CD-Release-Shows in Solothurn
Brainstorm und Arion haben gerade ihre grosse Double-Headliner-Tour durch Europa begonnen. Beide Bands feiern an diesem Abend im Kofmehl den Release ihrer jeweils neuen CD. Auf nach Solothurn!
Wie schon tags zuvor wünscht mein Arbeitgeber meine Anwesenheit im Büro. Das hat heute die Konsequenz, dass ich mich auf viel Stau auf der Autobahn und somit eine längere Anreise einstellen muss. Meine Laune ist zudem ziemlich in den Keller gerutscht: Ich habe am Vormittag bemerkt, dass das Konzert heute Abend NICHT in der Halle, sondern in dem winzigen Keller, genannt „Raumbar“, stattfindet. Doch dazu später mehr.
Stranger Vision
Als ich endlich im Kofmehl eintreffe, ist die erste Gruppe schon fast am Ende ihres Sets. Es dröhnt grad „Bright Eyes“ aus den Boxen, eine Coverversion von Blind Guardian. Immerhin mal eine etwas aussergewöhnliche Wahl. Ansonsten kann ich leider nicht sehr viel zu den Italienern sagen, da ist die Zeit schlicht zu kurz.
Arion
Neue Chance für die Finnen! Meine Wege mit Arion haben sich schon mehrfach gekreuzt, so waren wir beispielsweise gleichzeitig am Check-in bei der letztjährigen 70‘000 Tons of Metal Cruise und ich hab mir da auch eine Show reingezogen. Nette Jungs, ohne Zweifel. Nach der Show plaudere ich zudem noch etwas mit Gitarrist Iivo Kaipainen. Aber musikalisch…
Ja, Arion sind theoretisch mein Beuteschema. Zudem feiern sie heute den Release ihres neuen Werks „The Light That Burns The Sky“. Doch heute packt mich das erneut nicht, zumal der Sound an sich ebenfalls nicht gerade top ist. Nach drei Songs, die einfach nur so dahinplätschern, habe ich genug gehört (sehen tut man hier nicht viel…) und ich verzieh mich. Schade – aber wenn es um Musik geht, werden Arion und ich uns in diesem Leben kaum mehr finden.
Brainstorm
Zeit für zweiten Headliner. Der Keller, respektive die Raumbar, ist gerammelt voll, als die Schwaben um zwanzig nach neun mit „Worlds Are Comin‘ Through“ loslegen. Und genau jetzt geht der Ärger richtig los. Nein, nicht wegen Brainstorm. Sondern wegen der Lokalität!
Brainstorm sind eine Band, die besteht aus Musikern, die nicht einfach neunzig Minuten statisch dastehen. Die brauchen Bewegungsfreiheit. Wer Andy B. Franck schon mal live erlebt hat, weiss wovon ich spreche. Dass man die Jungs – offenbar sehr kurzfristig – von der grossen Bühne weg und hierhin gebracht hat, ist einer solchen Truppe schlicht unwürdig!
Sicher: Die Fasnacht (wie kann man das BRAINSTORM vorziehen??) in Solothurn und wohl auch das Saxon-Konzert an diesem Abend in Zürich dürfte schlussendlich den einen oder anderen Zuschauer gekostet haben. Dennoch hört man, dass früher schon andere Bands vor deutlich weniger Fans als heute in der Halle gespielt haben…
Nun denn, Andy & Co arrangieren sich mit den Bedingungen und geben richtig Gas. Mit „Devil’s Eye“ und dem Klassiker „Shiva’s Tears“ haben sie die Fans natürlich erwartungsgemäss problemlos im Griff, bevor mit „The Shepherd Girl“ das erste Zückerli vom brandneuen Album „Plague Of Rats“ dargeboten wird.
Andy ist stimmlich angeschlagen, das merkt man schon sehr rasch. Den Humor hat er deswegen nicht verloren. Er verkündet stolz, dass dies die erste CD-Release-Show ausserhalb Deutschlands sei. „Und deswegen spielen wir jetzt was Altes!“ Mit „Highs Without Lows“ und dem fantastischen „Turn Out The Lights“ gehts weiter, bevor bereits jetzt wohl DIE Übernummer schlechthin an der Reihe ist: „All Those Words“. Und weil da gleich mit „Glory Disappears“ einer der besten Titel der Jungs nachgeschoben wird, sind bei mir plötzlich Spuren von Eskalation auszumachen. Das ist richtig, richtig geil!
Dann kündigt Andy die erste Single des neuen Albums an, wird aber umgehend von Todde korrigiert: „Die kommt später!“ Der Gitarrist meint dann noch: „Ok, wir spielen diese Nummer und Du singst die andere!“ Soweit kommt es zum Glück nicht, wir kommen schlussendlich in den Genuss von „Garuda (Eater Of Snakes“).
Doch natürlich darf der wirklich erste Output nicht fehlen: „Beyond Enemy Lines“, und weil es ja grad so gut passt, gibt es mit „Crawling“ grad noch einen weiteren neuen Song. Andy fragt danach, ob es uns gefallen hat. Wenn ja, „dann spielen wir die auf der nächsten Tour grad wieder, da kennen wir nix!“ Auch bei der Bandvorstellung brilliert der Fronter mit Sprüchen: „Ich hab einen schwarzen Humor, weil es nichts Dunkleres gab!“ Das könnte von mir sein…
„Ravenous Minds“ ist dann recht überraschend bereits der letzte Track, nach siebzig Minuten ist Schicht im Schacht und Brainstorm verlassen die Mini-Bühne, leider ohne Zugabe. Ich stelle mir die Frage, ob sie in der Halle noch einen gebracht hätten (obwohl auf der gedruckten Setlist wirklich nichts anderes drauf steht). Andererseits ist Andy bereits derart früh auf Tour nicht richtig fit – vielleicht ist es besser so.
Das Fanzit – Brainstorm, Arion, Stranger Vision
Brainstorm räumen gnadenlos ab. Sie zeigen, dass sie zweifellos zu den besseren oder sogar besten Live-Bands gehören. Die Jungs haben immer mächtig Spass, selbst wenn sie wie heute unter eher „suboptimalen“ Bedingungen antreten müssen. Zwei, drei Songs mehr hätten die Fans jedoch schon noch ertragen. Und so schwelge ich zusammen mit Urs Lüscher von der Rocknacht Tennwil noch in Erinnerungen an den legendären Auftritt da im Aargau vor knapp 10 Jahren…
Die Setlist – Brainstorm
- Worlds Are Comin‘ Through
- Devil’s Eye
- Shiva’s Tears
- The Shepherd Girl
- Highs Without Lows
- Turn Off The Light
- All Those Words
- Glory Disappears
- Garuda
- Intro / Where Ravens Fly
- Beyond Enemy Lines
- Crawling
- Ravenous Minds
Die Setlist – Arion
- The Light That Burns The Sky
- I’m Here to Save You
- Punish You
- I Don’t Fear You
- Wildfire
- Bloodline
- From an Empire to a Fall
- Burning In The Skies
- You’re My Melody
- Wings of Twilight
- Like the Phoenix I Will Rise*
- Unforgivable*
- At The Break Of Dawn*
*Zugaben
Die Fotos – Brainstorm, Arion, Stranger Vision (Ralf Wyssenbach)