Metalinside.ch - Anthrax - Halle 622 Zürich 2024 - Foto pam 24
Mi, 4. Dezember 2024

Kreator, Anthrax, Testament

Halle 622 (Zürich-Oerlikon, CH)
/ 30.12.2024

Clash Of Thrash

Drei Dreschflegel-Schwergewichte – Kreator, Anthrax und Testament – gastierten am Mittwochabend in der Zürcher Halle 622. Die geballte Ladung Thrash Metal traf die Location mit voller Wucht und legte sogar – zum Leidwesen aller betroffenen Personen – die Stromversorgung für über eine Stunde lahm…

Welche Band davon tangiert war und ob überhaupt sämtliche Konzerte zu Ende gespielt werden konnten, könnt ihr in den nachstehenden Wortverkettungen nachlesen.

Wir bekommen es heute mit einer Co-Headliner-Tour zu tun, die «Thrasher-Herzen» höher schlagen lässt. Also heisst es «Kutte montieren» und ab nach Oerlikon in die Halle 622 («The Schlauch awaits!»). Hoffentlich bleiben die gezapften Hopfen-Blondinen dieses Mal den ganzen Abend lang kalt. Beim Amon Amarth-Gastspiel Anfang August war dies ja leider nicht der Fall…

Mille Petrozza und seine Kumpels von Kreator haben bereits am diesjährigen Rock The Lakes Festival bewiesen, dass sie nach wie vor eine Live-Macht sind. Werden sie heute auch das «Hallen-Gemäuer» beben lassen? Derweil figuriert mit Anthrax notabene ein Mitglied der legendären «Big Four» im Programm. Alleine diese Tatsache sollte schon bei sämtlichen Gästen für Respekt sorgen. Wem das immer noch nicht reichen sollte, findet möglicherweise in einem weiteren «Thrash-Kaliber» namens Testament sein Glück. Normalerweise zählen Chuck Billy und Co. ja ebenfalls zum Headliner-Material. Hoffentlich hat Ober-Metalinsider pam eine stabile Kamera im Gepäck, denn das wird für ihn wahrlich eine intensive Schnappschuss-Jagd werden (pam: Definitiv … und als Thrasher im Herzen wohl auch zittrige Hände bei dieser Affiche … doch leider – Spoiler! – soll das Licht bei Testament unterirdisch sein: kein bis nur rot).

Testament

Die «testament’sche» Maschinerie benötigt keine Anlaufzeit. Schon beim ersten Kracher «D.N.R. (Do Not Resuscitate)» werden massenhaft Pyro-Salven abgefeuert. Die Mitglieder haben ausreichend Platz, um sich auf der Bühne auszutoben (selbst das Treppensteigen liegt drin). Saitenhexer Alex Skolnick entlockt seinem Spielgerät so manche Soli. Jep, hier sind in Tat und Wahrheit Meister ihres Fachs am Werk. Jetzt müssten die Techniker eigentlich lediglich die Stimme von Frontmann Chuck Billy ein bisschen deutlicher abmischen. Aber darüber hinaus kann ich mir weitere Meckereien definitiv ersparen.

Die Darbietung von Testament ist die optimale Vorbereitung auf alles, was da später noch folgen wird. Dass man ihnen direkt eine volle Stunde im Scheinwerfer-Licht gewährt, nehme ich ebenfalls wohlwollend zur Kenntnis. Die Kalifornier sind eben effektiv kein üblicher Support-Act. Passend zum letzten Track «Into The Pit» (dessen Riffs umgehend Vergleiche mit denjenigen des Lamb Of God-Songs «Laid To Rest» auf den Plan rufen) lässt sich dann auch das Publikum zu einem Rundlauf hinreissen.

