Blood Incantation - Absolute Elsewhere (Cover-Artwork)
Fr, 4. Oktober 2024

Blood Incantation – Absolute Elsewhere

Death Metal, Progressive Death Metal, Technical Death Metal
22.10.2024
Blood Incantation - Absolute Elsewhere (Cover-Artwork)

Astral Death Metal: ein Trip zu den Galaxien

Es gab Zeiten, in denen Musiker sich etwas mehr trauten. Heute gibt sie es noch, die Mutigen. Sie tummeln sich allerdings in Nischen im tiefsten Underground oder bauen sich eine treue Community auf, deren Grenzen sie austesten. Zu diesen gehören Blood Incantation, die während dreizehn Jahren ihre Kunst stets weiterentwickelt haben.

Ihr Label Century Media Records hat «Absolute Elsewhere» im Vorfeld in den höchsten Tönen gelobt. Zu Recht? Nebenbei gesagt, das abgefahrene Frontcover aus der Fantasie des Künstlers Steve R. Dodd erinnert mich – fragt nicht wieso – irgendwie an die alten Dark Millennium-Platten.

Der erste Genuss von «Absolute Elsewhere» nahm mich direkt auf eine abgefahrene astrale Reise mit und mein Fanzit nach dem Rausch war: Pink Floyd auf Death Metal trifft auf Tangerine Dream.

Oft ist es so, dass solche Experimente daneben gehen, weil das eine irgendwo zwischen das andere gequetscht, gezwängt wird, so wie bei einem Sandwich. Bekanntlich schmecken nicht alle Sandwich-Kombinationen so gut, wie man sie sich vorgestellt hat. Zudem scheitern viele Bands daran, überlange Songs zu komponieren, die schlüssig sind. Blood Incantation haben mit «Absolute Elsewhere» eine mutige Platte geschaffen, auf der die Stile aufeinandertreffen und ineinanderfliessen, die aber auch die volle Aufmerksamkeit der Hörerschaft fordert. Die zwei Tracks sind je in drei Kapiteln unterteilt, die – nach Interview-Aussage von Schlagzeuger Isaac Faulk – den Leuten helfen sollen, einerseits die langen Songs besser zu verdauen und anderseits Spotify-Playlists einfacher zusammenzustellen. Wer diesbezüglich mehr erfahren möchte, wird das erwähnte Interview auf Youtube entdecken.

Das Vinyl: Seite A «The Stargate»

Was für ein Einstieg! Die Riffs erinnern nach wie vor an Morbid Angel, Nocturnus und Konsorten, aber das, was diese Vorreiter damals angestossen haben, treiben Blood Incantation heute auf die Spitze. Obskure Death Metal-Attacken gehen sanft über in suggestive, spacige 70er-Jahre-Klänge, die zum Teil mit einem Mellotron eingespielt wurden. Diese erinnern manchmal an die Pink Floyd-Zeiten von «Dark Side Of The Moon» und «Wish You Were Here». Kaum haben die Gehörgänge den gemütlichsten Platz in dieser Landschaft gefunden, werden sie von todesmetallischen Rhythmen ins Weltall mitgerissen. Blood Incantation erschaffen auf ihrer Reise Nuancen, die einen Weltraumspaziergang beschreiben oder vom Orient erzählen können. Scheinbar widersprechen sich solche Klangräume, sie sorgen aber für die richtige Atmosphäre im richtigen Augenblick.

Das Vinyl: Seite B «The Message»

«The Message» ist jazziger und lotet die Extremen von Chaos, Dissonanz, Tempowechsel und Melodie weiter aus. Diese Beschreibung mag sich garstig anhören, die Musik ist aber spannend und wirkt auf weiten Strecken sogar hypnotisch. Blood Incantation jonglieren gekonnt mit den Stimmungen und zeigen damit, dass sie beim Kompositionsprozess wohlüberlegt vorgegangen sind. Wer hätte es gedacht, dass sogar eine Prise Krautrock und ein langsamer, Prog-Abschnitt mit klarer Stimme wie angegossen in das Death-Metal Puzzle passt, das aus schweren, holzigen Riffs besteht. Hier werden auch mitreissende Momente gefeiert, die den Höhepunkt im letzten Kapitel finden: Live wird das Publikum dabei toben und bei der Energie abgehen wie ein Komet.

Das Fanzit zu Blood Incantation – Absolute Elsewhere

Was? Es ist nur eine Dreiviertelstunde vergangen? Es passiert so viel auf «Absolute Elsewhere», aber Blood Incantation bringen den gesamten Stoff so auf den Punkt, Ballast haben sie abgeworfen, dass die Zeit zu stehen scheint. Sie beweisen zudem, dass technischer Death Metal auch anders geht. Traditionalisten des Genres werden vermutlich der Platte kritisch gegenüberstehen oder sie sogar als überflüssig empfinden, aber solche, die Progressive- und Jazz-Einflüsse schätzen oder schlicht und einfach genug open minded sind, werden dieses Opus lieben.

Reinhören und Digipak/Vinyl hier portofrei bestellen

Die Trackliste von Blood Incantation – Absolute Elsewhere

  1. The Stargate [Tablet I]
  2. The Stargate [Tablet II]
  3. The Stargate [Tablet III]
  4. The Message [Tablet I]
  5. The Message [Tablet II]
  6. The Message [Tablet III]

Video Blood Incantation – The Stargate


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 9.5/10



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22.10.2024
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