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Rudra – Antithesis
Black Metal, Death Metal
Kreator Mumbai-Style
Rudra ist eine zerstörerische Form des Gottes Shiva, die in den vedischen Schriften ihre tödlichen Pfeile schiesst und dem singapurischen Quartett seinen Namen gibt. Dieses wurde 1992 gegründet, spielte ursprünglich Thrash Metal mit einer Death-Kante, bevor es den eigenen Stil fand, den es «Vedic-Metal» nennt.
Die vedische ist die älteste nachweisbare indische Religion und Rudra zollen mit ihrer Musik ihren Ahnen Respekt. Vedic-Metal ist also Death-Black-Metal mit Folk-Einflüssen, die für Freunde von Bands wie Nile oder Melechesch hörenswert ist. «Antithesis» ist zwar schon der elfte Longplayer von Rudra, ich mag mich aber nicht daran erinnern, die Band jemals im Billing einer europäischen Veranstaltung entdeckt zu haben. Das Album basiert konzeptuell, so auf Bandcamp zu lesen, auf einem ikonoklastischen Text namens Dashashloki. Darin wird, um es stark vereinfacht zu erklären, alles verneint, um die einzige Wirklichkeit von Brahman zu beteuern. Was bedeutet das? Tja, berechtigte Frage: Religion und Philosophie gehen oft Hand in Hand und diese zu beantworten, würde den Rahmen auf Metalinside – sowohl textlich als auch fachlich – sprengen. Das Album erscheint bei Awakening Records, einem chinesischen Label, das auch Wiederauflagen alter Perlen bringt, wie zum Beispiel des legendären «Heresy» von Paradox.
Rudra bleiben ihrer Rezeptur treu und liefern eine Platte, die typisch für sie aber ebenfalls rückgewandt ist, denn sie erinnert an die «The Aryan Crusade»-Periode und kommt ohne grosse Experimente aus. Die vier Musiker jonglieren gerne mit dem Tempo, um die Kompositionen lebendiger zu gestalten. Die Raserei dient meist dazu, einen Kontrapunkt zu setzen, eine Passage zu betonen oder Abschnitte zu verbinden. Okzident trifft mit Death- und Black-Metal-Riffs auf Orient mit Rhythmen, die der indischen Folklore entstammen. Die Gitarre bringt gelegentlich Melodien ins Spiel oder zaubert Riffs aus Tausendundeine Nacht, die für europäische Ohren manchmal ungewohnt sind. Der gemeinsame Nenner beider Kulturen ist der Groove, den wir in dieser Klanglandschaft antreffen können. Die Band achtet darauf, nie zu viele Eisen im Feuer zu haben und geht überlegt mit den eingesetzten Stilmitteln um, was die Songs schlank und linear wirken lässt. Das hat auch damit zu tun, dass Rudra in ihrer Musik auf übertriebene Spieltechnik oder Virtuosität verzichten. Das Publikum kann sich beim Zuhören austoben, headbangen oder die Matte kreisen lassen, ohne im Kopf eine musikalische Gleichung lösen zu müssen.
Das Fanzit zu Rudra – Antithesis
Wenn der Frontberserker Shiva herrisch seine Zeilen skandiert und der metallische Taifun über die Gehörgänge zieht, dann kommen Kreator «Mumbai-Style» in den Sinn. Schätzt du Gruppen, die dich mit ihrer schnörkellosen Musik und exotischem Charme direkt ansprechen? Dann sind Rudra eine gute Wahl. «Antithesis» liefert Death-Black-Metal wie du ihn kennst, lässt dich aber mit seiner dezenten Klang-Würze von Asien träumen.
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Die Tracklist – Rudra – Antithesis
- Annihilate Diversity
- Persecute Identities
- Aggress The Void
- Reject The Untenable
- Obliterate The Binding Forms
- Kill The Coloured Projections
- Surrender The Search
- Hunt The Three States
- Abandon Dependence
- Massacre Duality
Video Rudra – Persecute Identities
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