Metalinside.ch - HammerFall - 70'000 Tons of Metal 2025 - Foto pam 08
Do–Mo, 30. Januar–3. Februar 2025

70’000 Tons of Metal 2025 – Sepultura, HammerFall, Dirkschneider u.v.m.

Independence of the Seas (Fort Lauderdale/Miami, USA/Karibik)
/ / 14.04.2025

Back to the Boat

Anfang Jahr ist Cruise-Zeit – die 70’000 Tons of Metal sticht auch dieses Jahr mit sechzig Bands und 5’500 Personen in die Karibik. Metalinside.ch ist einmal mehr mit dabei und berichtet und präsentiert.

Kaufi: Es ist wieder Ende Januar – endlich! Denn das heisst bekanntlich: Weg von dem doofen Winter, ab in die Sonne! Selbst wenn es irgendwie halt nur ein Kurztrip ist. Aber tut trotzdem gut! Zumal meine Frau Nicky und ich eh noch bizzli verschnupft sind. Und nein, damit meine ich nicht, dass Obermetalinsider pam mich zum Schnupfen gebracht hat! (pam: Ja hättest du, dann wärst jetzt nicht verschnupft… fight fire with fire).

Nachdem ich am Abend zuvor das erste Mal im neuen Jahr im Z7 war, gehts am Montag früh zum Flughafen. Miami und die 70‘000 Tons of Metal calling. Pam (mit seinem Zimmerkollegen Steve) ist für einmal sogar auf dem gleichen Flug. Während weitere Kollegen am nächsten Tag anreisen, dürfte Luke sich bereits in Florida rumtreiben?

Luke: Ja, meine Frau Yvonne und ich sind seit Samstag hier. Für einmal aber nicht von Anfang an in Miami selbst, wir haben dieses Jahr zuerst ein paar Tage in Hollywood Beach verbracht. Da ist es auch sehr schön, etwas günstiger und ein kleines bisschen ruhiger als in South Beach. Trotzdem haben wir in den letzten Tagen schon einige Mit-Cruiser angetroffen. Die Hollywood Brewery ist hier der Treffpunkt. 

pam: Für meine Verhältnisse reise ich in der Tat früh an. Aber wie Kaufi schon erwähnt hat, hab ich mit Steve einen Neu-Cruiser und somit gönnen wir uns einen Tag zusätzlich. Doch das reicht ja dann für Miami. Denn auch nach meinem zehnten Besuch in Florida werde ich nicht wirklich warm mit der Metropole des südlichsten Staates der USA.

Und die zehnte Reise nach Miami dürfte für eine längere Zeit darüber hinaus meine letzte sein. Ich habs ein bisschen gesehen mit der Cruise. Zudem habe ich mehr und mehr Mühe mit der jeweils sehr späten Ankündigung der Bands – in diesem Jahr war es wohl so schlimm wie noch nie, obwohl Andy jedes Jahr eine Verbesserung verspricht. Aber wenn die Hälfte der Bands zwei Wochen vor der Cruise noch nicht bekannt ist, dann stimmt etwas nicht. Ich weiss, es klappt schlussendlich immer, aber dieses Jahr ging es auf Kosten der Qualität. Und wenn schon kleinere Bands eingeladen werden, dann sollten die Cruiser auch die Möglichkeit haben, diese vorher abzuchecken. Weil sonst spielen die dann vor viel weniger Nasen, als ihr Potential es zuliesse. Und es kann doch nicht sein, dass Bands wenige Tage vor einem Festival für die Teilnahme angefragt werden.

Andy würde sich und allen einen Gefallen tun, wenn er einfach die Anzahl Bands auf vierzig reduzieren würde. Das hat damals auf der Majesty gut gereicht. Die Konzerte müssen ja nicht unbedingt bis morgens um sechs dauern. Es hätte viele Vorteile.

Dies ist jedoch nicht der alleinige Grund, warum ich zumindest wieder Mal eine Pause einlegen werde. Ich möchte wie bereits in den vergangenen Jahren noch andere neue Festivals kennenlernen. Ich freue mich jedoch sehr auf das diesjährige 70’000 Tons of Metal Festival und vor allem die vielen Freunde, die ich hier die letzten dreizehn Jahre kennenlernen durfte. Denn das ist und bleibt einfach unerreicht bei der 70K-Cruise: das internationale Community-Feeling. Und das wird auch immer bleiben. Andy hat da was Einzigartiges aufgebaut und ich bin ihm dankbar, dass er es trotz all den (privaten) Problemen jedes Jahr halt doch immer wieder schafft, dass alles klappt. Und nicht zuletzt ein Programmheft sowie Merch mit allen Bands drin und drauf pünktlich auf dem Schiff ist. Eine logistische Meisterleistung sondergleichen. Und ein Vorteil hat die späte Buchung zumindest in diesem Jahr: Seit wohl der zweiten Cruise waren noch nie so viele neue Bands im Line-up. Es gilt in diesem Jahr also, vor allem neue Gruppen zu entdecken.

Kaufi: Da am Montag das Rock N Roll Ribs (die Beiz von Iron Maiden-Drummer Nicko McBrain mit den möglicherweise besten Rippli weit und breit) geschlossen ist, verschieben wir den Trip auf Dienstagabend. Sind ja nur 75 Kilometer mit dem Uber. Pro Weg. Feierabendstau inklusive. Kurz nach zwanzig Uhr sind wir endlich da. Wir haben irgendwie Glück, dass wir unser Essen noch bekommen. Denn um 21 Uhr macht der Laden bereits dicht! Immerhin werden wir speditiv bedient und werden nicht grad rausgeworfen, sondern dürfen fertig essen… (pam: Und das Schöne ist, die ältere Kellnerin kennt mich inzwischen, obwohl ich im Schnitt nur einmal pro Jahr dort bin. Es ist schon fast wie ein Nachhausekommen und ja, definitiv sind die Rippli unschlagbar).

70’000 Tons of Metal 2025 – Warm-up Konzerte (Dienstag, 28. Januar)

Luke: Während Kaufi und pam Zeit im Auto und bei Nicko verbringen, besuchen wir wieder den Konzertabend der Heavy Metal Beach Party. Auch wenn viele Leute diesen Anlass sehr kritisch sehen – Stichwort hoher Eintrittspreis und überteuerte Getränke im Clevelander –, finde ich es spannend, hier bereits vor dem Schiff etwas Live-Musik geniessen zu können. Dieses Jahr kenne ich zwar keine der auftretenden Gruppen, aber umso mehr gibt es zu entdecken.

