Die Rhapsody (of Fire)-Chronik
(Raphi) Es war die italienische Symphonic Power Metal-Band Rhapsody of Fire (damals noch als Rhapsody), die mich ursprünglich zum Metal gebracht hat. Auch heute noch begeistert mich die Gruppe und ich verfolge ihren weiteren Weg gespannt. Für dieses Jahr wurde ein neues Album angekündigt. Ich habe mich deshalb mit dem Weg dorthin in Form einer Analyse sämtlicher bisher erschienenen Studioalben befasst. Los geht’s im Jahr 1997.
Legendary Tales (1997)
Das Debutalbum von Rhapsody beinhaltet bereits die für die Band charakteristischen Klangelemente. Die Stücke sind selbstverständlich angereichert mit zahllosen Orchestereinschüben, allerdings prägen eher weniger Blechblasinstrumente, sondern vermehrt Streicher, Holzbläser und Tasteninstrumente den Klang. Durch die konsequent wiederkehrenden Cembaloeinsätze haftet den Stücken eine Note an, die oft an Musik aus der Rennaisance- und Barockzeit erinnert. Im eröffnenden "Warrior of Ice" ist dies gut hörbar. In den härteren Momenten orientieren sich die Italiener dabei harmonisch eher am Heavy Metal als an klassischem Liedgut. Der Aufbau der Scheibe legt zudem den Grundstein für denjenigen der kommenden Veröffentlichungen. Als Einleitung kommt ein orchestrales, episches Intro zum Zuge. Mit "Forest of Unicorns" ist ein Folk-orientiertes Stück vorhanden und "Echoes of Tragedy" fungiert als dramatisch-balladeskes Element. Der abschliessende Track, bei dem es sich hier um den Titeltrack handelt, ist sehr erzählerisch angelegt und es ist der längste Song des Albums. Entgegen späterer Veröffentlichungen unterscheidet er sich in Bezug auf die Dauer noch nicht ganz so stark von den übrigen Liedern.
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Symphony of Enchanted Lands (1998)
Bereits ein Jahr später haben sich Rhapsody einen grossen Schritt weiterentwickelt. Auf Symphony of Enchanted Lands, dem letzten Album mit Drummer Daniele Carbonera, wurde das bekannte Klangbild um einige Komponenten ergänzt. Sofort hörbar sind die massiv ausgebauten Blechbläserstellen in den Orchestersamples. Das führt den Sound der Band ein Stück weit weg von der barocken, oftmals als "mittelalterlich" empfundenen Stimmung von Legendary Tales in symphonischere Gefilde, wie zum Beispiel "Eternal Glory" oder der Titeltrack exemplarisch zeigen. Unterstützt wird dies durch die stärkere harmonische Hinwendung zur klassischen Musik. Das unkonventionell aufgebaute "The Dark Tower of Abyss" zeigt sich im Gegensatz dazu in einem an das Vorgängeralbum angelehnten Klanggewand. Gänzlich neu ist die Verwendung eines Erzählers, der einen grossen Beitrag zum narrativen Aspekt der Veröffentlichung beiträgt und fortan ein wiederkehrender Bestandteil im Repertoire von Rhapsody sein wird.
Weiterentwickelt hat sich auch die Stellung des abschliessenden überlangen Stückes. Auf Symphony of Enchanted Lands unterscheidet es sich nun hinsichtlich der Länge deutlichen von den restlichen Liedern. Der kompositorische Aufbau ist mit seiner Gliederung in vier Teile und der Vermeidung von üblichen Songstrukturen ausgereifter und differenzierter. Damit legt die Band den Grundstein für die später immer wieder auftauchenden "Songs innerhalb von Songs".
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Dawn of Victory (2000)
Auf Dawn of Victory übernehmen die Blechbläser noch häufiger die Führung in den Orchesterteilen. Eine Folge davon ist, dass die Anzahl Gastmusiker drastisch reduziert wurde und viel mehr des Sounds vom Keyboard kommt. Ebenfalls noch mehr Gewicht erhalten haben die Chorpassagen. Der Gitarrenklang wurde stärker verzerrt und verleiht den Stücken dadurch eine aggressivere Grundstimmung. In den Kompositionen wird das Augenmerk gegenüber den beiden vorangegangenen Alben zudem stärker auf Riffs gelegt, was dem Album mehr Druck verleiht. Ausserdem wird die kompositorische Komplexität zugunsten der Eingängigkeit leicht reduziert. Exemplarisch für all diese Entwicklungen steht der Titeltrack.
Ein folkiger Song ist wieder vorhanden, aber auf eine Ballade haben Rhapsody ausnahmsweise verzichtet, was ein Alleinstellungsmerkmal von Dawn of Victory bildet und den druckvollen, direkten Ansatz dieses Albums zusätzlich unterstreicht. Auf einer Linie mit dieser Entwicklung liegt auch die Struktur des Longtracks "The Mighty Ride of the Firelord", der sich in Aufbau und Länge ebenso an "Legendary Tales" wie an "Symphony of Enchanted Lands" orientiert. Rhapsody kombinieren somit die kraftvollere Linie des Debutalbums mit den verspielten Details des Zweitwerks und fügen diese zu einem neuen Ganzen zusammen.
