Fegefeuer in Pratteln
Zum Auftakt der Adventszeit besuchten Feuerschwanz das Z7. Statt verfrühten Weihnachten feierten die Metkrieger zusammen mit Orden Ogan und Dominum ein Power Metal-Gaudi sondergleichen.
Feuerschwanz’ Stilwandel kommt auch mit immer grösseren und besser gefüllten Locations einher. Wenn eine so hochkarätige Band wie Orden Ogan mit am Start ist sowieso. So ist das Z7 heute gut besucht und schon im Aussenbereich herrscht ein wirres Gewusel. Schlangen bei Toiletten und beim Glühweinstand sind vorprogrammiert. Etwas unerwartet kommt jedoch der Stromausfall an besagtem Stand, zumal dieser auch schon an vergangenen Events in der kalten Jahreszeit in Betrieb war. Geduldig warten wir also auf unsere Becher glühenden Traubensafts und verschieben anschliessend Richtung Bühne.
Dominum
Es ist knapp ein Jahr her seit meinem ersten und bisher letzten Gig von Dominum. Sänger und Bandkopf Dr. Dead und seine Zombiemusiker blicken heute einem deutlich grösseren Publikum entgegen, vermögen dieses aber problemlos zu begeistern. Mit packenden Songs der Marke «Danger Danger» und kurzem Geplapper jeweils dazwischen fesseln Dominum die Z7-Besucher und ich frage mich, ob die Nürnberger Power Metaller sogar zu jenen Bands gehören, die erst ab einer bestimmten Grösse so richtig gut funktionieren.
Statt «You Spin Me Round» gibt es als Cover heute «Rock You Like A Hurricane» auf die Ohren. Irgendwie kommt das ernsthafter rüber und macht mir persönlich deutlich mehr Spass – obwohl das Scorpions-Cover nicht derselbe Stimmungszünder ist wie jenes von Dead or Alive. Nach acht Songs endet der sehr kurzweilige Auftritt, der gut auch noch ein, zwei Bonustracks vertragen hätte. Angesichts der heute anwesenden Scharen hätte man die Halle besser bereits kurz vorher Richtung Essensbude verlassen, was nicht wenige offensichtlich taten.
Alle acht gespielten Songs findet man übrigens – die meisten als Live-Aufnahmen – auf dem Ende Jahr erschienenen Debüt «The Dead Don’t Die», dessen Titeltrack Dominum zusammen mit Feuerschwanz aufnahmen.
Die Setlist – Dominum
- Immortalis Dominum
- Danger Danger
- Half Alive
- Frankenstein
- The Dead Don’t Die
- Rock You Like A Hurricane (Scorpions)
- We All Taste The Same
- Patient Zero
Orden Ogan
War das Bis-zum-Ende-Durchhalten beim Opener ein Fehler? Die Schlangen sind nicht ohne, und jene für die feste Verpflegung kreuzt sich mit der des Glühweins. Doch die Rechnung geht auf! Kurz vor Beginn sind wir endlich an der Reihe und kämpfen uns mit Pommes Frites und Würsten bewaffnet bald wieder Richtung Bühne, während bereits das Intro von Orden Ogan erklingt…
Pünktlich zu den ersten Riffs von «F.E.V.E.R.» stehe ich wieder ungefähr an unserem Platz und gröle lauthals mit: False! Believer! True! Deceiver! Ja, Orden Ogan waren in den letzten Jahren nicht wenig unterwegs und bereiten jedes Mal viel Spass. Auch heute haben Seeb und seine Leute keine Probleme, das schon sehr gut aufgewärmte Publikum von Beginn weg mitzureissen.
Orden Ogan haben eine starke Setlist mit im Gepäck, obschon ich die älteren Songs deutlich besser kenne als das zwar starke, meiner Meinung nach aber nicht besonders herausstechende neueste Album «The Order Of Fear» (siehe Kaufis Review), von welchem heute drei Songs stammen. Zudem vermisse ich von der zweitletzten Scheibe «In The Dawn Of The AI». Wäre der Song zu aktuell? Doch Orden Ogan haben schliesslich nur einen Support Slot und für mehr Songs fehlt schlicht die Zeit. Immerhin liefern die Sauerländer deren zehn, und vor «Let The Fire Rain» reicht es sogar für einen Lautstärke-Wettbewerb mit dem Publikum. Was die Bands nur immer an diesem Schallmesser finden…?
Mit ihrer Überhymne schlechthin – «The Things We Believe In» – beenden Orden Ogan einmal mehr einen sehr gelungenen Auftritt und würden damit eigentlich auch problemlos als Headliner durchgehen.
