Eye See You Festival - Werkk Baden 2024
Sa, 30. November 2024

Eye See You 2024 – Save Your Last Breath, Ophelia’s Eye, Contorsion u.a.

Werkk Kulturlokal (Baden, CH)
07.01.2025
Eye See You Festival - Werkk Baden 2024

Bewährtes Festival an neuem Standort

Ende November ging das dritte Eye See You Festival über die Bühne. Als Austragungsort diente zum ersten Mal das Werkk in Baden, und alle sieben Bands sorgten für Spass auf und vor der Bühne.

Es gab einige Änderungen für die dritte Ausgabe des von Ophelia’s Eye organisierten Anlasses. Einerseits die Location, andererseits war Nummer drei mit nur sieben Bands und circa achteinhalb Stunden deutlich kürzer als die ersten beiden Editionen in Boswil. Dies ändert jedoch nichts an der Qualität des Line-ups, welches dieses Jahr sogar mit einem ausländischen Headliner glänzte (den ich, Spoiler Alert, jedoch gar nicht so gut fand).

Before The Decay

Doch beginnen wir gleich mit der ersten Band. Den Anfang machen Before The Decay. Der Fünfer spielt Metalcore und tritt leider vor einem sehr kleinen Publikum an. In der quasi leeren Location scheppert auch der Sound noch ziemlich und obwohl das Songwriting solide daherkommt, zündet die Stimmung nicht richtig. Before The Decay scheinen sich irgendwie als Band bislang nicht genügend gefunden zu haben. Dies ist natürlich okay, immerhin ist es der erste Auftritt mit dem ungarischen Shouter Alex Kisvardai, der einen wahnsinnig guten Job macht. Trotzdem scheint nach wie vor etwas zu fehlen, und die fast schon zu einstudierte Gestik von Sängerin Stéphanie Arnold kommt nicht überall gut an. Trotz allem spielt die Band einen gelungenen Auftakt in den Tag, dessen Höhepunkt der Gastauftritt des ehemaligen Ophelia’s Eye-Sängers Michel Egloff darstellt – wo aber auch die Technik noch hakt und dessen Stimme im Publikum leider kaum zu hören ist.

Die Setlist – Before The Decay

  1. Ignorance
  2. By Your Hand
  3. Visions
  4. Prison
  5. Disobey
  6. Void

Henriette B

Deutlich intensiver wird es bei den welschen Metalcorern Henriette B. Am Mischpult scheint man eine bessere Abmischung gefunden zu haben und die etwas härteren Songs machen Laune. Ein Breakdown jagt den nächsten und die inzwischen zahlreicheren Besucher haben sichtlich Spass. Genauso wie die Band, bei welcher Gitarrist Gaëtan mit seinen Rastas heraussticht (unter anderem, aber nicht nur, weil wir uns auf der linken Seite positioniert haben). In der Mitte des Saals bilden sich indes erste Circle Pits und gegen Ende macht sogar ein Teil der Band einen Abstecher runter ins Publikum. Es ist erst 18 Uhr und die Stimmung ist bereits auf einem guten Niveau, wie sie es auch in Boswil jeweils war.

Die Setlist – Henriette B

  1. The Election
  2. The Other Side
  3. Machines
  4. The Hidden Kingdom
  5. Time Flies
  6. The Cycle
  7. Free And Safe
  8. Face Or Flee
  9. The Poison
  10. Utopia

Contorsion

Wie Sänger Marc Torretti während dem Gig selbst festhalten wird, stechen Contorsion stilmässig etwas aus dem restlichen Line-up heraus. Der melodiös angehauchte Thrash des Quintetts macht aber viel Spass und wohl auch aufgrund persönlicher Vorlieben kristallieren sich Contorsion schnell als mein musikalischer Höhepunkt heraus. Es ist mein erstes Zusammentreffen mit der Band, welche auf eine immerhin zwanzigjährige Bandgeschichte zurückblicken kann. Das letzte wird es aber kaum gewesen sein! Zu gute Mucke liefert der zugegeben etwas zusammengewürfelt aussehende Haufen, der ursprünglich aus dem Aargau stammt  und somit quasi Heimspiel hat. Weder mein Nacken noch meine Haarbürste werden es mir morgen danken, aber nicht zu headbangen ist hier einfach unmöglich. Es ist dann das finale «Thrash Metal Domination», die Bandhymne der Truppe, die einen Schlussstrich unter einen sehr starken Auftritt setzt.

