Viel Power in der Musigburg
Die Musigburg in Aarburg erlebt einen Abend voller Power: Das Package Mystic Prophecy / Iron Savior startet seine Tour im Aargau.
Zwei der wohl unterbewertetsten Bands in unserer Szene machen gemeinsame Sache: Mystic Prophecy und Iron Savior starten auf eine Rundreise durch Deutschland, bei welcher die Schweiz den Auftakt und die Niederlande den Abschluss bilden. Eigentlich wären auch Mad Max als Dritte im Bunde angedacht gewesen, doch die haben kurz vor Beginn leider abgesagt. So gibt es halt „nur“ die beiden Headliner, die jeweils 75 Minuten Gas geben werden.
Iron Savior
Seit fast 30 Jahren sind die Hamburger um Frontglatze Piet Sielck aktiv. In dieser Zeit veröffentlichte die Band zahlreiche Alben, die grundsätzlich von hoher Qualität sind (beispielsweise das gut einjährige „Firestar“). Eigentlich müsste die grossen Mehrheit daran Gefallen finden – sofern man dem Power Metal zugetan ist.
Fakt ist auch, dass hier ein Quartett auf der Bühne steht, welches den gut 100 Zuschauern mächtig Feuer unter dem Hintern macht. Mit den relativ neuen Tracks „Way Of The Blade“ und dem starken „Roaring Thunder“ fällt der Start zwar etwas überraschend, dennoch richtig stark aus.
Piet präsentiert sich auch schnell wieder als Entertainer. So erfahren wir, warum sein Sidekick Joachim einen Barhocker auf der Bühne stehen hat (Rückenprobleme) und dass er selber immer mal wieder seine Glatze abtrocknen muss, weil man viel schwitzt. Was zu vielen Mitleidsbekundungen seitens der Fans führt. Ohhhhhhh. Der Fronter ist durch die ganze Show nicht verlegen, irgendwelche Sprüche zu klopfen. Weiteres Beispiel gefällig? Das Backdrop sei seit dem Start der Band im Einsatz, ist zu gross zum Waschen und riecht deshalb etwas streng… Ähm, ja. Zum Glück haben wir etwas Abstand…
Doch die Musik kommt natürlich nicht zu kurz. Mit „Starlight“ folgt ein Highspeed Track aus alten Tagen, kurz darauf gibt es das Doppel „In The Realm Of Heavy Metal“ (dem wohl besten Song von „Firestar“) und „Hall Of The Heroes“ (dem wohl besten Song überhaupt von Iron Savior). Der werte Kollege Dutti (der versteckt sich irgendwo in einer dunklen Ecke) dürfte wohl dann von Eskalationen im Publikum berichten. Zweifellos ist dies der absolut beste Part der Show!
Ich muss danach eine Kunstpause einlegen und erlebe die nächsten Minuten nur akustisch. Doch bei der Hymne „Heavy Metal Never Dies“ bin ich zurück und weiter geht die Feier. Es ist schon krass, welche Hymnen die Hamburger im Repertoire haben – und wie viele eigentlich noch fehlen! Doch es geht halt rasend schnell auf das Finish zu, welches mit „Coming Home“ und „Atlantis Falling“ stark ausfällt.
Dass der letzte Song dann ausgerechnet „Breaking The Law“ sein muss, finde ich dagegen sehr schade. Denn a) ist dieses Cover wirklich zu Tode genudelt und b) hätten Piet und seine Mannen selbst genügend geile Songs, mit denen man einen Abschluss liefern könnte. Irgendwie schade, dieses Ende und dem Rest der Show nicht würdig, denn die war wirklich stark!
Mystic Prophecy
Wie auch Iron Savior sind Mystic Prophecy seit weit über 20 Jahren aktiv. Frontmann R.D. Liapakis hat mit wechselndem Line-Up in dieser Zeit ein Dutzend Alben aufgenommen, welche vor allem durch seine Stimme geprägt sind. Knallharter, manchmal mit Thrash-Anleihen ausgestatteter Power Metal steht auf dem Programm. Und wie auch bei Iron Savior ist es unverständlich, dass diese Band nicht grösser ist. Denn über die musikalischen Qualitäten kann es kaum zwei Meinungen geben: Die ist über alle Zweifel erhaben.
