Atmosphärische Metal-Träume
Ein Konzert besonderer Art erwartet mich heute Abend im Z7 und ich bin echt gespannt darauf. Sólstafir habe ich schon lange nicht mehr live gehört und die beiden Vorbands sind mir bisher unbekannt. Die zu erwartende psychedelische Musik der Isländer passt wohl ganz gut zur trüben Winterzeit.
Es sind wieder einmal viel zu viele Autos auf den Strassen unterwegs. Bei meiner gewohnten Überpünktlichkeit passiert mir das äusserst selten, aber jetzt komme ich nicht rechtzeitig zum Konzertbeginn im Z7 an. Dann gilt es noch anzustehen für die Fotoerlaubnis und bis ich in der Halle bin, ist die erste Band schon auf der Bühne am Musizieren. Also schnell die Kamera ausgepackt und hinein ins Getümmel. Denn ich erlebe heute eine Besonderheit, was das Fotografieren betrifft. Warum auch immer darf nicht aus dem Fotograben geknipst werden.
Auffällig hoch ist der Frauenanteil der anwesenden Besucher und vor allem junges Publikum ist heute hier versammelt. Das liegt ganz bestimmt an den auftretenden Bands, die in ihrem Stil doch einzigartig sind und wohl eher die jungen Leute ansprechen.
Helga
Leider verpasse ich ungefähr ein Drittel von Helga, wie schon erwähnt. Das, was ich sehe und höre, reicht aber für einen guten Eindruck aus. Die Hauptperson ist natürlich Helga, die auch fast immer im Scheinwerferlicht steht und ihren sirenenhaften Gesang zelebriert, untermalt mit tänzerischen Bewegungen. Ganz sicher nicht zum Headbangen ist diese Musik, eher zum Träumen und ich muss mich da erst einmal richtig hineinhören in diese Melodien.
Oranssi Pazuzu
Schnell wird umgebaut auf der Bühne, das Licht geht aus und es erklingen die ersten Töne der Finnen aus Tampere. Na ja, diese Musik, die ich mir dann anhören muss, ist ganz sicher nicht für meine Ohren geschrieben. Diese musikalischen Territorien erreichen mein Gehirn ganz und gar nicht. Mindestens fünf Keyboards stehen herum und jeder der Musiker darf mal darauf klimpern (Bis auf den Drummer, der haut nur auf seine Trommeln, aber auch da bin ich mir nicht sicher). Ich bin ja eher recht offen was die verschiedenen Metalstile betrifft, aber diese Techno-psychedelisch-disharmonischen Töne treiben mich in die Flucht. Und zum Fotografieren ist es auch für die Katz, denn Nebel und Dunkelheit beherrschen die Bühne. Und wenn es doch einmal Licht gibt, dann blenden mich die Scheinwerfer.
Sólstafir
Wieder eine kurze Pause, damit die Bühne hergerichtet werden kann, und dann sind die Isländer an der Reihe. Voller Energie ist dieser unvergleichliche, mächtige, atmosphärische Sound. Da spüre ich die Kraft der Natur, die umhergehenden Trolle und die mächtigen Vulkane. Ganz gewaltig, was hier abgeht auf der Bühne! Es gibt Songs zum Träumen aber auch aggressivere Parts. Die Zuhörer sind vertieft in den verträumten Melodien, halten den Blick gebannt auf die Musiker und geniessen den Moment. Zum Ende des Konzerts klettert Sänger und Gitarrist Aðalbjörn Tryggvason auf das Absperrgitter und balanciert daran entlang, um die ihm entgegengestreckten Hände abzuklatschen.
Svavar Austmann am Bass hat wohl seine roten Zöpfe abgeschnitten. Manchmal muss ja ein alter Zopf abgeschnitten werden. Doch hier finde ich es schade, denn das hat meiner Meinung nach sehr gut zu ihm gepasst. Viel zu schnell ist Schluss, die Musiker werden vom Publikum mit viel Beifall entlassen und nach kurzer Zeit sind sie schon wieder am Merchstand anzutreffen und bereit für Fotos, Autogramme und so weiter.
Das Fanzit – Sólstafir, Oranssi Pazuzu, Helga
Helga als Vorband passten gut zum heutigen Abend. So ganz anfreunden konnte ich mich nicht mit deren Musik, aber wie gesagt, vielleicht muss ich da in Ruhe noch weiter reinhören. Den extremen Metal und die Techno-psychedelisch-disharmonischen Töne von Oranssi Pazuzu werde ich wohl in Zukunft meiden. Sólstafir haben mit ihrer kraftvollen, mächtigen Musik begeistert, den Abend gerettet und machen ihn zu einem bleibenden Erlebnis. Und ich hoffe, das Fotografieren ohne Fotograben ist nur eine einmalige Sache.