Metalinside.ch – Grave Digger – Z7 Pratteln 2025 – Foto Kaufi 08
So, 26. Januar 2025

Grave Digger, Victory, Rigorious

Z7 (Pratteln, CH)
/ 23.02.2025

Jubiläum der Totengräber

Zur Feier ihres langjährigen Bestehens und mit neuem Album im Gepäck besuchten Grave Digger am 2. Februar das Z7. Zusammen mit Victory und Rigorious sorgten die Urgesteine für ausgezeichnete Unterhaltung.

Domi the Stick: An Songmaterial mangelt es keiner der drei heute auftretenden Bands. Victorys neuestes Album liegt erst einige Monate zurück, jene des Openers Rigorious und des Headliners Grave Digger sogar nur wenige Tage. Zudem blicken sowohl Grave Digger als auch Victory auf eine imposante, über mehrere Jahrzehnte erarbeitete Diskographie zurück. Beste Voraussetzungen also, um sich über einen ganzen Abend verteilt Riffs reinzuballern. Das scheint sich ebenso Kaufi zu denken, der heute mit Kameraausrüstung angereist ist, um den Abend fotografisch festzuhalten.

Rigorious

Pünktlich um halb sieben legt der erste Act los. Im Direktvergleich mit Victory und Grave Digger handelt es sich hierbei um jungi Schnuufer. Rigorious haben sich nämlich erst 2021 gegründet. Der heutige Auftritt ist ihr Debüt ausserhalb deutscher Grenzen und zudem der letzte Abend, an dem sie Grave Digger und Victory begleiten. Auf der zweiten Tourhälfte werden nämlich WarWolf eröffnen.

Der von Rigorious gespielte Stil entpuppt sich als kurzweilig und erfrischend. Live wird er getragen von Lukas Remus’ eindringlichen Vocals, deren Hauptcharakteristik wiederum die dunkle Stimmfarbe ist. Das Resultat ist ein leicht gotisch angehauchter Power Metal, den Rigorious gelegentlich mit Breakdowns verzieren. Diese ansprechende Mischung kommt in der mittelmässig gefüllten Halle gut an. Wie sich herausstellen wird, hat der Opener mit den beiden riesigen Schwertern an den Bühnenseiten am meisten Deko dabei. Was zwischen diesen beiden Elementen passiert, kann man jedoch ganz simpel als «reinhörbedürftig» bezeichnen.

Kaufi: Absolut. CD-Bestellung ist notiert!

Domi the Stick: In der Studioaufnahme erwarten einen im Hintergrund übrigens Keyboardklänge, die ich live gar nicht ausmachen konnte. Das gibt dem Sound eine zusätzliche Facette und schwächt die Härte etwas ab.

Die Setlist – Rigorious

  1. Fate Is Sealed
  2. Lay With Me
  3. Fight For Your Lives
  4. Children Of The Night
  5. Hear Me Out
  6. Bathed In Blood
  7. Brothers Arise

Victory

Domi the Stick: Zusammen mit Grave Digger auf der ganzen Tour dabei ist der Very Special Guest Victory. Mein erstes Zusammentreffen mit den Hannoveranern hatte ich vor zweieinhalb Jahren an der Rocknacht Tennwil. In meiner Review hielt ich damals fest, dass gitarrentechnisch viel geleistet wurde, ich den Auftritt aber nicht überdurchschnittlich fand. Dies steht im argen Gegenspruch zu dem, was Kaufi letzten Oktober von der Show in Biberist hielt.

Und heute? Tatsächlich blasen mich Victory heute viel eher weg als damals im malerischen Seetal. Gianni Pontillo, unser Landsmann in der deutschen Formation, zeigt nämlich eine Spielfreude, die sich gewaschen hat. Dies mag daran liegen, dass er als Basler heute quasi Heimspiel hat. Nebst seiner guten Laune überzeugt Gianni aber mit seinen tollen, hardrockigen Vocals, die sich im gespielten Heavy Metal optimal einfügen.

Ansonsten wird das Songwriting natürlich von viel Gitarrensound dominiert. Herman Frank – mit Abstand langjährigstes Mitglied und früher auch Klampfenmann bei Accept – weiss, was die Besucher sehen wollen. So vergeht kaum ein Song ohne Solo, und immer wieder spielen Mike Pesin und Herman zusammen Duette. Dabei schaffen sie es, den Bogen nicht zu überspannen; das Ganze wird nie langweilig. Trotzdem gerät Drummer Michael Stein etwas in den Hintergrund, wenn die drei Saitenhexer vorne am Bühnenrand selbstbewusst ihre Skills zeigen und dabei nur knapp nicht an der der Grenze zur Überheblichkeit kratzen.

