

Irisch angehauchte Punk-Party im Dynamo
Die beiden Equipen The Rumjacks und Grade 2 brachten am Mittwochabend den Dynamo-Saal zum Tanzen. Der Mix aus Punk Rock und irisch-keltischen Einflüssen verwandelte die Location in ein hemmungsloses Tollhaus.
Metalinside-Knipser Friedemann und meine Wenigkeit (Dutti) haben sich für euch hautnah unter das Volk gemischt.
Anfang Oktober 2017 unternahm ich einen meiner zahlreichen Ausflüge in den Hall Of Fame-Club. Die inzwischen nicht mehr existente Wetziker Lokalität fehlt mir nach wie vor sehr… Jedenfalls traf ich damals dort auf die mir unbekannte Truppe The Rumjacks. Australier, die den Irish Punk zelebrieren? Wie passt das denn bitteschön zusammen? Tja, nach einem ausschweifenden Auftritt und einer äussert «bierseligen» Nacht, erarbeiteten sich die Jungs aus Down Under bei mir jedoch eine Art Kultstatus. Deshalb versuche ich seither – wenn immer möglich – ihren Gastspielen auf helvetischem Boden beizuwohnen. Exakt aus diesem Grund lasse ich den heutigen Abend im Zürcher Dynamo ausklingen.
Veranstalter Good News Productions AG hat The Rumjacks nämlich in die Limmatstadt gelotst. Die Akteure aus Sydney (und offenbar teilweise ebenfalls aus Boston in den USA) veröffentlichten vor rund einem Monat ihren mittlerweile sechsten Silberling «Dead Anthems». Neues Material für ausgelassene Tanz- und Sauf-Nächte? Das werden wir in Bälde herausfinden. Den Support-Einsatz decken die Engländer Grade 2 ab. Beim Betrachten des Besucheraufmarsches wird klar, dass die Metalheads heute für einmal in der Unterzahl sind. Bei den Outfits dominieren eindeutig die typischen Schiebermützen (auf Englisch «flat caps»). Meinetwegen darf es jetzt gerne losgehen.
Grade 2
Die Protagonisten der ersten Gruppe sind waschechte Insulaner. Sie stammen nämlich von der Isle Of Wight, welche an der Südküste Grossbritanniens (okay, das ist ja zugegebenermassen auch ein Eiland – einfach ein grösseres Kaliber) zu finden ist. Dort sind sie im Badeort Ryde beheimatet. Klingt alles im ersten Augenblick nicht unbedingt nach Punk Rock, aber genau diesen Stil bringt das Trio auf die Bretter – und wie! Drummer Jacob Hull drischt mit Schmackes auf seine Felle ein. Trägt er etwa ein «Ameisen-Shirt»? Sehr speziell. Ist da etwa jemand ein heimlicher Ant-Man-Anhänger? Die Saitenfraktion bestehend aus Sid Ryan (Bass) und Jack Chatfield (Gitarre) teilt sich die Gesangsarbeit. Der Herr am Tieftöner kümmert sich hauptsächlich um die Ansagen. Sie möchten die «Wednesday» in eine «Saturday»-Atmosphäre umwandeln. Dazu müsste das Publikum allerdings noch ein bisschen auftauen.
Dreckiger, schwungvoller Punk Rock – so würde ich die dargebotene Mucke des Dreiergespanns beschreiben. Sid ist hervorragend drauf und versteht es problemlos, eine Meute zu unterhalten. Jep, mit diesen Jungs würde ich mich ohne zu zögern in einen Pub setzen, um einen lässigen Abend zu verbringen. Spassbremsen sind Grade 2 freilich nicht. Nach einer guten halben Stunde folgt schliesslich der erste Circle Pit. Ziel erreicht! Fortan zeigen sich die Zuhörer konstant aktiver. Beim finalen «Under The Streetlight» wird lauthals mitgejohlt. So weist die Masse langsam eine anständige Betriebstemperatur für den Headliner auf. Checkt Grade 2 ungeniert einmal ab, sobald ihr Gelegenheit dazu habt. Es lohnt sich!
