Heulende Gitarren aus British Steel
Läck, wie die Zeit vergeht: Es war ein geiler Abend am Metal Assault II im Januar 2012. Satan spielten eins ihrer ersten Konzerte nach der Reunion, und ich erinnere mich gut daran, wie die Briten über die grenzenlose Begeisterung des Publikums sichtlich erstaunt waren. Überrascht es also, dass wir seitdem blind nach den neuen Aufnahmen greifen können?
Wohl kaum. Obwohl diese britische Gruppe vor über vierzig Jahren gegründet wurde, bleibt sie unverwechselbar. Wenn wir ein Frontcover sehen, dann wissen wir: Satan. Wenn wir die Stimme von Brian Ross hören, dann checken wir kurz die Gitarrenriffs und sagen: aha, Satan.
2024 liefern die Herren aus Newcastle ihre siebente Platte aus, die erneut die deutliche Signatur des Quintetts trägt, das weiterhin in der klassischen Besetzung spielt.
Oha. Ohne Umschweife geht es mit Epik und schreienden Soli zur Sache. Satan verarbeiten in ihrem Heavy Metal viele Jazz-Einflüsse aus den 60er- und 70er Jahren, bringen Progressive-Ideen ein, die very british sind und spielen mit den Stimmungen, obwohl meist eine gewisse Melancholie mitschwebt. Gewiss, die Liebe zum Detail ist offensichtlich, aber die Stücke suchen das direkte Gespräch mit dem Hörer und verzichten auf Schnörkel. Einprägsame Gesangslinien, Melodien und rassige Riffs sind hier Trumpf sowie Chöre zum Mitsingen. Die, die wir auf «Sacramental Rites» oder «Turn The Tide» hören, werden dem Konzertpublikum vermutlich am besten gefallen. Satan achten auch auf «Songs in Crimson» darauf, Stücke unterschiedlicher Härte zu schmieden, die spannende Wendungen bieten. Ihr werdet schwere Nummern hören, andere, die rockiger und verspielt sind, oder solche die gemächlicher, aber düster daherkommen.
Ein Kritikpunkt könnte für einige die Produktion sein, die – sagen wir es so – old school ist. Dies in dem Sinne, dass sie organisch ist, nicht so pompös und aufgebläht wie heute üblich. Ich finde, sie passt jedoch zur Musik von Satan.
Das Fanzit zu Satan – Songs in Crimson
«Songs in Crimson» ist wieder ein unverkennbares Werk der NWOBHM-Urgesteine Satan und typisch britisch. Die Band beharrt darauf, anders zu sein und trotz der vierzig Jahren auf dem Buckel tanzt sie aus der Reihe, nein, aus der Zeit, denn ihr schwer zu kopierender Stil macht sie irgendwie zeitlos.
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Die Trackliste von Satan – Songs in Crimson
- Frantic Zero
- Era (The Day Will Come)
- Whore of Babylon
- Sacramental Rites
- Martyrdom
- Turn the Tide
- Captives
- Curse in Disguise
- Truth Bullet
- Deadly Crimson