Am besten sind Mystic Prophecy, wenn sie im Midtempo unterwegs sind. Wie beispielsweise beim Opener „Metal Division“. Den ich zur Hälfte verpasse, weil ich draussen rumquatsche und meine, dass noch ein Soundcheck im Gange ist. Ups… Aber jetzt ich da und gehe nur noch zum Bier nachfüllen raus, versprochen!
Kommen wir nun zu den starken Momenten. Das Doppel „Unholy Hell“ und „Hellriot“ stampft die Musigburg in Grund und Boden, auch „Metal Attack“ (der dritte Track vom aktuellen Silberling) sorgt für Headbanging und Fistraising. Und „Killhammer“ gehört sowieso zum Besten, was die Süddeutschen jemals gemacht haben.
Um das Publikum richtig aufzuwecken, haut die zurzeit bass-lose Band gleich nach dem Opener das ultraschnelle „Burning Out“ in die (leider überschaubare) Zuschauermenge. Das ist zwar nicht mein Favorit, gehört dennoch wohl ins Programm. Genauso wie „Shadow On The Wall“, das Cover von Mike Oldfield und Roger Chapman. Hmm, ich will mich eigentlich nicht wiederholen bei diesem Thema…
Daher geniesse ich lieber Glanztaten wie das melodiöse „To Hell And Back“ oder DIE Hymne schlechthin, „Ravenlord“. Das ist Musik in meinen Ohren – im wahrsten Sinne des Wortes.
Wie erwähnt sind Mystic Prophecy aktuell nur als Quartett unterwegs. Eine Person weniger auf der Bühne – das ergibt umgekehrt mehr Platz für Gitarrist Markus Pohl, der heute nämlich noch verrückter unterwegs scheint als üblich. Jungspund Hanno und auch Bandleader Lia versuchen immer wieder, das Publikum noch etwas aus der Reserve zu locken. Der Sänger gibt den Tarif durch: „Ich spreche Allgäuer Dialekt – ihr versteht das. Ich versteh euch ja auch!“ Wahre Worte. Als die Fans dann auf die Frage „Seid ihr bereit??“ kaum reagieren, fragt er nach, wie es dann bei uns heisst… Seitdem kennt Lia das Wort „parat“! Herrlich, das ist beste Unterhaltung!
Doch nochmals zurück zur musikalischen Darbietung. Da gibt es als Zugabe zuerst „Eye To Eye“, dann ist das mit Singspielchen in die Länge gezogene „Metal Brigade“ noch an der Reihe. Dies bildet einen bockstarken und würdigen Schluss einer richtig coolen Show.
Das Fanzit – Mystic Prophecy, Iron Savior
Zwei Co-Headliner mit je 75 Minuten Spielzeit liefern den Fans an diesem Freitagabend feinsten Power Metal. Zwar gibt es bei beiden Bands leichte Schatten (namentlich die beiden Covers), da hätten sowohl Iron Savior (z.B. „Megatropolis“) wie auch Mystic Prohecy (z.B. „The Crucifix“) eigene, stärkere Alternativen. Doch abgesehen davon gibt es kaum etwas zu meckern.
Anzumerken ist noch, dass alle Musiker sichtlich Bock auf diese Konzerte habe. Und dass beide Setlists erstaunlich „modern“ sind. Bei Mystic Prophecy werden gleich die ersten fünf Alben komplett ignoriert, bei Iron Savior sind gerade mal zwei Songs aus den 90ern, der Rest ist ab 2011 und noch neuer. Das ist gar nicht so schlecht, da leben zwei Bands wirklich von aktuellerem Material und nicht in der Vergangenheit!
Die Setliste Iron Savior
- Way of the Blade
- Roaring Thunder
- Starlight
- Souleater
- In the Realm of Heavy Metal
- Hall of the Heroes
- Gunsmoke
- Together as One
- Never Stop Believing
- Heavy Metal Never Dies
- Coming Home
- Atlantis Falling
- Breaking the Law
Die Setliste Mystic Prophecy
- Metal Division
- Burning Out
- Killhammer
- War Panzer
- Unholy Hell
- Hellriot
- Dracula
- Metal Attack
- To Hell and Back
- Hail to the King
- Demons of the Night
- Shadow on the Wall
- We Kill! You Die!
- Ravenlord
- Eye To Eye*
- Metal Brigade*
*Zugaben