Die Stunde der Flöte
Greed of a King von Battle Tales wäre fast an mir vorbeigerauscht. Aber nur fast, denn wenige Tage nach der Veröffentlichung bin ich doch noch über das Album gestolpert. Zum Glück, denn es hat ein Review verdient.
Doch mit wem haben wir es eigentlich zu tun hier? Battle Tales sind eine einheimische Folk Metal-Band aus der Romandie. Die vier Herren haben ziemlich genau vor neun Jahren ihr erstes Lebenszeichen in Form eines Demos veröffentlicht. Bereits da hat sich die Band auf die Fahne geschrieben, ihrer Musik ein Konzept in Geschichtsform zugrunde zu legen, was sie anschliessend auf ihrem Debütalbum umgesetzt hat. Die Fortsetzung dieser Erzählung steht nun mit dem zweiten Album Greed of a King vor uns.
Bei deren Vertonung stellen Battle Tales dem klassischen Metal-Instrumentarium bestehend aus Gitarre, Bass und Schlagzeug ein Keyboard, eine Flöte sowie einige Gastinstrumente zur Seite. Das erinnert klanglich mal an den ursprünglichen Folk Metal der irischen Schule, mal an die symphonisch geprägte finnische Strömung des Subgenres und lässt neben vielen orchestral geprägten Parts da und dort gar Neoklassizismus aufblitzen, wie er im italienischen Power Metal zu finden ist. Nun sind alle diese Bestandteile bereits des Öfteren von verschiedenen Bands herangezogen und gar miteinander vermischt worden, doch Battle Tales geben dem Ganzen ihren eigenen Dreh, indem sie alle Ingredienzen gleichberechtigt zum Einsatz kommen lassen und ihnen jeweils gleich viel Platz einräumen.
Der selbstsicher über dem Sound thronende Gesang bewegt sich dabei vor allem in den Gefilden heldenhaften Klargesangs, wobei es auch eine wohldosierte Ladung an Geschrei auf die Ohren gibt. Produziert ist das alles wunderbar luftig, ohne speziell auf Druck aus zu sein, was aber Hand in Hand geht mit der märchenhaften Stimmung der Geschichte (die sich darüber hinaus im passenden allerdings unspektakulären Artwork niederschlägt).
Mit dieser Mélange schafft es das Quartett, den roten Faden durch das Album hindurchzuweben und in diesem Rahmen vorbildlich musikalisch auf die Texte einzugehen. Die Idylle zu Beginn zeigt sich deshalb in freundlichen Klängen, der Einfluss des Bösen wird mit kreischender Stimme dargestellt, orientalische Instrumente vertonen die Kräfte der Beraterin aus südlichen Landen und das Bankett kommt als tänzerischer Hit daher. Richtig gelesen: „Banquet Hall Massacre“ ist ein veritabler Hit geworden, zumindest für alle, die Flötenklänge mögen. Für Freunde der Dramatik empfiehlt sich dagegen der flotte Titeltrack, während Gitarrenliebhaber mit „To the Gallow“ bedient werden.
57 Minuten nehmen sich Battle Tales insgesamt Zeit für ihr Konzeptalbum. Das lässt zwar viel Raum, um die Geschichte des Königs und der verwunschenen Flöte ohne Hast zu erzählen, macht das Album aber leider da und dort langatmig. So schafft es neben einigen anderen Abschnitten beispielsweise das ganze „The Curse in the Chest“ nicht, nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben. Ein ähnliches Beispiel sind die beiden Instrumentalstücke „Fallen King’s Medley“ und „Adrift“, die für das Fortschreiten der Geschichte überflüssig erscheinen und erst noch unglücklich platziert gleich hintereinander auf der Tracklist stehen. Zusammengefasst wäre weniger mehr gewesen: Battle Tales schaffen es leider nicht über das ganze Album hinweg, ihre Stärken gänzlich zu kondensieren und die vorhandenen ambitionierten Ideen zu verdichten.
Demgegenüber stehen die bereits erwähnten Höhepunkte, die sich verteilt über die Laufzeit von Greed of a King tummeln. In diesen spielt die Band ihr Flair für Oper und Musical gekonnt aus und unterhält mit dramaturgisch wohlüberlegten Arrangements, bühnenreifen Melodien sowie narrativ aufgebauten Kompositionen. Die Momente, in denen sich alles genau richtig zusammenfügt, lassen die entsprechenden Lieder dann auch richtig glänzen.
Das Fanzit zu Battle Tales – Greed of a King
Battle Tales sind auf ihrem neuen Werk einige richtig gute Songs und hörenswerte Momente gelungen. Das abwechslungsreiche Konzeptalbum kann zusätzlich mit einer schön eingewobenen Geschichte punkten, wobei die Musik konsequenter zum Wesentlichen zusammengefasst sein dürfte. Greed of a King schrammt damit nur knapp an einer höheren Wertung vorbei, doch für starke 7.5 Horns reicht das locker.