Cradle Of Filth - Z7 Pratteln 2024
Fr, 29. November 2024

Cradle Of Filth, Butcher Babies, Mental Cruelty, Black Satellite

Z7 (Pratteln, CH)
12.12.2024
Cradle Of Filth - Z7 Pratteln 2024

Düster und extrem

Am Freitagabend fegten gleich vier Bands über die Z7-Bühne hinweg: Cradle Of Filth, Butcher Babies, Mental Cruelty und Black Satellite. Ob alle gleichermassen überzeugen konnten, verrate ich euch in den nachfolgenden Zeilen.

Heute wartet die in Pratteln gelegene Konzertfabrik mit einem intensiven Programm auf, an dessen Spitze Dani Filths Gruselkabinett Cradle Of Filth steht. Was haben der fiese Keifer und seine Schergen dieses Mal mit uns vor? Support erhalten die Engländer gleich von drei Equipen. Hier figurieren klar die Butcher Babies als der klingendste Name (obschon mittlerweile ja bloss noch ein Mädel die Mikrofon-Front bildet). Kann Blondschopf Heidi ohne ihre kongeniale Partnerin Carla überzeugen? Mental Cruelty aus Deutschland werden derweil sicherlich ein knackiges Deathcore-Geballer auf die Bretter schicken. Black Satellite, die letzte Formation im Line-up, sagt mir hingegen gar nix. Wie ich von Mitgliedern der Z7-Crew entnehmen kann, wird der Besucherandrang lediglich auf rund 500 Nasen geschätzt. Das kann ich bei dieser Affiche ehrlich gesagt nicht verstehen. Aber eventuell wird die Abendkasse spontan trotzdem noch rege frequentiert.

Black Satellite

Für den Auftakt sind um 18.45 Uhr die aus New York City stammenden Black Satellite besorgt. Sie servieren uns zum Apéro ein Häppchen, welches meines Erachtens als «Emo-Hard Rock-Black Metal» zu bezeichnen ist. Optisch und insbesondere wegen Sängerin Larissa Vale erscheint plötzlich die Bezeichnung «Evil Roxette» in meiner Denkfabrik. Daran ist tatsächlich etwas dran. Bassist Mark Alexander mutiert während der Mehrheit des Auftritts zu einem fleischgewordenen Propeller. Diese 30 Minuten sind eine nette, aber fürwahr keine umwerfende Angelegenheit. Mit dem Rammstein-Cover «Sonne» setzt der Vierer nichtsdestotrotz ein finales Ausrufezeichen. Definitiv gut interpretiert!

Mental Cruelty

Die Jungs aus dem baden-württembergischen Karlsruhe müssen krankheitsbedingt ohne Tieftöner-Hüter auskommen. Doch sie sind auch problemlos in der Lage, das Ganze als Quartett zu meistern. Mental Cruelty lassen einen echten Abriss vom Stapel. Da wackelt die Hütte! Angeführt von Stimmorgan-Ungetüm Lukas Nicolai ballert sich die Gruppe durch ihr Set. Leider werden die Circle Pit-Aufforderung vom Publikum noch ziemlich zurückhaltend quittiert. Deutlich besser funktioniert die Beteiligung bei «Zwielicht/Symphony Of A Dying Star». Da wird der vordere Teil der Halle in ein komplettes Meer aus Smartphone-Lichtern gehüllt. Eindrückliche Angelegenheit! Ich bin davon überzeugt, dass sich Mental Cruelty in naher Zukunft eine höhere Position in Programm-Konstellationen erarbeiten werden.

