Sonata Arctica - Z7 Pratteln 2024 Preview
Sa, 28. September 2024

Sonata Arctica, Firewind, Serious Black

Z7 (Pratteln, CH)
09.10.2024
Sonata Arctica - Z7 Pratteln 2024 Preview

Rehabilitation von Sonata Arctica?

Die Ohrmuscheln von Power Metal-Anhängern wurden am Samstagabend in Pratteln richtiggehend verwöhnt. Sonata Arctica, Firewind und Serious Black waren in der altehrwürdigen Konzertfabrik Z7 zu Gast.

Dabei stand insbesondere die Leistung des finnischen Headliners unter strenger Beobachtung. Konnten sich Tony Kakko und seine Kollegen mit einem gelungenen Auftritt endgültig beim Autor dieser Zeilen rehabilitieren oder war ihre Performance doch eher ein Fiasko?

Die Beziehung zwischen mir und Sonata Arctica ist kompliziert. Ich vergöttere die Power Metal-Blütezeit der Band, bekunde dafür aber leider eher Mühe mit ihren «Prog-Einlagen» der moderneren Ära. Und trotzdem kreuzen sich unsere Wege nach wie vor regelmässig. Die Show vor rund einem Jahr (welche ebenfalls in Pratteln stattfand) machte mir massive Hoffnungen. Gut gelaunte Musiker und eine starke Setliste – so müssten die Herrschaften immer spielen! Falls heute eine ähnliche Leistung abgerufen werden kann, wäre ich fraglos zufrieden. Allerdings dürfte dieses Mal die neue, mir kaum vertraute Platte «Clear Cold Beyond» im Fokus stehen.

Mein fünftes und letztes Konzert in dieser Woche – der spinnt doch, der Dutti! Aber gegen einen erneuten Aufenthalt im Z7 gibt es grundsätzlich nix einzuwenden. Hoffentlich bleiben dieses Mal – im Gegensatz zu Tarja Turunen und Marko Hietala am Mittwoch – keine Künstler am Zoll stecken… Allfällige Ängste in diese Richtung verflüchtigen sich zum Glück rasch, als ich zum Eingang der Location latsche. Die Nightliner stehen brav da. Na dann, hinein in die gute Stube! Das Barpersonal möchte schliesslich ein bisschen Arbeit haben. Aus Insiderquellen ist zu vernehmen, dass mit rund 600 Besuchern gerechnet wird. Aber vielleicht «beglücken» ja später noch ein paar weitere Nasen die Abendkasse. Die zahlreichen Sonata-Shirts im Publikum machen umgehend klar, wem die Sympathie der Leute hauptsächlich gilt. Nichtsdestotrotz sind die beiden Support-Acts keinesfalls zu verachten. Davon können wir uns gleich überzeugen.

Serious Black

Serious Black machen um Punkt 19 Uhr den Anfang. Die internationale Truppe (mit Hauptquartier in Deutschland) agiert somit wieder einmal in ihrer «Lieblingsrolle» als Opener. Das ist überhaupt nicht despektierlich gemeint, denn im Endeffekt habe ich sie so – unter anderem mehrmals in dieser Halle – kennen und schätzen gelernt. Zudem dürfte bei diesem Line-up die Hierarchie wohl klar definiert sein.

«Temple Of The Sun» ist zweifellos ein episches Intro, welches die Zuhörerschaft sofort aufhorchen lässt und stellenweise durchaus Hühnerhaut-Potenzial anbietet. Wenn die ganze Sache anschliessend obendrein noch reibungslos in «Akhenaton» übergeht, kann man berechtigterweise von einem flotten Start sprechen. Der Fünfer möchte sich offensichtlich keine Blösse geben und schiebt hernach frech «Mr. Nightmist» hinterher. Nikola Mijić, der 2021 einen gewissen Urban Breed «beerbt» hat, macht am Mikrofon freilich einen sauberen Job.