Da wir wieder einmal etwas länger als geplant im Finnegans Pub sitzen bleiben, verpassen wir die erste Band, Absolute Darkness. Der zweite Act, ObsElite, würde eigentlich Industrial Metal bieten, hat aber scheinbar massive technische Schwierigkeiten. Was definitiv ein grosses Problem ist, wenn man auf so viel Technik angewiesen ist. Das nach einem Song bereits abgebrochen werden muss, stört mich nur sehr bedingt. Denn dieses eine «Lied» klingt sowas von furchtbar, dass mir lieber ist, werden uns weitere Grausamkeiten von der Sorte erspart. Natürlich trotzdem schade für die Jungs. Der Sänger ist nach dem Kurzauftritt jedenfalls stinksauer, packt sogleich sämtliches Merch ein und zieht wütend von dannen.

Torn From Existence

So ist die erste Band, die wir wirklich sehen, Torn From Existence aus Denver, Colorado. Logisch ist da unser Freund Rob direkt vor der Bühne. Wir kennen ihn von sämtlichen Death- und Thrash-Metal-Konzerten der letzten Cruises. Der Mann aus Denver hat einen sehr ähnlichen Musikgeschmack wie ich und steht folglich oft bei den selben Shows in den vorderen Reihen. Heute treibt ihn aber wohl vor allem sein Lokalpatriotismus ganz nach vorne, denn geboten wird hier symphonischer Black Metal.

Dafür, dass das eigentlich sonst nicht so ganz meine Welt ist, gefällt mir der Auftritt erstaunlich gut. Die Band wirkt sehr sympathisch und hat offensichtlich Freude hier zu spielen. Das merkt man nicht nur an den bodenständigen Ansagen zwischen den Songs, sondern auch an den zwischendurch so gar nicht zur düsteren Musik passenden fröhlichen Gesichtern. Besonders Keyboarderin Rhiannon, welche etwas älter als ihre Mitmusiker zu sein scheint, lebt die Lieder mit ihrer Mimik richtig mit, dafür strahlt sie zwischen den einzelnen Stücken übers ganze Gesicht. Guter Auftritt, Genre-Freunden sei somit das letztjährige Debüt «Hearken The Darkened Skies», von welchem heute der Grossteil der Setliste stammt, ans Herz gelegt.

Die Setlist – Torn From Existence

  1. Of Curse And Covenant
  2. Annihilate Everything
  3. Ominous Fate
  4. Crawl From The Crypt
  5. Blood On The Wall
  6. Tempted By The Necromancer

Leishmaniasis

Als nun maskierte Gestalten die Bühne betreten, bin ich zuerst etwas skeptisch. Die Skepsis legt sich aber schnell, denn jetzt komme ich Genre-technisch genau auf meine Kosten. Leishmaniasis stammen aus Kolumbien, existieren wie ich später erfahre seit 1992 und spielen einen erfrischenden Mix aus Brutal Death Metal und Grindcore. Im Gegensatz zu einigen anderen südamerikanischen Bands aus dem Genre wirkt das auch technisch ziemlich gut, hier ist definitiv nicht nur stumpfes Geknüppel zu hören. Dies kann wohl ebenfalls der sichtlich beschwipste Gerre von Tankard attestieren, welcher auf dem Rückweg vom Klo gebannt vor der Bühne stehen bleibt.

Sänger A. Angel Of Blasphemy (was für ein Pseudonym) ist ziemlich variabel unterwegs und wechselt munter zwischen Growls, Screams und Pig Squeals. Die Band kommt rechtgut an hier im Clevelander, es entsteht erstmals ein grösserer Moshpit vor der Bühne. Spätestens beim spanischen «Himen Imperfordado (Condiloma Acuminado)» hat man das gesamte Publikum im Sack. Aber auch ohne Exoten-Bonus kann definitiv zu einem guten Auftritt gratuliert werden. Und mich zieht es direkt zum Merch-Stand, denn ich glaube nicht, dass ich die neuste, selbst produzierte CD in Europa irgendwo finden würde. Gegen einen Besuch der Gruppe auf unserem Kontinent hätte ich aber definitiv nichts einzuwenden.

Die Setlist – Leishmaniasis

  1. Bloody Blade
  2. Worm Of Death
  3. Penis Mutilation In Denial Of Love
  4. Kill The Pig
  5. Drunken Song
  6. Colombian Crimson Necktie
  7. Himen Imperfordado (Condiloma Acuminado)
  8. The Astonishingly Atrocious

Oask, Ash & Thorn

Es folgt eine weitere Gruppe aus Denver, Colorado. Oak, Ash & Thorn spielen eine ziemlich interessante Mischung aus verschiedenen Genres. Am ehesten trifft es wohl Progressive Metal, allerdings mit deutlichem Black Metal-Einschlag. Teilweise erinnert es ein bisschen an Vltimas, ohne jedoch deren Klasse zu erreichen. Aber auch optisch komme ich um den Vergleich nicht herum, da der Frontmann nicht nur vom Aussehen her David Vincent etwas gleicht, sondern genausoseine Posen auf der Bühne verinnerlicht zu haben scheint. Nur die Töne trifft er nicht ganz so sicher wie der ehemalige Morbid Angel-Frontmann.

Musikalisch ist das durchaus spannend, aber die Vocals sind definitiv der Schwachpunkt. Obwohl das nach einer gewissen Phase des «Einsingens» etwas besser wird mit dem Klargesang und die Growls grundsätzlich ebenfalls nicht schlecht klingen. Irgendwie holt mich der Sänger nicht so richtig ab. Eventuell aber auch nicht ganz fair beurteilt, da ich jetzt irgendwie den Vltimas-Vergleich im Kopf habe und nicht richtig weg bringe. Ansonsten jedocheigentlich eine spannende Darbietung von guten Musikern. Eine Band, die ich mir in der Schweiz einmal noch in Ruhe anhören möchte. 

Hardwired

Nun folgt der Headliner – eine Metallica-Coverband. Ich bin ja generell nicht so der Freund von Gruppen, welche nur Lieder nachspielen. Und der Name Hardwired lässt zudem auf eher neueres Material schliessen. Ein Blick auf die Setliste kurz vor Beginn entkräftet aber zumindest diese Befürchtung, siehe unten. Als die Band auf die Bühne kommt, wird klar, dass sie schon optisch versuchen, nahe am Original zu sein. Der Frontmann mit Gitarre hat seinen James studiert, der Leadgitarrist trägt Kirk-Locken und am Schlagzeug sitzt ein etwas kleinerer Typ mit verkehrtem Cap. Nur beim Bassisten bin ich nicht ganz sicher, ob er sich an Cliff oder Jason orientiert. So richtig gleicht er keinem von beiden und von Robert hat er gar nichts.

