Metalinside.ch - Insomnium - Z7 Pratteln 2025 - Foto Friedemann 02
Fr, 24. Januar 2025

Insomnium, Omnium Gatherum, Hinayana

Z7 (Pratteln, CH)
/ 05.02.2025

School Of Melo Death

Die drei Equipen Insomnium, Omnium Gatherum und Hinayana «entführten» das Publikum am Freitagabend in die Klangwelten des Melodic Death Metal. Das war purer Balsam für die Seele. Der stattliche Besucheraufmarsch sorgte sowohl bei den Bands als auch beim Veranstalter für zusätzliche Euphorie-Schübe.

Das ist wieder einmal eine solche Woche, in der ich meine Zelte praktisch durchgehend im Z7 aufschlage. Gewisse Security-Mitarbeiter und andere Crew-Mitglieder wollten mir sogar schon eine Hängematte anbieten. Naja, also zur Not würde es auch ein Sofa im Backstage-Bereich tun. Man ist ja schliesslich flexibel. Nach x-jähriger Abstinenz fand hier gestern nämlich wieder einmal eine Ausgabe des Paganfests statt. Truppen wie Heidevolk, Ensiferum oder Alestorm sorgten dafür, dass ich heute Vormittag nach wie vor arg verkatert in meinen Laptop-Bildschirm geglotzt habe. Trotzdem konnte ich sämtliche Arbeiten wunschgemäss erledigen und freue mich auf den erneuten Feierabend in Pratteln. Am Sonntag werden dann noch Grave Digger anlässlich ihrer Jubiläumssause (45 Jahre! Holla, die Waldfee!) in der Nordwestschweiz vorbeischauen. Doch dies bleibt vorerst Zukunftsmusik. In diesem Artikel befassen wir uns mit Melodic Death Metal – und zwar jede Menge davon!

Insomnium haben ihre Landsleute von Omnium Gatherum in einen Rucksack (oder vielleicht besser Tour-Bus) gestopft und machen nun gemeinsam Europa unsicher. Müsste man bei diesen kongenialen Duo-Formationen eigentlich strenggenommen von «Insomnium Gatherum» oder «Omnisomnium» sprechen? Jedenfalls nutzen beide diese Rundreise dazu, um jeweils eines ihrer prägendsten Alben in voller Länge durchzuspielen. Die Rede ist bei Omnium Gatherum von «Beyond» (2013) und in Bezug auf Insomnium von «Shadows Of The Dying Sun» (2014). Als Support mischen die Amis Hinayana mit, die mich hier im Z7 bereits einmal begeistern konnten (das war vor drei Jahren am Ultima Ratio Fest). Damals konnte ich nicht glauben, dass die Herrschaften aus den USA stammen. Stilistisch hätte ich ihnen nämlich ohne zu zögern eine skandinavische Herkunft attestiert.

Hinayana

Während Metalinside-Kumpel Friedemann in Richtung Fotograben pilgert, mache ich mich wie gewohnt zu meinem Pfosten auf. «Never change a winning team» – oder so. Hinayana (nicht zu verwechseln mit dem Himalaya) starten um 19 Uhr in ihr Set. Gleich bei der ersten Hymne «Death Of The Cosmic» kommen mir wieder Zweifel auf. Wie kann man aus Austin, Texas kommen und solche Musik erschaffen? Irgendjemand hat den Jungs doch glasklar das «Suomi-Gen» eingepflanzt. Ich bleibe dabei, diese vier Akteure sind die finnischsten Amerikaner, die ich kenne. Und sie zocken verdammt grossartig! Welch mitreissende Show!

Die Truppe hat zwar erst eine EP und zwei Studioalben auf dem Markt, aber ich traue ihr nichtsdestotrotz eine glorreiche Zukunft zu. Die könnten effektiv eines Tages zu den relevanten Vertretern des Melodic Death Metal-Sektors gehören. Der kehlige Gesang von Fronter Casey Hurd ist ordentlich wuchtig. Derweil glänzt Axtmann Erik Shtaygrud mit grandiosen Fingerfertigkeiten und zaubert uns Zuhörern fetzige Soli um die Lauscher. Wann folgt hierzulande die erste Headliner-Performance in einem kleineren Club? Ich wäre diskussionslos dafür zu begeistern. Also, geschätzte Patienten, Doktor Dutti empfiehlt eine exzessive Hinayana-Kur. Eure Ohrmuscheln werden es euch danken.

Omnium Gatherum

Die erste Hauptattraktion tritt schliesslich um Punkt 20 Uhr auf den Plan. Omnium Gatherum aus der finnischen Hafenstadt Kotka legen mit dem Doppelpack «Luoto» (noch rein instrumental) und «New Dynamic» fulminant los! Zu meiner Freude trägt der kläffende Sänger Jukka Pelkonen einen Dutt(i). Allerdings sieht das Ding nach einigen Kopfschüttel-Einlagen bald schon ziemlich verwuschelt aus. Seiner Ansicht nach werden wir heute Abend ohnehin lediglich ein Souvenir mit nach Hause nehmen. Und das werden heftige Nackenmuskeln-Beschwerden sein. Dies sei eben so an einer guten Melo Death-Show. Tja, wo er recht hat.