Die Ansagen zwischen den einzelnen Stücken übernimmt jedoch primär Bassist Mario Lochert. Der selbsternannte «bayrische Sexgott» punktet wie gewohnt mit Charme und einer coolen Aktion. Er teilt den Gästen nämlich mit, dass sie heute beim Kauf eines Shirts oder Hoodies zusätzlich das neue Eisen «Rise Of Akhenaton» gratis dazu erhalten würden. Alles andere als ein schlechter Deal! Danach grüsst Mario noch sein 9-jähriges Töchterchen, welches ihn zum ersten Mal auf Tour begleitet.

Das Quintett hat inzwischen wahrlich einige ansprechende Songs im eigenen Katalog. «Serious Black Magic» ist beispielsweise immer eine Live-Wucht, welche das Publikum locker zum Mitsingen das Refrains animiert. Das frische «Metalized» verfügt ebenfalls über seine Momente. Oh, beinahe vergessen. Aus optischer Sicht müssen wir natürlich noch über das ansehnliche Backdrop sprechen. Das aktuelle Album-Cover eignet sich ausgezeichnet dazu. Ein gigantischer Pharao, Blitze, Pyramiden und ein Sandsturm – ob sich der Zeichner hier von einem Werk namens «Powerslave» hat inspirieren lassen? Die letzten Minuten des Auftritts gehören dann dem Über-Hit «High And Low».

Firewind

Kurz vor 20 Uhr darf die ursprünglich aus Griechenland stammende Equipe Firewind loslegen. Mit Klampfen-Ass Gus G. verfügt man diskussionslos über einen Meister seiner Zunft in den eigenen Reihen. Gekleidet in ein fast ausschliesslich aus Nieten bestehendes Outfit, zupft er geschickt mit seinen Fingern an seinem Instrument herum. Damit die Wortwitze in diesem Artikel nicht zu kurz kommen, würde ich Gus einfach mehr oder weniger elegant als «Siebe-Griech» bezeichnen. Aber ja, es macht stets Freude, ihn bei seinem Handwerk bestaunen zu dürfen.

Die feurigen Kerle haben auch eine neue Scheibe am Start. Diese hört auf den Namen «Stand United» und wurde Anfang März dieses Jahres veröffentlicht. Die daraus vorgetragenen Nummern wissen zu gefallen. Das liegt unter anderem an einem Mann, der nach eigener Aussage selbst nicht mehr weiss, wie oft er schon auf Bühne dieses Ladens herumgewuselt ist. Die Rede ist von Herbie Langhans! Sein Stimmorgan ist mir ohnehin noch nie in geschwächter Form untergekommen. Auf ihn ist schlichtweg Verlass.

Kritisieren kann ich bei Firewind lediglich denselben Punkt, welcher mir bereits bei Serious Black aufgefallen ist. Beide Gruppen agieren nämlich ohne Live-Keyboarder, obschon diverse ihrer Kompositionen mit Tasten-Sequenzen ausgestattet sind. Spass machen die Shows trotzdem. Gerade mit dem «Maniac»-Cover setzen Gus G. und seine Gefährten einen unterhaltsamen Schlusspunkt.

Sonata Arctica

Somit verbleibt noch der Headliner aus dem finnischen Lappland, der seit beachtlichen 25 Jahren im Geschäft ist. Das riesige Hintergrundbild, welches die Szenerie von «Clear Cold Beyond» zeigt, entführt einen gedanklich tatsächlich umgehend in den hohen Norden. «Winterwunderland» lässt grüssen. Beim jetzt aus den Boxen schallenden Intro wird es hingegen eher «karibisch». Es handelt sich um «One Day» – ein Liedchen des Film-Soundtracks zu ««Pirates Of The Caribbean: At World’s End». Hans Zimmer ist und bleibt eben ein Gott auf seinem Gebiet! Meine Körperhärchen sind allesamt euphorisiert und bereit für die bevorstehende Darbietung.

Begleitet von Jubelrufen betreten die fünf Nordmänner die «Spielwiese» und schicken direkt ein neues Song-Doppelpack ins Rennen. Klingt alles vernünftig. Kollegin Daniela fragt schliesslich in die Runde, ob Sänger Tony Kakko allenfalls der neue «Witcher» sei. Gänzlich abwegig ist das nicht, denn mit seiner weissen Mähne würde der Kerl in Tat und Wahrheit hervorragend in die Rolle des Geralt von Riva passen. Da die TV Serie bekanntermassen sowieso fortan ohne Henry Cavill auskommen muss und sein Nachfolger Liam Hemsworth eher kritisch beäugt wird, wäre Tony allenfalls die rettende Alternative. Aber davor soll er bitte gefälligst den heutigen Gig von A bis Z durchzocken.