Eigentlich geht es ja aber um die Musik. Und diese ist zu Beginn miserabel abgemischt. Sowohl die Gitarre von «Kirk», als auch das Mikrofon von «James» sind gar nicht zu hören. Und das ausgerechnet beim von mir heiss geliebten «Blackened». Als Yvonne sich verabschiedet, überlege ich mir sogar, sie nicht nur kurz zum Hotel zu begleiten, sondern ebenfalls gleich da zu bleiben. Irgendwie ist der Drang nach ein bisschen Metallica dann aber doch grösser. Zurück beim Eingang des Clevelander angekommen, wird dem nun gut betrunkenen Gerre mitgeteilt, dass er sein volles Bier nicht mit nach draussen nehmen darf. Da ich kurz einen Spruch auf Deutsch fallen lasse, schaut mich der Tankard-Fronter mit grossen Augen an und drückt mir seine Budweiser-Flasche mit einem kurzen «Hier, weitersaufen!» in die Hand. Zu Befehl!

Der Sound ist unterdessen etwas besser, vor allem der Sänger ist nun zu hören. Und wie schon bei der Gruppe zuvor, liegt auch bei Hardwired die Schwachstelle genau hier. «James» klingt nicht wirklich wie der richtige James, obwohl er sich noch so Mühe gibt. Da aber der musikalische Unterbau passt und der Grossteil der alten Klassiker sowieso aus vielen gut befeuchteten Kehlen mitgesungen wird, stört das nicht einmal extrem. Irgendwie ist dies für einmal der richtige Rahmen für eine Coverband. Metalheads aus diversen Ländern, die wohl normalerweise die unterschiedlichsten Sub-Genres hören, können sich scheinbar fast alle auf Metallica einigen. So liegt man sich in den Armen und grölt die Klassiker mit, unterbrochen von ein paar Moshpits.

Ob dann sowas wie «Am I Evil» – also quasi ein Cover eines Covers – wirklich nötig ist, bleibt eine andere Frage. Aber sonst ist der Auftritt eine spassige Angelegenheit mit einer bemühten Band, welche es trotz gewissen Defiziten beim Gesang schafft, für viel Stimmung zu sorgen. Ein guter Abschluss dieses Konzertabends, welchen ich natürlich im Finnegans ausklingen lasse. Da treffe ich dann sogar noch auf Chef pam, Kollege Röschu und sonstige bekannte Gesichter.

 Die Setlist – Hardwired

  1. Blackened
  2. Creeping Death
  3. For Whom The Bell Tolls
  4. Welcome Home (Sanitarium)
  5. Harvester Of Sorrow
  6. Trapped Under Ice
  7. Sad But True
  8. Hit The Lights
  9. Dyers Eve
  10. Disposable Heroes
  11. The Four Horsemen
  12. Am I Evil
  13. One
  14. Master Of Puppets
  15. Battery
  16. Seek And Destroy

Kaufi: Am Mittwoch ist nochmals etwas Shopping angesagt, dann ist es Zeit für die Beach Party. Wie jedes Jahr trifft sich ein grosser Teil der Cruiser am Strand, trinkt ein paar Bierchern, schwimmt im Meer oder geniesst einfach die einmalige Atmosphäre. Foto vom Turm der Lifeguards inklusive. Während pam, Röschu und noch ein paar weitere Kollegen nach Sunrise fahren (nur 65 Kilometer) zum NHL-Spiel Florida Panthers vs LA Kings, nehmen wir es gemütlich und hauen uns den Ranzen voll in einem Steakhouse spanischer Prägung.

Luke: Auch unsere Gruppe nimmt es heute eher gemütlich und verzichtet nach Stunden in der prallen Sonne nicht nur auf das fast obligatorische Foto, sondern im Anschluss genauso auf Eishockey. Nach einem kurzen Abstecher zum gut sortierten Musikhändler im Clevelander, zieht es uns pünktlich zum Beginn des Karaoke-Gedöns weiter Richtung Finnegans, Kill Your Idol (leider überfüllt) und schlussendlich Mac’s Club Deuce.

Die Fotos Warm-up Beach Party (Mittwoch, 29. Januar) (pam)

70’000 Tons of Metal 2025 – Tag 1 (Donnerstag, 30. Januar)

Kaufi: Die erste erfreuliche Meldung: Die Running Order für die 70‘000 Tons of Metal ist endlich da! In Sachen Ankündigungen und Bandbuchungen ist gegen Ende wieder einiges nicht so gelaufen, wie man sich das wünscht. Wobei das Gejammer in den sozialen Medien irgendwann nur genervt hat. Schlussendlich sind es immer (ja, IMMER!) sechzig oder sogar mehr Bands, die auf dem Schiff auftreten werden. Und wenn wir ehrlich sind: Niemand bucht zwei Wochen vorher, weil jetzt noch Band xy und zyx bestätigt wurden. Schade ist es höchstens für die meist komplett unbekannten Bands, weil sich der geneigte Fan im Vorfeld kaum mit dem Sound auseinandersetzen kann.

Es ist halt so, wie es ist, und deshalb düsen wir mit einer Uber-Fahrerin, die kaum ein Wort Englisch kann, zum Hafen. Der Dame klar zu machen, dass wir auf ein Schiff wollen, braucht Geduld – die ich nicht gehabt hätte. Im Gegensatz zu pam…

Am Port of Miami angekommen, laufen wir grad mal Kissin‘ Dynamite über den Weg. Diverse andere Musiker sind logischerweise auch da, unter anderem fällt ein Blondschopf, gross wie ein Bär, auf: Tommy Johansson von Majestica ist wie immer bestens gelaunt (pam: Und da mach ich doch grad mal ein Foto mit ihm… Es soll dann die ersten zwei Tage zum Running Gag werden, dass wir uns dauernd über den Weg laufen und er schliesslich mir bei ihrem ersten Auftritt in den Fotograben winkt).