Butcher Babies

Tröpfchenweise betreten Henry Flury (Gitarre), Devin Nickles (Drums) und Ricky Bonazza (Bass) das Rampenlicht. Wer fehlt noch? Genau, die blonde Rakete namens Heidi Shepherd. Doch kaum ist dieser Gedanke zu Ende gedacht, flitzt die Sängerin mit herausstechend gelben Turnschuhen plötzlich durch das Bild. Was für ein Energieanfall! Speziell die High Kicks scheinen es ihr angetan zu haben. Ich gebe gerne zu, dass ich Carla Harvey stets gemocht habe, aber – so hart wie es klingt – man bemerkt ihre Absenz nicht sonderlich. Die Butcher Babies funktionieren auch in diesem Vierergefüge ausgezeichnet. Ein weiterer Beweis dafür ist zudem die neue Single «Sincerity», bei welcher Heidi ihr gesangliches Spektrum eindrucksvoll unter Beweis stellt. Nein, die Amis darf man eindeutig noch nicht abschreiben.

Cradle Of Filth

Verbleibt noch der Grund, weshalb die meisten von uns heute Abend in die Nordwestschweiz gepilgert sind: Cradle Of fucking Filth! Der Headliner lässt sich nicht lumpen und serviert der Zuhörerschaft eine lupenreine Headliner-Performance. Frontmann Dani Filth, den man in der Vergangenheit häufig leicht abschätzig als kläffenden «Black Metal-Chihuahua» bezeichnet hat, ist in Hochform. Er hüpft munter durch die Gegend. Derweil staune ich immer wieder über seine Gesangstechnik. Wie kann man das Mikrofon gefühlt einen Kilometer von der eigenen Kauleiste entfernt halten und trotzdem noch ein solch sattes Volumen hinbekommen? Chapeau! Ebenfalls lobenswert sind die opernhaften Sequenzen, welche Keyboarderin Zoë Marie Federoff beisteuert (sie gehört seit 2022 zum Ensemble). Vor einigen Jahren durfte ich für Metalinside ja sogar eine Scheibenkritik zu ihrer ehemaligen Symphonic-Kapelle Insatia verfassen (das waren noch Zeiten). Von meiner «Pfosten-Position» aus ist die Dame zwar nicht zu sehen, aber sie ist freilich zugegen. Da kommt nix ab Tonband!

Seit 33 Jahren verzücken uns Cradle Of Filth nun bereits mit ihren Schauermärchen. Zweifelsohne eine imponierende Zahl. In diesem Zeitraum haben sich logischerweise einige Alben angesammelt. Deswegen ist es vorbildlich, dass die heute vorgetragenen Stücke einen Querschnitt durch die eigene Diskographie darstellen. Pro Platte werden maximal zwei Songs verwendet. Für alles reicht es selbstverständlich nicht, aber nichtsdestotrotz ist die knapp 90-minütige Show das pure Vergnügen. Hymnen wie «Nymphetamine (Fix)» oder «Her Ghost In The Fog» zaubern mir nach wie vor umgehend Hühnerhaut auf die Arme. Bleibt zu hoffen, dass uns die Akteure noch eine Weile erhalten bleiben und nicht demnächst für immer und ewig in einer Gruft verschwinden werden.

Das Fanzit – Cradle Of Filth, Butcher Babies, Mental Cruelty, Black Satellite

Die Butcher Babies und Mental Cruelty stachen am heutigen Abend besonders hervor. Das waren wahrhaft sackstarke Auftritte! Ich hätte jedoch sämtlichen Künstlern einen grösseren Besucherandrang gewünscht. So entsprach die Kulisse nämlich nicht ganz den gezeigten Leistungen. Ausserdem bin ich gespannt, ob sich Cradle Of Filth beim nächsten Mal vielleicht eher in die Region Zürich «verirren». Dann lernen Dani und seine Crew noch ein paar andere Gebiete unseres schönen Landes kennen.

Die Setliste – Butcher Babies

  1. Backstreets Of Tennessee
  2. Red Thunder
  3. Monsters Ball
  4. King Pin
  5. Sincerity
  6. It’s Killin‘ Time, Baby!
  7. Beaver Cage
  8. Spittin‘ Teeth
  9. Last December
  10. Magnolia Blvd

Wie fandet ihr das Konzert?

12.12.2024
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