Drachen aus Österreich
Die österreichischen Symphonic-Power-Metaller von Dragony lassen – getreu dem Bandnamen – die Drachen steigen.
In den Rezepten eines Kochbuches steht oftmals zuerst: „Man nehme“. Das passt manchmal genauso für die Musik. Hier lautet das Rezept: Man nehme eine Prise Marius Danielsen, etwas Nightwish, ein klein wenig Sabaton darf nicht fehlen und eine Portion Meat Loaf geht auch noch. Heraus kommt „Hic Svnt Dracones“, der neuste Silberling von Dragony!
Hic Svnt Dracones – das Album
Doch gehen wir der Reihe nach. Das fünfte reguläre Album startet mit einem Intro „From The New World (1584)“, welches mich als alten Wrestling-Fan sofort aufhorchen lässt: Die ersten 8 Sekunden sind 1:1 die gleichen, wie sie der amtierende Champion der grössten Wrestling-Liga, der Österreicher Gunther, bei seiner Einlaufmusik hat! DAS kann kein Zufall sein – denn meines Wissens ist auch Fronter Siegfried Samer ein Anhänger dieser (Show-)Sportart. Ok, vielleicht doch nur Zufall, denn diese Klänge stammen von der „New World Symphony“ des Komponisten Anntonin Dvorak, was thematisch natürlich perfekt passt.
Mit „ Dreamchasers“ gehts danach richtig in die Vollen. Feinster Symphonic Metal, der durchaus an Marius Danielsen erinnert. Garniert mit weiblichem Gesang sowie fiesen Growls von Xandrias Fronterin Ambre Vourvahis nach dem Gitarrensolo. Wahrlich ein Auftakt nach Mass! Das nachfolgende „Silver – Blood“ haut in die gleiche Kerbe. Cooler Power Metal mit symphonischer Begleitung.
Das treibende „Dragon Of The Sea (Sic Parvis Magna)“ dürfte dem einen oder anderen schon mal zu Ohren gekommen sein, hier handelt es sich um die zweite Single. Und hier sind nun die Drachen. Denn „Hic Svnt Dracones“ ist eigentlich ein Konzeptalbum. Die Presseinfo meint dazu: „Eine epische Reise in vergessene Zeiten und Länder, die Konzeptstory hinter „Hic Svnt Dracones“ ist eine neue, phantasievolle Interpretation der Ereignisse rund um die „Lost Colony“ von Roanoke und das Schicksal der dort verschwundenen britischen Kolonialisten, verpackt in ein druckvolles Power-Metal-Gewand.“ Drachen spielten damals wohl kaum eine Rolle – aber sie gehen Hand in Hand mit diesem Sound. Passt!
Ein grosses Highlight ist das epische „I’ll Met By Moonlight“. Bombastischer Anfang (der schwer an „Reborn“ von Xandira angelehnt ist), ein Song mit extremen Ohrwurm-Charakter, und der durchgehend symphonische Klangteppich verleiht dem Ganzen einen herrlichen Nightwish-Anstrich.
„Ein klein wenig“ Sabaton hab ich doch geschrieben? Also es sind bei weitem nicht nur die ersten Keyboard-Töne, welche den „Perfect Storm“ immer mal wieder an die Schweden erinnern lassen. Darf man jetzt sagen: „Gut geklaut ist halb gewonnen“? Trotz (oder wegen?) der kaum zu widerlegenden Einflüsse ists nämlich ein richtig guter Song.
Es folgt das Prunkstück des Albums: Der Titeltrack „Hic Svnt Dracones (Here Be Dragons)“. Ein Stück, welches genauso gut aus der Feder von Jim Steinman stammen könnte und ja: Meat Loaf schimmert hier ganz gross durch, alleine schon durch die wiederkehrenden Klaviertöne. Doch das tut der gigantischen Epik absolut keinen Abbruch. Das fast neunminütige Epos ist nicht nur der längste, sondern zweifellos auch der beste Titel auf diesem Silberling, da stimmt absolut alles!
Ich gebe es zu: Nach diesem absoluten Hammer hat der Rest des Albums einen schweren Stand. Dies trotz den beiden bereits veröffentlichten speedigen „Beyond The Rainbow Bridge“ (neben Drachen dürfen ebenfalls Regenbögen nicht fehlen!) und „Twilight Of The Gods“. Bei letzterem hat man sich auch wieder mal von auswärts inspirieren lassen, da strömt schon etwas Disco Metal der Marke Battle Beast / Beast in Black durch. „The Einherjar (What Dreams May Come)“ überrascht dafür mit seinen Flötentönen und sorgt für einen speziellen Farbtupfer im ansonsten dominierenden Power Metal.
Das Fanzit Dragony – Hic Svnt Dracones
Sackstark, was Siegfried Samer da mit seinen Jungs auf die Beine gestellt hat! Symphonic Power Metal, wie er im Buche steht. Selbst wenn man sich da getreu dem Kochbuch mal von anderen Bands inspirieren lässt, wirkt „Hic Svnt Dracones“ nie so, als ob man da einfach überall „geklaut“ hätte. Wirkliche Ausfälle lassen sich nicht finden und mit dem Titeltrack ist zudem die wohl geilste Nummer in der Diskographie von Dragony vertreten. Fette 9 von 10 Horns sind hier angebracht, das Ding dürfte in der Jahresendwertung wohl weit vorne zu finden sein…
CD/Vinyl portofrei bestellenTrackliste Dragony – Hic Svnt Dracones
- From The New World (1584)
- Dreamchasers
- Silver & Blood
- Dragon Of The Sea (Sic Parvis Magna)
- I’ll Met By Moonlight
- Perfect Storm
- Hic Svnt Dracones (Here Be Dragons)
- The World Serpent
- The Einherjar (What Dreams May Come)
- Twilight Of The Gods
- Beyond The Rainbow Bridge
- The Untold Story (Albion Online) (bonustrack)
Line-up Dragony
- Siegfried Samer – Vocals
- Mat Plekhanov – Guitars
- Simon Saito – Guitars
- Herbert Glos – Bass
- Manuel Hartleb – Keyboards
- Christoph Auckenthaler – Drums