Etwas Wartezeit gibt es für einmal, das hat aber den Vorteil, dass wir bereits in die Kabinen können, als wir endlich einen Fuss auf die„Independence of the Seas“ setzen . Ein erstes Bierchen (eines der ganz wenigen, die ich in den nächsten vier Tagen trinke– kein Witz!), rasch den Besuch beim zugewiesenen Rettungsboot machen und noch das Pressebändeli holen. Dann geht es schon bald los mit den Konzerten. Und aufgrund der Running Order weiss ich bereits, dass ich heute Stammgast im Royal Theater sein werde…

Luke, pam, was macht ihr so? Ausser Bierlen…

Luke: Was heisst hier ausser Bierlen? Das Leeren der ersten Fosters-Ravioli-Büchsen ist hier kein Vergnügen, sondern Pflicht. Schliesslich wollen Baumeister Känguru und sein Lehrling Sten Material für den Dosen-Turm im Casino. Oder die Wand, welche es später bald einmal ist. Aufgrund teilweise arg verbeulter Bausubstanz kommt das architektonische Kunstwerk leider immer wieder zum Einsturz. Trotzdem zieht die schweizerische Konstruktion mal wieder alle Blicke auf sich… (pam: In diesem Jahr schaffe ich es endlich auch, zu diesem imposanten Konstrukt meinen Beitrag zu leisten).

Beyond Creation – Star Lounge

Luke: Gleich bei den ersten beiden Shows kommt es zu einer der zwei für mich ungünstigsten Überschneidungen der ganzen Running Order. Und bei beiden ist Onslaught beteiligt. Da ich davon ausgehe, dass ein späteres Erscheinen in der Lounge sowieso keinen Sinn macht, schaue ich zuerst kurz bei Beyond Creation vorbei. Aber fünf Minuten vor Beginn ist diese schon gestossen voll und man schafft es gerade so knapp in die Mitte des Raumes.

Nun, der Sound ist auch da wirklich gut. Die ersten eineinhalb Lieder tönen geil und eigentlich wollte ich die Tech-Deather aus Montreal sogar zweimal schauen. Aber zu sehen gibt es hier gar nichts von meiner Position aus. Und eben, Onslaught wären ja ebenfalls noch. So beschliesse ich nach etwas mehr als 10 Minuten einen Standortwechsel, ab ins Studio B. Nun heisst es halt definitiv Aufstehen in der Nacht von Tag drei für das zweite Set der Kanadier.

Onslaught – Ice Rink

Luke: Auch der Ice Rink ist sehr gut gefüllt für die erste Show der diesjährigen Cruise. Nur verteilen sich die Leute da halt etwas besser als in der winzigen Lounge, zudem ist die Bühne um einiges grösser und höher. So hat man sogar etwas weiter hinten noch eine gute Sicht. Dies lohnt sich, denn was es hier zu sehen und hören gibt, macht richtig Freude: Nach diversen Rückenoperationen steht Gitarrist und Gründungsmitglied Nigel Rockett endlich wieder mit seiner Band auf der Bühne. Dies ist sogar die allererste Show seit seiner Rückkehr!

Es ist ja nicht so, dass Onslaught ohne Nigel nicht abgeliefert hätten. So habe ich die Band sowohl am Party.San 2022 (Review https://www.metalinside.ch/2022/10/party-san-2022-review/ ) als auch in Bern am EmMetal Rocks 2024 sackstark erleben dürfen! Aber es macht trotzdem Freude, Nigel wieder bei seiner Mannschaft zu sehen. Der sehr gute «neue» Sänger David Garnett ist jetzt schon seit 2020 dabei und hat jeweils bei Bedarf die zweite Gitarre übernommen. Nun kann er sich endlich wieder ganz aufs Mikrofon konzentrieren.

Auf dem Programm steht heute das LP-Debüt «Power Form Hell» von 1985. Insofern eigentlich ein bisschen schade, habe ich den Anfang verpasst, denn der Titeltrack steht am Anfang der Scheibe und ist eine echte Granate. Aber halb so schlimm, diesen Song habe ich schon mehrmals live gehört. Andere Schmankerl des Albums wie das grandiose Trio «Death Metal», «Angels Of Death», und «The Devils Legion» gibt es auf regulären Touren der Engländer eher selten zu geniessen, besonders in dieser Abfolge.

Obwohl ich mich bei Beyond Creation regelrecht losreissen musste, bereue ich den Wechsel keine Sekunde. Onslaught liefern einen Bomben-Auftritt ab und das Publikum scheint keinerlei Aufwärmübungen zu benötigen. Schon als wir eintreffen, gibt es kleinere Pits, bald darauf einen nicht enden wollenden grossen Circle Pit, und gegen Ende der Show ist auch die Crowdsurf-Kadenz beachtlich hoch für die doch eher frühe Uhrzeit. Was für ein Start in die diesjährige Cruise! Jetzt heisst es erst einmal durchatmen und im Casino nachschauen, was unser Bauwerk so macht. Kaufi, du bist sicher im Theater? Bitte übernehmen!

Die Setlist – Onslaught – Ice Rink

  1. Power From Hell
  2. Thermonuclear
  3. Skullcrusher 1
  4. Lord Of Evil
  5. Death Metal
  6. Angels Of Death
  7. The Devils Legion
  8. Steel Meets Steel
  9. Skullcrusher 2
  10. Witch Hunt

Twilight Force – Royal Theater

Kaufi: Jip, auch für mich beginnt nun der musikalische Part. Es ist halb sechs, das Schiff schippert auf den Atlantik, die Poolbühne wird (bei jetzt schon kräftigen Winden) aufgebaut und ich checke das erste Mal im Theater ein. Disney Metal, Fantasy Metal, Kitsch Metal – irgendwie passt das alles auf die erste Band hier.

Ich muss jetzt etwas ausholen. Die erste Begegnung mit Twilight Force hatte ich im Z7, als sie Ende des Jahres 2014 unter anderem mit Gloryhammer und Visions of Atlantis auftraten. Der Sound hat mich sofort komplett gepackt, das war genau meine Art von Power Metal. Klar, dass ich das Debütalbum „Tales Of Ancient Prophecies“ sogleich kaufen musste. Dass ich daheim dann einen gewissen Joakim Brodén als Gastsänger auf der CD höre, ist noch ein netter Nebeneffekt. Woher kommen denn TF überhaupt? Aus Falun? Gut, das erklärt dann sehr viel.

2016 erschien das zweite Werk „Heroes Of Mighty Magic“, welches bereits deutlich extremer war, was den „Disney Metal“-Anteil betrifft. Dann folgte der Wechsel am Gesangsposten und das dritte Album „Dawn Of The Dragonstar“. Zugegeben: Heute würde ich das nicht mehr mit 7.5 Punkten bewerten. Ich habs mir letztens wieder angehört. Übertrieben viel Kitsch. Mittlerweile ist das komplette Line-up ausgewechselt, ausser Keyboarder Blackwald (Daniel Beckman) ist kein Originalmitglied mehr dabei. Dafür ist jetzt Kristin Starkey, die Frontfrau von Temperance, mit in der Band.