The Rumjacks
Bühne frei für die Hauptattraktion des heutigen Abends: The Rumjacks! Sechs Künstler stürmen die «Spielwiese» und starten mit Vollgas in ihr Set. «Come Hell Or High Water» – eine der neuen Nummern – lanciert die Fete umgehend. Es wird zügellos gehüpft, gepogt und getanzt. Instrumente wie die «Tin Whistle» oder das Akkordeon lassen ohnehin nicht zu, dass man bloss regungslos herumsteht und nüchtern die Szenerie betrachtet. Das Publikum ist nun voll bei der Sache (ob be- oder freudetrunken sei der Interpretation des Lesers überlassen). Für mich sind The Rumjacks die «Peaky Blinders» des Celtic respektive Irish Punk! Sie wecken mit ihrem Sound fürwahr eine Sehnsucht nach Irland (selbst für Personen wie mich, die der «grünen Insel» bedauerlicherweise noch nie einen Besuch abgestattet haben…). Dass die Herrschaften eigentlich aus Australien und den USA stammen, lassen wir an dieser Stelle ausnahmsweise ausser Acht (bei den Dropkick Murphys ist das schliesslich nicht wirklich anders).
Das Sextett knallt uns satte zwanzig Lieder (und ein Medley) vor den Latz. Chapeau! Der eingängige Track «Smash Them Bottles» prägt sich mir beispielsweise besonders ein. Insgeheim bin ich froh, dass im Saal glücklicherweise ausschliesslich Plastikbecher im Umlauf sind. Andernfalls wäre das bei dieser wilden (und nunmehr effektiv entfesselten) Besucherschar wahrscheinlich heftig ausgeartet. Wie zuvor bei Grade 2 übernimmt auch bei dieser Performance primär der Basser die Ansagen. Johnny McKelvey macht dies jedoch motivierend und in gekonnter Manier. Leider vergeht die Zeit wie im Flug, aber ohne Zugabe dürfen die Musiker logischerweise nicht in den Feierabend verduften. Es folgen der wohl grösste Hit «An Irish Pub Song» und das traditionell angehauchte «I’ll Tell Me Ma». Die Eskalationsschübe bei den Fans erreichen ungeahnte Höhen. Das im Anschluss wartende Guinness am Bartresen haben wir uns alle redlich verdient. Sláinte!
Das Fanzit – The Rumjacks, Grade 2
Die Veranstaltung mutierte zu der erwarteten «Irish Party» mit jeder Menge Action und viel Tanz in einer rappelvollen Hütte. Bereits Grade 2 lieferten ab, aber die nach ihnen aufspielenden The Rumjacks waren schlichtweg grandios! Das Publikum war zwar für meine metallischen Gewohnheiten eher ungewöhnlich, hat aber nichtsdestotrotz berauschend gefeiert.
Die Setlist – Grade 2
- Pubwatch
- Murder Town
- Graveyard Island
- Celine
- Groundhog Day
- Fast Pace
- Brassic
- Gaslight
- Hangin’ On To You
- Midnight Ferry
- Turning The Tide
- Tired Of It
- Only Ones I Trust
- Under The Streetlight
Die Setlist – The Rumjacks
- Come Hell Or High Water
- They Kick You When You’re Down
- A Fistful O‘ Roses
- Cold Like This
- Sainted Millions
- Bullhead
- Through These Iron Sights
- Rhythm Of Her Name
- Across The Water
- An Irish Goodbye On St Valentine’s Day
- Father’s Fight
- Smash Them Bottles
- Medley: Uncle Tommy / Jolly Executioner / To Have And To Have Not (Billy Bragg) / Patron Saint O’Thieves
- Bloodsoaked In Chorus
- One For The Road
- Some Legends Never Die
- The Pot & Kettle
- Hestia
- Light In My Shadow
- An Irish Pub Song*
- I’ll Tell Me Ma (Traditional-Cover)*
*Zugabe
Die Fotos –
