
Energiereicher Auftritt im ausverkauften Gaswerk Seewen
Mit dem Konzert von BBR (Buddies, Beer and Rock ’n‘ Roll) im Gaswerk Seewen ist das noch junge Jahr um einen energiegeladenen Abend reicher. Der Name ist Programm und damit kommen die Zuschauer in den Genuss einer Band, die Bock hat, Rock ’n‘ Roll zu spielen.
BBR rufen und die Meute folgt. So oder so ähnlich fühlt es sich nämlich im Gaswerk Seewen an, als Domi the Stick und ich eine halbe Stunde vor Beginn der ausverkauften Show eintreffen. Der Eventort ist voll. Zuerst drücken wir uns an den Leuten vorbei an die Bar, um uns dann bis zu den Toiletten vorzukämpfen (dort doch eine beachtliche Zeit für das Frauenklo anzustehen) und schliesslich zu uns bekannten Gesichter rechts vor der Bühne in die circa fünfte Reihe zu stehen. Selbst in den letzten Minuten vor der Show treffen noch weitere Personen ein und das Gaswerk füllt sich munter weiter. Das Publikum ist bunt gemischt: Von sehr jung bis alt und von hemd- bis metalshirttragend. Ich bin gespannt, ist es doch das erste Konzert für mich in diesem noch jungen Jahr.
Um kurz vor neun wird es dunkel und eine Stimme ähnlich der bei Boxkämpfen erklingt ab Band. Nach und nach trudeln die Mitglieder von BBR auf der Bühne ein. Angefangen von Gitarrist Manu, dem Komiker von Divertimento, der heute in einem Thrash-Metalshirt im Coca Cola-Schriftzug glänzt. Auch sonst wird Metal getragen: Sei es in Form von Iron Maiden-, Megadeth- und Heaven Shall Burn-Shirts oder Parkway Drive-Hosen. Mit den Worten „Please welcome Buddies, Beer and Rock ’n‘ Roll“ endet das Intro und sofort gehts mit der Show los.
Bereits beim ersten Song zeigen BBR, in welche Richtung das heutige Konzert geht: Sänger Mäge läuft von der einen Seite der Bühne zur anderen und inkludiert neben Klargesang auch Growls sowie Sprechgesang. Er scheint heute stimmlich topfit zu sein. Ohne grosse Unterbrüche beginnt das zweite Lied, wobei es sich um „The Kids Aren’t Alright“, ein Cover von The Offspring, handelt. Mäge zeigt vollen Körpereinsatz und Manu strahlt über das ganze Gesicht. Den Zürcher Oberländern scheint es sichtlich Spass zu machen.
Mäge erklärt nach dem Song, dass sich dies für sie wie Weihnachten, Geburtstag und Neujahr zusammen anfühlt. Sie seien vor ziemlich genau einem Jahr schon mal im Gaswerk in Seewen gewesen und geben sich Mühe, dass es mindestens halb so dumm wird wie letztes Mal. Wir sind gespannt. Beim Stimmen der Instrumente und den Monitoreinstellungen bestellt Mäge dann zwei Cüpli und einen Espresso für Drummer René. Weiter erzählt er, dass er sich vor acht Tagen beim Snowboarden die Hand gebrochen und darum noch kein Bier getrunken hat.
Beim nächsten Lied, „Sad Man’s Tongue“, fordern BBR uns alle zum „Gumpe“ auf und siehe da: Es kommt Bewegung in das Publikum, das anfangs noch an den Stehtischen stand (mit Ausnahmen natürlich – einige Personen sind vom ersten Ton an voll dabei und zeigen ganzen Körpereinsatz). Vor dem nächsten Lied, „Runnin‘ Wild“, erklärt uns die Band, dass sie diesen Song geübt hätten, im Gegensatz zu anderen. Das Publikum übe ja auch nicht im Vorhinein. Das Umstimmen der Gitarren wird von einem „Will noch jemand einen Espresso?“ begleitet. Während dem Lied schlägt Mäge einen BBR-Chant an, der vom Publikum begeistert retourniert wird. Zusätzlich gibts darüber hinaus eine Turnübung. BBR nennen es die Yogastufe 1, bei der man zuerst in die Knie geht und dann „gumpet“. Mäge geht noch weiter und fügt einen Kick hinzu. Beeindruckend. Sowieso ist dieser Mann bei jedem Song körperlich voll dabei. Grossen Respekt.
