Lupenreine Heavy Metal-Kristalle
Was haben der Parthenon und das Grossmünster sowie Rösti und Gyros gemeinsam? Nichts. Dennoch hat das bekannte griechische Label No Remorse die Schweizer Heavy-Metaller Amethyst unter Vertrag genommen und ihr Debüt in voller Länge «Throw Down the Gauntlet» publiziert.
Das Quintett ist 2020 aus der Asche der Demo-Band Midas Touch entstanden, die einigen Eingeweihten bekannt sein dürfte. Auf Metal-Archives sind vierzehn Bands namens «Amethyst» plus mehrere Varianten aufgelistet. Ist dies ein Nachteil? Kaum, denn unsere Amethyst zählen bereits auf eine treue Fangemeinde und sind gern gesehene Gäste in Schweden, wo sie schon auf dem Musclerock aufgetreten sind.
«Throw Down the Gauntlet» zollt dem traditionellen Hardrock und Heavy Metal von Ende 70er- und Beginn der 80er-Jahre Respekt und passt zum heutigen Revival des Genres. Stellt euch vor, die frühen Iron Maiden, Deep Purple und Rainbow hätten eine Supergroup gegründet, um Heavy Metal mit einer leichten Pop-Rock-Note zu spielen: Amethyst gehen rockig zu Werke und gehören zu den melodischen Akteuren der Szene. Stücke wie der Opener «Embers On The Loose» sind energisch, kommen aber ohne Aggression aus und versprühen eine positive Stimmung.
Der klare und warme Gesang von Fredric G. legt sich oft wie eine kuschelige Decke über die Lieder und scheint die Zweisamkeit fördern zu wollen. Amethyst gehen manchmal so weit, die Stimme ins Zentrum des Geschehens zu rücken und bauen dann den Song rundherum. Obwohl die Musik von gestern sein mag, sind es die Musiker nicht. Sie legen Wert darauf, Wiederholungen zu vermeiden, um die Langeweile von den Ohren fernzuhalten. Sie holen auch das Publikum ab, und zwar mit gut platzierten Chören und Shouts, die vor der Bühne für Ausgelassenheit sorgen.
Das Fanzit zu Amethyst – Throw Down the Gauntlet
Hätte «Throw Down the Gauntlet» 1980 erscheinen können? Ja. Amethyst haben ihre Wurzeln so tief in den Anfängen des Heavy Metal stecken, dass sie gut ohne moderne Einflüsse zurechtkommen. Die Platte ist abwechslungsreich und bodenständig. Sie beschert vierzig Minuten Hörvergnügen, die leichtfüssig vorübergehen und viele Klischees bedienen.
Was ich vermisse, sind mehr Aha-Momente, die die Gehörgänge kitzeln und sagen: Hey, hier spielt die Musik. Dennoch, wer eine gute Zeit mit solidem, ehrlichem Heavy Metal verbringen möchte, kann beherzt zugreifen, «Throw Down the Gauntlet» eintüten und damit nach Hause eilen.
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Die Trackliste von Amethyst – Throw Down the Gauntlet
- Embers On The Loose
- Stand Up And Fight
- Won’t Do It Again
- Running Out Of Time
- Rock Knights
- Queen Of A Thousand Burning Hearts
- Take Me Away
- Serenade (Under the Rising Moon)