Metalinside.ch - In Extremo - Z7 Pratteln 2024 - Foto Marcel 15
Sa, 16. November 2024

In Extremo, Korpiklaani, Rauhbein

Z7 (Pratteln, CH)
/ 06.12.2024

Die «In Extremo-Sardinenbüchse»

In Extremo heizten am Samstag der Konzertfabrik Z7 ordentlich ein. Noch selten habe ich auf der Bühne in Pratteln eine solch stattliche Anzahl von Pyroeffekten in Aktion erlebt. Die Hütte war ohnehin restlos ausverkauft.

Deswegen haben sich wohl auch die Finnen von Korpiklaani pudelwohl gefühlt. Eröffnet wurde der Konzertreigen von Henry M. Rauhbein und seinen Haudegen.

Erneut eine verschobene Sause aus dem letzten Jahr, die nun nachgeholt wird. Und was ist das bitteschön für ein unterhaltsames Dreigestirn? Die kernigen Hessen von Rauhbein, Finnlands trinkfreudige Waldmänner Korpiklaani und zum Schluss die Spielleute von In Extremo als grosse Headliner. Letztgenannte Truppe habe ich am diesjährigen Rock The Lakes Festival (siehe Review von Raphi und pam) ja aufgrund der sintflutartigen Regenfälle sausen lassen… Deswegen bin ich äusserst dankbar, dass ich dafür jetzt ihrer heutigen Performance im Z7 beiwohnen darf. Die Bude ist notabene restlos ausverkauft! Eine schwitzige Party ist somit vorprogrammiert.

In Extremo haben mit «Wolkenschieber» eine neue Platte am Start. Selbiges gilt für Korpiklaani und «Rankarumpu». Können Rauhbein da mitziehen? Fast  – ihr nächster Silberling erscheint aber erst Ende Jahr. An Henry und Kompanie habe ich allerdings noch beste Erinnerungen wegen ihrer Show im Winterthurer Gaswerk vor rund sechs Monaten. Wie wird ihnen heute die «Eröffnungs-Zeremonie» gelingen?

Rauhbein

Zu Beginn stellt der bärtige Frontmann fest, dass das innert drei Jahren sein dritter Besuch ist. So treu sei er noch keiner Frau gewesen. Was für eine Ansage! Sprüche dieser Art kann kaum ein anderer Akteur so unterhaltsam rüberbringen. Das Folk Rock-Quintett bearbeitet schon fleissig die Stimmbänder der Besucher und setzt darauf, dass da alles ausgezeichnet geölt ist. Mit «Adrenalin» und «Die Welle» erhalten wir einen optimalen Vorgeschmack auf das bald erscheinende Album. In markanter Rauhbein-Manier zeichnen sich die Lieder dadurch aus, dass man sie rasch problemlos mitgrölen kann. Das gilt jedoch ebenfalls für ältere Kompositionen des Kalibers «Steh wieder auf». Auftakt nach Mass! So darf die Fete ungeniert fortgeführt werden.

Korpiklaani

Diese hervorragend aufgewärmte Meute nehmen Korpiklaani natürlich nur allzu gerne in Empfang. Die Nordmänner werden ihrerseits alles daran setzen, dass der «Gute Laune»-Pegel (und möglicherweise zugleich der alkoholische) keinesfalls sinken wird. Angeführt von einem freudigen Jonne Järvelä tanzt das Sextett durch sein Set. Mit ihnen meinen morgigen Geburtstag vorfeiern? Ich kann mir durchaus schlimmere Aktionen vorstellen. Auf der Bühne wurden übrigens diverse Bäumchen platziert. Dank dieser dekorativen Flora fühlen sich die Jungs sicherlich wie zuhause. Ausserdem haben sie mit «Saunaan» eine Nummer mitgebracht, welche die heutige Szenerie wunderbar beschreibt. Die Angelegenheit wird immer heisser. Da hätte es die gelegentlich «ausbrechenden» Pyro-Vulkane gar nicht erst gebraucht. Glücklicherweise liegt der rettende Bartresen (und damit verbunden die dort erwerbbare Abkühlung) bloss unweit von meinem «Pfostenstandort» entfernt. Allerdings bleibt das Durchqueren der Menschenmasse beinahe eine unmöglich zu absolvierende Mission.

In Extremo

Dass eine Gruppe wie In Extremo in Pratteln auftritt, ist wahrlich nicht als Selbstverständlichkeit zu betrachten (zumindest aus meiner Sicht). Schliesslich sind sich die Herrschaften inzwischen längst grössere Bühnen gewohnt. Doch sie geben auch im Z7 Vollgas – daran bestehen ab dem ersten Augenblick keine Zweifel. Haben sie etwa einen ganzen «Fackel-Laster» in die Schweiz geschmuggelt. Unglaublich, was da ständig brennt und lodert. Und so stehen wir – zusammengequetscht wie in einer Sardinenbüchse – also da und frönen dem dargebotenen Spektakel.

Man hört ja immer wieder, dass Frontman Micha nicht unbedingt ein grossartiger Sympathiebolzen sein soll. Aber heute benimmt er sich nach meinem Gusto eigentlich ziemlich vernünftig. Selbst der violette Gips an seinem linken Arm stellt kein Hindernis dar. Gemeinsam mit seinen Kameraden präsentiert er uns eine satte, zweistündige Setliste, die kaum irgendwelche Wünsche offen lässt. Darin finden sich Kompositionen wie «Feuertaufe», «Vollmond», «Gaukler», «Sängerkrieg» oder «Weckt die Toten». Beim letztgenannten Track wird Rauhbein-Maestro Henry zur Unterstützung aufgeboten. Weshalb Micha ihn witzigerweise als «Special Guest aus Zürich» ankündigt, bleibt mir hingegen ein Rätsel.

An der Show gibt es wirklich nix zu meckern. Dafür lässt sich feststellen, dass heute Abend definitiv nicht das übliche «Metal-Publikum» den Weg in die Nordwestschweiz gefunden hat. Dass ich in diesem Konzerttempel gleich zwei «Fast-Schlägereien» unterbinden muss, ist doch eher ungewöhnlich. Ein No-Go! So etwas möchten wir in diesem Gemäuer nicht haben. Da ist die Anekdote von «Haus-Fotograf» Christian Bührer weitaus belustigender. Offenbar habe er in Bar-Nähe zwei Personen bei «erotischen Aktionen» beobachtet. Da müsste man(n) heute Abend ja passenderweise von einem «Koitus In Extremis» sprechen.

Das Fanzit – In Extremo, Korpiklaani, Rauhbein

Das rappelvolle Z7 fühlte sich heute Abend so an, als ob eine Person auf Facebook eine Einladung für ihren 18. Geburtstag erstellt und aus Versehen auf «öffentlich» gestellt hätte. Aber wir kamen trotz kuschliger Atmosphäre in den Genuss dreier gelungener Performances. Das Mass aller Dinge blieben am Ende aber eindeutig In Extremo mit ihrer imposanten «Pyro-Orgie».

Die Fotos – In Extremo, Korpiklaani, Rauhbein


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 06.12.2024
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