Vorga - Met-Bar Lenzburg 2025
Sa, 22. Februar 2025

Vorga, Versatile

Met-Bar (Lenzburg, CH)
10.03.2025
Vorga - Met-Bar Lenzburg 2025

Ein Black Metal-Abend der etwas anderen Art

Schwarzmetallische Experimente gefällig? Dann hättet ihr am Samstagabend in der Met-Bar vorbeischauen sollen. Sowohl Vorga als auch Versatile haben nämlich eindrücklich bewiesen, dass man dem Genre durchaus noch frische Impulse einhauchen kann. Die einen setzten auf die Science-Fiction-Schiene, während die Show der anderen Gruppe phasenweise fast zu einer kleinen «Rave-Party» ausartete.

Ursprünglich wären Welicoruss für die heutige Unterhaltung vorgesehen gewesen. Doch die sich hinziehende Suche nach einem Gitarristen und Bassisten zwang die Osteuropäer leider dazu, ihren geplanten Auftritt abzusagen. Doch glücklicherweise verzeichnete der Lenzburger «Honigwein-Verein» bei der Jagd nach einem Ersatz einen Erfolg. Aufgrund dessen dürfen sich die Besucher auf eine Performance der Equipe Vorga freuen. Das Projekt mit Wurzeln in Deutschland setzt bevorzugt auf SciFi-Elemente. Der Support-Slot bleibt derweil in helvetischer Hand. Versatile aus Genf werden diesen wahrnehmen. Na dann, nix wie hinein ins düstere Vergnügen!

Versatile

Ui, die Kollegen aus der Westschweiz sorgen mit ihren «gfürchigen» Outfits direkt für Aufsehen! Optisch ein Gemisch, welches irgendwo in den Sektoren Horror, Mad Max und Mortal Kombat einzuordnen ist. Da hat sich jemand definitiv einige Gedanken über ein Konzept gemacht. Und die Umsetzung kommt absolut gelungen rüber. In Sachen Sound ist das meines Erachtens eine Fusion zwischen Cradle Of Filth und Samael. Der Vierer sorgt für einen metallischen Rave. Sollten sie eines Tages zufälligerweise an der Street Parade auftreten, würde sogar ich mich wieder einmal für ein kurzes Zeitfenster an diesem sonst verhassten Event blicken lassen. Aber keine Angst, es wäre ein Fehler, dieser Truppe simple «Bumm-Bumm-Mucke» zu unterstellen. Was die Genfer hier abliefern, hat diskussionslos Stil und Reiz. Anhänger der von mir ein paar Zeilen zuvor erwähnten Bands kommen hier zweifellos auf ihre Kosten. Auscheck-Empfehlung? Hundertprozentig!

Theatralik ist bei dieser Darbietung freilich keine Mangelware. Eine umher schwingende Laterne ist bloss ein Beispiel dafür. Der maskierte Gitarrist Famine (der zu Anfang noch mit ansehnlichem Kopfschmuck unterwegs ist) agiert barfuss und zertrampelt fast den Bühnenboden. Die zweite Klampfe wird von Cinis – der Frauenquote in der Gruppe – bedient. Ihren Mund verdeckt sie mit einem insektenartigen Ding, welches bei mir umgehend Erinnerungen an das Poster des Films «Das Schweigen der Lämmer» hervorruft. Oh, habe ich zuvor nicht bereits Mortal Kombat erwähnt? Die blutigen Geräusche im Hintergrund könnten effektiv aus dem Videospiel stammen. Fehlt lediglich noch ein «Finish him-fatality!».

Bei den Songtexten bleibt das Quartett seiner Herkunft treu und setzt ausschliesslich auf die französische Sprache. Der finale Track «La Marque Du Chaos» wird zum grossen Moment für Drummer Morphée. Der darf nämlich auf ein riesiges Fass einprügeln. Anschliessend schleppt er dieses hinunter und stellt es mitten ins Publikum. Nun werden die Leute miteinbezogen und dürfen sich ebenfalls am stählernen Objekt austoben. Die wilde Tanzparty ist lanciert! Versatile haben die Met-Bar wahrlich in Beschlag genommen. Diese 45 Minuten machen Lust auf mehr. Ich hoffe, dass sich die Wege dieser Band und mir in Zukunft bald wieder einmal kreuzen. Vielleicht schauen sie ja einmal im Winterthurer Gaswerk vorbei. Oder wie wäre es mit einem Gastspiel an einer Meh Suff-Veranstaltung?

