Satan's Fall - Met-Bar-Lenzburg 2024 Preview
Sa, 14. September 2024

Satan’s Fall, Voltage Arc

Met-Bar (Lenzburg, CH)
24.09.2024
Satan's Fall - Met-Bar-Lenzburg 2024 Preview

«Handörgeli» und Rentierpisse

Heavy Metal und Hardrock im Stil der 80er Jahre? Genau das wurde einem am Samstagabend in der Lenzburger Met-Bar geboten. Sowohl Voltage Arc als auch die Finnen von Satan’s Fall glänzten mit kurzweiligen Auftritten. Einzig der Besucheraufmarsch hätte ein bisschen grosszügiger ausfallen dürfen.

Was hat meine geliebte Honigwein-Schenke denn dieses Mal so im musikalischen Angebot? Für den Auftakt werden die «local heroes» von Voltage Arc – die selbst ein «Handörgeli» mit Rock ‘N’ Roll-Flair ausstatten können – besorgt sein. Die Jungspunde steuern unaufhaltsam auf die Veröffentlichung ihrer zweiten Platte «Sextasy» zu. Ende dieses Monats ist es schon so weit. Aber vielleicht bekommen wir ja bereits heute die eine oder andere Kostprobe der frischen Stücke. Wie ich aus verlässlicher Quelle (eine Dame mit «stabilem» Musikgeschmack) weiss, hat beispielsweise die Single «Sin City» einen ziemlichen Ohrwurm-Charakter. Hoffentlich gründet die Nummer in meinem Oberstübchen nicht gleich mit «Dina» von King Zebra eine Wohngemeinschaft…

Der heutige Headliner hört auf den Namen Satan’s Fall und reist aus Finnland an. «Dutti-Kenner» wissen, dass «Suomi-Gruppen» bei mir häufig einen hohen Stellenwert geniessen und deshalb bin ich überaus gespannt auf diese mir (noch) unbekannte Formation. Einzelne Mitglieder seien in der Regel eher in härteren Bands unterwegs, aber bei diesem Projekt wird auf klassische Schwermetall-Klänge gesetzt. Eine erste Überraschung, denn bei «Satan’s Fall» hätte ich jetzt spontan eher an die Sparten Black oder Death Metal gedacht. Bisher haben die Nordmänner mit «Final Day» (2020) und «Destination Destruction» (2023) zwei Studioalben unters Volk gebracht.

Nachtschwärmer müssen nach den Shows übrigens an einem anderen Ort weiterfeiern, denn die Met-Bar wird wegen des eidgenössischen Buss- und Bettages dazu genötigt, ihre Pforten bereits um 00.15 Uhr zu schliessen. Fraglos eindrücklich, wie viele Feiertage es in gewissen Regionen unseres Landes gibt. Aber für mich macht es ohnehin keinen Unterschied, da ich sowieso meistens den erstmöglichen Nachtzug in Richtung Heimat anpeile.

Voltage Arc

Doch wenden wir uns nun lieber den musikalischen Darbietungen zu. Die Jungs aus Beinwil am See (im Dialekt «Böju» genannt) eröffnen um 20.45 Uhr die ganze Angelegenheit. Sänger Toni schreit noch hinter der Bühne schon einmal die Boxen warm. Anschliessend tritt das Quartett ins Rampenlicht – gewohnt mit nackten Oberkörpern und in löchrigen Jeans gekleidet (schimmert da sogar etwa Voltage Arc-Unterwäsche durch? Ganz schön frech). Beim zweiten Track macht sich offenbar zum ersten Mal ein gewisser Durst bemerkbar. «Hey Heinz, bring mer no es Öpfel-Träumli» wird ins Mikrofon gebrüllt. Es folgt logischerweise das eingängige «Apple Dream».

Wie schweizerisch will ja eine Truppe sein? Voltage Arc beantworten diese Frage mit einem lauten «Ja!». Das Stück «Break Free» eröffnet der Fronter nämlich mit einer «Handörgeli-Einlage». Seine Kumpels flankieren ihn dazu mit Flaggen unseres Landes. Wenn man die Akteure kennt, ist diese Aktion zwar keine Neuheit, aber sie sorgt trotzdem immer wieder für staunende und grinsende Gesichter. Die fetzigen Soli vermögen ebenfalls zu gefallen. Dafür dürften die Hintergrundgesänge eine Prise kräftiger eingestellt werden. Dass die Herrschaften Energiebündel sind, ist ein offenes Geheimnis. Ich hege sowieso die Vermutung, dass ihr mit Blitzen verziertes Backdrop ihnen zusätzliche Schübe verleiht.

Neue Songs? Jep, wir werden diesbezüglich definitiv zufriedenstellend bedient. Unter anderem kommt «Throw It All Away» zum Zug, welches die Akteure zum allerersten Mal live vortragen. Und ja, meine «Dina» erhält tatsächlich ihre WG-Partnerin, denn dieses elende «Sin City» klebt einem schlimmer in den Gehörgängen als jeder Kaugummi. Well done, boys! Und der werte Toni verfügt wahrlich über ein geiles Stimmorgan, oder? Das ruhigere «Upside Down» ist ein weiterer Beleg für diese Aussage. Einen kleinen Faux-Pas leistet er sich bloss bei der Ansage des Headliners. Mein lieber Freund, Satan’s Fall stammen aus Finnland (und nicht aus Norwegen 😉). Und das Begiessen von Klampfer Merlin mit Hopfentee üben wir auch nochmals. Da wird ja sonst die ganze Bühne nass!