Anthrax

Die Herrschaften aus dem US-Bundesstaat New York lassen sich gleich von mehreren bekannten Persönlichkeiten ankündigen. Dazu flimmern diverse Grussbotschaften über die riesige Leinwand, welche die Sicht auf die Bühne verdeckt. Zu Wort kommen unter anderem Keanu Reeves, Lady Gaga, Nergal, Norman Reedus, Stephen King, Randy Blythe und Mark Osegueda. Das ist ja schon jetzt das reine «Best-Of». Muss da überhaupt noch ein Auftritt kommen? Klar, wir sind schliesslich hauptsächlich wegen der Musik hier.

Mit «A.I.R.» starten Anthrax entfesselt in ihr Set. Joey Belladonna und seine Gefährten zünden von Beginn weg ein grandioses Hitfeuerwerk (und benötigen dazu nicht einmal irgendwelche Pyro-Effekte). Oha, in dieser bockstarken Verfassung könnte das eines der besten Konzerte werden, welches ich je von den Amis erlebt habe. Bisher fehlt von schwachem Liedgut jegliche Spur und mein persönliches Highlight «Fight ‘Em ‘Til You Can’t» sorgt freilich für Eskalationsanfälle. Wer oder was soll diese Anthrax-Akteure jetzt bitteschön noch aufhalten? (Notiz an mich: Solche grossspurigen Gedanken können einen manchmal verdammt rasch auf die Schnauze fallen lassen.)

Dann passiert es. Nach einem kurzen Knacken dominieren plötzlich Stille und Dunkelheit. Hat sich tatsächlich gerade beinahe der gesamte Strom in der Location verabschiedet? Nicht euer Ernst?! Nach Within Temptation am Montag wäre dies nun bereits der zweite, durch technische Schwierigkeiten ausgelöste Konzertunterbruch in derselben Woche. Klebt der Good News-Crew zurzeit irgendein Fluch an den Stiefeln? Mühsame Angelegenheit. In einer Halle dieser Art dürfte so etwas eigentlich nicht passieren, oder? Am härtesten bestraft werden die Leute auf den Sitzplätzen, denn diese müssen machtlos mitansehen, wie sie hinter einem Vorhang verschwinden (pam: Das war übrigens auch bei Within Temptation der Fall …).

Es folgt ein Armutszeugnis in Sachen Kommunikation. Während über einer Stunde lässt man die Besucher in der Ungewissheit. Da hilft es auch überhaupt nicht, ein zierliches Mädel mit «Piepse-Stimmchen» auf die Bühne zu stellen. Tut mir leid, meine Liebe, wir verstehen schlichtweg kein Wort… Etwas später unternimmt sie nochmals einen Versuch mit einem Megaphon (welches nicht funktioniert). Peinlich… Nein, das muss glasklar besser funktionieren. Die aufkommende Gerüchteküche sorgt ebenfalls für Unruhen. Inzwischen haben einige Zuhörer den Heimweg angetreten (wenn man nicht gerade in der Nähe wohnt und morgen wieder früh auf der Arbeit erscheinen muss, kann ich diesen Entscheid absolut nachvollziehen).

Dann scheinen die Techniker das Problem endlich in den Griff zu kriegen. Halleluja! Ein Herr erklärt danach auf Englisch den weiteren Ablauf (ich nehme an, dass es sich dabei um den Tourmanager handelt). Anthrax dürfen bald nochmals raus und ein paar weitere Stücke zum Besten geben. Anschliessend wolle man rasch umbauen, um für Kreator noch eine gute Stunde Spielzeit rauszuholen. Die Bude dürfe eben maximal bis um 23.30 Uhr beschallt werden.

Und ja, es klappt wirklich! Das Anthrax-Quintett meldet sich mit ihrem Über-Hit «Mad House» zurück. Toll für diejenigen, welche durchgehalten haben und geblieben sind. Für die bereits abgereisten Nasen ist das natürlich hingegen ein Schlag ins Gesicht. Ihnen geht zweifellos ein mitreissendes Schluss-Furioso durch die Lappen, welches mit «Indians» prächtig vollendet wird.