Auf jeden Fall zeigen Victory heute einen bockstarken Auftritt und unterhalten das Publikum während einer Stunde mit insgesamt dreizehn Songs. Herman Frank, der Mann mit charakteristischen Koteletten und schwarzer Mütze, scheint den Tag ebenfalls positiv verbucht zu haben. Wenn er auf der Bühne auch eher etwas still ist, richtet er zwischen zwei Songs nämlich ein herzerwärmendes “Danke, Norbert” an den Z7-Gründer.

Kaufi: Schön, dass Dich Victory endlich überzeugt haben, Domi! Was die Truppe um Altmeister Herman Frank hier zeigt, ist wirklich richtig stark. Das Versprechen mit dem Best-of-Set wird zum grössten Teil eingehalten: Insgesamt sind es neun Tracks, welche von den drei Vorzeigealben „Don’t Get Mad – Get Even“, „Culture Killed The Native“ und „Temples Of Gold“ stammen. Und Tracks wie vor allem das neue „Tonight We Rock“ fügen sich perfekt ins Programm ein.

Nach der Show treffe ich noch auf Gianni, der mir einige spannende Dinge erzählt über sein Monsterprogramm mit den diversen Bands, in denen er singt. Ist nicht einfach, all das plus Familie unter einen Hut zu bringen… Aber der schafft das schon – und ich freu mich bereits jetzt auf ein Wiedersehen am Brienzersee Rockfestival!

Die Setlist – Victory

  1. Rock The Neighbours
  2. Gods Of Tomorrow
  3. Standing Like A Rock
  4. Always The Same
  5. Feel The Fire
  6. Surrender My Heart
  7. Temples Of Gold
  8. Tonight We Rock
  9. Hungry Hearts
  10. Are You Ready
  11. Take The Pace
  12. On The Loose
  13. Checks In The Mail

Grave Digger

Domi the Stick: Wie schon zuvor geht es beim Umbau schnell voran. Dank der beschaulichen Grösse des Publikums – mehr Gäste werden es heute nicht mehr werden – reicht die Zeit trotzdem, um alle Bedürfnisse zu erledigen. Grave Digger legen mit einem Song ihres gerade erst erschienenen Albums «Bone Collector» los. Kein Reaper, keine Bühnendeko, kein Schnickschnack. Einige Rauchsäulen werden als Effekt eingesetzt, ansonsten bekommen wir es hier einfach mit vier Jungs zu tun, die Bock haben, Metal zu spielen.

Dies zeigt sich dann sofort in der Musik! Ich habe das neue Album bis zum Konzert zwar noch nicht allzu oft gehört, aber stilistisch scheint es einige Jahre zurückzuspringen. Somit läutet «Kingdom Of Skulls» ein ganzes Set puren Heavy Metals der oberen Güteklasse ein. Das gleich nachgelieferte «The Grave Dancer» macht ebenfalls unheimlich Spass; nicht zuletzt wegen der glasklaren Abmischung. Ein Lob an den Mischer, welcher schon den ganzen Abend einen sackstarken Job macht!

Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist die Absenz des langjährigen Gitarristen Axel Ritt. Doch Tobias Kersting, der früher bei Orden Ogan spielte und seit 2023 bei Grave Digger die Saitenkönigin bearbeitet, macht seinen Job phänomenal. Zwar ist sein Auftreten nicht ganz so exzentrisch wie jenes von Axel, doch passt dies eigentlich ganz gut zur Schlichtheit des Auftritts. Zudem steht ihm die Spielfreude sichtlich ins dauergrinsende Gesicht geschrieben. Zusammen mit Marcus Kniep am Schlagzeug, Jens Becker am Bass und Chris Boltendahl am Mikro überträgt Tobi diese Freude problemlos ins Publikum.

Sowieso scheint auch Chris, eine der charakteristischsten Stimmen im Heavy Metal, heute hervorragend gelaunt. Da nimmt man ihm ohne die geringste Spur Skepsis die Behauptung ab, dass sie vier schlichte Metalheads und damit genau wie wir seien. Zudem untermalt Mister Boltendahl diese Aussage humorvoll mit einer Anekdote, in der Rob Halford ihn mal erkannte und sich Chris dabei als nerviger Fan von früheren Konzerten outete.

