Gruselparty vor Halloween
Kurz vor Halloween, am 27. Oktober, besuchten Mister Misery die Musigburg in Aarburg und verzauberten das Publikum mit ihrem schaurigen Alternative Metal. Einheizen durften die lokalen Thrasher Mind Patrol.
Als «Horror Metal» wird die Musik von Mister Misery in Pressetexten immer wieder mal beschrieben. Gar nicht so unpassend also, dass uns die Schweden kurz vor Halloween einen Besuch abstatten. Mit im Gepäck hat der Vierer den dritten, dieses Jahr erschienenen Silberling «Mister Misery».
Als Support Act konnte die Schweizer Thrash Metal-Truppe Mind Patrol verpflichtet werden. Steve Suter, seines Zeichens nicht nur Fotograf für unser Fanzine, sondern auch Shouter bei dieser Vorband, lässt sich und seine Schminke bereits vor der Musigburg blicken. Für mich ist es die erste Begegnung mit den Thrashern, und so bin ich gespannt auf ihren Gig.
Mind Patrol
Zum Glück lassen Mind Patrol nicht allzu lange auf sich warten. Der dystopische Fünfer klettert die Treppe vom Backstage-Raum der Musigburg runter und legt gewaltig los. Die anfangs noch etwas schwache Abmischung wird innert Kürze ausgeglichen und ich weiss nicht, was mich mehr aus den Socken haut. Steves kräftige, thrashige Vocals? Die rohe Gewalt von Drummer Mat? Die kräftigen Riffs, für die die drei Saitenmagier verantwortlich zeichnen? Die Live-Qualitäten von Mind Patrol sind für mich auf jeden Fall eine Überraschung, und spätestens beim ersten Gitarrensolo von Christian fällt meine Kinnlade zu Boden. Nicht nur wegen seines Solos, sondern auch weil es irgendwie nur so halb ein Solo ist: Mat am hinteren sowie Leonie und Fäbu am rechten Bühnenrand spielen kontinuierlich weit mehr als irgendwelche Begleitungen, und speziell Bassist Fäbu sticht mit seinen über den Sechssaiter flitzenden Fingern hervor.
Das Publikum goutiert das Gezeigte mit fleissigem Headbangen und viel Applaus, ansonsten hält sich die Aktivität in Grenzen. Verständlich, schliesslich ist Sonntagabend und das Wochenende lockte bereits mit vielen spannenden Events. Auf Steves Aufforderungen formt sich dann trotzdem ein kleiner Circle Pit, und nach einigen Versuchen funktionieren sogar Mitschrei- und Mitsingspielchen bei Songs wie «Warfare» und «Till We Die». Als Mind Patrol die Bühne nach acht Songs wieder verlassen, überlassen sie Mister Misery mit dem aufgewärmten Publikum eine dankbare Spielwiese.
Die Setliste – Mind Patrol
- Liars To Impale
- Legality Parts
- O.S.
- Surveillance: Approved!
- Show Me Violence
- Warfare
- Doomsday
- Till We Die
Mister Misery
Auch beim Hauptact braucht die Tonmannschaft mehr als nur ein paar Takte, bis die Abmischung stimmt (und selbst so bleiben die Cymbals bis zum Schluss etwas zu laut). Die vier weiss geschminkten Herren, die vor dem Herabsteigen auf die Bühne ein wenig auf sich warten lassen, starten mit «Root Of All Evil», einem Song ihres 2024er-Albums, in ihr Set. Das neue Material klingt spannend, doch auch Mister Misery brauchen ihre Zeit, bis das Publikum wirklich mitgeht. Der Sonntagabend lässt erneut grüssen.
Aber spätestens bei «Legion» und dann natürlich bei «My Ghost» – den beiden einzigen Vertretern des Debüts «Unalive» – kocht die Stimmung hoch. Kein Wunder, bei dieser wahnsinnig eingängigen Geisterstimme! Vielleicht ist es nur mein allenfalls voreingenommener Eindruck, doch scheinen zu dieser fortgeschrittenen Stunde die aktuellen Songs besser anzukommen als noch in der ersten Sethälfte.
So oder so liefern Mister Misery, was man von ihren Auftritten kennt: Eine dunkle und doch sehr schöne Atmosphäre, in die sich sowohl harte Passagen mit bösen Growls als auch langsame Stellen mit Gruselfaktor eingliedern. Dazu gibt es einen immer wieder stehend spielenden Schlagzeuger. Die „Stehsucht“ von Drummer Rizzy fiel mir schon bei meinem ersten Misery-Konzert vor fünf Jahren auf! Gemeinsam blasten Mister Misery Hymne um Hymne; die Schweden sind spürbar begeistert ob der Reaktionen des Publikums.
Die Setliste – Mister Misery
- Root Of All Evil
- Under The Moonlight
- Eye Of The Storm
- Until The End
- Survival Of The Sickest
- The Doomsday Clock
- Legion
- My Ghost
- Erzsébet
- Buried
- Crooked Man
- Hand Of Death
- Ripper
- Haters
- Mister Hyde
- Strangeland
- Ballad Of The Headless Horseman
Das Fanzit – Mister Misery, Mind Patrol
Mind Patrol und Mister Misery, beide haben auf ihre Art einen eindrücklichen Auftritt abgeliefert. Die einzelnen Musiker von Mind Patrol stellten enormes Können unter Beweis, ohne dass die Musik aus dem Gleichgewicht gefallen wäre. Mister Misery spielten dann ein nicht gerade kurzes Set, das zugegebenermassen etwas stark vom aktuellen, selbstbenannten Album dominiert wurde, und glänzten mit einer unfassbaren, knisternden Atmosphäre. Ein wundergrusliger Sonntagabend!