Jetzt aber zurück in die Gegenwart. Da gibt es erstmal Verspätung – dies zum Vorteil der Band! Denn das Theater füllt sich rasant und ist schlussendlich unglaublich voll! Bei allem Respekt hätte ich nicht gedacht, dass so viele Leute die Schweden hier live sehen wollen (pam: Es überrascht allgemein, dass am ersten Tag alle Shows sehr gut besucht werden. Kein Vergleich mit 2023 und das hat schon auch damit zu tun, dass es ja wie immer am ersten Tag noch keine Pool-Shows gibt).

Twilight Force spielen hier nun das komplette „Dawn Of The Dragonstar“-Album. Dies benötigt eigentlich aufgrund des vielschichtigen Sounds eine gute Abmischung. Doch das ist überhaupt nicht der Fall: Die Drums sind viel zu laut, und es gibt technische Probleme mit den Gitarren, die man teilweise kaum hört. Das verdirbt einem schon recht den Spass. Auch Starkey, die man in ein wirklich übles Kostüm steckt, scheint das eine oder andere Mal recht neben der Spur zu sein. Zudem singt sie zwischendurch in solch hohen Tönen, dass man Angst um alles aus Glas hat, weil das zerspringen könnte.

Dem Publikum scheint das alles jedoch recht egal zu sein. Plastikschwerter und Einhörner schwingend feiert es die Schweden richtig ab. Ich sehe das etwas anders, finde den Auftritt insgesamt eher durchzogen und bin schon etwas enttäuscht. Die Band hat sich seit 2014 in eine Richtung entwickelt, die mir nicht wirklich gefällt.

Nach sechzig Minuten ist Schluss und ich will ins Studio B. Luke ist dort für Krisiun (hat er mir zumindest gesagt), da könnte ich ja ein paar Fotos machen. Doch pam ist ebenfalls hier, er erklärt das zur Chefsache (pam: So habe ich das? Wusste jetzt grad nicht mehr, dass ich hier bin. OK, Fotos sichten wird helfen – und da finde ich nichts. Also, bist du sicher, dass ich das war Kaufi und du den ersten Painkiller erst jetzt trinkst …??? … ah, warte ich glaub ich hab doch zwei Fotos 😉 … manchmal schwierig die Tausenden Fotos Wochen später der richtigen Band zu zuordnen …). Das ist mir recht, dann gibt es den ersten Painkiller! Prost!

Die Setlist – Twilight Force – Royal Theater

  1. Dawn Of The Dragonstar
  2. Thundersword
  3. Long Live The King
  4. With The Light Of A Thousand Suns
  5. Winds Of Wisdom
  6. Queen Of Eternity
  7. Valley Of The Vale
  8. Hydra
  9. Night Of Winterlight
  10. Blade Of Immortal Steel

Krisiun – Ice Rink

Luke: Klar bin ich hier, Kaufi. Die Tonträger der drei Brüder aus Brasilien haben mich seit «Forged In Fury» 2015 zwar nicht mehr so richtig umgehauen, aber live stehen die Old-School-Death-Metal-Veteranen seit Jahren für solide bis sehr gute Auftritte. So auch 2022 in der Schüür zusammen mit Nile (Review von Kollege Dutti)

Der Ice Rink ist bereits ab Beginn ordentlich gefüllt, wenn gleich etwas weniger voll als direkt vorher bei Onslaught. Die Stimmung ist trotzdem sehr gut, ein kleinerer Pit kreist ab Beginn und wird im Verlaufe der Show immer grösser und wilder. Soundtechnisch gibt es ebenfalls nichts zu kritisieren, die Abmisch-Crew hier im Studio B ist ganz offensichtlich bereits voll auf der Höhe und sehr gut eingepegelt. Ja, der Bass ist zwar etwas ungewohnt weit vorne im Mix. Aber bei Fronter Alex ist das fast ein Muss, denn neben seinen Vocals ist  sein Einsatz an den vier Saiten ebenso etwas, das die Musik von Krisiun prägt und ein Stück weit ausmacht. Gerade das Bass-Intro zu «Blood Of Lions», welches noch kurz Black Sabbaths «N.I.B» zitiert, ist ganz grosses Kino.

Das heutige Set wurde als «90’s & Fan Favorites Set» angekündigt, und dies wird auch eingehalten. Es kommen viele Klassiker aus der schon 35 Jahre andauernden Karriere der Band zum Zug. Kritiker monieren bei Krisiun ja gerne, dass alles etwas gleich tönt. Nun, es gibt sicher Gruppen mit abwechslungsreicherem Songmaterial. Aber wenn eine Formel funktioniert, wieso gross ändern? Fragt mal Angus Young… Heute machen Alex, Max und Moyses jedenfalls alles richtig. Das Powertrio spielt sich durch eine gute Setliste und in einen Rausch, die Stimmung wird während des ganzen Sets immer besser. Nächster guter Auftritt, so darf es gerne weitergehen! Nur der Strobo im Ice Rink nervt halt immer noch, aber das kennen wir ja schon von den letzten Jahren…

Eigentlich könnte ich ja grad bleiben, denn mein nächster Programmpunkt findet ebenfalls hier statt. Aber die Nikotinsucht treibt mich natürlich trotzdem ins Casino. Und wenn ich schon auf halbem Weg bin, könnte ich ja durchaus auch noch im Theater vorbeischauen. Kaufi ist sicher bereits da, oder? Freust du dich auf Sonata Arctica?

Die Fotos Krisiun und Kalmah (pam)

Sonata Arctica – Royal Theater

Kaufi: Ich bin da und ja, irgendwie freue ich mich schon. Obwohl… Aber der Reihe nach: Sonata Arctica sind eine dieser Bands, die irgendwann langweilig wurden, weil sie vom klassischen Power Metal plötzlich die Finger liessen. Ihre Live-Auftritte waren oftmals in der Kategorie „naja“ anzusiedeln, Highlights wie „Full Moon“ blieben oft Mangelware. Doch das letzte Album „Clear Cold Beyond“ bietet endlich wieder den Stoff, den die Sonata-Jünger brauchen. Keyboardlastigen und schnellen Power Metal mit grossartigen Melodien! Und somit: Ja, von daher freue ich mich jetzt auf diesen Auftritt!

Das Theater ist erneut rappelvoll, als die Finnen mit dem Doppel „First In Line“ und „Dark Empath“ – beide von besagtem 2024er-Werk – loslegen. Das ist jetzt schon eine komplett andere Qualität als vorhin. Auch soundmässig: Da ist nichts mit technischen Problemen. Und auch wenn es (wie fast immer) ZU laut ist, der Sound ist jetzt prima.

