Crystallion - Met-Bar Lenzburg 2025
Sa, 8. Februar 2025

Crystallion, Neverland

Met-Bar (Lenzburg, CH)
17.02.2025
Crystallion - Met-Bar Lenzburg 2025

Kristalle und Märcheninsel

Die deutschen Heavy-/Power-Metaller Crystallion sorgten am Samstag gemeinsam mit der helvetischen Formation Neverland für das Abendprogramm.

Während sich die Schweizer Künstler an einem imposanten Publikumsaufmarsch erfreuen konnten, vermochten mich die Herrschaften aus Bayern eher zu überzeugen. Aufklärungen und Erläuterungen dazu findet ihr in den nachfolgenden Zeilen.

Mein letzter Besuch in der Honigwein-Taverne liegt fast schon wieder einen Monat zurück. Somit ist es allerhöchste Zeit für einen erneuten Abstecher nach Lenzburg. Mit Crystallion und Neverland erwarten mich zwei Bands, die bisher überhaupt nicht auf meinem Radar aufgetaucht sind. Deshalb wird das Ganze fraglos zu einem weiteren Abenteuer aus der Kategorie «Horizonterweiterungen».

Der Name des Headliners aus unserem nördlichen Nachbarland ist wahrlich klangvoll. Das schreit grundsätzlich nach Symphonic Metal. Aber die Protagonisten setzen gemäss eigenem Beschrieb eher auf die Heavy- respektive Power-Schiene. Unter anderem werden Sonata Arctica und Rhapsody Of Fire als Inspirationsquellen genannt. Insbesondere an der Gesangsfront drehte sich das Wechselkarussell ein paar Mal. Aktuell ist die Mikrofonarbeit Sache von Tony Sunclear. Die Präsenz von Bassist Steve Hall und Klampfer Sven Sevens verleiht der Geschichte zudem einen Hauch Edenbridge (jep, die beiden Herren sind nämlich ebenfalls in der Ösi-Gruppe aktiv).

Beim Support-Act Neverland denke ich nachvollziehbarerweise automatisch an Peter Pan und Co. (oder wahlweise an die ehemalige «Spiele-Ranch» von Michael Jackson – pam: Oder im doppelten Sinne an Annihilator mit ihrem Top-Album von 1990). Die Mitglieder der Equipe mit Baujahr 1999 stammen aus allen Ecken der Schweiz (und sogar darüber hinaus). Musikalisch setzt man auf progressiven Melodic Metal. Die letzte Scheibe «Illusory World» wurde Anfang November 2024 veröffentlicht. Alles Weitere müssen sie uns nun im Live-Gewand präsentieren.

Neverland

Die Reise nach «Nimmerland» startet um 20.30 Uhr. Wie ein Blick auf die Setlist verrät, werden die Akteure den zuvor angesprochenen Silberling «Illusory World» in voller Länge durchspielen. Da die Herren offenbar seit einer Weile nicht mehr aufgetreten sind, ist das für sämtliche anwesenden Zuhörer eine exklusive Angelegenheit. Der Publikumsandrang ist sowieso beeindruckend. Von mangelnder Unterstützung darf hier keinesfalls gesprochen werden!

Sänger Mike Zotter stammt aus Deutschland und punktet mit lässigen Ansprachen. Stimmlich bewegt er sich häufig in ähnlichen Sphären wie Klaus Meine von den Scorpions. Zu bemängeln ist der Fakt, dass phasenweise einige Elemente aus der Tonband-Ecke hinzugefügt werden. Mir fallen diesbezüglich speziell Synthesizer, Backing Vocals und Keyboard-Passagen auf. Ein Höhepunkt ist dafür diskussionslos Gitarrist Daniel Huber. Seine Soli sind schlichtweg überragend! Feinstes «Saiten-Handwerk». Es wundert mich deswegen nicht wirklich, dass einige seiner Bewunderer den Weg in die Met-Bar gefunden haben.

