Irony Of Fate - Equinox (Cover-Artwork)
Fr, 7. März 2025

Irony Of Fate – Equinox

Groove Metal, Melodic Death Metal
06.03.2025
Irony Of Fate - Equinox (Cover-Artwork)

Verfrühte Tagundnachtgleiche

Am 7. März veröffentlichen Irony Of Fate ihren neuen Silberling «Equinox». Vorweg: Werk Nummer 3 steht den beiden Vorgängern in nichts nach.

Äquinoktium ist ein Begriff, den man im Normalfall kaum in einer Albumreview findet. Doch bezeichnet der Titel «Equinox» genau das: den Zeitpunkt, an dem Tag und Nacht gleich lang sind. Die Frühlingstagundnachtgleiche (ein weiteres sehr schönes Wort!) und damit der Beginn der neuen Jahreszeit fallen heuer auf den 20. März. Knappe drei Wochen zuvor erscheint die danach benannte Scheibe der Melodeather, welche mit zehn Tracks und 47 Minuten Spielzeit aufwartet. Eingeweiht wird sie übrigens am ersten Tag des Bullhead Festivals.

Der Promotext, den wir vorab zusammen mit den Audiodateien bekamen, verspricht, das Album sei “intensiv, heftig und unerbittlich”. Das sind hoch greifende Worte, zumal schon «Pray For Freedom… Prepare For Extinction» und «Wicked & Divine» überzeugten. Schaffen es Irony Of Fate, dieses Versprechen einzuhalten?

#IOF4ESC

Wer die auf Social Media sehr aktive Band im Netz oder live einigermassen auf dem Schirm hat, bekam es mit: Vergangenen Herbst gaben Irony Of Fate bekannt, die Schweiz am Eurovision Song Contest vertreten zu wollen. Wieso schliesslich nicht? Immerhin haben mit Lordi und Måneskin schon zwei Bands aus dem Interessenssektor unseres Magazins gewonnen. Und eine Heimspiel-Teilnahme bietet sich natürlich an! Doch genau wie Feuerschwanz in der deutschen Vorentscheidung vor Kurzem medienwirksam aussortiert wurden, hatte auch eine der bekanntesten Schweizer Melodeath-Bands leider keine Chance. Stattdessen schicken wir das SRF Best Talent Zoë Më.

«Equinox»

Das neue Album startet gleich mit dem ESC-Kandidaten «Equinox Nights». Ob gewollt oder nicht, in der Studioaufnahme kommt mir der Song – entgegen Raphis Live-Eindruck am vergangenen Heretic Fest – etwas poppiger daher als die von der Band gewohnte Baseline. Allermindestens ist der Quasi-Titeltrack sehr melodisch und nicht zu technisch, was ihm eine gewisse Zugänglichkeit verleiht.

Das gleich darauffolgende «Roll The Dice» erweist sich dazu mit reichlich Groove als kontrastreich. Im Refrain nehme ich mächtige «When Worlds Collide»-Vibes wahr. Der Schluss hat einen rhythmischen, (positiv gemeint) repetitiven Charakter. Damit hat man den urteilenden Schreiberling sowieso im Sack! Es handelt sich hierbei übrigens um den ältesten Track: Er wurde bereits im Februar 2024 released und seither an unzähligen Gigs live gespielt. Unter anderem kam Metalinsiderin Larry bereits vergangenen April im Gaswerk Seewen in den Genuss des Würfelspiels und auch von «The Morningstar».

Dieser folgt gleich auf «Sinner / Saint», welches meiner Meinung nach dem Rest des Albums etwas hinterherhinkt. Es ergibt sich nicht gleich den Eindruck, es würde sich um einen Filler handeln und immerhin wurde der Song (wie insgesamt sechs von zehn Tracks) bereits vorab veröffentlicht. Trotzdem haut er mich nicht sonderlich vom Hocker.

Es wird groovig-doomig

Eine wichtige Rolle scheint «Sinner / Saint» trotzdem einzunehmen: Wie erwähnt folgt darauf «The Morningstar», der vom Kontrast umso mehr profitiert. Das Stück beginnt gleich mal episch und zeichnet sich – obwohl nicht überlang – durch eine interessante Abwechslung zwischen den einzelnen Songteilen aus. Ich würde sogar so weit gehen, dass der Morgenstern das bessere Aushängeschild ist als der Quasi-Titeltrack. Spätestens ab jetzt nimmt das Album so richtig Fahrt auf. «Ancient Creatures» bietet dem Hörer die letzte Möglichkeit zur Verschnaufpause vor den nächsten elf hyperintensiven Minuten. Als einzelnes Stück macht das nur eine Minute lange symphonische Interlude wenig Sinn, doch ist es ein starker Aufbau zum Epos «Primal Overdrive». Ähnlich wie «Awoken» und «Endzeit» von Heaven Shall Burn.