Musikalisch machen Grave Digger keine Gefangenen. Neben den üblichen Gassenhauern à la «The Dark Of The Sun» und «Excalibur» stehen nämlich Songs auf dem Programm, in deren Genuss ich live (glaub) noch nie kam. Das epische «Keeper Of The Holy Grail» oder «Shadows Of A Moonless Night» sind solche Kandidaten, die Grave Digger aus der Mottenkiste direkt ins strahlende Scheinwerferlicht befördern. Bei Letzterem plagen zwar kurz technische Probleme Tobis Gitarre, doch überspielt Chris dies gekonnt mit einem Spruch und sofort legen Grave Digger einen zweiten, jetzt erfolgreichen Versuch hin.

Gelobt werden darf schliesslich das passende Ende einer Setliste, die durch fünfundvierzig Jahre Bandgeschichte führt. Nach «Rebellion», welches die gewohnten Publikumschöre erwachen lässt, folgt der Klassiker «Scotland United», bevor Grave Digger ihr Set mit dem neuen «Killing Is My Pleasure» beenden. Und dann natürlich das obligate «Heavy Metal Breakdown» nachliefern.

Kaufi: Und genau hier kommt der Nörgler wieder daher. Schmeisst das ausgelutschte HMB mal raus, liebe Grabschaufler! Auch „The Dark Of The Sun“ hat man zur Genüge live gehört. Ebenso „Rebellion“ – aber hier drücke ich jetzt mal ein Auge zu.

In den über vierzig Jahren Bandkarriere haben sich so viele geile Songs gesammelt, da wäre NOCH mehr Abwechslung kein Problem. Dinge wie „Valhalla“ (das höre ich heute meines Wissens zum ersten Mal live) oder dann das unfassbar geile „Keeper Of The Holy Grail“ (das höre ich heute mit Sicherheit das erste Mal live) sind ohne Zweifel die absoluten Höhepunkte der Show. Schlussendlich sind es dann immerhin zehn Alben, von welchen mindestens ein Track den Weg in das Programm findet.

Aber eben: Nichts von „The Last Supper“ (hach, der Titeltrack oder „Grave In The No Man’s Land“…), nichts von „Liberty or Death“ („Ocean’s Blood“ wäre so geil) und auch auf den neueren Werken hätte es manche selten oder nie gespielte Perle. (Anm. Domi: Yes, zum Beispiel von «Clash Of The Gods» «Medusa» oder der Titeltrack). Jammern auf hohem Niveau? Möglich. Doch gerade Grave Digger sind eine Band, die hier wirklich „aufräumen“ könnte.

Abgesehen davon kann ich Domi nur zustimmen. Die Performance ist erstklassig, die Jungs sind extrem gut drauf und schlussendlich macht natürlich auch der grösste Teil der Songs trotzdem Spass! „The Round Table“ ist einer meiner All-Time-Faves…

Die Setlist – Grave Digger

  1. Kingdom Of Skulls
  2. The Grave Dancer
  3. Under My Flag
  4. The House
  5. Valhalla
  6. The Keeper Of The Holy Grail
  7. The Dark Of The Sun
  8. The Curse Of Jacques
  9. Shadows Of A Moonless Night
  10. The Round Table
  11. Excalibur
  12. The Devils Serenade
  13. Back To The Roots
  14. Rebellion (The Clans Are Marching)
  15. Scotland United
  16. Killing Is My Pleasure
  17. Heavy Metal Breakdown

Das Fanzit – Grave Digger, Victory, Rigorious

Es war ein Abend der Superlative! Rigorious eröffneten mit ansprechendem, gesanglich leicht dunkel gefärbtem Power Metal. Victory gaben darauf eine Stunde Vollgas und überzeugten mit einer explosiven Mischung aus intensiver Gitarrenarbeit und ungebremster Spielfreude. Darauf legten Grave Digger aber nochmals eine deutliche Schippe drauf und ballerten sowohl Hits als auch weniger oft gespielte Songs aus ihrer langen Bandgeschichte ins Publikum. Dabei zeigten sich Chris und Co. von ihrer bodenständigen Seite. Allen drei Bands war anzumerken: Die Musiker hatten einfach Bock, auf der Bühne abzurocken!

Die Fotos – Grave Digger, Victory, Rigorious


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 23.02.2025
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