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Fr, 13. September 2024

Victory – Circle Of Life

Hardrock, Heavy Metal
09.09.2024
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Nostalgie? Von wegen …

Den 8. Januar 2016 werde ich wohl nie mehr vergessen: Victory entern im hintersten Chrache (dt. Schlucht) vom Emmental die Bühne und rocken alles in Grund und Boden.

In fortgeschrittenem Jugendalter hauen die spielfreudigen Rocker dem Publikum einen Hit nach dem anderen um die Ohren. Nicht nur das ältere Semester, sondern auch die jüngere Garde feiert begeistert mit. Die Zeit steht still, am Ice Rock kommt pures 80s Nostalgie-Feeling auf. Aber ist es wirklich nur Nostalgie? Das elfte Studioalbum der Hannoveraner gibt den idealen Anlass, der Sache auf den Grund zu gehen.

Klare Linie

Victory entstehen inmitten einer goldenen Ära – einer Zeit, in der junge Hard’n’Heavy-Bands wie Pilze aus dem Boden schiessen. Wer die Gunst der Stunde nutzt und durch ein Label entsprechend promotet wird, kommt als ganz grosse Nummer raus. Dieses Privileg bleibt Victory vorübergehend verwehrt, zumal der Markt USA-lastig ist. Wer weiss, was passiert wäre, hätten sich die Hannoveraner mit Schminke, Haarspray und Glitzerklamotten unter jene Szene gemischt … doch die Linie ist (zum Glück) eine andere.

Erdiger, schweisstreibender Hardrock bis an die Grenzen des Heavy Metal ist die Devise. Das vierte Album «Culture Killed The Native» (1989) wird zum Hit und mit «Temples Of Gold» (1990) wird inspiriert nachgedoppelt. Victory etablieren sich neben Scorpions, Accept, Helloween und Gamma Ray zu den erfolgreichsten deutschen Hard’n’Heavy-Bands. Selbst in der depressiven Phase des Metals (1990-1996) ziehen die Rocker konsequent ihr Ding durch.

Da die Herren auch noch in anderen Bands aktiv sind oder werden, tritt die Aktivität von Victory in den Hintergrund; jedoch ohne deren Kultstatus zu verlieren. Während der zweiten Metalwelle (ab 1997) erscheint sporadisch relevantes Material von den Hannoveranern.

Was man sät, erntet man – so das Sprichwort. Victory haben es nie für nötig empfunden, irgendwelchen Modeströmungen hinterherzujagen. Vielmehr ist die Band immer unverkennbar sich selbst geblieben, was die Ernte vom neuen Album nachdrücklich beeinflusst.

Kreislauf des Lebens

Was an «Circle Of Life» vom ersten Ton an auffällt, ist die phänomenale Produktion. Der luftig dunkle und dynamische sowie äusserst knackig warme Sound erzeugt unmittelbar ein angenehmes Gefühl in der Bauchregion. Steins tight auf den Punkt gespielte Drums und Burkerts präzis pulsierende Bassläufe legen den perfekten Teppich für die Gitarrenattacken von Frank und Pesin aus. Keine zehn Sekunden sind vom Opener ‹Tonight We Rock› gezockt und man weiss, das wird der ultimative Reisser. Spätestens wenn der Gesang einsetzt, sind alle Zweifel (sofern es die überhaupt gab) verflogen – besser kann man ein Album nicht eröffnen!

Selbst Hardrock-Muffel wissen, dass bei diesem simpel gestrickten Stil gerade der Gesang perfekt sitzen muss, um überhaupt relevant zu sein. Gianni Pontillo passt da mit seiner Reibeisenstimme optimal in die grossen Schuhe der Vorgänger Charlie Huhn oder Fernando Garcia. Ist er bereits auf dem Vorgängeralbum «Gods Of Tomorrow» zu bewundern, so tobt er sich auf der neuen Langrille erst so richtig aus. Herman Franks Kompositionen bieten die geeignete Steilvorlage dazu.

Von den stampfend-groovigen Hymnen ‹American Girl›, ‹Surrender My Heart›, ‹Unbelievable World› und ‹Falling› über den potenziellen Hit ‹Moonlit Sky› und den metallischen Ausreisser ‹Money› bis hin zu den Überholspur-Rockern ‹Count On Me› und ‹Virtual Sin› wird mehr denn je auf das altbewährte Song-Konstrukt gebaut, ohne jemals verbraucht zu wirken oder pseudo-nostalgisch sein zu wollen.

Das Fanzit Victory – Circle Of Life

Victory sind ein Garant für ehrlichen, schnörkellosen und energiegeladenen Hardrock. «Circle Of Life» ist die Ernte jahrelanger Erfahrung in einer Szene, die ihren Puls aus den 80ern hat. Jeder einzelne Song wirkt erfrischend spielfreudig. Obendrauf verpasst Herman Frank mit einer dezent dosierten Portion Blues einen gehörigen, wohltuenden Tritt in den Hintern. Das macht ordentlich Laune und reiht «Circle Of Life» in die Liste zum Hardrock-Album des Jahres!

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Trackliste Victory – Circle Of Life

  1. Tonight We Rock
  2. American Girl
  3. Count On Me
  4. Surrender My Heart
  5. Unbelievable World
  6. Moonlit Sky
  7. Falling
  8. Money
  9. Reason To Love
  10. Virtual Sin

Line-Up Victory

  • Gianni Pontillo – Vocals
  • Herman Frank – Guitars
  • Mike Pesin – Guitars
  • Malte Frederik Burkert – Bass
  • Michael Stein – Drums

Video Victory – Count On Me


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 9/10



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Victory
09.09.2024
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