„The Wolves Die Young“ ist der einzige neuere Track, der etwas aus dem Rahmen fällt. Doch sonst hauen der beste Laune versprühende Tony Kakko und seine Jungs ein unglaubliches Programm raus. Das ultraschnelle „California“, das gefühlvolle „Replica“, alles gefolgt vom Best-of-Triple „San Sebastian“, „Full Moon“ und „The Cage“. Dazwischen hält der Sänger noch eine kurze Rede, warum es wichtig ist, an Live-Shows zu gehen und die kleinen Clubs zu unterstützen. „Keep live music alive!“

Noch bevor das im Prinzip überflüssige „Vodka“ den Schlusspunkt setzt (ok, heute darf es schon sein), ist eines klar: Dies ist mit grossem Abstand die beste Show von Sonata Arctica, die ich in Jahren, vielleicht sogar in diesem Jahrhundert gesehen habe! Das ist ganz grosses Kino und ich freu mich schon jetzt auf die Open-Air-Show. Zumal Kakko ankündigt, dass da ein anderes Set gespielt werden wird. Da hoffe ich doch mal auf „The End Of This Chapter“ und „A Monster Only You Can’t See“. Pam hätte da dann auch noch einen Wunsch, der mir ebenfalls durchaus passen würde… (pam: Genau. “Victoria’s Secret”, den für mich besten Song in ihrem Backkatalog, spielen sie gefühlt nur alle fünf Jahre und sicher immer dann, wenn ich grad keinen Bock auf Sonata habe…).

Luke: Ich bin alles andere als ein Experte für Sonata Arctica, und schaue nur kurz im oberen Stock des Theaters rein. Trotzdem kann ich zwei Sachen bestätigen, welche der Kaufi schon festgehalten hat: Hier ist es definitiv bis oben voll. Und der Sound tönt wirklich ausgezeichnet. Scheinbar sind die Mischpult-Crews dieses Jahr in jeder Location gut, sehr erfreulich! Nur meins ist das halt schon nicht musikalisch, da lasse ich lieber Chefe pam noch seine Ergänzungen anbringen und Kaufis Frage nach seinem Wunsch beantworten. Mich zieht es zurück in den Ice Rink (pam: Ups, sorry Luke, da bin ich dir jetzt zuvor gekommen…).

Die Setlist – Sonata Arctica – Royal Theater

  1. First In Line
  2. Dark Empath
  3. The Wolves Die Young
  4. Broken
  5. California
  6. Replica
  7. San Sebastian
  8. FullMoon
  9. The Cage
  10. Vodka

Kaufi: So, nun mal kurz was futtern, der Abend geht noch lange. Auf dem Treppen-Weg zum Deck 11 (ich habe selbstauferlegtes Liftfahrverbot) begegnet mir wieder mal Tommy J. Der Kerl ist omnipräsent hier, er schaut sich zahlreiche Shows anderer Bands an. Wie übrigens auch die Jungs der Band, die als nächstes im Theater auftreten wird…

Decapitated – Ice Rink

Luke: Während Kaufi sich den Bauch voll schlägt, bin ich wie bereits angekündigt wieder im Ice Rink. Und der ist nun schon von Beginn an richtig gefüllt! Klar, leer war es heute generell noch nie – sicher ebenfalls bedingt durch das Fehlen der Pool Deck-Stage am ersten Tag. Aber das jetzt hier sind schon fast Verhältnisse wie bei Nanowar Of Steel im letzten Jahr. Scheinbar wollen sehr viele Leute sehen und hören, wie Decapitated ihr zweites Album «Nihility» von 2002 spielen.

Mit den Polen und mir ist das irgendwie sonderbar. Live durfte ich die Gruppe schon einige Male erleben und fand sie auch immer gut oder zumindest solid. Trotzdem hat sich bis heute kein einziger Tonträger der Band in meine (sonst doch ziemlich umfangreiche) Sammlung verirrt. Und, so viel vorweggenommen, auch nach heute wird sich das wohl vorerst nicht ändern (pam: Ah, überrascht mich jetzt.Bei mir gibt es doch tatsächlich eine Scheibe von denen in der Sammlung und die gefällt mir ganz gut). Ich mag die Energie auf der Bühne, welche hier und heute ausserdem sofort aufs Publikum überspringt. Es geht wirklich unglaublich ab auf der grossen Stehfläche, welche ausserhalb der 70’000 Tons of Metal unter anderem zum Schlittschuhlaufen genutzt wird. Aber irgendwie bleibt vom Songmaterial bei mir so gar nichts hängen.

Eventuell liegt das auch ein bisschen am Sound, welcher zwar immer noch gut tönt, aber irgendwie um einiges leiser als noch bei Krisiun zuvor ist. Ob vielleicht die zusätzlichen Leute im Raum den Klang dämpfen? Keine Ahnung, aber ein paar Dezibel mehr würde es hier vertragen – ein Satz, welchen ich auf der Cruise glaube ich noch gar nie gesagt oder schon nur gedacht habe. Der Stimmung vor der Bühne tut das freilich keinen Abbruch. Während des gesamten Sets ist hier richtig was los, ständig sind grosse Circle Pits am Kreisen und Crowdsurfer unterwegs. Auch die Band überzeugt mich wieder einmal live. Ein wirklich guter Auftritt! Nur ist erneut kein einziger Song in meinem Gedächtnis hängen geblieben oder hat mich nachhaltig umgehauen. So muss die CD-Bestellung weiterhin warten. Beim nächsten Konzert wäre ich aber dabei. So, und jetzt mal ins Theater, wo Kaufi sicher schon am Durchdrehen ist?

Die Fotos – Decapitated (pam)

HammerFall – Royal Theater

Kaufi: Durchdrehen ist zwar etwas übertrieben. Aber: Halb zehn, vollgefressen, zurück im Theater. Es folgt eine meiner absoluten Lieblingsbands: mighty HammerFall! Ich scheine nicht der einzige zu sein, der auf die Schweden gewartet hat. Das Theater (und der Fotograben…) ist nochmals voller als bei Sonata, klar, dass hier eine Bombenstimmung herrscht. Das springt auch auf die Musiker über. Allen voran Fronter Joacim Cans zeigt sich bestens gelaunt und klopft zwischendurch gerne mal ein paar Sprüche. „Wollt ihr einen Song oder soll ich fünf Minuten Witze erzählen? What the fuck, über meine Witze lacht eh niemand!“

Tja, und was soll man zur Setlist sagen? Die bietet die eine oder andere Überraschung (Spolier Alert: Auf der Pool Stage gibt es NOCH mehr…). Während der Opener „Avenge The Fallen“ grad logisch ist, hat pam beim gleich folgenden „Heeding The Call“ richtig Freude. Dass sie den ab und zu im Programm haben, will er mir kaum glauben… (pam: Meine Einstiegsdroge zu HammerFall damals 1998 in meinem ersten WK. Und wie Sonata mit “Victoria’s Secret” spielen HF diesen definitiv viel zu wenig oft – kannsch sagen was willst).

