Eine Release Show, die sich gewaschen hat
Am 25. Oktober gaben Ophelia’s Eye in der Metbar ihr Comeback mit neuem Line-up und stellten sogleich ihre neuen Songs vor. Bevor die Gastgeber mit einer druckvollen Show überzeugten, heizten Wrath of Alga und The Kate Effect genauso stark ein.
Domi the Stick (DtS): Knapp ein Jahr ist es her, seitdem Ophelia’s Eye das letzte Konzert in ihrer alten Besetzung gaben. Mit drei neuen Mitgliedern war der Fünfer seit dem Jahreswechsel damit beschäftigt, neues Material zu schreiben. An der Release-Show in der Met-Bar präsentierte sich die Band dann endlich in ihrem neuen Gewand. Ja, der Stil hat sich gewandelt; und ja; Ophelia’s Eye haben eine gewaltige Premiere hingelegt! Doch kommen wir zuerst zu den beiden Support Acts.
Wrath of Alga
Das Auge der Ophelia guckt schon vielwissend von den Bassdrum-Fellen runter, doch für die Eröffnung sind Wrath of Alga zuständig. Als die vier Herren die Bühne der heute bereits von Anfang gut gefüllten Met-Bar betreten, lichtet sich bei mir allmählich der Schummer, den ich tagsüber mit mir trug: Ich wusste, dass mich Wrath of Alga vergangenen März am Bullhead Festival positiv überraschten, doch hatte ich beim besten Willen kein Bild mehr vor Augen. Sänger Baschi erkenne ich jedoch sofort wieder und schon nach wenigen Takten wippt mein Kopf mit, als hätte ich die Band und ihre Songs erst vor wenigen Tagen bereits gesehen.
Kein Wunder! Die vier «Alge-Buebe» aus Basel – Gitarrist Sergio ist leider verhindert – brillieren mit jeder Menge Groove und die Abmischung ist ab der ersten Sekunde glasklar. Ein Umstand, den ich nicht zwingend mit der Met-Bar assoziiere, und den ich heute umso mehr schätze. So kommen die kraftvollen Breakdowns, von denen jeder Song mindestens mit einem gesegnet ist, sehr gut zur Geltung. Die ersten paar Reihen goutieren dies mit leichtem Moshen und viel Headbangen. Das Gesamtwerk ist äusserst spassig und man vergisst fast, dass wir noch immer beim Opener sind.
Larry: Im Gegensatz zu Domi the Stick mag ich mich noch sehr gut an ihren Auftritt am Bullhead Festival erinnern und freue mich gewaltig auf die heutige Show. Seit dem Festival habe ich zudem hin und wieder ihre Lieder gehört – unter anderem ihre neuste Single. Deshalb freut es mich sehr, dass sie an diesem Abend «Weight of the World» zum Besten geben. Ein gelungener Titel! Auch der Rest des Sets überzeugt und führt dazu, dass mein Nacken für die beiden kommenden Bands bestens vorbereitet ist.
Die Setliste – Wrath of Alga
- The Rise Of Alga
- Weight Of The World
- Imprisoned By Hate
- Neverending War
- Free Yourself
- She Came From The Sea
- The Last Trial
- Caught In A Web
The Kate Effect
DtS: Für die nächste Band dürfte es also ein Leichtes sein, das bereits warme Publikum weiter anzuheizen. Lukas, seines Zeichens Shouter von The Kate Effect, weiss sehr genau, was er tut, indem er Spruch um Spruch raushaut und die Zuschauer wirkungsvoll mit Aufforderungen zudeckt. Brav nehmen die Met-Bar-Besucher ihren «Finger aus dem Füdli» und begleiten den im Vergleich zum Opener etwas schnelleren Metalcore mit einer Vielzahl von Aktivitäten, die Lukas regelmässig vorschlägt. Es wird gemosht, gecirclet und gewindmühlt. Gemeinsam bringen wir sogar den «DJ-Bobo-Move», wie der Herr am Mikro das Hin- und Herschwenken der erhobenen Arme bezeichnet.
Nebst den Bauchmuskeln (geht unbedingt an ein TKE-Konzert, wenn ihr etwas von zu süssem Pflaumenpudding im Altersheim erfahren wollt) werden auch die Nacken- und andere Muskelgruppen trainiert. Die Wädenswiler in einheitlichen Hawaiihemden brettern Song um Song raus und Drummer Pascals fragwürdiges Stirnband (das schon beim Aufbau Anlass zu dummen Sprüchen gibt) symbolisiert hervorragend die Energie, mit welcher The Kate Effect die Met-Bar auf volle Betriebstemperatur bringen. Zeit für den Headliner!
Larry: Irgendwie wurmt es mich ja schon, dass ich die Sprüche von Lukas nicht mit einem Diktiergerät aufgenommen habe. Jetzt kann ich sie kaum so pointiert wiedergeben, wie er sie auf der Bühne rausgehauen hat. So habe ich auf jeden Fall einen weiteren Grund, wieder einmal an ein The Kate Effect-Konzert zu gehen.
