Ein Death Metal-Abend der Extraklasse
Am 2. November gaben die Death Metaller Deserted Fear nach zwei Jahren erneut ein Konzert in der Schweiz. Unterstützt wurden die Thüringer von den Genrekollegen Nihilo und Vomitheist.
Lange zwei Jahre ist es her, dass die Schweiz in den Genuss eines Auftritts von Deserted Fear kam. Mit ihrem 2022 erschienenen Album «Doomsday» machen die Thüringer nun Halt in der Schweiz – im Kiff, um genau zu sein. Mit Nihilo und Vomitheist wird der Death Metal-Abend thematisch abgerundet. Nackenmuskeln aufwärmen und los gehts!
Kurz vor Türöffnung stehe ich nun mit Domi the Stick und zwei Freunden vor dem Kiff. Wir quatschen und bekommen zuerst gar nicht mit, dass bereits 19:00 ist und wir reingehen können. Um mir meinen obligaten Platz in der ersten Reihe zu schnappen, stehen wir schnell an. Gefühlt wird die Schlange jedoch nicht kleiner. Da die anderen noch keine Tickets haben und zur Kasse müssen, können wir nicht direkt zum Mitarbeiter, der die Tickets entwertet. Diese Person spricht uns an, ob wir zu Deserted Fear oder zum Anlass oben im Saal wollen. Unserem Aussehen nach ins Foyer. Ich muss mich zuerst noch kurz sammeln: Deserted Fear im Foyer? Das habe ich irgendwie nicht mitgekriegt. Aber hey, das verspricht eine kompakte und intensive Death Metal-Party zu werden.
Drinnen ein kurzer Blick auf die kleine Bühne und schon gehts zum Merch. Deserted Fear haben Vieles mitgebracht, was das Fanherz schneller schlagen lässt: T-Shirts, Zipper, verschiedene Patches und sogar das letzte Exemplar ihrer Regenjacke. Schnell einen Patch gekauft – der Merch-Verkäufern nach der letzte seiner Art, juhu. Auch das Angebot der Vorbands kann sich sehen lassen. Doch hier will ich zuerst den Auftritt geniessen, bevor ich mich festlege. Wenig später zieht es mich schon zur Bühne, denn das kleine Foyer füllt sich doch ganz passabel.
Vomitheist
Wenige Minuten vor Beginn der ersten Band eilen drei Jungs rechts von der Bühne durch einen Vorhang. Gefühlte zehn Sekunden später stehen sie auch schon auf der Bühne und erledigen die letzten Schliffe vor ihrem Auftritt. Ich staune nicht schlecht, als sich Sänger und Bassist Gubbler noch kurz seinen Schuhen und Socken entledigt und diese mit Schwung in den Backstage befördert. Dann gehts kurz zurück neben die Bühne, bevor das Trio dann pünktlich auftritt.
Von dem ersten Ton an überzeugt die Musik der Band, die, vor allem durch die intensiven Bassläufe von Gubbler, so richtig schön groovt. Leider stimmt zu Beginn die Abmischung noch nicht, wodurch man Gitarrist Yänä kaum hört. Die Hälfte unserer Gruppe verzieht sich deshalb nach hinten zum Mischpult. Im Verlauf des Konzerts wird der Sound jedoch besser und ich geniesse den Auftritt der Old School Death Metaller in vollen Zügen. Mit ihrem vorwärtspeitschenden Sound und den Tempowechseln wärmen sie das Publikum gekonnt auf. Gubbler fragt zwischen zwei Songs, ob unsere Nackenmuskel schon langsam warm seien. Man sieht den Thurgauern sichtlich ihre Spielfreude an. Der zweitletzte Song wird als «scheiss Pitsong» vorgestellt und ehe wir uns versehen, ist das Konzert auch schon zu Ende. Ein wahrlich gelungener Auftritt. Dazu beigetragen hat sicher auch die Atmosphäre der kleinen Bühne im Foyer. Ein richtiges Death Metal Underground-Konzert eben. Domi the Stick und unsere Freunde zieht es nach dem Konzert direkt zum Merch. Ich warte währenddessen auf die zweite Band: Nihilo.
Nihilo
Die Pause vergeht wie im Flug und ehe ich mich versehe, stehen Nihilo auf der Bühne. Ich muss gestehen: Anfangs bin ich noch nicht bereit und muss nicht nur meine Notizen ergänzen, sondern auch noch die Ohrenstöpsel in meine Ohren befördern. Gar nicht so einfach, wenn der Kopf schon zu headbangen anfängt.
Die Energie und Bühnenpräsenz der fünf Jungs aus Bern ist sofort da und nimmt einen ein. Besonders der Basslauf und das darauffolgende Gitarrensolo bei «Infected» bleiben mir gut in Erinnerung. Die Musik ist generell ein wenig nervöser als die von Vomitheist – wenn man das so sagen darf. Auch Nihilo sieht man die Spielfreude direkt an. Mit «Made of Lies» ist ein neuer Song dabei. Sänger Ragulan erklärt, dass sie dazu auch ein Video auf ihren sozialen Kanälen haben. Bei «Chals within» staune ich nicht schlecht über das Können der Saitenhexer. So, wie sie auf ihren Instrumenten spielen, müsste das doch eigentlich Muskelkater geben. Mein Bassherz wird kurz darauf erfreut, als bei «No fire zone» die Bassläufe schön groovig sind. Herrlich! Ragulans Aufforderung zum Headbangen ist eigentlich überflüssig, da die bereits gut aufgewärmten Nacken des Publikums kontinuierlich hin- und herschwingen. Einer, der auch ganz andere Muskeln trainiert ist der Sänger selbst: Dieser Mensch hat eine unermüdliche Mimik, die die Musik passend ergänzt.
