
Bloodywood – Nu Delhi
Folk Metal, Nu Metal
Delhi rocking for the world…
…and everybody in it. Bloodywood veröffentlichen am 21. März ihr zweites Album. Wie schon der Vorgänger «Rakshak» ist «Nu Delhi» ein heftiger Brocken geballte Energie.
Seit Bloodywood mit Metal-Covers auf YouTube Aufmerksamkeit erregten – unvergessen zum Beispiel ihre Version von Daler Mehndis «Tunak Tunak Tun» –, ist viel passiert. Der Sechser aus New Delhi veröffentlichte bald eigene Songs und begab sich damit auf die grösstenteils ausverkaufte Debüt-Tour «Raj Against The Machine». Mit ihrem Konzert im zum Bersten gefüllten Bullhead-Zelt des Wacken Open Airs und unzähligen weiteren Festivalauftritten erlangten Bloodywood eine weite Bekanntheit. Vor drei Jahren folgte mit «Rakshak» ein Debüt, das die Messlatte für künftige Werke hoch ansetzte und es immerhin auf Platz 1 meiner damaligen Jahreshitparade schaffte. Auf der dazugehörigen Headliner-Tour durch Europa, die USA und Japan sorgte die Truppe live einmal mehr für wahnsinnige Partys. Der Release einer zweiten Scheibe ist der nächste logische Schritt und zeichnete sich ab der vergangenen Oktober erschienenen Single «Nu Delhi» ab.
Die Singles
Auf dem Titeltrack «Nu Delhi» präsentieren Bloodywood eindrucksstark den Charakter ihrer Heimatstadt. Visualisiert in einem Musikvideo, das an jene zu «Ari Ari» und «Machi Bhasad» erinnert und dem Betrachter den “Indian Street Metal” näherbringt, heissen die Desi Boys ihre Fans in der Höhle des Löwen willkommen, die sie mit einem Schachspiel vergleichen. Dabei halten sie stolz fest: “Delhi’s a state but New Delhi is a state of mind.” Liebe Leser, mit dem Titeltrack haben Bloodywood einmal mehr einen mitreissenden, bewegungsstimulierenden Hit geschrieben. Ein Schmuckstück!
Anfangs Dezember folgte die nächste Single: Es ist die einzige Kollaboration auf dem Album, doch konnte für das Featuring ein grosser Name begeistert werden. Zusammen mit Babymetal erschaffen Bloodywood einen gemeinsamen Song der beiden wohl am meisten trendenden asiatischen Metalbands. «Bekhauf» vermischt dann auch den Stil beider Gruppen, was den Track etwas gewöhnungsbedürftig macht. Dazu liefern Babywood und Bloodymetal ein ansprechendes Anime-Musikvideo. Der als “furchtlos” zu verstehende Titel ist bei Weitem nicht mein Liebling auf dem Silberling, sehr wohl aber ein erfrischendes Verschmelzen zweier sehr charakteristischer musikalischer Ausrichtungen.
Ende Januar folgte die dritte und letzte Single. Auch «Tadka» wartet mit einem sehenswerten Musikvideo auf. Das Stück ist eine Ode ans indische Essen und zugleich eine Lobeshymne an kochende, ja geradezu zaubernde Mütter. “Vicious and delicious, you don’t wanna miss this, and if you take a bite then you lickin’ all the dishes.” Exemplarisch – sie tun es nämlich in jedem einzelnen ihrer Songs – kombinieren Bloodywood hier ihre verschiedenen Gesangsstile (Rap, kräftiger Klargesang, gutturale Schreie) zu einem weiteren Ohrwurm sondergleichen. Für Lacher sorgt der Rülpser am Ende, der im Musikvideo humorvoll mit “happy Indian noises” untertitelt wird.
Die fünf weiteren Songs
Mit nur 34 Minuten fällt «Nu Delhi» zwar etwas kurz aus, doch geht es weit über die besprochenen Singles hinaus. Bereits der Opener «Halla Bol» überzeugt mit Sprechgesang, folkigen Einflüssen und ganz viel rhythmischem Groove. Zudem schaffen das für den Bloodywood-Sound charakteristische, von Sarthak gespielte Dhol (eine Doppeltrommel) und Raouls Rap richtig Bock auf die folgenden sieben Tracks. Auf dem anschliessenden «Hutt» nehmen die Nordinder die Füsse ebenso nicht weg vom Eskalationspedal. Zwar wird stellenweise etwas Tempo rausgenommen, doch lebt der Song vom Kontrast zum rhythmischen, leicht elektronisch geprägten Refrain. Wer auf Jayants klare, langgezogene und sprachlich für uns unverständliche Vocals steht, der wird auf «Dhadak» bedient – nur um in dessen Refrain von der rohen Gewalt des Gesangsduos wieder weggemäht zu werden.
Auf das Babymetal-Featuring «Bekhauf» folgt an fünfter Stelle «Kismat». Darin tauchen Bloodywood stärker als gewohnt in indische Folkwelten ab. Beim Hören frage ich mich nicht nur einmal, welche Genrebezeichnung (ausser dem sehr passenden, aber viel zu eingrenzenden Indian Street Metal) am besten auf die Musik der Band zutrifft. Dominante Gesangsstellen, elektronische Samples, folkiger Spass, brachiales Songwriting… und all das verwoben zu einem wunderschönen Gebilde! «Daggebaaz» mag im Gesamtwerk etwas untergehen, ist isoliert betrachtet jedoch ebenfalls ein sehr starkes Stück, das die genannten Aspekte einmal mehr vereint. Nach dessen bösem Ende lässt die Scheibe dem Hörer noch genau neun Minuten für pure Eskalation – ja, stillsitzen ist eine echte Herausforderung – mit «Tadka» und dem Titeltrack «Nu Delhi».
Das Fanzit zu Bloodywood – Nu Delhi
Drei Jahre nach «Rakshak» hauen Bloodywood ein Album raus, das sich keineswegs hinter seinem Vorgänger verstecken muss. Ihrem charakteristischen, indisch-folkloristisch geprägten und mehrere Gesangsstile kombinierenden Nu Metal bleiben die Desi Boys treu, ohne dass jemals Monotonie aufkommen würde. «Nu Delhi» kombiniert die Bloodywood-Elemente zu einem brachialen Meisterwerk, das sich ohne jegliche Hindernisse auf die 9-Horns-Marke katapultiert!
Anspieltipps: «Kismat» und «Nu Delhi»!
Übrigens, genau fünf Tage vor dem Release rockten Bloodywood den Komplex 457 in Zürich und spielten in ihrem Set vier der acht neuen Tracks. Alles Weitere dazu folgt demnächst im separaten Konzertbericht.
Reinhören und Digipak/Vinyl portofrei bestellenDie Tracklist – Bloodywood – Nu Delhi
- Halla Bol
- Hutt
- Dhadak
- Bekhauf
- Kismat
- Daggebaaz
- Tadka
- Nu Delhi
Das Line-up – Bloodywood
- Karan Katiyar – Gitarre, Flöte, Produktion
- Jayant Bhadula – Vocals
- Raoul Kerr – Rap Vocals
- Vishesh Singh – Schlagzeug (live)
- Roshan Roy – Bass (live)
- Sarthak Pawha – Dhol (live)
Video Bloodywood – Nu Delhi