Vorga

Was haben Vorga diesem fulminanten Gig von Versatile entgegenzusetzen? Eine leichte Aufgabe wird das nicht. Die Spielstätte ist den Herrschaften dafür bekannt. Mitte Juni 2022 sind sie hier schon einmal mit den «Mumien-Metallern» von Maahes aufgetreten. Leider konnten sie mich damals kaum vom Hocker reissen. Aber Kenner wissen, dass gewisse Truppen schlichtweg eine zweite Chance verdienen. Vielleicht passt die Tagesform heute besser – wer weiss? Die «Spielwiese» wird jedenfalls fleissig dekoriert. Sieht richtig futuristisch aus. In der Mitte ist ein riesiger Stern zu sehen (den ich salopp als «Blitzableiter» bezeichne). Beim Mikrofonständer setzt man ebenfalls auf ein sternförmiges «Anhängsel». Das umgekehrte Pentagramm, welches in Neonfarben erstrahlt, ist aber fraglos ein Blickfänger. Na dann, möge die Reise ins All beginnen!

Der neuste Silberling der Herren hört auf den Namen «Beyond The Palest Star» und wurde Ende März des vergangenen Jahres über Transcending Obscurity Records veröffentlicht. Mehr als die Hälfte der Setlist ist mit Nummern dieser Scheibe bestückt. Das restliche Liedgut stammt vom Debüt-Studioalbum «Striving Toward Oblivion» und der 2019er-EP «Radiant Gloom». Der grosse Trumpf von Vorga ist in Tat und Wahrheit die Licht-Show. Ich hatte zuerst befürchtet, dass man als Zuschauer eine Sonnenbrille benötigen würde, aber die Augen werden glücklicherweise nicht dauerhaft penetriert. Zusätzlich sind die Nebelmaschinen beinahe im Dauereinsatz. Es fühlt sich tatsächlich so an, als ob wir mit einem Raumschiff durch die unheimlichen Weiten des Weltraums tuckern würden. «Black Metal-Star Wars» (selbstverständlich ohne übertriebene Walt Disney-Einflüsse!) wäre doch einmal ein interessanter Vorschlag, oder?

Am heutigen Abend ziehen mich Vorga definitiv in ihren Bann! Sie machen deutlich, dass das schwarzmetallische Genre längst nicht eingerostet ist und durch ein paar frische Impulse keinesfalls zu Schaden kommt. Neben den bereits genannten Neon-Effekten ist zudem das Corpsepaint der einzelnen Protagonisten hervorzuheben. Alles andere als «08/15-Gesichts-Gekleistere». Die Musik wirkt einlullend und lässt einsame Seelen ziellos durch unbekannte Sphären des Alls schweben. Schade nur, dass dieser nach rund einer Stunde zu Ende geht. Ich wäre gerne noch ein bisschen länger in die «vorgarischen» Science-Fiction-Abgründe eingetaucht.

Das Fanzit – Vorga, Versatile

Erneute ein lohnenswerter Konzertabend in der Honigwein-Taverne meines Vertrauens. Versatile waren ohne Zweifel eine empfehlenswerte Neuentdeckung – und ich prophezeie den Genfern wirklich eine vielversprechende Zukunft! Aber auch Vorga haben sich mit dieser Performance meinen Respekt erarbeitet. Weitere Aufeinandertreffen sind absolut willkommen. Jedoch hätte ich beiden Gruppen einen etwas grösseren Publikumsaufmarsch gegönnt.

Die Setlist – Versatile

  1. Intro
  2. La Cour Des Miracles
  3. Un Hiver De Cendre
  4. La Régente Blême
  5. Cave Canem
  6. Ad Nauseam
  7. Ieshara
  8. La Conteuse Des Méandres
  9. Monstre
  10. La Marque Du Chaos

Die Setlist – Vorga

  1. Voideath
  2. The Sophist
  3. Tragic Humanity
  4. Fractal Cascade
  5. Starless Sky
  6. Comet
  7. Last Transmission
  8. The Cataclysm
  9. Magical Thinking
  10. The Black Age

Wie fandet ihr das Konzert?

10.03.2025
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