Mit „Any Means Necessary“ (pam: Geil!), „Hammer Of Dawn“ und dem neuen „Freedom“ gehts weiter, bevor mit „Fury Of The Wild“ ein Hammer (…) an der Reihe ist, der meinen Fresskübel auf den Boden plumpsen lässt. Wie geil ist das denn bitte schön? Joacim erklärt danach, dass „Chapter V: Unbent, Unbowed, Unbroken“ nun auch bereitszwanzig Jahre auf dem Buckel hat. Und wie schon bei älteren Alben zelebrieren sie das mit einem instrumentalen Medley, bei dem sogar „Knights Of The 21st Century“ angespielt wird.

Dann ist es Zeit für die Stampfer. „Hammer High“ bedeutet mir unglaublich viel. „Last Man Standing“ ist ebenfalls grandios. „(We Make) Sweden Rock“ ist live immer wieder deutlich besser als ab Konserve und mit „Hail To The King“ gibt es darüber hinaus die erste Single vom letztjährigen Album. Und jetzt? Noch ein Song oder ein paar Witze, Herr Cans? So geil „Hearts Of Fire“ auch sein mag – dies ist der einzige kleine Kritikpunkt. Schmeisst den mal raus oder spielt ihn früher im Set. Naja, schlussendlich bin ich da wohl in der Minderheit mit dieser Meinung. Und ja, natürlich „singe“ ich ebenfalls (fast) jede Zeile mit. Ein Auftritt der Marke „Weltklasse“, anders kann man das kaum beschreiben. Da fragt man sich, was auf der Pool Stage dann los sein wird…

Luke: Ich war ja in den Neunzigern bei Erscheinen der ersten beiden Alben richtig Fan von HammerFall. Irgendwie hat sich das aber danach relativ schnell gelegt, die ersten Releases nach «Legacy Of Kings» fand ich nicht mehr so prickelnd, und so habe ich die Band dann irgendwann aus den Augen verloren. Sicher auch, weil sich mein Musikgeschmack etwas geändert hat. Jetzt auf dem Schiff habe ich mir aber fest vorgenommen, wieder einmal reinzuhören bei den Schweden.

Und eigentlich gefällt mir das ziemlich gut. Joacim Cans ist wirklich der Sprücheklopfer vor dem Herrn, und musikalisch ist die Band ebenfalls in Form. Das Songmaterial gefällt mir jetzt nicht durchgehend, gerade «(We Make) Sweden Rock» finde ich schon arg an der Schnulzgrenze – ich will gar nicht wissen, wie der Song auf Tonträger tönt, wenn er gemäss Kaufi live geiler ist und trotzdem so cheesy klingt. Im Grossen und Ganzen aber gar nicht schlecht, die Pool Deck-Show ist schon einmal vorgemerkt. Das Theater ist mir nun doch fast ein bisschen zu voll, um die ganze Show hier zu bleiben, und zudem gilt es für mich jetzt, einen Platz in der Lounge zu ergattern.

Die Setlist – HammerFall – Royal Theater

  1. Avenge The Fallen
  2. Heeding The Call
  3. Any Means Necessary
  4. Hammer Of Dawn
  5. Freedom
  6. Fury Of The Wild
  7. Chapter V: The Medley
  8. Hammer High
  9. Last Man Standing
  10. (We Make) Sweden Rock
  11. Hail To The King
  12. Hearts On Fire

Die Fotos – HammerFall (pam/Kaufi)

Kaufi: So, ich mach mal Pause. Bis zu meinem nächsten Programmpunkt dauert es gute zwei Stunden. Mal die ersten Fotos auf den Laptop spitzen. Dann im Theater ein paar Bilder von Emperor machen, vielleicht schreibt ja jemand über die? Luke, pam?

Reaping Asmodeia – Star Lounge

Luke: Nein Kaufi, Emperor sind bei mir eigentlich nicht eingeplant (pam: Bei mir auch nicht. Das war doch deine Band Kaufi… 😉 Kaufi: DAS wüsste ich…!)). Im Gegensatz zu den Kollegen Raphi und Dutti haben mich die Schwarzmetaller letzten Sommer am MehSuff nicht umgehauen. Aber noch ist es sowieso nicht so weit, jetzt steht zuerst einmal ein Besuch in der Lounge an. Reaping Asmodeia war eine der letzten Bands, die bekannt gegeben wurden vor dem Ablegen des Schiffes. Es hat gerade noch so gereicht, vor dem Flug ein Album auf Spotify herunterzuladen. Was ich dann über den Wolken gehört habe, hat mich nun aber definitiv zu einem Besuch animiert. Ich verzichte sogar auf die gleichzeitig im Ice Rink spielenden Kalmah, welche ebenfalls in Hüttikon zu Besuch waren letztes Jahr.

Scheinbar haben die Tech-Deather aus Minneapolis das Duell gegen die Melo-Deather aus Finnland aber bei der Mehrheit verloren: Die Lounge ist nun doch sehr leer bei Beginn. Davon lassen sich Reaping Asmodeia freilich gar nicht beeindrucken! Hier wird ab Beginn Vollgas gegeben. Und musikalisch wirkt das sogar nochmals etwas geiler und auch brachialer als auf Tonträger. Das Grundgerüst ist sicher technischer Death Metal, dieser weist aber Einflüsse von Slam, Brutal Death, Hard- und Deathcore auf. Und trotz aller Härte gibt es immer mal wieder ziemlich melodiöse Parts zu hören.

Die Vocals von Eric Keyes sind sehr abwechslungsreich und bewegen sich irgendwo zwischen tiefen Growls, hohen Scream und teilweise sogar ein paar Pig Squeals. Die Saitenfraktion lebt und spielt nach dem Motto «Mehr ist mehr». So hat Gitarrist Alexander Kelly acht Saiten zur Verfügung und Bassist Jakub Muhle deren sechs. Und dahinter kloppt Drummer Daniel Koppy sein Set zusammen, als gäbe es keinen Morgen. Ein wirklich unfassbar starker Auftritt einer Band, welche ich bisher gar nicht kannte. Somit mein erster Anwärter auf die Entdeckung des Jahres. Zum Glück wohnen diesem Abriss gegen Ende des Sets etwas mehr Leute bei als noch zu Beginn. Mehr als nur verdient! Jetzt erst einmal durchatmen. An Emperor denke ich grad gar nicht mehr, also ab ins Casino.

pam: Das war wirklich stark. Und auch für mich eine tolle Neuentdeckung. Basser Jakub erinnert mich stark an Goose von Top Gun. Der scheint mit seinem Dauersmile mit viel Freude bei der Sache zu sein.

