Ein volkstümlicher Abend im Honigweinlokal
Oder anders gesagt: Folk Metal-Night in der Met-Bar, und zwar mit Excelsis und Tylangir. Die beiden Bands scheinen derart geschaffen zu sein für ein gemeinsames Konzert, dass sich die Frage aufdrängt, weshalb es ein solches nicht früher und öfter gab.
Glücklicherweise ist es heute Abend nun so weit. Lasst die Flöten erklingen!
Als ich in der Met-Bar eintreffe, ist der Laden bereits gut gefüllt. Im allgemeinen Trubel kriege ich mit, dass noch knapp 15 Tickets an der Abendkasse erhältlich sind und im Verlauf der nächsten halben Stunde kann die Crew stolz ein Ausverkauft-Schild aufstellen. Beigetragen zu diesem Ansturm haben auch einige alte Bekannte: Neben pam, der sich um die Fotos kümmern wird, und mir als Schreiberling haben sich nicht weniger als vier weitere Metalinsider eingefunden. Wer Folk Metal mag, kann dieses Doppelpack an einem Samstagabend schlicht nicht links liegen lassen. Wie eingangs erwähnt, sind Excelsis und Tylangir hervorragend dazu geeignet, sich das Line-up zu teilen, ist doch die Wahrscheinlichkeit sehr gross, eine der Bands zu mögen, wenn man die andere bereits zu seinen Favoriten zählt. Die Zeichen verheissen also Gutes, als die Lichter im Saal ausgehen und das Konzert beginnt.
Tylangir
In die Lichtkegel treten mit sieben Personen ein Protagonist mehr als beim letzten Zusammentreffen von Tylangir und mir. Am Heretic Fest III (nachzulesen hier) fehlte Bassist Dominik nämlich. Heute sind also nicht nur alle dabei, sondern auch noch in strahlenderes Licht getaucht als damals. Das bietet pam auf der einen Seite viel bessere Bedingungen für die Fotos, lässt die Stimmung aber weniger mystisch erscheinen (pam: Hm, das mit dem Licht ist so eine Sache … mehrheitlich da ja, aber fast ausschliesslich mit viel rot und grün … drum sind auch fast alle Fotos schwarz und weiss). Doch das kümmert im Saal niemand. Bereits zahlreich erschienen, dreht das Publikum zwar noch nicht vollkommen durch, jubelt aber kräftig am Ende jedes Songs. Sei es «Ur-Chraft» oder «Där Sippuschgattär», Tylangir legen einen souveränen Start hin.
Bald ist dann die Bandhymne an der Reihe, bei der die Tylangirfahne wieder ins Publikum gegeben wird. Im Gegensatz zum letzten Mal bleibt sie nur für kurze Zeit in Bewegung, danach widmen sich die Fans wieder dem Schütteln ihrer Köpfe. Dem kann auch die etwas seltsame Abmischung nichts anhaben. Die ist nicht schlecht, aber irgendwie verschwinden die Gitarren hinter den restlichen Instrumenten, wobei letztere genau wie der Gesang kristallklar zu hören sind. Ob der hohen Laustärke kommt zwar manchmal die Anlage der Met-Bar an ihre Grenzen, aber das fällt nicht nachhaltig ins Gewicht.
Mittlerweile ist bereits die Hälfte des Auftritts vorüber und Sänger Lukas schafft es nach wie vor spielend, mit seinem Charme bei den Fans zu verfangen. «Quatämbärchind» und «D’ alt Schmidja» können zeigen, dass sie über alle Qualitäten von gutem Livematerial verfügen. Vor allem wenn sie so nahtlos von der Platte auf die Bühne transportiert werden, wie wir das gerade erleben können. Da lässt es sich ein Fan hinter mir dann auch nicht nehmen, gewisse Teile so gut wie perfekt mitzujodeln. Bei der ganzen Metalinsidecrew sorgt schliesslich «Där Rollibock» für ein grosses Grinsen, haben wir uns doch im internen Chat gerade erst mit dieser Walliser Sage auseinandergesetzt. Leider ist dies bereits das letzte Stück und nach ziemlich genau einer Stunde sowie dem ersten Bühnenfoto der Bandgeschichte verlassen uns Tylangir wieder. Sie haben bestätigen können, dass die Zukunft des Folk Metals in der Schweiz rosig aussieht. Nächstes Mal dann gerne noch mit dem Hackbrett, das mittlerweile vollständig ins Instrumentarium von Tylangir eingezogen ist, wie mir Multiinstrumentalist Sam vor dem Konzert am Merchstand erzählt hat.