Um 21:05 ist Nihilos Set zu Ende und ich eile zur Toilette und zum Merch. Schliesslich muss ich bald für Deserted Fear bereitstehen.
Domi the Stick: Ich bin ja heute nicht fürs Berichten zuständig, doch will ich an dieser Stelle etwas einwerfen: Höchst faszinierend finde ich, dass man sämtliche Klischees bestätigend kaum ein Wort aus Ragulans Kehle versteht. Stattdessen nehme ich immer und immer wieder dieselbe Vokalabfolge (und einige Variationen davon) wahr: «JÄÄ-UAO-ÖÖH»!
Deserted Fear
Dann ist es endlich soweit! Seit meinem ersten Deserted Fear-Konzert am Rockharz 2022 warte ich auf den Moment, die Jungs endlich wieder zu sehen. Im Gegensatz zur grossen Bühne am Festival ist die Bühne heute verschwindend klein. Das Licht geht aus… und «You Give Love a Bad Name» von Bon Jovi startet? Das Publikum feierts und es wird lauthals mitgegrölt. Zack – das Lied wird abgekappt und das Intro des Albums «Doomsday» erklingt. Nebel steigt auf und umhüllt die beiden Banner, die das Schlagzeug umrahmen. Mit «Part of the End» beginnen die Thüringer energiegeladen ihr Set. Gitarrist Fabian steht direkt vor mir und ist mit seinen langen blonden Haaren am Bühnenrand enthusiastisch am Headbangen. Dabei gehen seine und meine Haare gefühlt eine Symbiose ein. Was für ein geiler Moment. Kurz darauf begrüssen sie das Kiff mit einem «Grüezi» und einem breiten Lächeln. Ich muss sagen, dass die Thüringer immer sehr sympathisch und bodenständig wirken. Fabian fragt uns noch schmunzelnd, ob die Dönerpreise in der Schweiz wieder gesunken seien. Anschliessend wird erklärt, warum nicht Simon hinter der Schiessbude sitzt wie sonst, sondern Georg, der ehemalige Drummer der Apokalyptischen Reiter. Simon hatte schon länger den Traum einer Weltreise, der durch Familiengründung und Pandemie immer wieder verschoben werden musste, und jetzt kann er diese Reise endlich wahrnehmen.
Ohne Pause gehts voller Elan weiter mit «Kingdom of Worms» – einem meiner Lieblingslieder. Wie so viele ausländische Bands, weisen auch Deserted Fear auf die Dezibelanzeige hin und finden, dass noch mehr geht als nur 96 Dezibel. Bei «Reborn Paradise» stelle ich fest, dass Fabian gleichzeitig solieren und headbangen kann. Beeindruckend, diese Körperkoordination. Sänger Manuel erklärt vor dem nächsten Song, dass sie gestern noch eine Setlist hatten und heute halt keine mehr. Die Bandmitglieder hätten in den letzten Jahren bei Liveauftritten Dinge unbewusst eingeführt, die die temporären Musiker halt nicht kennen – neben dem Drummer ist heute auch der Live-Bassist ein anderer als sonst. Eib, der Merchverkäufer, ist heute kurzfristig eingesprungen. Dem Auftritt tut dies aber keinen Abbruch. Kurz vor Schluss kündigt Fabian noch eine Trinkpause an und erzählt uns, dass er Quöllfrisch sehr gerne mag. Und, dass Ovomaltine Sport schmeckt, als würde man ein Stück Kreide essen, aber dass es halt trotzdem geil sei. Vor dem letzten Song gibt es dann noch ein kleines Kompliment: Wir seien die netteren Deutschen. Danke dafür 😊 Nach «Bury your Dead» verschwindet das Quartett, bevor es unter Zugaberufen auf die Bühne zurückkehrt und mit den beiden letzten Liedern den Abend beendet.
Das Fanzit – Deserted Fear, Nihilo, Vomitheist
Nihilo und Vomitheist haben den Abend erfolgreich eingeleitet. Vor allem den mit Groove gespickten Old School Death Metal von Vomitheist werde ich in der nächsten Zeit genauer verfolgen. Deserted Fear haben wie erwartet abgeliefert und meine Nackenmuskeln fast an ihre Grenzen gebracht. Jungs, kommt gerne schnell wieder in die Schweiz. Wir erwarten euch.
Die Setliste – Vomitheist
- Strangled by Entrails
- Horrific Bloodshed
- Epidemic Disembowelment
- Gut Asphyxiation
- Putrefaktor
- Morbid Decomposition
- Graveyard Flesh Orgy
- Mycotoxic Obliteration
- NekroFvneral
- Worship Morbid Torture
Die Setliste – Nihilo
- Deliverance from Death
- Abysmal Pain
- Infected
- Made of Lies
- Fueled by Suspicion
- Deceptive World
- Morbid Existence
- Chaos Within
- For the Great good
- No Fire Zone
- Antichrist
Die Setliste – Deserted Fear
- Intro «Doomsday» Album
- Part of the End
- The Final Chapter
- Kingdom of Worms
- Wrath on Your Wound
- At Its End
- Reborn Paradise
- Funeral of the Earth
- Battalion of Insanities
- Across the Open Sea
- Welcome to Reality
- Face Our Destiny
- Interlude «Dead Shores Rising» Album
- The Carnage
- Bury Your Dead
- Intro «Dead Shores Rising» Album*
- The Fall of Leaden Skies*
- Mortal Reign*
*Zugaben