Treffpunkt Winterthur
Am Samstagabend pilgerten sowohl die aus Bern stammenden Irony Of Fate als auch die Tessiner von Soulline in die Eulachstadt. Beide Gruppen lieferten je ein grundsolides Konzert im Foyer des Gaswerks ab.
Für den Headliner aus dem Süden unseres Landes war das der Startschuss zu einer kleinen Promo-Rundreise in Zusammenhang mit der neuen Scheibe «Reflections».
Ein Abend, der völlig im Zeichen des Mottos «Support Your Locals» steht. Das trifft einerseits auf das Winterthurer Gaswerk (wer könnte schon zu Shows vor der eigenen Haustüre «Nein» sagen?) und andererseits auf die agierenden Bands zu. Die Künstler stammen zwar nicht aus dem hiesigen «Städtchen», vertreten aber nichtsdestotrotz mit Bern und dem Tessin zwei schöne Regionen unseres Landes. Ich verfolge beide Formationen schon seit einigen Jahren und hege ein freundschaftliches Verhältnis zu ihnen. Aufgrund dessen lasse ich sogar die heutige Derby-Partie zwischen «meinem» FCW und GC sausen. Metal übertrumpft Fussball. Gedanklich drücke ich den Kickern in den rot-weiss gestreiften Trikots aber selbstverständlich trotzdem die Daumen.
Soulline bespielen in nächster Zeit diverse Schweizer Clubs, um ihre neue Platte «Reflections» zu vermarkten. Man darf gespannt sein, wie das frische Liedgut bei der Hörerschaft ankommen wird. Müssen sie effektiv im Foyer ran? Schade… Ich hätte ihnen die grosse Bühne im Saal fraglos gegönnt. Wahrscheinlich lief der Vorverkauf nicht sonderlich berauschend (zudem ist die Konzertagenda mit diversen Konkurrenz-Events gefüllt). Naja, wir machen uns nix daraus und fiebern den bevorstehenden Darbietungen entgegen. Die vielen vertrauten Gesichter in den Reihen der Besucher stimmen mich absolut optimistisch.
Irony Of Fate
Gaswerk-Debüt für Irony Of Fate! Ich habe im Vorfeld der Veranstaltung tatsächlich noch darüber sinniert, ob die Berner überhaupt schon einmal in diesem Gemäuer gezockt haben. Na dann, willkommen in Winti, meine geschätzten Freunde. Angeführt von Frontröhre Cveti Stojmenova ballert uns das Quintett alte und neue Kracher um die Löffel. Die Mehrheit der Ansagen übernimmt der hochmotivierte Basser Tom Zürcher. Seine Energie färbt direkt auf das Publikum ab. Aufgrund dessen wird beispielsweise während «Mind vs I» gerudert. Ausserdem kommt es zu einer Crowdsurf-Einlage eines «Fast-Geburtstagskindes» (der junge Mann erreicht um Mitternacht Level 20 und soll – gemäss Aufforderung von Tom – keinesfalls nüchtern nach Hause gehen).
Die Nummer «Equinox Nights» verdient spezielle Aufmerksamkeit. Mit diesem Stück haben sich Irony Of Fate nämlich – kein Witz! – beim Eurovision Song Contest beworben. Eine Aktion, welche die Gemüter spalten dürfte. Ich gebe dem Fünfer jedoch gerne Rückendeckung. Kapellen wie Teräsbetoni, Blind Channel, Lordi oder Måneskin haben es schliesslich vorgemacht (und im Falle der beiden letztgenannten Equipen sprang am Ende obendrein der ganz grosse Triumph raus). Wohin die ESC-Reise von Trommelmaschine Kevin Lütolf und Co. führen wird, bleibt indes ein Kapitel für die Zukunft. Feiern dürfen Cveti und ihre Jungs sowieso, denn am 07. Dezember 2024 findet im Kulturwerk 118 eine Sause anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Band statt.
Soulline
Die Tessiner von Soulline treiben seit bald 25 Jahren ihr Unwesen in unserer Szene. Dabei haben sie bereits an zahlreichen Steckdosen gespielt und sich dadurch zu Recht den Titel als «fleissige Arbeitsbienchen» verdient. Meine Wenigkeit durfte inzwischen einer stattlichen Anzahl Gigs auf helvetischem Grund beiwohnen. Des Weiteren haben sich die Wege der Jungs und mir sogar einmal in Deutschland gekreuzt (Erinnerungen dazu können im Bericht zum Dark Troll Festival 2018 ausfindig gemacht werden). Ob sie die Quote der stets souveränen Auftritte weiterhin halten können?
Mit «Despise Your God» wird die ganze Angelegenheit so richtig lanciert. Es ist einer von insgesamt acht neuen Songs, die uns heute Abend vorgeführt werden. Sänger Ghebro agiert mit durchnässten Haaren (ist der etwa gerade aus der Dusche gekommen?). Seine hervortretenden Halsschlagadern drohen wegen den kräftigen Growls und Screams beinahe zu platzen! Glücklicherweise kommt es nicht so weit. Da haben die herumfliegenden Party-Ballone von Irony Of Fate teilweise mehr Pech. Sie erweisen sich aber nichtsdestotrotz als optimales «Zuschauer-Bespassungsmittel». Gitarrist Lorenzo Barenco verfügt ebenfalls über ausreichend Unterhaltungswert und setzt auf seine Grimassen-Künste.
Das dargebotene Material vermag zu überzeugen. Wir haben es unter anderem in Form von «Clochard» oder «Say Goodbye» mit dem gewohnt rasanten Melodic Death Metal der Südschweizer zu tun. Was mir zudem immer besser gefällt, ist das leicht balladeske «Look At The Stars». Eine Nummer, die nach mehreren Durchläufen konstant wächst. Und gerade beim heutigen Konzert holt sie mich besonders ab. Das wirft abermals die Frage auf, weshalb Soulline eigentlich nicht viel mehr Erfolg haben. Ich würde es ihnen definitiv wünschen, dass sie regelmässiger aus dem Untergrund-Sektor ausbrechen können (obschon ich die Begegnungen im kleineren Rahmen natürlich bevorzuge).
Das Fanzit – Soulline, Irony Of Fate
Soulline und Irony Of Fate bescherten dem doch gut besuchten Gaswerk-Foyer zwei gelungene Darbietungen. Dass Winti gegen GC gewonnen hat, sorgte bei mir direkt für zusätzliche Begeisterungsstürme. Abschliessend sei euch wärmstens empfohlen, über einen Kauf des Silberlings «Reflections» nachzudenken.
Die Setliste – Irony Of Fate
- Roll The Dice
- 4 AM (What’s It To You?)
- We, The Damned
- The In-Between
- The Morningstar
- Equinox Nights
- Mind vs I
- Doomsday Clock
- Oceans Of Doom
Die Setliste – Soulline
- Intro – Last Moon
- Despise Your God
- Your Death (Is My Life)
- Clochard
- Look At The Stars
- Human Corruption
- Say Just Words (Paradise Lost-Cover)
- Against Myself
- Broken By Madness
- Anvils
- Say Goodbye
- Fragile Dreams
- The Curse
- Dragonfly
- Leviathan
- Outro – I’m So Sorry