Die Setlist – Orden Ogan
- E.V.E.R.
- Conquest
- Come With Me To The Other Side
- Forlorn And Forsaken
- Moon Fire
- Heart Of The Android
- The Order Of Fear
- Gunman
- Let The Fire Rain
- The Things We Believe In
Feuerschwanz
Der Hauptact setzt mit sechs von insgesamt achtzehn Songs ebenfalls auf seinen neuesten Silberling – und von Beginn weg auch auf Pyro. Der erste «Fegefeuer»-Vertreter ist dabei der Lobgesang auf Siegfried, den Drachentöter, mit welchem Feuerschwanz gleich die Stossrichtung vorgeben. Treibende Tracks wie dieser und «Bastard von Asgard» sind stellvertretend für den Stilwandel, den die Band in den letzten Jahren durchlief. Sie stacheln das Publikum unaufhaltsam auf, wie es ältere Titel lange nicht könnten.
À propos Aufstacheln: Schluss mit Ruhe ist allerallerallerspätestens beim «Schubsetanz», bei welchem die Menge eine riesige Wall of Death veranstaltet. Diese entwickelt sich schnell zu einem spassigen Moshpit, der auch während «Berzerkermode» nicht abbricht. Ja, Hauptmann Feuerschwanz und seine Truppe verstehen ihr Handwerk! Doch kennen die Mittelfranken nicht nur das Gaspedal: Mit Tracks à la «Valkyren» und «Uruk-Hai» baut die Band zwischendurch ruhigere Tracks mit epischer Stimmung ein und sorgt für optimale Abwechslung.
Wie es spätestens seit der Pandemie der Fall ist, kommen auch heute Covers zum Zug, und ein konstanter Vertreter ist hier «Dragostea din tei». Das Z7 brennt erneut! Die Eurodance-Nummer bringt pure Eskalation mit sich, bei welcher sich sämtliche Moldauer und Rumänen ob unserer Aussprache wohl an den Kopf fassen würden. Zwar gehe ich ebenfalls ab wie ein Zäpfli, bin jedoch der Meinung, dass ein anderes Cover die O-Zone bald wieder von der Setlist verdrängen dürfte.
Mit dem folgenden «Die Hörner hoch» und dem drei Songs starken Zugabeblock wird es noch einmal episch. Mit Manowar, Lord of the Rings und dem hühnerhauttreibenden «Das Elfte Gebot» finden Feuerschwanz den Abschluss eines sehr abwechslungsreichen und durchgehend spassigen Auftritts.
Eines steht fest: Die Mittelaltertruppe, die früher Märkte bespielte und Metliedchen trällerte, weiss ganz genau, wie man eine Halle wie das Z7 rockt. Und obwohl die Setlist wohl bewusst auf Abriss und Kontrast perfektioniert wurde und die Ansagen ebenso durchgeplant sein mögen, strahlen Feuerschwanz weiterhin authentischen Charme aus.
Die Setlist – Feuerschwanz
- SGFRD Dragonslayer
- Memento Mori
- Untot im Drachenboot
- Metfest
- Bastard von Asgard
- Valhalla Calling (Miracle Of Sound)
- Ultima Nocte
- Schubsetanz
- Kampfzwerg
- Berzerkermode
- Valkyren
- Highlander
- Uruk-Hai
- Drum Solo
- Dragostea din tei (O-Zone)
- Die Hörner hoch
- Warriors Of The World United (Manowar)
- Rohirrim
- Das Elfte Gebot
Das Fanzit – Feuerschwanz, Orden Ogan, Dominum
Dank lobenswerten Auftritten aller drei Bands hätte es der Konzertabend beinahe in meine persönlichen Top 5 der Metalinside-Jahreshitparade geschafft. Dr. Dead ist ein geborener Showman und zog schon im ersten Slot sämtliche Aufmerksamkeit auf die Bühne. So bewiesen Dominum bei ihrem zweiten Besuch in Pratteln, dass sie ein wunderbarer Opener für ein gut gefülltes Z7 sind. Orden Ogan lieferten gewohnt bombastisch ab, präsentierten Power Metal der obersten Güteklasse und begeisterten die Besucher ohne viel Blödelei oder humoristische Texte. Feuerschwanz waren dann die (erwartete) Krönung des Abends: Wenn es auch nicht meine Lieblingssetlist war – die hätte deutlich mehr Tracks aus Metliedchen-Zeiten dabei – war sie hervorragend aufgebaut, und die Band vermochte mit einer sehr guten Performance zu punkten.