Die Setlist – Contorsion

  1. The Plague Of Virtuality
  2. New World Order
  3. Children Of The Snake
  4. This Lying Breed
  5. The Privilege Of War
  6. Not Worth A Dime
  7. Rise And Fall
  8. Son Of A Bitch
  9. Liar
  10. Thrash Metal Domination

Ophelia’s Eye

Den mittleren Slot haben sich die Gastgeber Ophelia’s Eye gesichert. Der Fünfer, der sich erst vor einem Monat mit neuem Line-up und komplett neuen Songs präsentierte, setzt erneut auf ein etwas zu elektronisch geratenes Intro, zeigt ab den ersten selbstgespielten Takten jedoch einen anständig harten Kontrast. Es ist erst der zweite Auftritt in der neuen Formation und ich kann mit gutem Gewissen niederschreiben, dass die Band seit der Plattentaufe einen wahnsinnigen Schub vorwärts gemacht hat. Allen voran zeigt Shouter Jan Brasser kein wenig seiner Nervosität, welche ihm im Oktober durchaus noch anzumerken war. Doch auch ganz allgemein wirkt die Band heute sehr eingespielt und routiniert. Hut ab!

Ein kleiner, aber sehr nennenswerter Zusatz zur Plattentaufe ist das Gesangsduett, welches Gitarristin Corinne Ryter und Jan zum Besten geben. Da blinzelt eine grosse Menge Potenzial hervor. Ja, das macht definitiv Lust auf mehr! Noés Drumsolo schätze ich als Programmpunkt ebenso; dieses entpuppt sich nämlich auch heute als sehr erfrischend. Ansonsten spielen Ophelia’s Eye dieselben neuen Songs, welche mit viel Variation glänzen und den Auftritt im Nu vorbeiziehen lassen.

Die Setlist – Ophelia’s Eye

  1. Worship Decay
  2. Catharsis
  3. Stay Close, We’re Dying
  4. Drowning In A Cloud
  5. High Tide
  6. Letters
  7. Burn A Wish
  8. Drum Solo
  9. Death Against Infinity
  10. Enter The Arena

Kurze Essensexkursion

Weil im Gegensatz zu den beiden vergangenen Festivals im Chillout heute kein Foodangebot für die Besucher vorgesehen ist, nutzen wir die nächste Umbaupause für einen kleinen Ausflug zum Bahnhof. Dort schaffen wir es noch haarscharf, im Coop einen Snack zu besorgen, bevor dieser um 21 Uhr schliesst. Dass das Essen für die Besucher schlicht unterging ist schade, aber in einer Stadt wie Baden keine Katastrophe. Das entsprechende Feedback zur Nahrungsversorgung hat das Festival übrigens bereits entgegengenommen und versprochen, nächstes Jahr Verpflegung anzubieten.

Save Your Last Breath

Den nächsten Act habe ich erst vor drei Wochen – am Craft Fest im Oxil – zum ersten Mal gesehen und ich wusste, was mich ungefähr erwartet. Zumindest dachte ich dies… Tatsächlich habe ich den Eindruck, dass Save Your Last Breath heute noch einmal deutlich stärker abgehen, den Raum viel besser auffüllen und vor allem vom Publikum noch mehr abgefeiert werden. Ob sich dieser Eindruck objektiv in diesem Ausmass bestätigen lässt, ist offen. Auf jeden Fall heizen Sänger Rico Bamert und seine Mannen auch heute kräftig ein. Ich frage mich, ob ihm in seinem Windbreaker nicht warm wird. Im Oxil zog er ihn sogar aus; heute aber hält der Mann mit dem bösen Stimmorgan durch. Der Blackened Deathcore, wie die Band ihren Stil bezeichnet, kommt also gut an. Der Term «Abriss» ist hier durchaus angebracht!

Falls du am Festival geflasht warst oder beim Lesen dieses Abschnitts neugierig wurdest: Am 29. März spielen Save Your Last Breath im Rahmen ihrer Plattentaufe erneut im Werkk.

Die Setlist – Save Your Last Breath

  1. Bloodstained Faith
  2. Metamorphose
  3. Martyr
  4. Labyrinth
  5. Overthrown
  6. Regicide
  7. Blackbox
  8. Transient
  9. Blazing Sun

Abbie Falls

Die Wucht, mit der uns die Bands bisher beschallt haben, ist von Act zu Act gewachsen. Genauso die Stimmung im Publikum. Ob der Headliner Abbie Falls aus Prag diesen Trend fortsetzen kann? Ich muss gestehen, dass ich die Band bisher nicht kannte. Im Nachhinein bin ich mir nicht sicher, ob ich die Band überhaupt kennen will. Doch ich greife vor… Wobei, eigentlich gibt es nichts vorzugreifen. Der Auftritt von Abbie Falls wäre eigentlich nicht weiter erwähnenswert, würden sie lediglich ihre Songs spielen. Die sind irgendwo zwischen Metal- und Deathcore einzuordnen und haben auf jeden Fall ihre Daseinsberechtigung.

