AOR-Brasilianer
Marenna und Fire Rose bespielten am Freitagabend vor einer bescheidenen Publikumstraube die Bühne der Met-Bar.
Während die feurigen Rosen mich persönlich stärker überzeugen konnten, ergötzten sich derweil andere Besucher eher an der Nischen-Darbietung der Südamerikaner.
Bin ich etwa gerade ein bisschen auf dem «Brasilien-Trip»? Es scheint fast so, denn gestern fand in der Dübendorfer Hall der Sepultura-Abschied statt und heute holen Marenna ihre vom Mai verschobene Show in Lenzburg nach. Der Grund für die damalige Absage war eine Hochwasser-Katastrophe in der Heimat der Herrschaften. Bedauerlicherweise nicht das erste Unwetter-Ereignis dieses Jahres… Deshalb sind wir umso dankbarer, dass die Akteure im Hier und Jetzt wohlbehalten präsent sind und freuen uns auf ihre Aufführung. Support erhalten sie dabei von der helvetischen Equipe Fire Rose.
Fire Rose
Huch, sind die Jungs neuerdings Schotten? Das aus den Boxen erklingende Intro erinnert nämlich stark an «Braveheart». Als die Künstler anschliessend zur Tat schreiten, kann ich jedoch rasch Entwarnung geben. Kilts oder Dudelsäcke sind keine zu sehen. Zudem wird mit der ersten Nummer «Get It All» klargemacht, dass die Baselbieter ihrem epischen Schwermetall treu geblieben sind. «Blood On Your Hands» ist generell eine tolle Scheibe und ich spreche da sorglos Hörempfehlungen aus. Mit-Metalinsider Kaufi hat das Teil im September des vergangenen Jahres detailliert analysiert. Doch auch das Vorgänger-Eisen «Devil On High Heels» ist definitiv nicht von schlechten Eltern und wird mehrere Male in der Setliste berücksichtigt. Falls ihr Nachhilfe in Sachen Lyrics benötigten solltet, müsst ihr lediglich Kollegin Dalila fragen. Die steht beobachtend hinter dem Bartresen und trällert jede Zeile problemlos mit. Chapeau!
Der Fünfer hat auf der Bühne sichtlich Spass. Kleinere Blödeleien liegen immer wieder drin. Trommler Simon Sutter ist schon der «Schalk-Typ». Axtmann Simon Giese kriegt das Grinsen ebenfalls kaum aus der Visage. An der Front zieht die fleischgewordene Alarmanlage Philipp Meier dank seines «Support Day Drinking»-Tanktops die Blicke auf sich. Da ist es ja beinahe gemein, dass – im Vergleich mit der gesamten Band – ausgerechnet nur an seinem Mikrofonständer keine Dosen-Halterung zu finden ist. Bezogen auf das Liedgut muss ich zwingend eine Lanze für die neuen Stücke «Touchdown» und «Heroes» brechen. Das ist einfach saustarker Stoff! Solche spassigen Nummern sind unter anderem ein Faktor dafür, dass die Geschichte zu einer kurzweiligen Angelegenheit wird. Ist tatsächlich schon eine Stunde rum? Krass!
Marenna
Das Schweizer Gastspiel der ersten Europatournee von Marenna nimmt um 22.25 Uhr seinen Anfang. Die Herren sind – genau wie ihre Vorgruppe – im Fünferverbund unterwegs. Tastenmann Luks Diesel agiert mit einem drehbaren Spielgerät und darf sich aufgrund dessen ausgiebig austoben. Klampfer Edu Lersch ist ein echter Baumstamm! Mit seiner Grösse passt er irgendwie gar nicht so richtig ins Gesamtbild. Wenn er neben Sänger und Mastermind Rod Marenna steht, müsste man das strenggenommen als «Fernbeziehung» werten. Der Frontmann selbst punktet aber mit einem soliden Stimmorgan. Soundtechnisch unternehmen wir eine Reise zurück in die 80er Jahre. Leider klingt bei den Drums oder beim Bass etwas nicht vollends sauber. Dafür wird glücklicherweise das Mikrofon-Gequietsche von Rod konstant minimiert. Man muss dem Kollegen ohnehin attestieren, dass er eine ziemliche Rampensau ist.
Traurigerweise bleibt der Publikumsaufmarsch arg bescheiden. Es scheinen effektiv bloss die «wahren» AOR- beziehungsweise Melodic Rock-Feinschmecker anwesend zu sein. Sie erhalten einen netten Querschnitt durch die bisherige Schaffensphase der Brasilianer serviert. Das Projekt ist ja schliesslich auch schon seit einer Dekade aktiv. Nach 70 Minuten haben Marenna genug (überhaupt nicht negativ gemeint, aber der letzte Song heisst eben «Had Enough») und beenden ihr Debüt auf schweizerischem Boden.
Das Fanzit – Marenna, Fire Rose
Fire Rose bewiesen heute Abend abermals, dass sie zu den talentiertesten Truppen unseres Landes zählen. Es macht immer wieder Freude, ihren Gigs beizuwohnen. Marenna konnten mich dagegen nicht restlos überzeugen. Da muss wohl in Zukunft ein weiteres Konzert her. Enttäuschend war fraglos die Besucheranzahl. Da hätten beide Bands ohne Zweifel mehr verdient.
Die Setliste – Fire Rose
- Intro
- Get It All
- We Are The Wild
- Blood On Your Hands
- Rise Like The Sun
- Leave Your Cage
- Fields Of Honor
- Devil On High Heels
- Rain Falling Down
- Touchdown
- Heroes
- Wheels On Fire
- Outro
Die Setliste – Marenna
- Voyager
- Never Surrender
- Pieces Of Tomorrow
- How Long
- Out Of Line
- Too Young To Die
- Runaround
- Getting Higher
- Breaking The Chains
- Perfect Crime
- You Need To Believe
- Had Enough