sich anschliessend Musiker für Live-Shows
Nicht nur die Zuschauer, auch James und seine Mitstreiter scheinen die Show kaum erwarten zu können. Bereits vor dem eigentlichen Beginn gemäss Zeitplan legen die Schotten los wie von der Tarantel gestochen. Das Energie-Level ist ab Sekunde eins extrem hoch, und schon beim ersten Lied singt fast das gesamte Zelt mit. Auch ein Circle Pit im vorderen Zuschauerbereich ist sofort aktiv.
Falls irgendwer Hellripper noch nicht kennt: Geboten wird ein Mix aus klassischem Heavy/Speed-Metal mit Zutaten aus Black Metal und Punk. Midnight trifft Exciter und Skull Fist, mit einem anschliessenden Abstecher zu einer Exploited/Misfits-Coverband. Das Album «Warlocks Grim & Withered Hags» (Review gibt es hier) kann ich allen Interessierten nur wärmstens ans Herz legen.
Nun aber zurück zur Show. Trotz Vollgas-Programm kommt James auch noch dazu, zwischen den Songs ein paar sympathische Ansagen einzustreuen. Ich hoffe inständig, alle Anwesenden haben die Anweisung, 30 Sekunden durchzuatmen zwischen zwei Songs, wirklich wahrgenommen. Denn direkt danach folgt der «Big Bloody Pit», welchen der Frontmann gefordert hat.
Sehr selten war das Zelt vergleichbar voll bis hinten, und so gute Stimmung hier in der Sauna habe ich erst recht noch fast nie erlebt. Hellripper reissen die Hüte regelrecht ab. Ich beisse mich gerade in den Hintern, habe ich die Show am Iron Force Speed Fest im Sedel 2023 verpasst. Hoffentlich gibt es bald wieder die Gelegenheit auf einen Auftritt in der Schweiz.
Anaal Nathrakh
Mit leichter Verspätung aufgrund des Zelt-Abrisses der Schotten, wechsle ich zu den Engländern vor die Hauptbühne. Ich bin vor einigen Jahren am Wacken Open Air durch Zufall bei einer Show der Gruppe im Zelt gelandet und war damals regelrecht geflasht. Auf Tonträger hat mich der Sound der Band aus Birmingham hingegen nie so richtig gepackt. Und so geht es mir ehrlich gesagt auch beim zweiten Live-Aufeinandertreffen mit Anaal Nathrakh.
Wenngleich es immer wieder Parts gibt, die mir grundsätzlich gefallen – teilweise tönt das schon fast nach (Hard-)Core – sind die ständigen Industrial-Teile ab Band aus meiner Sicht nicht nur unnötig, sondern sogar störend. Gekoppelt mit dem ausgiebigen Gelaber zwischen den Songs und der, vorsichtig ausgedrückt, eher mässigen Stimmung im nicht allzu zahlreich anwesenden Publikum, ist das nun nichts, was mich vor der Bühne hält.
Da ich Paradise Lost im Anschluss erstens nicht extrem gut finde, und zweitens in Kürze noch am Meh Suff!-Festival sehen werde, entscheide ich mich nochmals für eine kurze Pause hinten beim Camp. Schliesslich will ich für den Headliner wieder topfit sein.
Sodom
Nun, so richtig frisch fühlt man sich nach drei Tagen Festival in meinem Alter naturgemäss nicht mehr. Aber für Sodom mobilisiere ich definitiv die letzten Kräfte. Seit Jahren eine meiner Lieblingsbands, haben die Ruhrpott-Thrasher für heute ein Spezial-Set angekündigt: Die Fans konnten via Website wählen, welche Songs sie hören wollen. Natürlich ergibt sich dadurch eine Setliste, die nicht ganz dem Standard entspricht. Los geht es mit dem Intro «Procession to Golgatha», was nicht einmal so überraschend ist. Aber direkt im Anschluss folgt «S.O.D.O.M.» von «Epitome Of Torture», welches eher selten im Programm ist. Sehr schön, so kann es gerne weitergehen!
Ich erspare unseren Lesern jetzt ein Track-to-Track-Review des gesamten Auftritts. Bei Sodom könnte ich fast zu jedem Lied etwas Schreiben, dies würde aber definitiv den Rahmen sprengen. Ihr findet die Setliste ja unten am Bericht. Sehr schön ist aber vor «The Crippler», dass Tom den Titel als «Lied vom demnächst kommenden Album Tapping The Vein» ansagt. Nun, die Scheibe ist 1992 erschienen. Eventuell bezieht sich der Angelripper aber auch auf den demnächst folgenden Re-Release des in meinen Augen ziemlich unterschätzten Longplayers.