Dass dazwischen aber immer wieder und immer mehr Dubstep und ähnliches eingespielt wird, verstehe ich nicht so ganz. Ja, einmal ist ja lustig. Und ja, ich muss schmunzeln, als irgendwann noch eine Elektroversion von Alestorms «Drink» zum Zug kommt. Trotzdem finde ich die Einspieler zu viel des Guten, und der Auftritt leidet in meinen Augen darunter. Nicht so jedoch die Stimmung im Publikum: Dort ist viel los – die Stimmung kocht ähnlich wie zuvor bei Save Your Last Breath – und ich erblicke unter anderem Veranstalterin Corinne, welcher die Tschechen gefallen zu scheinen. Meins ists nicht. So bin ich auch höchstens aus Prinzip, aber eigentlich nicht so richtig verärgert, dass der einberechnete einstündige Slot nicht voll ausgenutzt wird.

Die Setlist – Abbie Falls

  1. No One’s Below
  2. No One’s Above
  3. Parasite
  4. Absolution
  5. Hell Is Other People
  6. Pitch Black
  7. Mayday

Soulline

Trotzdem, während Abbie Falls nach Hause zu gehen war keine Option. Einerseits lösten die Headliner diesen Gaffereffekt aus, dieses «man kann nicht wegkucken, was passiert da?». Andererseits wären da ja noch Soulline. Meine bisherigen Begegnungen mit den Tessinern waren durchaus positiv, und so will ich ihren Gig auch heute nicht verpassen.

Neben Contorsion sind die Melodeather der zweite Act, der genretechnisch etwas aus der Reihe tanzt. Nach der geballten Ladung Core von heute Nachmittag und Abend bieten Soulline mit ihren Songs jedoch eine willkommene Abwechslung. Das prall gefüllte Paket vorantreibende Rhythmen, melodiöse Riffs und harsche Vocals geht unter die Haut. Die Südschweizer geben Gas, Sänger Ghebro ist die Intensität seines Gesangs einmal mehr (positiv) anzumerken, die Formation groovt. Es ist nicht der stimmungsbefeuerndste Auftritt des Tages, aber musikalisch einmal mehr sehr interessant und die optimale Grundlage für eine letzte Runde Headbangen. Gemütlich und doch wild!

Die Setlist – Soulline

  1. Despise Your God
  2. Clochard
  3. Look At The Stars
  4. Your Death (Is My Life)
  5. Say Just Words
  6. Broken By Madness
  7. Say Goodbye
  8. Dragonfly
  9. Leviathan

Das Fanzit – Eye See You Festival 2024

Das dritte Eye See You Festival war erneut eine vortreffliche Möglichkeit, kurz vor der Adventszeit ein Festival zu erleben. Wenn auch die Running Order etwas kürzer ausfiel als jeweils zuvor – Start war erst um halb fünf – bot der Event die Möglichkeit, sieben Bands wiederzusehen oder neu zu entdecken, vor allem aber abzufeiern. Konkret war der Block mit Contorsion, den Gastgebern Ophelia’s Eye sowie Save Your Last Breath ein dickes, kombiniertes Highlight. Before The Decay hatten noch etwas mit Startschwierigkeiten zu kämpfen und Abbie Falls setzten mir zu fest auf Dubstep-Einspieler. Henriette B haben meine Neugier beim heutigen ersten Zusammentreffen geweckt, und Soulline haben mit ihrem gewohnt soliden Auftritt einen wunderbaren Schlusspunkt gesetzt.

Obwohl das Werkk zwischenzeitlich nicht sonderlich leer wirkte, hätte der Besucheraufmarsch besser sein können. Gerade, wenn man bedenkt, dass viele der Anwesenden entweder Musiker, Helfer oder sonstige Unterstützer waren, fiel die Anzahl zahlender Besucher leider eher klein aus. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass Veranstalterin Corinne mögliche Gründe angeht und eine innovative Lösung für kommende Events hervorzaubert. Ich freue mich auf jeden Fall auf Eye See You Nummer vier!


Wie fandet ihr das Festival?

07.01.2025
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