Ein echtes Spektakel auf zwei Beinen ist fraglos abermals der «weisse Wolf» an der Gitarre – Markus Vanhala. Definitiv ein Meister seiner Zunft. Selbst langsamere Stücke à la «Who Could Say» überzeugen. Ich muss diese Scheibe in den kommenden Tagen daheim eindeutig vermehrt rotieren lassen und tief in die Materie eintauchen. Es befinden sich aber auch echte Brocken auf diesem Eisen. «White Palace» ist beispielsweise ein «Zehnminüter» und damit ein atemberaubender Abschluss für diesen Auftritt. Uns wird soeben eine Lehrstunde in der Sparte Melodic Death Metal präsentiert. «Lueged nid ume, Omnium gönd ume». Sie werden euch alle kriegen und in ihren Bann ziehen. Davon bin ich überzeugt.

Insomnium

Jack Black hat es mit seiner «School Of Rock» vorgemacht. Wollen wir deshalb nicht gleich eine Doppellektion zum Thema «finnischer Melodic Death Metal» abhalten? Die nächsten Lehrer stehen nämlich schon bereit. Passenderweise kommen sie aus der Universitätsstadt Joensuu. Und ein Professor scheint ein speziell eifriges Kerlchen zu sein. Offenbar hat Mister Vanhala nichts gegen eine Zusatzschicht einzuwenden, denn der steht tatsächlich erneut mit einer Klampfe «bewaffnet» auf der Bühne. Na dann, die zahlreich erschienenen Schüler wollen unterrichtet werden. Man möge beginnen!

Das auserkorene Album weist einen interessanten Aspekt auf. Der grosse Hit «While We Sleep» folgt nämlich bereits an zweiter Stelle. Ist das jetzt ein Nachteil, wenn die Herrschaften diesen Knaller so früh verpulvern? Keineswegs – zumindest aus meiner Perspektive. Dadurch verfliegt ein erster Druck und man hat anschliessend genügend Zeit, um sich auf die restlichen, teilweise nicht sonderlich bekannten Kompositionen zu fokussieren. Insomnium tragen ihr Liedgut in bestechender Manier vor. «Shadows Of The Dying Sun» wird ebenfalls eine Platte sein, die ich in den nächsten Tagen fleissig und engagiert durchhören werde. Growls und Gitarrenspiel passen, aber auch der phasenweise eingestreute Klargesang von Ville Friman verfehlt seine Wirkung in keinem Augenblick.

Nach der Titel-Hymne «Shadows Of The Dying Sun» verschwinden Insomnium hinter der Bühne. Pflicht erfüllt. Schliesslich wurde der Silberling wie versprochen in voller Länger durchgespielt. Trotzdem haben die Finnen Bock auf einen Nachschlag und lassen sich deshalb nochmals blicken. Stimmt, die CD hat ja noch einen Bonus-Track! Also nix wie her mit «Out To The Sea». Das Stück «Lilian» repräsentiert anschliessend die moderne Phase der Diskographie des Quartetts. Für den endgültigen Schlusspunkt ist «One For Sorrow» aus dem Jahr 2011 besorgt.

Das Fanzit – Insomnium, Omnium Gatherum, Hinayana

Insomnium, Omnium Gatherum und Hinayana boten heute Abend eine waschechte «Melo Death-Master-Class». Diese drei Formationen sind einfach die idealen Repräsentanten für dieses Genre. Dieser Ansicht waren wohl auch die Besucher, welche in grosser Anzahl erschienen sind. Metallische Schulbildung dieser Art ist stets willkommen.

Die Setlist – Hinayana

  1. Death Of The Cosmic
  2. Cold Conception
  3. In Sacred Delusion
  4. Spirit And Matter
  5. Tempest Horizon
  6. Reverse The Code
  7. Triptych Visions
  8. A Tide Unturning

Die Setlist – Omnium Gatherum

  1. Luoto
  2. New Dynamic
  3. In The Rim
  4. Nightwalkers
  5. Formidable
  6. The Sonic Sign
  7. Who Could Say
  8. The Unknowing
  9. Living In Me
  10. White Palace

Die Setlist – Insomnium

  1. Intro – The Swarm
  2. The Primeval Dark
  3. While We Sleep
  4. Revelation
  5. Black Heart Rebellion
  6. Lose To Night
  7. Collapsing Words
  8. The River
  9. Ephemeral
  10. The Promethean Song
  11. Shadows Of The Dying Sun
  12. Out To The Sea*
  13. Lilian*
  14. One For Sorrow*

*Zugabe

Die Fotos – Insomnium, Omnium Gatherum, Hinayana


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/ 05.02.2025
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