Die spassige Performance von Voltage Arc endet schliesslich wieder volkstümlich. Gemeinsam mit dem Publikum wird nämlich das «Vogulisi» geträllert. Ich bleibe bei meiner Meinung – diese jungen Wildhunde sind auf einem hervorragenden Weg und könnten in ihrer Karriere noch so manches Mal für Furore sorgen. Es wäre ihnen jedenfalls gegönnt.

Satan’s Fall

Die Finnen dürfen sich auf eine ausgezeichnet aufgewärmte Hörerschaft freuen. Nach einem Intro, welches irgendwie an Walt Disney erinnert, legen sie schwungvoll los. Ob Basser Joni Petander hinter seiner riesigen Sonnenbrille überhaupt die Konturen der Met-Bar erkennt? Das wissen wohl nur die Götter. Sänger Miika Kokko ergötzt sich derweil am Ventilator auf der Bühne (den er aber zuerst gemeinsam mit Bandbetreuerin Sabi «zähmen» muss). Immerhin hätten sie einen «Fan» ausserhalb Finnlands. Meine Herren, wenn ihr so weiterspielt, werden daraus sicherlich noch ein paar mehr (und einige davon sind sogar menschlich).

Die ominöse finnische Qualität drückt erneut durch. Keine Ahnung, was man denen dort oben ins Trinkwasser mischt – aber es funktioniert! Apropos «trinken», Miika gibt zu, dass sie gefühlt erst seit vier Stunden in der Schweiz seien. Aber ein wichtiges Wort habe er trotzdem schon gelernt. Das darauffolgende «Prost» wird von den Besuchern lautstark quittiert. Mit dem morgigen Feiertag können sich die Finnen aber irgendwie nicht anfreunden. Vielleicht wird deshalb ein kleiner Seitenhieb in Form von «No Gods, No Masters» gezockt? Die Nummer klingt übrigens ähnlich wie «Crusader» von Saxon. Chapeau übrigens in Richtung Blondschopf Ville Koskinen. Der haut trotz Erkältung astreine Soli raus.

Satan’s Fall haben die Sache souverän im Griff und unterhalten die Leute in gekonnter Manier. Ab und an sind aus den Reihen der lauschenden Nasen gar euphorisierte «Perkele»-Rufe (und andere finnische Flüche) zu hören. Aber ich nenne aus Diskretionsgründen keine Namen. Eine Dame verlangt plötzlich nach Ville Valo (aber nein, der steht bei dieser Formation freilich NICHT auf der Bühne). Gegen Ende schockt uns Miika mit der Aussage, dass er überrascht sei, hier Lapin Kulta-Bier im Angebot zu sehen. In seiner Heimat würde man dieses Gesöff nämlich als «Rentierpisse» bezeichnen. Na wunderbar, und ich habe soeben wieder eine Flasche davon geleert… Zum Glück verfüge ich über einen stabilen Magen. Mit «Metal Of Satan» ist dann nach rund 70 Minuten Schicht im Schacht.

Das Fanzit – Satan’s Fall, Voltage Arc

Zwei coole Acts haben uns den Samstagabend effektiv versüsst. Wären Merch-Artikel verfügbar gewesen, hätte ich wahrscheinlich glatt den halben Laden geplündert. Schade, dass Satan’s Fall mit einer überschaubaren Besucherschar auskommen mussten. Ich hoffe trotzdem, dass sie eines Tages in unser Land zurückkehren werden. Wir hatten jedenfalls eine unterhaltsame Sause mit unseren «Konzert-Gspänli» (merci an die Mädels und Timo!). Aber nun freue ich mich auf den morgigen Brummschädel (Sabi hat uns zum Abschluss noch ein paar Gläschen «Salmiakki»-Schnaps offeriert). «Vittu, perkele, saatana!»

Die Setliste – Voltage Arc

  1. Tonight
  2. Apple Dream
  3. If You Slow Down (You Lose)
  4. Break Free
  5. Throw It All Away
  6. Waiting To Get Wild
  7. Upside Down
  8. Hardrock Hotspot
  9. For Rock And Roll
  10. Rockin’ Man
  11. Sin City
  12. Never Forget To Drink
  13. Outro – « Vogulisi»

Die Setliste – Satan’s Fall

  1. Lead The Way
  2. Posionhead
  3. Afterglow
  4. They Come Alive
  5. Kill The Machine
  6. Retribution
  7. Forever Blind
  8. No Gods, No Masters
  9. Swines For Slaughter
  10. Juggernaut
  11. Final Day
  12. There Will Be Blood
  13. Metal Of Satan

Wie fandet ihr das Konzert?

24.09.2024
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