Sleep Token European Rituals Tour 2024
Sleep Token, das geheimnisvolle britische Kollektiv, hat mit seiner einzigartigen Fusion aus Post Rock, Post Metal und Indiepop eine Klangwelt geschaffen, die ihresgleichen sucht. Mit dem dritten Album «Take Me Back to Eden» eroberten sie 2023 die internationalen Charts und faszinierten Millionen Fans weltweit mit Songs wie «Chokehold» und «The Summoning».
Am 5. November betrete ich die Halle 622 in Zürich, bereit für ein Konzert, das musikalische Grenzen sprengen und Emotionen intensiv erlebbar machen wird. Die Halle ist bis zum Bersten gefüllt und die gespannte Erwartung liegt förmlich in der Luft. Heute Abend steht eine Show bevor, die mehr verspricht als nur Musik.
Bilmuri
Bevor jedoch Sleep Token die Bühne betreten, heizt die amerikanische Band Bilmuri dem Publikum ordentlich ein. Mit ihrem unkonventionellen Sound aus Metal, Alternative Rock und einer Prise Emo mischt die Gruppe die Menge auf. Ihr Auftritt bringt Bewegung und Vorfreude, auch wenn für viele Fans offensichtlich ist, dass sie nur ein Ziel haben: Sleep Token. Dennoch gelingt es Bilmuri, das Publikum zu begeistern und in die passende Stimmung für die folgende Show zu versetzen.
Sleep Token
Zu Beginn des Sleep Token-Auftritts wird bekanntgegeben, dass zwei Bandmitglieder, III und IV, krankheitsbedingt ausfallen. Dieser Umstand verleiht der Show sowohl eine besondere Schwere als auch eine spürbare Intimität, da Vessel ohne die gewohnte volle Besetzung auf der Bühne steht. In diesem Moment scheint die emotionale Verbundenheit des Publikums mit der Band stärker denn je.
Allerdings lässt der Sound zu Beginn etwas zu wünschen übrig, denn die ersten Songs wirken übermässig basslastig und die Abmischung ist nicht ideal. Glücklicherweise verbessert sich die Qualität im Laufe des Konzerts deutlich.
Vessel schafft es, die Halle trotz der verkleinerten Besetzung in seinen Bann zu ziehen und die Fans reagieren mit einer ergreifenden Hingabe. Die ersten Klänge von «The Night Does Not Belong to God» erfüllen den Raum und es ist, als ob jede einzelne Person diese Nacht für sich annehmen würde. Die emotionale Intensität ist greifbar – in den Gesichtern einiger Fans um mich herum stehen Tränen und man sieht Menschen, die die Augen schliessen, sich an Freunde klammern oder den Moment still in sich aufnehmen. Es ist ein Beweis für die Kraft dieser Musik und die tiefe Bedeutung, die sie für ihre Zuhörerschaft hat.
Der Abend entfaltet sich in einer dichten Abfolge musikalischer Highlights, die das Publikum in emotionale Höhen und Tiefen führen. Jeder Song ist eine Reise durch Klang und Emotionen. Während «The Summoning» das Publikum mit wuchtigen Riffs und energischen Rhythmen in die Tiefen der Dunkelheit zieht, hängen die Anwesenden an Vessels Lippen, und die Worte: «My love, did I mistake you for a sign from god?», hallen in einem Chor aus hunderten Stimmen durch den Saal.
Im Verlauf des Abends wird immer klarer, dass Sleep Token etwas ganz Besonderes erschaffen haben. Sie sind keine typische Metal-Band, sondern eine dunkle Fusion aus Pop, Metal, R&B und mystischen Elementen, die eine unbeschreibliche Anziehungskraft auf das Publikum ausübt. Während «Granite» wandeln sich harte Riffs zu einem sanften Groove, und man sieht sogar harte Metal-Fans im Takt wiegen, die Augen geschlossen, gefangen im Moment.
Jede Phase des Konzerts ist sorgfältig inszeniert und verwebt Licht, Sound und Performance zu einer atmosphärischen Einheit. Besonders beeindruckend ist Vessels Solodarbietung von «Missing Limbs», in der er allein mit seiner Gitarre auf der Bühne steht und das Publikum mit seinem leidenschaftlichen Gesang in den Bann zieht. Diese intime, fast verletzliche Darbietung schafft einen Kontrast zu den lauten, brachialen Klängen der vorherigen Tracks und zeigt die Vielseitigkeit der Band.
Ein Höhepunkt des Abends ist «Hypnosis», bei dem das Publikum regelrecht in Ekstase verfällt. Vessel fordert die Menge auf, sich ihm hinzugeben: «Split my skin», ruft er und die Energie im Raum ist nahezu elektrisierend. Die Musik, die schwingenden Hände, die Lichter – alles fügt sich zu einem Ritual zusammen, das weit über ein einfaches Konzert hinausgeht.
Im Finale mit «Euclid» kommt die emotionale Intensität des Abends zum vollen Ausdruck. Vessel sitzt am Keyboard, die Melodie schwebt sanft über das Publikum und es scheint, als gehöre dieser Moment allein der Nacht. Die Fans singen mit, grüne Lichter durchfluten den Saal und die Worte «The night belongs to you» verklingen langsam in der Stille. Es ist, als ob die Musik uns alle verbindet und uns mit einer Einladung in die Nacht entlässt, das Erlebte tief in uns weiterzutragen.
Das Fanzit – Sleep Token
Sleep Token schaffen es, die Grenzen zwischen Bühne und Publikum, zwischen Musikgenres und Emotionen aufzulösen. Ihre Musik ist mehr als nur Klang – sie ist ein emotionales Ritual, das die Zuschauer in eine andere Welt entführt. Die unvergesslichen Momente des Abends hallen noch lange nach, weit über das Verlassen der Halle hinaus.
Die Setliste Sleep Token
- The Night Does Not Belong To God
- The Offering
- Dark Signs
- Higher
- Atlantic
- Hypnosis
- Like That
- Alkaline
- Missing Limbs
- Chokehold
- The Summoning
- Granite
- Rain
- Ascensionism
- Take Me Back To Eden
- Euclid