Der erste Höhepunkt stellt eindeutig «I Have A Right» dar. Die Zuhörerschaft schwenkt dazu munter die Arme hin und her. Im Anschluss folgt abermals ein neuer Kracher. «California» beweist, dass Sonata Arctica ihre Tempo-Geschichten keinesfalls verlernt haben. Keyboarder Henrik Klingenberg (jep, der ist echt!) darf Vollgas geben. Falls die Suomi-Metaller diesem Pfad treu bleiben, hätten sie sich definitiv bei mir rehabilitiert. Nach diesem Track vollziehen die Akteure bereits das obligate «Schlussfoto». Doch fürchtet euch nicht, die Show wird unaufhaltsam weitergehen. Tony gibt zu, dass sie diesen Schnappschuss in der Vergangenheit oftmals vergessen hätten und deswegen wollten sie das nun rechtzeitig sicherstellen.

Eine weitere Stärke der Finnen sind ihre Balladen. Man mag von «Schnulzen» halten, was man will, aber in dieser Disziplin ist der Fünfer wirklich Spitzenklasse. «Broken», «Tallulah» oder «Replica» – mein Grüppchen und ich lassen uns auf diese emotionale Achterbahnfahrt ein und geniessen Arm in Arm das dargebotene Liedgut. Erinnerungen an verflossene Liebschaften kommen auf. Oder auch kreative Herzensgedichte, die man(n) dank der Musik von Sonata Arctica verfasst hat. Wahrscheinlich sind exakt aus diesen Gründen viele der heute anwesenden Besucher speziell mit der Band und ihren Texten verknüpft.

Nichtsdestotrotz droht die gesamte Angelegenheit in keiner Minute gänzlich einzuschlafen. Dafür sorgen weitere, rasante Kandidaten wie beispielsweise «The Last Amazing Grays» (inklusive anschliessendem Geburtstagsständchen für FoH-Mensch Janne) oder «FullMoon». Der Zugaben-Block, welcher aus «Flag In The Ground» und «Don’t Say A Word» besteht, hat es ebenfalls nochmals in sich! Beendet wird der Gig standesgemäss mit dem «Vodka»-Outro. In dieser Verfassung hätten die Herrschaften jedoch ungeniert länger als 80 Minuten spielen können. Das hätte hier freilich niemanden gestört.

Das Fanzit – Sonata Arctica, Firewind, Serious Black

Wir wurden heute Abend Zeuge von drei überzeugenden Auftritten. Serious Black, Firewind und Sonata Arctica sorgten für ein waschechtes Power Metal-Fest! Bedauerlicherweise war das Z7 lediglich mittelmässig besucht. Schade, denn die Daheimgebliebenen haben verpasst, wie sich der finnische Headliner bei mir restlos rehabilitiert hat. Einzig «The End Of This Chapter» dürften sie gerne wieder einmal aus der Mottenkiste hervorkramen.

Die Setliste – Serious Black

  1. Intro – Temple Of The Sun
  2. Akhenaton
  3. Mr. Nightmist
  4. Take Your Life
  5. Serious Black Magic
  6. Metalized
  7. Senso Della Vita
  8. High And Low
  9. Outro – As Daylight Breaks

Die Setliste – Sonata Arctica

  1. Intro – One Day (Hans Zimmer-Song aus dem Film «Pirates Of The Caribbean: At World’s End»)
  2. First In Line
  3. Dark Empath
  4. I Have A Right
  5. California
  6. Angel Defiled
  7. Broken
  8. The Last Amazing Grays
  9. Tallulah
  10. Replica
  11. My Land
  12. FullMoon
  13. Flag In The Ground*
  14. Don’t Say A Word*
  15. Outro – Vodka*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

09.10.2024
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