Als nächstes geben sie „War Machine“ zum Besten, bei dem Headbangingeinlagen gefordert sind. Auch kommen wir in den Genuss eines Gitarrensolos von Manu. Gegen Ende des Liedes werden obligaterweise die beiden Zeigefinger an die Stirn gehalten, um Teufelshörner zu mimen. AC/DC-Style eben.
„Helter Skelter“ wird dann genutzt, um die Band vorzustellen. Ausserdem gibt Mäge seinen Hüftschwung zum Besten. Ein Plus sind zudem die Backing Vocals von Manu. Bei „Riot Act“ flitzt Mäge wieder vom Bühnenrand zum anderen. Auch die anderen Mitglieder sind immer wieder in Bewegung. Ich frage mich, wie pam bei dieser Show gute Fotos schiessen will (pam: Ja, fast ein Ding der Unmöglichkeit …).
Bei „Fight For Your Right“ spielt Manu wieder ein Solo und Mäge bewegt sich wie wild. Alles wie gehabt und gewollt. Mäge growlt auch wieder. Doch nach dem Song offenbart Mäge, dass ein Becken von René auf ihn gefallen sei, und kurzerhand wird das sowieso freigewordene Schlagzeug wieder nach hinten geschoben mit den Worten: „Hopp, geh kochen. Die Leute sind nicht da, um dir zuzuschauen, wie du die Wohnung aufräumst.“. Weiter gehts mit „Rock ‘n’ Roll Forever“ und während die Band vorne alles gibt, fällt mir ein Junge in der ersten Reihe auf, der bereits mehrere Songs durchgehüpft ist. Wenig später nimmt ihn Mäge auf die Bühne und erklärt, dass Rock und Rock ’n‘ Roll doch noch sehr lebendig seien. Daraufhin darf der Junge mit Plektrum von Manu und Motörhead-Käppi wieder ins Publikum. Dem Vater gibt er dazu einen Bildungsauftrag: Motörhead bekannt machen.
Mit „Wir sind eine Coverband, falls ihr es noch nicht gemerkt habt. Jetzt packen wir einen nach dem anderen aus“ wird „Fear Of The Dark“ angespielt. Von Anfang an johlt das Publikum munter mit – sogar den Gitarrenteil. Überall sind nickende Köpfe zu sehen und das Lied wird von vielen textsicher mitgesungen. Nach diesem Highlight erklärt Mäge, dass er lieber vier solcher Konzerte spiele als 100 andere. Daraufhin gibt er eine Geschichte zum Besten: Vor Jahren seien sie verkatert von einer Show nach Hause gefahren und waren dabei voller Emotionen vom Vorabend. Dann haben sie einen Song eines alten Mannes gehört. Perfekt platziert schreit einer der Zuschauer das obligate „SLAYER!“. Gelächter geht durch das Publikum. Sie lieben zwar die harte Musik, aber dieser Song müsse sein. Zuerst denke ich an Johnny Cashs Version von „Hurt“, aber nein: BBR spielen eine Akustikversion von „Wasted Years“ von Iron Maiden. Wunderschön.
Etwas mehr Bewegung und mehr Strom gibts dann wieder bei „Hier kommt Alex“ von den Toten Hosen und „Schrei nach Liebe“ von die Ärzte. Zwischen den beiden Liedern erklärt Mäge, sein Arzt habe ihm etwas gegeben, damit er die zwei Stunden auf der Bühne stehen kann. Aber er dürfe nicht trinken. Kennst du den Film Hangover? So würde das ansonsten enden. Gut aufgewärmt fällt dann das Headbangen zum Metallica-Medley leicht. „For Whom The Bell Tolls“, „Seek And Destroy“ und „Sad But True“ werden dabei berücksichtigt. Mäge sagt vorab noch: „Tischlein hocklappen, anschnallen und los gehts“. Die Saitenhexer sind gefordert und meistern bravourös! Zwischen dem Wechsel vom ersten zum zweiten Metallica-Kracher gibts noch eine Überraschung: Sänger Thomas und Gitarrist Marco von Megawatt kommen auf die Bühne und spielen die beiden weiteren Teile des Medleys mit. Es sei eine spontane Aktion gewesen.