Wenn man der Band so zuschaut, hat man das Gefühl, dass Bassist Mike von Wrath of Alga ebenfalls dazugehört. Bei «Do or Die» singt er textsicher ins Mikro, welches Lukas ihm von der Bühne runterreicht, er startet mehrmals einen Moshpit und zwischendurch sieht man ihn auf der Bühne neben den Musikern stehen.
Die Setliste – The Kate Effect
- Are We There Yet
- We’ll Fix Them in Post
- Our own Purgatory
- Until It Breaks
- Do Or Die
- Cortical Stack Overflow
- Zero Derivation
- Run
Ophelia’s Eye
DtS: Hier stehen wir also, ganz vorne an der Bühne, gespannt auf den ersten Auftritt der neuen Ophelia’s Eye. Das Intro läuft, die Musiker treten von der Seite her auf ihre Plätze, und von der Nervosität, die man vor einem Auftritt wie diesem vermuten könnte, ist herzlich wenig zu spüren. «Worship Decay» nennt sich der erste von vielen Songs, die noch keiner der Zuschauer zuvor gehört hat. Es ist zwar eine Release-Show, doch werden die einzelnen Songs des Silberlings «Catharsis» verstreut veröffentlicht. Just heute wurde der zweite Track namens «Burn A Wish» released, welcher dem Erstgeborenen «Drowning In A Cloud» auf den Streaming-Plattformen Gesellschaft leistet. Bis in den Dezember soll diese Phase gehen. Es gilt also, die Social-Media-Kanäle der Band zu verfolgen.
Die zwei alten und drei neuen Mitglieder meistern den ersten gemeinsamen Auftritt mit Bravour. Sänger Jans Selbstbewusstsein scheint in den ersten Minuten des Gigs steil zu wachsen, und so versorgt er das Publikum gekonnt mit den ersten Clean Vocals des Abends – Neuland für Ophelia’s Eye. Den neuen Gitarristen Noah sehe ich aufgrund meiner Position auffallend wenig, doch den aus der Anlage prügelnden Riffs nach zu urteilen, dürften die rechtsstehenden Zuschauer spannende Saitenarbeit beobachten. Drummer Noé lässt hinter seiner Schiessbude ebenfalls keine Wünsche offen und glänzt gegen Ende sogar mit einem packenden Solo. Corinne und Sandro, die beiden langjährigen Mitglieder an Gitarre und Bass, nehmen die linke Bühnenseite ein und scheinen – dem stoischen Lächeln nach zu urteilen, das ihnen konstant auf den Lippen liegt – zufrieden mit den neuen Ophelia’s Eye.
Der aufgefrischte Metalcore-Sound, den die Truppe liefert, ist etwas von den zuvor vorhandenen Melodeath- und Hardcore-Einflüssen weggerückt. Er enthält Klargesang, ohne zu schnulzig zu wirken und ist allgemein melodiöser als zuvor. Dabei ist der Stil jedoch weit weg davon, zu weich oder gar langweilig zu wirken. Im Gegenteil, die Band schafft es, einen sehr wichtigen Punkt sicherzustellen: Sowohl die Instrumente untereinander als auch die einzelnen Songs harmonieren!
Larry: Ich kann dir da nur zustimmen, dass der Auftritt von Ophelia’s Eye sehr harmonisch wirkt. Dabei geht das auch über die Instrumente und Songs hinaus: Ich finde, dass die Outfits der Band ebenfalls besser aufeinander abgestimmt sind als früher. Ob das Zufall ist oder nicht wird sich an den kommenden Konzerten zeigen. Eine Gelegenheit dafür bietet sich schon bald: Der nächste Auftritt von Ophelia’s Eye findet am 30. November am Eye See You Festival im Werkk Baden statt.
Die Setliste – Ophelia’s Eye
- Worship Decay
- Catharsis
- Stay Close, We’re Dying
- Drowning In A Cloud
- High Tide
- Letters
- Burn A Wish
- Drum Solo
- Death Against Infinity
- Enter The Arena
Das Fanzit – Ophelia’s Eye, The Kate Effect, Wrath of Alga
DtS: Aus ihrer ersten Show mit dem neuen Line-up machten Ophelia’s Eye einen Abend, welcher der Veröffentlichung eines neuen Debüts absolut würdig ist. Dazu trugen auch die beiden Support Acts wesentlich bei: Wrath of Alga packten die gut gefüllte Met-Bar am Schopf und brachten sie auf Betriebstemperatur. The Kate Effect forderten die Ausdauer des Publikums und sorgten mit jeder Menge Humor für genügend Abwechslung. Gastgeber Ophelia’s Eye hatten entsprechend die besten Voraussetzungen für die Premiere ihrer neuen Songs und schürten nachhaltig Lust auf den Release der einzelnen Tracks.