Nach rund 45 Minuten ist Schicht im Schacht. Ich habe solide Ansätze beobachtet, aber komplett aus den Latschen hat mich die Darbietung jetzt nicht gehauen. Trotzdem werde ich mir das Album «Illusory World» in nächster Zeit das eine oder andere Mal anhören, um die Musik in ruhiger, störfreier Umgebung nochmals auf mich einwirken zu lassen.

Crystallion

Die bayrischen Kristalle eröffnen ihr Programm nach absolviertem Intro mit dem Track «Knights And Heroes». Basser Steve Hall und Trommel-Maschine Martin Herzinger decken den Hintergrundgesang ab. Für das primäre Geträller ist aber schon Fronter Tony Sunclear zuständig. Der Typ hat die Mähne schön! Optisch erinnert mich der Strahlemann im ersten Augenblick an Laufsteg-Trainer Jorge González (allerdings möchte ich ihn mit diesem Vergleich auf keinen Fall beleidigen, denn so schrill wie der «TV-Paradiesvogel» stiefelt Tony definitiv nicht durch die Gegend). Seine frechen Sprüche treffen effektiv ins Schwarze. Sie waren 2023 schon einmal in der «Lenz-Bar» (ja, dieser Versprecher wird ihn wahrscheinlich noch eine gewisse Zeit verfolgen).

Das Quintett drückt auf das Gaspedal. Mit Stücken wie «Under Siege» oder «The Battle: Onward» führen sie uns regelmässig in irgendwelche Schlachten. Aber auch unser innerer Werwolf wird entfesselt – «Full Moon Fever» sei Dank! Axtmann Patrick Juhász auf der rechten Bühnenseite wirkt wie eine Kreuzung aus Alice Cooper und Steve Stevens. In dieser Truppe kann ebenfalls hohe «Saiten-Kunst» registriert werden (in dreifacher Ausführung). Zusätzlich scheint der Tieftöner-Hüter für den Posten des Grimassen-Königs zu kandidieren.

Komischerweise hat sich die Zuschauerdichte inzwischen halbiert. Wo sind denn all die Leute hin? War die Anziehungskraft von Neverland tatsächlich so mächtig? Nichtsdestotrotz bedankt sich Tony bei uns, dass wir Crystallion ausgewählt hätten und nicht zu Manowar nach Freiburg im Breisgau gepilgert seien. Selbst auseinanderfliegendes Equipment, verpeilte Ansagen wegen Durcheinander bei den Jahreszahlen oder «Haar-Kabel-Verknotungs-Probleme» bringen die Jungs nicht aus dem Konzept. Während «Burning Bridges» gesellt sich Tony zu den Fans herunter und geht auf Tuchfühlung. Danach hängen die Musiker noch zwei Zugabe-Lieder an und beenden schliesslich um 23.05 Uhr ihre gelungene Darbietung.

Das Fanzit – Crystallion, Neverland

Neverland agierten solide. Crystallion waren im Anschluss aber nochmals eine Spur überzeugender. Während beim Support-Act die Hütte beinahe noch aus allen Nähten platzte, waren beim Headliner plötzlich interessanterweise einige Besucher «verschwunden». Ungeachtet dessen hat euer Dutti seine Horizonterweiterung erfolgreich absolviert.

Die Setlist – Neverland

  1. Legends
  2. Timeless
  3. Where Is The Sun
  4. Fury
  5. Life
  6. Risk
  7. Rain
  8. No Time To Loose

Die Setlist – Crystallion

  1. Intro – Heads Or Tails
  2. Knights And Heroes
  3. The Unwanted
  4. Sole Survivors In Ligny
  5. Under Siege
  6. Full Moon Fever
  7. Crystal Clear
  8. The Sleeping Emperor
  9. Tears In The Rain
  10. The Battle: Onward
  11. Burning Bridges
  12. Wings Of Thunder*
  13. A Cry In The Night*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

17.02.2025
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