Griechisches Feuer
Die Geschichte von Innerwish geht auf deren Gründungsjahr 1995 zurück. Die Metalszene steht gerade vor einem Umbruch.
Mit ihrem ersten Album «Waiting For The Dawn» (1998) gehören die Griechen zu den Mitgestaltern der zweiten Metalwelle, die durch das mittlerweile legendäre «Glory to the Brave»-Album von Hammerfall ausgelöst wird. Im Gegensatz zu Hammerfall agieren Innerwish vorwiegend im Untergrund. Die beiden Nachfolgeralben «Silent Faces» (2004) und «Inner Strength» (2006) werden somit zu heissen Insidertipps. Als Folge teilt man die Bühne mit Grössen wie Judas Priest, U.D.O. oder Helloween.
Die ersten Funken zünden …
Ein grosser Wurf gelingt Innerwish mit dem vierten Longplayer. Unter dem schwedischen Independent-Label Ulterium Records sorgt «No Turning Back» (2010) für grosses Aufsehen bzw. Aufhorchen. Dann wird es trotz gelegentlichen Auftritten still um die Band. Es kommt zu Besetzungswechseln, die sich trotz Rückschlag als Glücksgriffe erweisen. So steigt George Eikosipentakis als neuer Sänger ein und lässt mit kräftiger und kratziger Stimme seinen starken Vorgänger glatt vergessen. Fragiskos Samoilis wird nicht nur der neue Mann hinter dem Drum-Kit, sondern auch songwriterisch (vor allem lyrisch) zum Impulsgeber.
Das Ergebnis ist das gleichnamige Album «Innerwish» (2016), welches eine neue Band-Ära einläutet. Tatsächlich definiert dieses Werk Innerwish durch und durch: Mitreissende Riffs und leidenschaftlich packende Melodien werden zu imaginär ergreifenden Geschichten, die unüberhörbar von griechischer Folklore durchdrungen sind. Ein musikalisch in Stein gemeisseltes Denkmal. Auch die Feuerprobe auf Schweizer Bühne besteht das Werk souverän, wie Kollege Friedemann zu berichten weiss (siehe hier).
Glut unter der Asche
Zwischen «Innerwish» und der neuen Langrille «Ash Of Eternal Flame» liegen acht Jahre. In einer sich schnell entwickelnden Musikszene kann das eine sehr lange Zeit sein. Gilt das Vorgängeralbum zudem als Referenzwerk, schraubt das die Erwartungen zusätzlich ins Unermessliche. Um es gleich vorweg zu nehmen – es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht: Die schlechte ist, dass «Ash Of Eternal Flame» nicht an «Innerwish» heranreicht. Die gute ist, dass das neue Werk nach einigen Durchläufen zündet, um schliesslich lichterloh zu brennen.
Bereits die ersten Töne von ‹Forevermore› lassen vertrautes Innerwish-Feeling aufkommen. Mit düsteren Riffs und cineastischem Feeling steigt man mit einem epischen Monster ins Album ein. Dabei merkt man bei aller Zugänglichkeit, dass da noch mehr Fleisch am Knochen ist. Dasselbe gilt auch für das nachfolgende ‹Sea Of Lies›, bei dem Hansi Kürsch seine Gaststimme verleiht. Hört man hier genauer hin, spürt man förmlich die Bedrohung auf hoher See und die unmenschlichen Verhältnisse in den Flüchtlingslagern – beileibe keine leichte Kost. Innerwish machen keine halben Sachen, auch lyrisch nicht. Laut Fragiskos reicht die Palette von «sozialen und globalen Problemen bis hin zu persönlichen Konflikten, Mythologie und sogar Fantasy. Es gibt keine Grenzen – nur reinen, ungefilterten Ausdruck.» (Pressetext)
Das entfachte Feuer brennt noch
Spätestens nach diesen beiden Brocken wird klar, dass man sich bewusst auf das Album einlassen muss. Es will nicht nur gefühlt, sondern auch verstanden werden. So kann man bei ‹Higher› nachempfinden, was es heisst, einem Kind Wurzeln und gleichzeitig Flügel zu geben, während ‹Soul Asunder› das Ausgebrannt-Sein musikalisch nicht treffender hätte ausdrücken können. Diese Tiefe zieht sich durch das gesamte Album und macht es leidenschaftlich und bodenständig zugleich. Musikalisch klingt das sowohl impulsiv (Ash Of Eternal Flame) und stürmisch (Cretan Warriors) als auch hypnotisch (The Hands Of Doom). Diese Vielseitigkeit machten aus dem Vorgänger ein Monument und bringen hier das Feuer erneut zum Lodern.
Als Krönung gibt es als CD-Bonustrack den ersten Coversong auf einem Innerwish-Album. Mit einer knackigen Neuinterpretation von Blackfoots ‹Send Me An Angel› runden die Herren ein ambitioniertes Album ab, in das man mit jedem Durchgang tiefer hineinfindet.
Das Fanzit Innerwish – Ash Of Eternal Flame
Die Erwartungen waren hoch, vielleicht anfangs zu hoch. Aber seien wir ehrlich: Hätten Innerwish nochmal ein Referenzwerk der Marke «Innerwish» hingelegt, dann wären sie in der Tat griechische Götter.
Eine Enttäuschung ist «Ash Of Eternal Flame» deshalb aber bei weitem nicht! Innerwish sind und bleiben mit «Ash Of Eternal Flame» die griechischen Meister ihres Fachs. Zum wiederholten Mal werden mediterrane Leidenschaft, griechische Atmosphäre und gebündelte Härte zum perfekten Brennstoff, um ein musikalisches Feuer zu entfachen.
Die Trackliste Innerwish – Ash Of Eternal Flame
- Forevermore
- Sea Of Lies
- Higher
- Soul Asunder
- Primal Scream
- Ash Of Eternal Flame
- Cretan Warriors
- The Hands Of Doom
- Once Again
- I Walk Alone
- Breathe
- [CD Bonus:] Send Me An Angel (Blackfoot-Cover)
Das Line-up Innerwish
- George Eikosipentakis – Vocals
- Thimios Krikos – Guitars
- Manolis Tsigkos – Guitars
- Antonis Mazarakis – Bass
- George Georgiou – Keys
- Fragiskos Samoilis – Drums
Guests
- Hansi Kürsch – Guest Vocals on ‹Sea Of Lies›