Metalinside.ch - Shadow's Far - Gaswerk Seewen 2024 - Foto pam 19
Sa, 16. November 2024

Shadow’s Far, KLAW, Constant Hunger

Gaswerk SZ (Seewen, CH)
/ 17.01.2025

Stagediving-Alarm

Seit Monaten ist der heutige Tag fett in meinem Kalender angestrichen: Shadow’s Far kommen für ihren 25. Geburi in meine nähere Heimat. Da freut sich der halbe Uriner in mir und vor allem mein Thrasher-Herz.

pam: Es ist heute mein erstes Wiedersehen mit den sympathischen Ürner (ja, muss ja nicht immer Uriner sagen) seit dem Abgang von Wirbelwind Roman Wettstein (Hellvetica) im Jahre 2020. Zu meiner Entschuldigung, da waren die Corona-Jahre dazwischen und so oft spielen sie leider nicht live … Umso mehr freue ich mich gewaltig auf den heutigen Abend.

Und dies keine 15 Minuten von meinem Wohnort. Das Gaswerk in Seewen (SZ) ist schon eine sehr coole Location. Gute Grösse, schön – industrial – eingerichtet, mit Galerie und sympathischen Leuten (wir sind ja auch im Kanton Schwyz). Einzig bei der Getränkeausgabe könnte man etwas effizienter sein. Genügend Leute stehen ja eigentlich hinter der Bar. Metalheads haben halt auch überdurchschnittlich viel Durst.

Fotografieren wird heute wie so oft in kleineren Venues eher schwierig. Licht ist spärlich und kein Fotograben. Aber die Band spielt ja in erster Linie für die Fans und nicht für die Fotografen. Dazu kommt, dass Shadow’s Far bekannt sind, Stagediving zu fordern… Da muss man ohne Fotograben nicht grad Superman sein, um dies zu tun.

Ja, Domi The Stick, wieder einmal verpasse ich die erste Band (Apfelkuchen musste länger im Ofen sein als gedacht …). Und scheinbar hab ich wirklich was verpasst. Dominik und Larry schwärmen mir grad so ziemlich was von den Tessinern – Constant Hunger – vor. Schade, aber die nächste Gelegenheit nehme ich wenn irgendwie möglich war. Versprochen.

Danke, dass du uns zu ihrem Auftritt ein paar Worte beisteuerst.

Constant Hunger

Domi The Stick: Genau, du verpasst etwas. Schon nicht Jesus Piece-mässig (den neugierigen Leser verweise ich gerne auf die Sepultura-Review), aber cool ist die Mucke von Constant Hunger auf jeden Fall! Irgendwo zwischen punkigem Hardcore und Thrash Metal, und die nötige Prise Groove ist auch dabei.

Der Auftritt der Luganesi ist undergroundmässig wenig ausgeschmückt und wirkt kein wenig einstudiert. Im Gegenteil, die vielgelobte Authentizität ist durchaus vorhanden. Und vor allem eines macht den Auftritt für mich aus: Das Quartett zeigt von Anfang bis Schluss, wie sehr sie Bock haben, uns ihre Songs zu vorspielen. Da stört es sie überhaupt nicht – oder zumindest lassen sie es sich nicht anmerken –, dass vor der Bühne ein mustergültiger Anstandsgraben gelassen wird. Ein Blick nach hinten verrät, dass die Besucher sich lieber an der Bar oder etwas versteckt zwischen den Stehtischchen tummeln. Das wird sich zum Glück im Verlauf des Abends noch ändern. Vorerst hauen Ivan, Vich, Nik und Davide jedoch quasi alleine auf den Putz. Unbeeindruckt von der Zurückhaltung des Schwyzer Publikums, motiviert, als ginge es um ein hohes Preisgeld, und trotz allem dankbar, für Shadow’s Far eröffnen zu dürfen.

pam, jetzt, wo du da bist, übergebe ich dir wieder das Wort.

KLAW

pam: Gerne Dominik. Eingethrashed werde ich heute somit von einer anderen Band, die ich mit neuem Sänger nach dem Abgang von Lucy Werlen auch noch nie live sah. Also gibt’s für mich heute eine doppelte Sängerpremiere. Immerhin bin ich im Besitze der starken Debutscheibe «Lightcrusher» aus dem Jahre 2019. Fürs 2025 soll neues Material rausgehauen werden.