Kreator

Im Anschluss wuseln etliche Helferlein auf der Bühne herum und so geht der Umbau wirklich zackig vonstatten. Als Intro wird auf «Run To The Hills» von Iron Maiden gesetzt. Mit einem geschickten Schachzug dieser Art bringt man die Meute logischerweise rasch wieder auf Betriebstemperatur. Wem dies nicht genügt, wird mit einem von Pyro-Effekten strotzenden «Hate Über Alles» endgültig überzeugt. Oder sollte die Komposition aus aktuellem Anlass vielleicht eher in «Hate Über Stromausfall» umgetauft werden?

«The Kreator has returned!» In der Tat, werter Mille, das sehen und hören wir gerade hautnah. Trotzdem dürftest du deine Ansagen auf helvetischem Boden durchaus vermehrt in deutscher Sprache abhalten, merci. Okay, bei relevanten Schlagwörtern wie beispielsweise «Wall Of Death» ist das selbstverständlich nicht nötig. «Todeswand» klingt ehrlich gesagt ohnehin ziemlich doof… Aber die Leute sind definitiv für Publikumsaktivitäten aus dieser Ecke zu haben. Zu «Enemy Of God» werden «Papierfötzeli-Kanonen» abgefeuert (gedanklich sehe ich schon die Runzeln auf pams Stirn vor mir. Der Chef bekundet nämlich stets seine liebe Mühe mit solchen Konfetti-Dingern (pam: Hab mich bei Kreator inzwischen dran gewöhnt … finds einfach nach wie vor selten doof, wenn man das bei Open-Air-Konzerten macht …)). Während «Hordes Of Chaos (A Necrologue For The Elite)» sind zudem zahlreiche Crowdsurfer unterwegs.

Der Vierer rattert sein – gekürztes – Programm gekonnt runter. Ich vergesse übrigens immer, dass Frédéric Leclercq den Tieftöner hütet. Und das tut er ja mittlerweile doch bereits seit ein paar Jahren (ich verbinde den Typen trotzdem nach wie vor mit DragonForce). Gemäss Mille soll 2025 ein neues Album auf den Markt kommen. «Pleasure To Kill» figuriert schliesslich als wilder Schlusspunkt der heutigen Kreator-Darbietung. Finale Uhrenkontrolle: 23.40 Uhr. Okay, dann durften die Herren trotzdem ein bisschen länger zocken als ursprünglich geplant. Halten wir gerne so fest.

Das Fanzit – Kreator, Anthrax, Testament

Der unumstössliche Negativpunkt des Abends war der lange Unterbruch aufgrund des Stromausfalls. Ausserdem wäre eine bessere Kommunikation in Zusammenhang mit diesem unschönen Ereignis fraglos wünschenswert gewesen. Das hätte bei so manchem Besucher sicherlich für Frustreduktionen gesorgt. Im Nachhinein einen «Tagessieger» zu bestimmen, wird unter diesen Umständen nicht sonderlich einfach. Für mich hatten Testament und Anthrax (trotz Zwangspause) die Nasen minim vorne.

Die Setliste – Testament

  1. D.N.R. (Do Not Resuscitate)
  2. 3 Days In Darkness
  3. WWIII
  4. Children Of The Next Level
  5. The Formation Of Damnation
  6. Return To Serenity
  7. First Strike Is Deadly
  8. Low
  9. Native Blood
  10. Electric Crown
  11. More Than Meets The Eye
  12. Into The Pit

Die Setliste – Anthrax

  1. Intro
  2. A.I.R.
  3. Got The Time (Joe Jackson-Cover)
  4. Caught In A Mosh
  5. Fight ‚Em ‚Til You Can’t
  6. *Stromunterbruch*
  7. Madhouse
  8. I Am The Law
  9. Antisocial (Trust-Cover)
  10. Indians

Die Setliste – Kreator (*unvollständig*)

  1. Intro
  2. Hate Über Alles
  3. Coma Of Souls
  4. Enemy Of God
  5. 666 – World Divided
  6. Satan Is Real
  7. Violent Revolution
  8. Hordes Of Chaos (A Necrologue For The Elite)
  9. Pleasure To Kill

Die Fotos – Kreator, Anthrax, Testament


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 30.12.2024
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