Verzögerte Plattentaufe
Bereits vor einigen Wochen erschien das neue Album von Fighter V – Ende November wurde das Ding im würdigen Rahmen und mit rockenden Gästen im Konzerthaus Schüür nun getauft.
Nach einer ausgedehnten und durchaus erfolgreichen Tour als Support von Axel Rudi Pell, finden die Innerschweizer Hardrocker endlich auch Zeit für eine Plattentaufe. Gleichzeitig dürfen die heimischen Fans das erste Mal in den Genuss kommen, die neuen Songs live zu hören. Ok – das ist jetzt nur die halbe Wahrheit, denn schliesslich gastierten die Kämpfer auf der Tour auch in Zürich. Doch heute gibts die doppelte Spielzeit, und so ganz nebenbei hat man noch zwei aufstrebende Supports nach Luzern gelockt. Einer coolen Rockparty steht eigentlich nichts mehr im Wege!
D’Or
Als Opener fungieren D’Or. Den Bandnamen habe ich zwar schon mal gehört, aber musikalisch sagt mir das genau null bis gar nichts. Keine 45 Minuten später bin ich dann im Besitz ihres bislang einzigen Silberlings… Der coole Mix aus Glam Metal und dreckigem Hardrock trifft meine musikalischen Nerven ziemlich genau. Angeführt von Andy Dormann rockt sich das Quartett in gut 35 Minuten durch das Programm, welches gemäss Setliste neun Songs beinhaltet. Ich empfinde die Songs jetzt nicht so kurz, als dass in der kurzen Zeit derart viel Platz in der beschränkten Zeit hat, möglicherweise musste auch was über die Klippe springen. Ich bin da (noch) nicht so vertraut mit den einzelnen Tracks.
Allzu viele Details kann ich daher nicht erzählen. Ausser dass das leider noch recht spärlich anwesende Publikum durchaus Gefallen findet am Dargebotenen. Was hingegen eher in die Kategorie „schade“ fällt, ist der Sound. Zu laute Drums und dadurch kaum hörbarer Gesang trüben den Gesamteindruck schon etwas. Dass zudem die Lichtverhältnisse zum Fotografieren ebenfalls eher suboptimal sind, ist genauso bedauerlich.
Doch aus musikalischer Sicht gibt es ansonsten nichts zu meckern, ich steuere wie gesagt noch vor Ende der Show den Merchstand an, um mir die CD zu ergattern. Welche ganz am Ende auch gleich ein paar Signaturen bekommt. Coole Sache, gerne wieder!
Voltage Arc
Schon vor der Show sind wir den Jungs von Voltage Arc begegnet, die sind da alle erstaunlich relaxed. Doch als sie als zweite Band die Bühne entern, ändert sich das Bild. Es folgt ein Abriss, den ich so nicht erwartet hätte…
Ich habe das schon in früheren Reviews geschrieben: Rein musikalisch kann ich mit den Aargauern nicht allzu viel anfangen. Mir fehlt einfach (noch) das „gewisse Etwas“, welches Voltage Arc von anderen Bands dieses Genres abhebt. Was hingegen die Live-Qualitäten betrifft – da kann sich schon jetzt manch andere Truppe eine Scheibe abschneiden!
Es sind mittlerweile deutlich mehr Leute anwesend und die vorderen Reihen sind besetzt durch (ganz offensichtlich) sehr treue Fans der Band. Man sieht viele Voltage Arc- und Fanclub-Shirts. Deren Träger sorgen von der ersten Sekunde an dafür, dass hier eine sagenhafte Stimmung herrscht. Fronter Toni Hörner und seine Jungs (selbstverständlich allesamt kleidermässig oben ohne) auf der anderen Seite legen ebefalls gleich los und versprühen eine unbändige Energie. Angetrieben von Timon Forrer an den Kesseln stehen auch Gitarrist Merlin und Tieftöner Moritz (mit stilechtem Nibbs Carter-Bass) kaum mal eine Sekunde still. Eine nette (zusätzliche) Herausforderung an die Fotografen…
Das Quartett rockt eine Dreiviertelstunde komplett unbeschwert und bietet dabei unter anderem die mittlerweile bekannten Einlagen mit Schwyzerörgeli und Fahnenschwingen. Die Zuschauer halten da problemlos mit, mit dem Resultat, dass nicht nur ich sehr beeindruckt bin. Wie heisst es so schön? Hier steppt der Bär! Heute gekleidet in eine Aargauer Flagge.
Was hingegen auch bei Voltage Arc nicht passt, ist der Sound. Ähnlich wie bei D’Or sind hier die Drums ebenfalls einfach zu laut und übertönen vor allem den Gesang. Dem bereits erwähnten Abriss schadet es jedoch kaum. Und so endet die Show mit einer kleinen Hymne – man soll nie vergessen zu trinken! Auch wenn es in meinem Fall „nur“ Wasser ist.
