

Psychedelischer Stoner-Abend im Gaswerk
Nightstalker und Birdlord gastierten am Samstagabend in Winterthur. Der griechische Headliner legte eine flotte Sohle auf das Parkett und vermochte seine Anhänger zu begeistern. Die helvetischen «Vogelherren» amteten als Support-Akteure und konnten zweifellos lehrreiche Erfahrungen für ihre Zukunft sammeln. Mehr dazu in den nachfolgenden Zeilen.
Meine Konzertagenda droht wieder einmal aus allen Nähten zu platzen. Bereits gestern habe ich den Feierabend im Winterthurer Gaswerk verbracht (mit derbem Death Metal von Nihilo und Altars Ablaze). Heute folgt direkt ein zweiter Nachschlag. Die lokalen Clubs wollen schliesslich ebenfalls unterstützt werden. Zudem gibt es gegen Konzerte, die fast vor der eigenen Haustür stattfinden, ohnehin kaum etwas einzuwenden. Gemessen an meinem eigenen Gusto, bewege ich mich dieses Mal musikalisch auf eher unbekanntem Terrain, aber diese Ladung Stoner und Psychedelic Rock sei mir trotzdem willkommen. Mit Nightstalker aus Griechenland gastieren – wenn man dem Event-Beschrieb Glauben schenken darf – sogar waschechte «Genre-Pioniere» in der Eulachstadt. Eröffnet wird der Reigen jedoch von den aus Bern angereisten Birdlord. Wir sind gespannt.
Birdlord
Was einem sofort auffällt, sind die in lange, glitzernde «Bändchen-Schlangen» verpackten Mikrofonständer. Welcher Hippie-Kommune die Protagonisten diese «Kitsch-Deko» wohl geklaut haben mögen? Dann betritt das Trio das Rampenlicht. Bei ihrem Beinkleid setzt Sängerin und Gitarristin Lily ebenfalls auf schimmernde Komponenten. Zum Einstieg werden wir (passend zum Bandnamen) zuerst einmal in eine nächtliche Waldidylle «entführt». Neben Insektenzirpen ist deutlich eine Eule zu hören. Als die einlullenden Riffs einsetzen, richtet sich der Fokus vermehrt auf die Musiker. «Moonshadow» nimmt nun richtig Fahrt auf. Unsere Ohrmuscheln werden einem Mix aus Grunge und sphärischem Rock ausgesetzt. Lily verfügt über ein cooles Stimmorgan. Im Hintergrund bearbeitet Gaia beinahe durchgehend mit ernster Miene (die wahrscheinlich der hohen Konzentration geschuldet ist) ihre Felle. Ein Sonderlob ist an die Adresse von Bassist Jelmer zu richten. Er vertritt den eigentlichen Tieftöner-Maestro Claudio und hat das Set offenbar in nur einer Woche gelernt. Chapeau!
Das Stück «Ghostly Delight» würde garantiert auch optimal zu den Rival Sons passen. Darf es lieber ein bisschen spanisches «fuego» sein? Dann kommt ihr während «Mantra» garantiert auf eure Kosten. Fraglos einer der Höhepunkte der kurzen Setliste. Das Dreiergespann zockt übrigens zum ersten Mal in Winti. Weitere Besuche würde ich aufgrund des bisher Gezeigten nicht ausschliessen. Wir sollen Augen und Ohren offenhalten, denn in den kommenden Wochen könne freilich mit der einen oder anderen Veröffentlichung aus dem «Vogelhäuschen» gerechnet werden. Das trifft beispielsweise auf den letzten Track «Not Enough» zu (Anmerkung der Redaktion: Das Ding ist inzwischen seit dem 04.04.2025 offiziell draussen).
Bis zum Herbst möchte sich das Trio allerdings in Zusammenhang mit Live-Auftritten schonen, um in Ruhe an ihrem Album zu tüfteln. Sie müssen sicherlich noch ein paar Erfahrungen sammeln, sind meines Erachtens aber auf einem wirklich guten Pfad unterwegs. Beim als Outro figurierenden und bestens bekannten «Macarena»-Liedchen wird das Publikum schliesslich aufgefordert das Tanzbein zu schwingen. Naja, in Sachen Enthusiasmus herrscht da glasklar noch Luft nach oben. Das liegt aber definitiv nicht an den Musikern.
Nightstalker
Die Hellenen fackeln nicht lange und legen um 22.30 Uhr verdammt gekonnt los! Jep, da ist jede Menge Dampf drin. Frontmann Argy sammelt dank seines Motörhead-Shirts sowieso umgehend Bonuspunkte. Stimmlich – und auch in Sachen Gestik – bewegt er sich dagegen eher in der Region von Ozzy Osbourne. Der griechische «Prince Of Darkness» ist verflucht aktiv unterwegs. Ausserdem scheint er ein Faible für Schellenringe zu besitzen. Andreas Lagios steuert derweil fette Bass-Linien bei. Generell ist festzuhalten, dass effektiv alle vier Herren ihr Handwerk meisterlich im Griff haben. Baujahr 1989 (übrigens ein genialer Jahrgang) bedeutet, dass die Truppe seit über drei Dekaden für Furore sorgt. Ohne Zweifel eine stattliche Zahl!
Seit gestern ist die neuste Scheibe der Athener erhältlich. Sie trägt den Namen «Return From The Point Of No Return» (welch ein Titel!) und umfasst acht Lieder. Wenig überraschend also, dass man ein paar davon in der heutigen Programmauswahl antrifft. «Uncut» und «Heavy Trippin’» wären zum Beispiel solche Kandidaten. Das Publikum ist hellauf begeistert. Es ist eh anzumerken, dass ich das Gaswerker Foyer schon lange nicht mehr so gut gefüllt erlebt habe. Einmal mehr gilt: «Die Grieche sind eifach geili Sieche!» Bei der letzten Nummer wird sogar gemosht. Danach schiebt das Quartett noch eine Zugabe hinterher. Im Anschluss sind die Besucher immer noch nicht gesättigt und fordern einen weiteren Nachschlag. Doch trotz vehementer Rufe wählen Nightstalker lieber das Schichtende. Nach dieser energiegeladenen Performance sei ihnen dies absolut verziehen. Aber am Merch-Stand müssen sie trotzdem mit mir rechnen. Schliesslich möchte der «Neo-Fan» ein Andenken erwerben.
Das Fanzit – Nightstalker, Birdlord
Ihr wünscht euch eine Bandempfehlung aus der Stoner-Ecke? Dann sei euch Nightstalker wärmstens ans Herz gelegt. Das war heute Abend eine wirklich mitreissende Darbietung der vier Herrschaften aus dem Süden Europas. Auf der anderen Seite entpuppten sich Birdlord als entspannter Opener und ich bin gespannt, wohin ihre Reise noch führen wird.
Die Setlist – Birdlord
- Moonshadow
- Ghostly Delight
- I’d Fall
- Mantra
- Selflove
- Not Enough