Als auf der Bühne die Aufräumarbeiten beginnen, gelingt es Metalmitinsiderin Larry schliesslich, eine Setliste zu organisieren. Einen Blick darauf wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten:
Die Setliste von Tylangir
- Intro/Natruflüäch
- Ur-Chraft
- Där Sippuschgattär
- Tylangir
- Heidnisch Biel
- Tylangir
- Johannäli Fii
- Quatämbärchind
- D’ alt Schmidja
- Där Rollibock
Excelsis
Die Umbaupause läuft speditiv und so vergeht nur wenig Zeit, bis die Pioniere des schweizerischen Folk Metals die aufgewärmte Menge übernehmen dürfen. Entgegen allen sonstigen Vorzeichen haben Excelsis allerdings mit Herausforderungen zu kämpfen. Basser Mäk und Keyboarder Ädu sind nämlich beide gesundheitlich angeschlagen. Zu merken ist davon aber rein gar nichts, als die Band nach dem Intro mit «In Taverna» einsteigt und Frontmann Münggu ohne Umschweife damit beginnt, die Leute aufzuputschen. Sein charakteristisches «Möged dir no?» lässt die entsprechenden Reaktionen nicht vermissen und als bereits an zweiter Stelle der gnadenlose Hit «Gwaihir» zum Zuge kommt, ist das für die Betriebstemperatur hier in der Met-Bar nur förderlich. Nicht mitzusingen ist bei diesem Song schlicht keine Option, was dazu führt, dass Münggu den Gesang im Refrain stellenweise dem Publikum überlasst. Da helfen wir selbstverständlich gerne mit. Überhaupt zeigt sich der Sänger heute überaus gut gelaunt und strahlt das ganze Set durch nur so vor Freude. Doch es wäre unfair, ihn die Lorbeeren alleine einheimsen zu lassen, zeigt sich nämlich die ganze Band spielfreudig wie eh und je und dies trotz der erwähnten Einschränkungen.
Nach «Münnebärg» läutet das Intro zu «Uechtland» erstmal ein Triple an Liedgut vom Album Vo Chrieger u Drache ein. Das Sextett hat eine wahre Best-of-Setliste zusammengezimmert. Doch Excelsis waren schon immer eine Band, die auch ihrem aktuellen Material viel Platz auf der Setliste einräumen und so schaffen es ebenfalls ganz neue Songs wie «Drei Brüeder» oder «Brueder Tod» ins Programm. Das Publikum klatscht fleissig mit und feuert die sechs Herren mit unermüdlichen Hey-hey-hey-Rufen an. Mitverantwortlich für diese Begeisterung ist neben der überzeugenden Darbietung sicherlich der Sound. Der eine Dudelsack ist zwar ziemlich leise eingestellt, aber ansonsten gibt es nichts zu bemängeln am Mix, den Neumischer Fäbu – gestern noch im Einsatz bei Bastian Baker – der Band auf den Leib schneidert. Sogar das Talerschwingen, für das jeweils Drummer Küsu verantwortlich zeichnet, ist prima hörbar, vom Besenklopfen ganz zu schweigen. Es ist, wie bereits bei Tylangir zuvor, unter anderem der Einsatz dieser bei weitem nicht alltäglichen Instrumente, der den Besuch eines Auftrittes von Excelsis lohnenswert macht.
Doch alle guten Dinge enden irgendwann und so ist es schlussendlich Zeit für den letzten Song. Das mächtige «Chrieger» bringt die ganze anwesende Metalinside-Mannschaft dazu, den Abschluss des Konzerts Schulter an Schulter gemeinsam zu geniessen. Auch die Band lässt sich nichts nehmen und schickt Flötenspieler Lüku für seine Solostelle auf die Bar. Langsam, aber sicher verklingt der Song dann und irgendwann sind nur noch die Fans zu hören, die weiterhin die Melodie singen. Eine Zugabe muss noch drinliegen! Und das tut sie. Excelsis überziehen gnadenlos ihre Spielzeit und kommen zurück für «The Dragonslayer», bei dem fast die ganze Met-Bar mithüpft. Daran kann «Guntram» als zweite Zugabe nicht mehr anknüpfen, der Song bildet deshalb einen etwas antiklimatischen Schlusspunkt.
Das Fanzit – Excelsis, Tylangir
Die Schweizer Folk Metal-Szene hat heute eine ihrer Sternstunden erlebt. Sowohl die Pioniere von Excelsis als auch die neue Generation mit Tylangir haben gezeigt, was dieses Subgenre zu bieten hat. Und es hat sich bewahrheitet, dass Ämmitaler Drachetöter und Walliser Mauleselreiter (zur Erklärung verweise ich nochmals auf den Bericht vom Heretic Fest III) eine Kombi bilden, die besser kaum funktionieren könnte. Die Met-Bar, einmal mehr grossartige Gastgeberin, war darüber hinaus die perfekte Lokalität für dieses Konzert. Die Vorfreude auf ein nächstes Zusammentreffen ist bereits jetzt gross.
PS: Larry hat natürlich auch von Excelsis eine Setliste ergattern können. Seht selbst:
Die Setliste von Excelsis
- Intro
- In Taverna
- Gwaihir
- Münnebärg
- The Fear (Intro)
- Uechtland
- The Chapel
- Wissi Bärge
- Maimond
- D Chräjie
- Drei Brüeder
- Brueder Tod
- Chrieger
- The Dragonslayer (Zugabe)
- Guntram (Zugabe)