Wie oben schon erwähnt, hat es keinen Fotograben. Das Schwyzer Publikum scheint das jedoch noch nicht realisiert zu haben. Ich habe schon lange nicht mehr einen solch grossen Respektabstand von Fans zur Bühne gesehen (ich hoffe, es hat bei einem allfälligen Stagedive kein Kryptonit im Publikum). Allgemein scheint man abzuwarten. Zuerst soll doch die Band liefern und dann schauen wir wieder… scheint man sich zu denken. Sänger Jonas meint entsprechend ironisch: «Iär gönd huerä ab.» Vielleicht spricht er damit jedoch ohne Ironie meine beiden Metalinsider-Kolleg*innen Larry und Domi The Stick an. Denn die beiden sind ja eigentlich immer am Headbangen. Hat die jemand schon mal an einem Konzert nicht-headbangend gesehen? Ich glaub, ich würde die stilldastehend gar nicht erkennen. (Anm. Domi the Stick: Wie schon zuvor bei Constant Hunger verstehe ich aber auch nicht ganz, wieso das Publikum sich so stark zurückhält. Die Nackenbewegung kommt da ja von alleine.)

Die Basler liefern uns feinsten Thrash mit einem guten Groove zu unseren Lauschern. Und jetzt macht es Jonas offiziell. Im 2025 soll eine neue Scheibe kommen und die Taufe dazu ist wiederum im Kanton Schwyz; und zwar am 15. Februar 2025 im District 28 in Siebnen. Hm, da wäre jetzt spannend zu wissen, was der Bezug zum Kanton Schwyz ist, dass die Plattentaufe auch im Urkanton stattfindet.

Einenweg, ist ja jetzt auch nicht so relevant. Was mir jedoch auffällt, ist, dass heute sehr viele mit einem Sepultura-Shirt unterwegs sind. Da waren wohl einige vor zwei Tagen bei den Brasilianern in Zürich (siehe Review). Passt ja auch mit dem Groove. Stimmt, ist jetzt auch nicht super relevant, aber ist mir jetzt grad einfach so durch den Kopf gegangen.

Soundmässig passt das von KLAW ganz gut heute Abend. Wir kriegen auch einen neuen Song vorgespielt und die Band ist sehr engagiert. Das ist jetzt nichts Verklausuliertes wie in einem früheren Arbeitszeugnis in dieser Aussage. Insbesondere Fronter Jonas versucht die Masse immer wieder in Bewegung zu bringen. Das klappt leider nicht so ganz. Es bleibt ein guter Auftritt, die Leute scheinen jedoch alle ihre Energie für Shadow’s Far zu konservieren.

Ich probier’s nochmals mit einem Bier an der Bar. Da sind fünf Leute während der Umbaupause hinter der Bar, aber nur zwei kümmern sich wirklich um die Gäste, während die anderen irgendwelche andere Aufgaben zu haben scheinen, die sich einem nicht grad wirklich erschliessen. Wie gesagt, alle superfreundlich, aber halt auch schade für die Location, die da locker das Doppelte, wenn nicht Dreifache raushauen könnte. Was aber auch sehr cool im Gaswerk ist: Wie z.B. auch in der Schüür trinkt man da noch aus Glasflaschen bzw. Gläsern und das zu sehr vernünftigen Preisen. Wir hoffen somit, dass unsere leise Kritik gut beim Gaswerk ankommt und man zumindest bei den Metalshows genügend Leute hinter der Bar hat, die sich auch um die Gäste kümmern (dürfen).

Shadow’s Far

Sodeli, aber jetzt kann die Energie definitiv ausgelassen abgelassen werden – nach einem längeren Change Over und einer Verspätung von 35 Minuten. Und siehe da, der Respektgraben ist weg, das Gaswerk gut gefüllt und vom ersten Ton geht’s ab. Ja, da hatte KLAW in der Tat einen schweren Stand, wenn alle auf das Geburrikind warten.