Nach dem Medley gibts eine weitere Überraschung: Mäge fordert alle mit einem „pst pst“ auf, still zu sein. Mit der ganzen Aufmerksamkeit auf die Bühne gerichtet, dreht Manu seine Gitarre um und siehe da: SLAYER steht in Duct Tape geschrieben. Das Slayer-Medley bestehend aus „Skeletons“ und „Dead Skin Mask“ ist angerichtet. Das muss man den Jungs lassen: Von die Ärzte bis Slayer scheuen sie sich nicht, Musik zu machen.
Für den nächsten Song bittet Mäge Gitarrist Remo das T-Shirt auszuziehen. Er wechselt dann auch von der Gitarre zum Mikrofon, um „Break Stuff“ zu performen. Mäge und Remo begeben sich anschliessend ins Publikum, wo sich eine freie Fläche um sie bildet, die bald von pogenden Fans gefüllt ist. Mittlerweile sind die meisten in Bewegungslaune, was zur freudigen Atmosphäre beiträgt. Anschliessend verkündet Mäge, dass er mittlerweile kein Mineral mehr habe und sie jetzt heimgehen können. Auf Nein-Rufe des Publikums wird „Whole Lotta Rosie“ gespielt, wobei sich Manu ins Publikum begibt. Domi the Stick und ich sind munter am Headbangen, als Manu vor ihm stehen bleibt und ihn anschreit, bevor er weiter durchs Publikum zieht. Der zehnte Tag des Jahres und man kann dies schon von der Bucket-List von 2025 streichen. Anschliessend gibt es eine Bandvorstellung, die mit: „Ich bin der Mäge und ihr seid affengeil“ abgeschlossen wird. Sie bedanken sich, dass sie nochmals einen für uns spielen dürfen.
Dieser eine ist „Smells Like Teen Spirit“, welcher wieder einige Personen animiert, herumzuhüpfen. Die zweite Strophe singt Mäge nicht – er rappt sie. Eine willkommene Abwechslung. Anschliessend kündet Mäge an, dass das nächste Lied eines ist, bei dem jeder mitsingen kann. „Patent… I boue mer mini Tröim… Ah nein, das andere, bei dem alle mitmachen. Rage Patent the Machine“. Die Leute mögens und singen fleissig mit. Mäge hat da wohl Recht behalten. Nach Ende des Songs wird dann den Leuten an Ton, Licht und Merch gedankt – sowie der Crew in Seewen. Das ist der Moment, an dem Mäge doch noch mit einem Bier anstösst.
BBR fragen, ob wir nochmals Bock auf einen haben und ob die Gäste auch noch Bock haben. „Ewigi Liebi“ wird angestimmt und das Publikum singt mit. Tatsächlich wird dann aber „T.N.T.“ gespielt, bei dem wieder BBR und die beiden Musiker von Megawatt auf der Bühne stehen. Das ganze Publikum singt mit. Manu verabschiedet sich mit den Worten „Peace, Love and Rock ’n’ Roll“. Damit sind BBR weg und die Bühne verdammt still. Schön wars.
Die Setlist – BBR
- Had Enough (Danko Jones-Cover)
- The Kids Aren’t Alright (The Offspring-Cover)
- Sad Man’s Tongue (Volbeat-Cover)
- Runnin‘ Wild (Airbourne-Cover)
- War Machine (AC/DC-Cover )
- Helter Skelter (The Beatles-Cover)
- Riot Act (Skid Row-Cover)
- (You Gotta) Fight For Your Right (To Party) (Beastie Boys-Cover)
- Rock ‘n’ Roll Forever (The Carburetors-Cover)
- Fear Of The Dark (Iron Maiden-Cover)
- Wasted Years (Iron Maiden-Cover)
- Hier kommt Alex (Die Toten Hosen-Cover)
- Schrei nach Liebe (Die Ärzte-Cover)
- Metallica Medley
- Slayer Medley
- Break Stuff (Limp Bizkit-Cover)
- Whole Lotta Rosie (AC/DC-Cover)
- Smells Like Teens Spirit (Nirvana-Cover)*
- Killing In The Name Of (Rage Against the Machine-Cover)*
- T.N.T. (AC/DC-Cover)*
* Zugaben
Das Fanzit – BBR
BBR haben uns 2 Stunden Musik versprochen und diese geliefert. Ein bunter Mix von Nirvana bis Slayer – vorgetragen in ihrem Rock ’n‘ Roll-Style. Ich freue mich für alle Personen, die in den Genuss eines ihrer weiteren drei Konzerte in diesem Jahr kommen werden. Dies war definitiv ein gelungener Konzertstart ins Jahr 2025.