«Primal Overdrive» ist dann effektiv eine der ganz grossen Stärken von «Equinox». Hier holen Irony Of Fate nur einmal mit der Doom-Keule aus und walzen damit mehr als sieben Minuten lang alles wieder. In Sachen Schwere ist «Primal Overdrive» das pure Gegenstück zum viel fröhlicheren «Equinox Nights». In meinen Augen bekommen die Fans hier einen grossartigen Nachfolger zu «Sleeping Death» vom Debüt – dem einzigen Song in der gesamten Diskographie, der nochmals eine halbe Minute länger ist. Vielleicht bekommen wir ihn an Konzerten ebenfalls zu hören, denn «Sleeping Death» war lange auf den Setlists vorhanden.

«4 AM» präsentierten Irony Of Fate ebenfalls schon live. Isoliert präsentiert sich das Stück als spassig-groovige Nummer mit bösen Vocals und stellenweise spannenden Fokussen auf den Bass- und Gitarrenläufen. Sein einziges Manko ist, dass es in der Tracklist vielleicht nicht optimal platziert ist, zumal es hinter «Primal Overdrive» etwas abfällt – mit diesem aber besagte elf Minuten Intensivität bildet.

Der Nachtisch

Ich bin ehrlich: Wäre «Equinox» an dieser Stelle fertig, wäre ich trotz unterdurchschnittlicher Spieldauer schon happy und es gäbe bereits hier viele Horns. Doch Irony Of Fate legen drei weitere Tracks nach. In «Parasite» hören wir Cveti mehrmals mit Ausrufen wie “let’s fucking go”. Nicht nur deswegen, sondern auch ob der Energie dürfte sich dieser Song live zur Bewegungsnummer mausern. «The Seven» überzeugt dann einmal mehr mit viel Groove und Abwechslung. Es gibt eine ruhige Stelle, in der Growls und Flüstern sich abwechseln und welche etwas Geschwindigkeit aus dem mehrheitlich eher schnellen Album nimmt. Zudem liefert der Track ein ansprechend tiefes Gitarrensolo und wie schon zuvor «Roll The Dice» ein Ende zum Verlieben. Den Abschluss von «Equinox» bildet der «Desert Song» – ein Track, der vom Gitarren-Intro, seinem intensiver werdenden Aufbau und dem einen oder anderen Solo lebt.

Roll The Scheiss

Schon jetzt bin ich gespannt, wie Irony Of Fate die neuen Titel auf ihren Setlists verschandeln werden. Schliesslich steht da selten «Hear Them Calling» und «Doomsday Clock», sondern eben «Ghörsch dä Souhond» und «Zitumstellig». Vom letzten Konzert in der Metbar kennen wir bereits «Morgestärn» und «Roll The Scheiss».

Das Fanzit zu Irony Of Fate – Equinox

Mit «Equinox» laden Irony Of Fate zum dritten Mal zum (Headbang-)Tanz. Dabei beweisen Cveti, Lars und Tom sowie die beiden neuen Mitglieder Kevin am Schlagzeug und Dr. Grü an der Gitarre, dass ihr Songwriting über reinen Melodeath hinausgeht und sie verstehen, wie man den oft gelobten Groove in seine Kompositionen einbauen kann. Das Versprechen, das Album sei “intensiv, heftig und unerbittlich”, trifft auf einen Grossteil der Songs zu – lediglich «Sinner / Saint» braucht bei mir vielleicht noch die eine oder andere Umdrehung, um sein Potenzial zu entfalten. Wie der Vorgänger «Wicked & Divine» erzielt auch «Equinox» stolze achteinhalb Horns.

Anspieltipps: «The Morningstar» und «Primal Overdrive». Und wer damals am Musikvideo von «Vengeance» Gefallen fand und der Band jetzt beim Jagen von stimmklauenden Aliens zuschauen möchte, dem sei untenstehendes Video zu «The Seven» empfohlen.

Reinhören und CD bestellenDie Tracklist – Irony Of Fate – Equinox

  1. Equinox Nights
  2. Roll The Dice
  3. Sinner / Saint
  4. The Morningstar
  5. Ancient Creatures
  6. Primal Overdrive
  7. 4 AM (What’s It To You?)
  8. Parasite
  9. The Seven
  10. Desert Song

Das Line-up – Irony Of Fate

  • Cveti Stojmenova – Vocals
  • Lars Gygax – Gitarre
  • Christian Grütter – Gitarre
  • Tom Zürcher – Bass
  • Kevin Lütolf – Schlagzeug

Video Irony Of Fate – The Seven


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06.03.2025
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