Die Fotos – Reaping Asmodeia (pam)

Kissin‘ Dynamite – Ice Rink

Kaufi: Komisches Zeugs, was sich die Kollegen da reinziehen. Mich zieht es dafür in den Ice Rink, da ziehe ich mir was rein…

Wie sich die Zeiten ändern! Als Kissin‘ Dynamite vor fünf Jahren zur Primetime auf dieser Bühne spielen durften, waren fünfzehn Minuten vor Beginn mehr Barkeeper als Fans anwesend. Am Ende wurde es eine legendäre Show für Band und Zuschauer.

Und heute? Da warten die ersten Fans bereits eine halbe Stunde vor Beginn in der ersten Reihe! Als die Schwaben dann mit „Back With A Bang“ loslegen, ist der Ice Rink schon ordentlich gefüllt. Ich nehme es vorweg: So voll wie vor fünf Jahren wird es dieses Mal nicht, dies dürfte allerdings auch an der Uhrzeit liegen, es ist doch immerhin halb eins.

KD wissen mittlerweile verdammt genau, wie man ein Publikum begeistern kann. Zum Beispiel indem man es hüpfen lässt. Da ist „DNA“ natürlich perfekt dafür, während „No One Dies A Virgin“ fast einem Schlag in die Fresse gleicht.

Da die Spielzeit mit nur 45 Minuten sehr begrenzt ist, sind grosse Überraschungen Fehlanzeige. Dafür gibt es ein wahres Best-of-Feuerwerk. „I’ve Got The Fire“, das überaus emotionale „Not The End Of The Road“ und natürlich DIE Hymne, welche sich KD auf ihre „Stadium Rock“-Flagge geschrieben haben: „You’re Not Alone“. Und wo passt das besser als hier auf diesem Schiff, wo sich Metalheads aus der ganzen Welt zusammenfinden und feiern?

Auch wenn es wie gesagt nicht ganz so voll ist, so ist die Stimmung dennoch fantastisch. Das abschliessende „Raise Your Glass“, welches die Karriere von Kissin‘ Dynamite beschreibt, gibt meiner Stimme den absoluten Rest. Zugegeben: Es ist schlussendlich nicht ganz die legendäre Show von 2020, dennoch nutzen Hannes, Jim, Steffen, Ande und Sebastian die 45 Minuten perfekt und hinterlassen nur zufriedene Fans. Ich finds uhuere geil!

Die Setlist – Kissin‘ Dynamite – Ice Rink

  1. Back With A Bang
  2. DNA
  3. No One Dies A Virgin
  4. I’ve Got The Fire
  5. Not The End Of The Road
  6. You’re Not Alone
  7. Raise Your Glass

Die Fotos – Kissin‘ Dynamite (Kaufi)

Luke hat noch was gesagt, dass er zu Candlemass geht. Dann mache ich da rasch ein paar Bilder, danach ist Schluss für heute! Gute Nacht.

Benighted – Star Lounge

Luke: Nein, zu Candlemass schaffe ich es auch nicht mehr. (Kaufi: Für wen fotografiere ich denn hier grad…? Tssss!) Dazu aber später mehr, denn momentan bin ich zeitgleich, wie du den Ice Rink besuchst, gleich nochmals in der Lounge. Im Gegensatz zu Reaping Asmodeia zuvor kenne ich die nun auftretende Band bereits bestens. Benighted sind einer der besten Brutal Death Metal-Acts unseres Kontinents. Live hatte ich schon mehrmals das Vergnügen mit den Franzosen und auch die letzte Scheibe «Ekbom» ist bei mir auf diverse Umdrehungen gekommen. Und mit dem sackstarken Opener «Scars» von eben dieser Scheibe geht es gleich los.

Zu Beginn ist die Lounge noch nicht übermässig gefüllt. Aber die Anwesenden haben ab der ersten Sekunde ihren Spass. Trotz den etwas beengten Platzverhältnisse, ist einiges an Bewegung vorhanden, was Fronter und Bandkopf Julien mit einem zufriedenen Grinsen zur Kenntnis nimmt. Die Truppe ist generell in absoluter Hochform, da passt wirklich alles. Die üblichen Backtracks sind zwar zu hören, aber sehr dezent eingesetzt, so dass sie nicht weiter stören.

Im Gegensatz zum zweiten Set, welches die «Carnivore Sublime»-Scheibe von 2014 beinhalten wird, ist heute kein spezielles Motto auf der Running Order vermerkt. Das Hauptaugenmerk liegt definitiv auf dem letzten Longplayer «Ekbom», von welchem es zu meiner Freude ganze sechs Songs in die Setliste geschafft haben. Ansonsten werden die besten Stücke neueren Alters dargeboten – bis zum allerletzten Lied. «Let The Blood Spill Between My Broken Teeth» stammt von 2011 und kann getrost als Genre-Klassiker bezeichnet werden.

Die Franzosen feiern einen Triumph auf ganzer Linie! Die Lounge war zwar auch schon etwas voller, aber schliesslich ist ein Uhr nachts bereits durch. Von denjenigen, welche die Show gesehen haben, verlassen jedenfalls alle die Lounge mit einem grossen Lachen im Gesicht. So auch ich. Nur, während die Mundwinkel nach oben zeigen, sacken die Augenlieder langsam nach unten. Da mich nichts mehr so richtig interessiert in den nächsten paar Stunden, beschliesse ich, den ersten Tag hier zu beenden. Candlemass kann ich ja auf dem Pool Deck noch schauen. Pam, bist wenigstens du noch unterwegs?

pam: Ich glaub nicht. Lass mich mal Fotos (Beweismaterial) sichten…

Die Setlist – Benighted – Star Lounge

  1. Intro
  2. Scars
  3. Reptilian
  4. Nothing Left To Fear
  5. Implore The Negative
  6. Morgue
  7. Fame Of The Grotesque
  8. Scapegoat
  9. Martyr
  10. Metastasis
  11. The Starving Beast
  12. Let The Blood Spill Between My Broken Teeth

Die Fotos – Benighted (pam)

Tag 2 folgt in Kürze


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/ / 14.04.2025
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