Fighter V
Muss man eigentlich nach diesem furiosen Auftritt nun Angst haben um den Headliner? Nur wenige Sekunden, nachdem Emmo, Roman, Lucien, Felix und Neuzugang Vale die Bühne betreten ist die Antwort klar: Nein! Mit der Single „Eye To Eye“ haben Fighter V den perfekten Opener gewählt, die Fans sind spätestens beim folgenden „Can’t Stop The Rock“ wieder komplett auf Betriebstemperatur.
Bereits sehr früh setzt die Band auf ein Cover. Immer wieder eine zwiespältige Geschichte. Doch „Seperate Ways“ von Journey ist halt schon ein Übersong und Emmo hat den auch drauf. Somit alles im grünen Bereich. Zumal im direkten Anschluss mit „Stepped On A Landmine“ einer der besten Songs des neuen Albums folgt.
Beeindruckend ist zudem die Performance von Emmo. Ein Derwisch auf der Bühne, eine Spielfreude die seinesgleichen sucht und dazu singt er absolut fantastisch. Der haut stellenweise Screams raus, da staunt man nur noch. Der Spass ist bei allen Musikern ebenfalls vorhanden – doch speziell Basser Roman steht in Sachen Aktivitäten seinem Fronter in nichts nach. Selten hab ich ihn so aufgedreht erlebt (im positiven Sinne gemeint!). Plattentaufen scheinen Musiker zu beflügeln!
Musikalisch liegt der Fokus sehr offensichtlich und logisch auf dem neuen Silberling. Mit Ausnahme von „Miracle Heart“ wird das komplette Werk gespielt. Das zeigt deutlich, dass die Band sehr viel Vertrauen in das neue Material hat. Dies spürt man auch später, als Drummer Lucien eine kurze Ansprache machen darf.
Machen wir eine Zwischenbilanz: Elf neue Songs, zwei Cover (neben Journey gibt es noch „Out In The Fields“ von Gary Moore zu hören – ich müsste mich täuschen, aber der dürfte neu im Fighter-Programm sein), da bleiben am Ende „nur“ vier vom Debütalbum. Für mich ein kleiner Wermutstropfen, Tracks wie „There She Goes“ oder „In The Heart Of The City“ vermisse ich schon etwas.
Vor den Zugaben übergibt Emmo das Mikro an Schlagwerker Lucien, seines Zeichen dienstältestes Mitglied der Band. In einer kurzen und emotionalen Ansprache erklärt er, warum Fighter V nicht aufgegeben haben und wie stolz sie auf „Heart Of The Young“ sind. Sagts und tauft die Platte mit einem Spezli (meine Kamera bekommt ebenfalls etwas davon ab…), während die Kollegen von Voltage Arc mit einer Konfetti-Kanone mitfeiern.
Dann gehts zurück zur Musik! Drei Zugaben stehen noch auf dem Zettel. Nach dem überragenden „Dangerous“ folgen „Run n‘ Hide Away“ und „Radio Tokio“. Letzterer dürfte / könnte / MÜSSTE eigentlich zu einem richtigen Hit werden – der ist live nochmals deutlich stärker als ab Konserve. Und somit natürlich der perfekte Schlusspunkt unter eine höchst unterhaltsame Show!
Das Fanzit – Fighter V, Voltage Arc, D’Or
Eine würdige Plattentaufe! Fighter V spielen eine grossartige Show zur Feier ihres neuen Albums. Ein anständig gefülltes Konzerthaus Schüür bietet den entsprechenden Rahmen. Garniert mit einem furiosen Auftritt von Voltage Arc und dem starken Auftritt von D’Or ergibt das in der Endsumme einen wunderbaren Abend, der nur zufriedene Fans hinterlässt. Wenn ihr die Möglichkeit habt, Shows dieser Bands in naher (oder ferner) Zukunft zu besuchen: DO IT! Sie haben es verdient!
Herzlichen Dank an dieser Stelle noch an Fighter V für die Gastfreundschaft, ist nicht selbstverständlich! Und an die Fotokollegen Ralf und Dani. Macht immer Spass mit Euch, und den Schnupf könnt ihr dann wieder mit pam teilen…
Die Setlist – D’Or
- Vedi Vidi Ignis
- Howling
- Future, Baby
- Alice
- Jack In The Box
- Rage Unbound
- Scream
- Dancing
- One Way To Rock
Die Setlist – Voltage Arc
- The Underground
- Make It To The Top
- Apple Dream
- Rockin‘ Man
- Break Free
- Waiting To Get Wild
- Hardrock Hotspot
- For Rock And Roll
- Sin City
- Never Forget To Drink
Die Setlist – Fighter V
- Eye to Eye
- Can’t Stop the Rock
- Fighter
- Separate Ways (Worlds Apart)
- Stepped on a Landmine
- How Long
- I’m There
- Speed Demon
- There’s No Limit (Speed Limit)
- Bringing It Back
- Heart of the Young
- Out in the Fields
- Turn it up
- Power
- Dangerous*
- Run n‘ Hide Away*
- Radio Tokio*
*Zugaben