Heavier Trip - Road to Wacken (Poster)
Do, 17. Oktober 2024

Heavier Trip – Road to Wacken

Death Metal
/ 14.10.2024
Heavier Trip - Road to Wacken (Poster)

Vorhang auf für die nächste Episode

Heavier Trip schliesst nahtlos an seinen Vorgänger an und präsentiert sich als Fortsetzung im selben Stil. Die Frage ist dabei natürlich, ob es dem Film auch gelingt, die Unbeschwertheit des ersten Teils zu wiederholen. Metalinside.ch hat sich den Film in kleiner Runde angesehen, um das herauszufinden.

Raphi: Heavy Trip war eine willkommene Abwechslung zu einer Zeit, als der Metal-Spielfilm sich vor allem in der Sparte ernster oder gruseliger Filme austobte. Die leichtfüssige Komödie war zwar nicht besonders tiefgründig, besass jedoch genügend Charme, um über eineinhalb Stunden zu unterhalten.

Heavier Trip (der je nach Sprachregion noch den Untertitel Road to Wacken trägt) versucht, dieselbe Mischung aus Coming-of-Age-Geschichte, Roadtrip und Feel-Good-Komödie zu bieten. Der Film beginnt da, wo Teil eins aufgehört hat: Die vier Mitglieder der fiktiven Band Impaled Rektum sitzen hinter Gittern als Strafe für all das Chaos, das sie verursacht haben. Die bevorstehende Schliessung der Rentierfarm, welche den Proberaum des Quartetts beherbergt und im Besitz des Vaters von Gitarrist Lotvonen ist, dient als hinreichende Motivation für einen Ausbruch sowie das anschliessende Streben nach einer Möglichkeit auf dem Wacken Open Air aufzutreten.

So weit so ernst. Umgesetzt wird das bereits zu Beginn – also während des Gefängnisaufenthalts und des Ausbruchs daraus – als klamaukige Abfolge von Slapstick, durchmischt mit einigen trockenen Sprüchen. Als das eigentliche Abenteuer schliesslich losgeht, sind wir bereits bei einer verstrichenen Laufzeit von knapp 22 Minuten. Hier zeigt sich zum ersten Mal ein zentrales Problem des Films. Er verzettelt sich immer wieder in seinen Nebenhandlungen, wodurch ihm die Zeit fehlt, um bei den spannenden Themen, die eigentlich im Zentrum. stehen, in die Tiefe zu gehen.

Silas: Als Zuschauer, der den ersten Teil – so wie ich – nicht gesehen hat, wird man ins ziemlich kalte Wasser geworfen. Der Film hält es nur bedingt für nötig, zu erklären, warum der Status Quo da ist, wo er ist. Die Fantasie des Konsumenten ist gefordert. Zeit für ein paar Erklärungen wäre vorhanden, doch diese füllt man lieber mit wenig interessanten Geschichten aus dem Gefängnis sowie einer Ausbruchszene, die keinen Anspruch auf Realismus erhebt, wie für diese Art von Film nicht anders zu erwarten ist, doch bereits in Filmen wie «Die nackte Kanone 33 1/3» witziger umgesetzt wurde.

Raphi: Die Geschichte um eine Band, die ob der Entscheidung zwischen kommerziellem Erfolg und Festhalten an ihrer künstlerischen Vision auseinanderzubrechen droht, ist vielleicht nicht originell, aber mit einem konsequenten Fokus liesse sich daraus eine ansprechende Erzählung formen. Heavier Trip kann diesen Anspruch nicht erfüllen, wenngleich der Film in der zweiten Hälfte eine ganze Zeit lang auf allzu humoristische Abschnitte verzichtet. Dafür sorgen neben den bereits erwähnten Slapstickeinlagen unnötige Handlungsstränge wie das Aufeinandertreffen mit Babymetal, die norwegische Gefängnisaufseherin auf der Jagd nach der Band oder die immer wieder vorkommenden Reisen an andere Orte. Ebendiese Reisen zeigen ein weiterer Schwachpunkt des Filmes auf. Die daraus resultierenden Herausforderungen – wie viele weitere Konflikte – werden jeweils im Handumdrehen überwunden und die Handlung schreitet voran zum nächsten Problem. Das führt zu einem relativ episodenhaften Film.

Silas: Wie bei der Erzählweise überrascht der Film ebenso wenig durch seine Handlung. Dies liegt aber auch ein bisschen am Genre des Roadmovies. Kennst du einen, kennst du alle. Da wären zum Beispiel: «Wir sind die Millers», «Paul – Ein Alien auf der Flucht» oder auch der Kinderfilm «Madagaskar 3: Flucht durch Europa». Nur selten gibt es Filme dieser Machart, die sich aus diesem, mittlerweile angestaubten Korsett befreien, «Heavier Trip» ist leider keiner davon. Es ist leicht zu erraten, was wohl als Nächstes passieren wird und meistens liegt man dann auch mit seiner Vermutung richtig.

Raphi: Hat Heavier Trip also nichts zu bieten? Doch, das hat er. Zuvorderst wären da die vier Hauptcharaktere, die trotz ausbleibender Weiterentwicklung – oder vielleicht gerade deswegen – immer noch als Sympathieträger funktionieren. Die Musik von Impaled Rektum bleibt darüber hinaus nicht nur Metal, sondern guter Metal. Einige Gags sitzen zudem wirklich gut und auch verschiedene Witze über Themen, die der erste Teil bereits abgedeckt hat, persiflieren die entsprechenden Facetten des Metal auf vergnügliche Art und Weise. Dazu gehören zudem diverse kleine Anspielungen auf Songs oder Persönlichkeiten aus der Metalszene. Und nicht zuletzt spielt der Film in einigen Bereichen über seine ganze Laufzeit hinweg geschickt mit den Erwartungen der Zuschauer. Heavier Trip hat also durchaus seine sehenswerten Seiten.

Das Fanzit zu Heavier Trip – Road to Wacken

Heavier Trip führt das Erbe seines Vorgängers fort, ohne dessen unbekümmerte Frische zu erreichen. Der Grundton des Films ist ein wenig angespannter und weniger optimistisch. Die Kernhandlung funktioniert, obwohl sich die Erzählung immer mal wieder verzettelt. Für Unterhaltung sorgen einige gelungene Spässe und sympathische Charaktere. Insgesamt ist das Alles solides Mittelmass und damit 5 Horns.

Silas: Bezüglich der Hornsvergabe schliesse ich mich Raphi an. Der Film bietet sich an als Anlass, sich mit Freunden zu treffen, um ihn gemeinsam zu geniessen, ohne im Anschluss tiefgreifende philosophische Diskussionen führen zu müssen über die eigentliche Aussage des Films, die sich irgendwo zwischen den Zeilen abspielt. Doch es existiert kaum einen Grund, Heavier Trip danach ein weiteres Mal zu schauen, da es wenig zu entdecken gibt, was man beim ersten Durchgang vielleicht verpasst hat.

Video Heavier Trip – Road to Wacken


Film/Video/Buch/Game Review Bewertung

Autor Bewertung: 5/10



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/ 14.10.2024
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