Ich erinnere mich gerne an die letzte Jubiläumsshow von Shadow’s Far mit ihrem Ürnersee Southcoast Thrash zurück. Das war zum Zwanzigsten im Theaterkeller Vogelsang in Altdorf – damals eben noch mit Roman am Micro. Es war also ein Heimspiel. Heute feiern sie das nächste Jubiläum bei den Mit-Rütli-Eidgenossen im Kanton Schwyz. Doch schon von Anfang ist klar, das ist wiederum fast ein Heimspiel. Das Gaswerk wie erwähnt gut gefüllt und ein guter Moshpit, der immer wieder mal vom Neo-Sänger Matthias Epp aka Teasy mit verschiedenen Sprüchen auf Schildern angestachelt wird («Mosh») oder auch mal ein «UR 666» gebeten wird, sein Auto zu umparkieren. (Anm. DtS: Ich weiss nicht, wer mit diesen Styropor-Schildern zuerst war, aber ich habe starke Flashbacks zu Heavy Kevi von Insanity Alert.)

Der sympathische Sänger – wie auch der Rest der Ürner Truppe – gibt schon bald nach Beginn die Bühne für die Fans, fürs Stagediving frei: «The stage is yours.». Und wie man es von einer Shadow’s Far-Show kennt, lassen sich die Fans nicht zwei Mal bieten. Als der Erste mit einem weissen Metallica-Shirt der 91er Tour sich von der Bühne tragen lässt, ist das Eis gebrochen. Es ist zwar mehr ein Crowdsurfing direkt von der Bühne als ein wirkliches Stagediving, dennoch cool mitanzusehen, dass die Bühne nicht exklusiv für die Band reserviert ist.

Teasy will jedoch noch mehr: «Beim letzten Song hatten wir zwei Stagediver, schaffen wir beim nächsten fünf?» Wenn ich richtig zähle, dann sind es schliesslich genau fünf. Man könnte jetzt sagen, Arbeit nach Vorschrift, aber fünf ist doch schon ein sehr guter Wert.

Jetzt soll auch eine Wall of Death her. Auch da gehorcht die Masse. Es entsteht daraus ein wunderbarer Pit, der leider jäh durch einen Komplettausfall des PA (Soundanlage) unterbrochen wird. Es folgt ein längerer Unterbruch, bis das Problem (durchgeschmortes Kabel) behoben ist. Die Fans überbrücken dies unter anderem mit den für Shadow’s Far typischen Sprechchören «Ürnersee».

Als es schliesslich weitergeht, werden Luftgitarren verteilt. Also solche aufblasbaren Plastikgitarren. Das animiert den einen oder die andere zum mitsolieren. (Anm. DtS: Gefühlt eskaliert das Gaswerk jetzt erst recht.)

Das nächste Schild «Hot Dude» zeigt auf Gitarrist Serge Mattli, der wie immer – zumindest hab ich ihn immer so erlebt – mit einem Argentinien Nati-Shirt auf der Bühne steht. Das Schild verfehlt seine Wirkung nicht: Prompt fliegt ein BH auf die Bühne (Notiz pam: Argentinien Nati-Shirt kaufen)

Das Konzert neigt sich gegen Ende hin. Teasy lässt uns wissen, dass sie in den letzten 25 Jahren nie die Band vorgestellt hätten, und das würden sie auch heute nicht tun. Da bleibt man sich also auch diesbezüglich treu. Doch leider fällt dann das PA durch einen lauten Knall erneut aus… Zum Glück kennt man inzwischen k die Fehlerquelle und so ist der Unterbruch dieses Mal nur kurz. Durch ein «Pffff» fällt es um letzten Song nochmals aus … das nutzt dann Teasy für einen Stagedive.

Das wars dann schlussendlich (entschuldigt, kommt mir grad nichts besseres zum Schluss in den Sinn. Vorschläge für ein besseres Ende meiner Review gerne mitteilen).

Das Fanzit – Shadow’s Far, KLAW, Constant Hunger

Mal abgesehen vom launischen PA bzw. Kabel war es die erwarte Sause von Shadow’s Far. Ihr grooviger Thrash Metal mit je einer Prise Death Metal und Hardcore kam nicht nur bei mir sehr gut an. Das Publikum im gut gefüllten Gaswerk ging entsprechend ab und liess sich nicht zwei Mal bitten, die Bühne als Sprungbrett für ausgiebiges Stagediving und Crowdsurfing zu nutzen. Die Vorbands haben ebenso geliefert, wenn auch das Publikum vor allem bei KLAW nicht gleich stark animiert wurde und eher zurückhaltend war.

Die Fotos – Shadow’s Far, KLAW


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 17.01.2025
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