Ungfell - De Ghörnt (Cover-Artwork)
Fr, 29. November 2024

Ungfell – De Ghörnt

Pagan Metal
03.12.2024
Ungfell - De Ghörnt (Cover-Artwork)

Der Rollibock ist zurückgekehrt…

…und Ungfell gleich mit ihm. Auf deren neustem Werk schleicht sich der zottelige Ziegengeist nicht nur im Titel De Ghörnt herum, er ist vielmehr Kern der Geschichte, die als Grundlage für das Konzept hinter dem Album dient.

Nachdem vor zwei Jahren bereits Tylangir in einem ihrer Songs einen Einblick in die Sage vom Rollibock gegeben haben (siehe Review), greifen Ungfell sie nun ebenfalls auf, allerdings gleich in sieben Liedern, die sich über eine Gesamtspielzeit von 48 Minuten erstrecken. Bereits die erste Kostprobe davon macht klar, dass sich die Zürcher dieses Mal für einen wärmeren Sound entschieden haben. Die höhenlastige Abmischung und der Fokus auf schrillen Kreischgesang sind einer ausgeglicheneren Produktion gewichen, verschwunden ist die einer Kreissäge gleich fräsende Klanggestaltung der ersten zwei Alben. Das macht De Ghörnt zugänglicher und weniger fordernd als die bisherigen Werke der Band. Umgekehrt atmet die Produktion einen Hauch von Erhabenheit, der wunderbar passt zum dargebotenen Pagan Metal – von Ungfell selbst als rustikal-alpine Teufelei bezeichnet. Dieser wiederum muss sich zu Beginn des Albums erstmal aus dem melodischen Black Metal herausschälen, bevor er sich im weiteren Verlauf in seiner vollen Blüte entfalten kann.

Damit bietet De Ghörnt kompositorisch über seine Laufzeit hinweg eine gelungene Steigerungskurve. Die vorab veröffentlichte Single „Im Ruusch“ entpuppt sich dabei als ein erstes Highlight, weiss sie den inhaltsbestimmenden Rausch nach Mehr kompositorisch mit stetig nach vorne strebendem Ansatz nämlich gekonnt zu vertonen. Natürlich heben die vielen Klargesänge das Stück hervor, doch es wäre unfair, seine Verdienste bezüglich des Wiedererkennungswerts bloss darauf zu reduzieren. Es ist vielmehr die Strukturierung der einzelnen Teile, die dafür sorgt, dass sich diese zu einem originellen Ganzen zusammenfügen. Generell ist die Verflechtung von Inhalt und Musik eine der Stärken des Albums, wie beispielsweise der lautmalerische Beginn von „Sturmglockä“, bei dem die besungenen Glockenklänge mit geschickter Phrasierung des Textes zum Leben erweckt werden. Auch dieser Song empfiehlt sich als erste Kostprobe des via Eisenwald erschienen Albums.

Eindrücklich ist dabei, wie einfach solche Details Ungfell von der Hand zu gehen scheinen. De Ghörnt klingt insgesamt angenehm locker, durchdrungen von einer Unbekümmertheit und eingespielt aus dem Bauch heraus statt mit verkopfter Angestrengtheit. Dadurch wirkt der Band neuster Streich von Anfang bis Ende wie gelebte Authentizität, etwas, was die Musik des Zürcher Duos bereits in der Vergangenheit transportiert hat und das zu dessen grossen Qualitäten gehört. Hinzu kommt ein klarer thematischer Fokus in jedem Stück. Gemeinsam mit dem vermehrten Einfluss von klassischen Liedaufbauten – Strophe und Refrain blicken da und dort vorwitzig um die Ecke – sorgt dieser dafür, dass das Werk stets nachvollziehbar bleibt. Sogar der beinahe zehn Minuten lange Höhepunkt am Ende, „De Geischt vom Märjelesee“, ufert zu keinem Zeitpunkt aus, sondern kann die Spannung halten. Einzig „D Pracht vom Eggishorn“ schafft es nicht richtig, eine eigene Identität als Song zu entwickeln. Einige darin enthaltene Elemente lassen aufhorchen, doch bleiben sie Einsprengsel, ohne zum Fundament für etwas zu werden, das mehr wäre als die Summe seiner Teile. Dies wird besonders offensichtlich im Kontext des gesamten Albums, wenn kurz darauf das bereits erwähnte „Im Ruusch“ folgt.

Das Fanzit zu Ungfell – De Ghörnt

Mit De Ghörnt ist Ungfell ihr bisher zugänglichstes Werk gelungen. Die Band streift die Kauzigkeit vergangener Tage ein Stück weit ab, ohne seiner etablierten Qualitäten untreu zu werden. Das Ergebnis ist ein ganz starkes Stück Pagan Metal, mit dem sich die Truppe locker 8.5 Punkte einsammelt.

Video Ungfell – Im Ruusch


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8.5/10



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03.12.2024
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