Der Platz vor der Bühne ist ehrlich gesagt nicht einmal so voll, wie ich das erwartet hätte. Und anhand der Stimmung auf Höhe Mischpult merkt man eindeutig, dass nicht nur ich die drei Tage Festival langsam spüre. An der Band liegt das definitiv nicht. Sodom liefern einen grandiosen Auftritt ab! Mit «Gomorrah» steht ein Song im Programm, welchen ich trotz jahrelangen Konzertbesuchen noch gar nie live erleben durfte. Und auch die Pyroshow ist alles andere als von schlechten Eltern. Spätestens bei «Agent Orange» hat man das Gefühl, die ganze Bühne steht in Flammen.
«Ausgebombt» bietet nochmals das gesamte Spektrum an Feuereffekten. Und die lange Version – inklusive deutscher Hymne von Frank Blackfire auf der Gitarre – macht sowieso immer Spass. Ich glaube, irgendwann während der Show etwas von Live-DVD gehört zu haben? Ich hoffe sehr, ich habe das richtig mitgeschnitten. Denn der Auftritt von Sodom heute war einfach nur Extraklasse! Meine Kräfte sind langsam aber sicher am Ende, weswegen es auch nicht direkt vor die Bühne gereicht hat. Aber sogar von hier hinten hat mich die Show absolut überzeugt. Die Stimmung hätte zwar noch etwas besser sein dürfen, aber die Band hat mehr als nur abgeliefert. Was für ein würdiger Schlusspunkt des diesjährigen Party.San Open Air!
Die Setliste Sodom
- Procession to Golgatha (Intro)
- S.O.D.O.M.
- Jabba the Hut
- The Crippler
- City of God
- The Saw Is the Law
- Blasphemer
- Napalm in the Morning
- Nuclear Winter
- Gomorrah
- Agent Orange
- Wachturm
- Get What You Deserve
- Partisan
- Let’s Fight in the Darkness of Hell
- Remember the Fallen
- Ausgebombt
- Bombenhagel
Party.San Open Air 2024 – Fanzit Samstag
Der letzte Festivaltag hat mir noch einmal alles abverlangt – im positiven Sinn. Mit Hellripper und Disentomb haben mich vor allem zwei Zelt-Bands richtig begeistert. Aber auch die Hauptbühne war mit Obscura, Necrot und Ulthar alles andere als schlecht bestückt. Und Sodom haben einmal mehr bewiesen, dass sie ein würdiger Headliner sind.
Das Fanzit – Party.San Open Air 2024
Was haben wir vor dem Festival diskutiert: Schlechtestes Line-up ever? Nein, definitiv nicht. Zugegeben, am Freitag hat mich so wenig interessiert wie noch selten hier in Thüringen. Aber abgesehen davon hatte es dann doch mehr Highlights, als zuerst gedacht. Und auch sonst hat das Party.San Open Air 2024 dank der erneut nahezu perfekten Organisation die Erwartungen wieder locker erfüllt.
Kleine Kritik gibt es natürlich trotzdem: Wenn schon so viele Camp-Flächen im Voraus für Grossgruppen reserviert sind, dürfte das Gras gerne bis ganz hinten getrimmt werden. Die nassen Beine bis zum Knie nach dem nächtlichen Klo-Gang müssten definitiv nicht sein. Und auch Pinkel-Möglichkeiten abseits von den «Shit And Shower»-Camps dürfte es auf dem Camping-Areal durchaus mehr geben. Zum Glück wurde da während des Festivals zumindest partiell aufgestockt.
Abgesehen davon hat das Party.San Open Air wieder einmal seinen Ruf als bestes Extreme Metal-Festival Europas zementiert. Und mit Blick auf die ersten Bands 2025 – unter anderem Napalm Death, I Am Morbid (David Vincent kann gleich hierbleiben!), Gorgoroth, Hellbutcher, Grave, Skeltal Remains, usw. – ist die Chance eines erneuten Besuches nächstes Jahr zumindest von meiner Seite her nicht soo klein. Behaltet die Homepage https://www.party-san.de/news im Auge, und plant euch das Party.San Open Air 2025 fest in der Agenda ein. Als mehrfacher Wiederholungstäter kann ich klar sagen: Es lohnt sich!