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Rain of a Thousand Flames (2001)
Ein Jahr später erscheint Rain of a Thousand Flames und das Album ist die folgerichtige Weiterentwicklung des eingeschlagenen Pfades. Geblieben ist die düstere und aggressivere Grundstimmung des Vorgängers. In der Melodieführung greift die Band aber konsequent die Komplexität von "Symphony of Enchanted Lands" auf und verschmilzt somit ihre beiden unterschiedlichen Ausprägungen miteinander. So ist eine stärkere Rückbesinnung auf nichtlineare Songstrukturen erkennbar. In vielen Songs hat die Musik einen beschreibenden Charakter und die Band legt den Fokus auf die Geschichte, die sie ausdrücken möchte. Gutes Beispiel hierfür ist "The Poem's Evil Page", dessen Entfaltung erst im Kontext der letzten vier Stücke vollständig zum Zuge kommt.
Ein separates Intro wurde nicht aufgenommen, aber die ersten paar Sekunden des einleitenden Titeltracks erfüllen dieselbe Funktion. Ansonsten finden wir mit "Deadly Omen" auch hier wieder eine Ballade. "Elnor's Magic Valleys" ist das folkige Stück und den Schluss bildet erneut ein überlanges Werk. Bei den letzten beiden handelt es sich um Coverversionen, von denen es insgesamt drei auf dem Album gibt. Es ist abgesehen von einem Beitrag zu einem Helloween-Tributsampler das erste Mal, dass Material verwendet wird, das die Band nicht gänzlich selber geschrieben hat. Nach der Veröffentlichung verliess Bassist Alessandro Lotta Rhapsody.
Power of the Dragonflame (2002)
Das Schlussalbum der Emerald Sword-Saga erweckt zunächst den Eindruck, als ob ganz klar auf der Schiene von Dawn of Victory weitergearbeitet wurde. Sofort ins Auge (Ohr) springt in diesem Zusammenhang der aggressive Klang der Gitarren. Wenn wir aber bedenken, dass "Gargoyles, Angels of Darkness" praktisch ein Drittel der ganzen Albumlaufzeit in Anspruch nimmt relativiert sich dies durchaus. Rhapsody verfolgen zwar mehrheitlich immer noch einen direkteren Ansatz als auf dem unmittelbaren Vorgänger, aber dieser letzte Track summiert sämtliche Stilmittel und Elemente, die von den Italienern bis jetzt eingesetzt wurden. Teile mit narrativen Charakteristiken kommen ebenso vor wie gradlinige Abschnitte. Folkige Einschübe sind vorhanden und ein Erzähler wird eingesetzt. Zu Beginn des Schlussdrittels finden sich sogar leichte Anleihen an die dramatisch-balladesken Elemente, die bereits früher Einsatz fanden. Somit kann dieses eine Lied durchaus stellvertretend stehen für die bisher erschienenen Veröffentlichungen.
Einen ganzheitlich folkigen Song gibt es auf Power of the Dragonflame zwar nicht, aber "The March of the Swordmaster" springt hier teilweise in die Lücke. Ansonsten folgt der Aufbau des Albums dem bewährten und bekannten Schema mit Intro, Ballade und Longtrack. Mit Power of the Dragonflame haben Rhapsody das erste Drittel ihrer Schaffensphase sowohl von der erzählten Geschichte her als auch musikalisch zu einem nachvollziehbaren Schlusspunkt gebracht.
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Symphony of Enchanted Lands II – The Dark Secret (2004)
Mit der abgeschlossenen Emerald Sword-Saga und dem Neuzugang von Bassist Patrice Guers als Ausgangslage beschreiten Rhapsody auf Symphony of Enchanted Lands II den symphonischen Pfad konsequent weiter. Die Band arbeitet zum ersten Mal mit einem vollständigen Orchester zusammen, was den Streichern mehr Gewicht im Sound verleiht. Passend dazu erleben wir eine stärkere Fokussierung auf Streichereinsätze und im Gegenzug eine Abwendung von den auf den letzten zwei Alben prominent vertretenen Blechbläsern. Dies kann in "Never Forgotten Heroes" gut beobachtet werden. Ausgebaut wurden zudem vor allem die bisher eher als ergänzende Stilmittel eingesetzten Elemente. So enthält das Album ganze vier Songs, die entweder eine Ballade, ein folkiger Song oder eine Mischung aus beidem sind. Weiter wird das filmartige Geschichtenerzählen noch stärker als bisher betont und in zehn der insgesamt zwölf Lieder sind Geräuschaufnahmen (wie z.B. Hufgetrappel) oder Christopher Lee als Erzähler zu hören. Nur in "The Magic of the Wizards Dream" und "The last Angel's Call" verzichten Rhapsody auf diese beiden Charakteristiken. Entgegen dem Usus auf früheren Alben befindet sich keines der drei längsten Stücke am Schluss.
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Triumph or Agony (2006)
Die Weiterführung dieser Ideen zeigt sich schliesslich auf dem ersten Album unter dem neuen Bandnamen Rhapsody of Fire. Dieser musste angepasst werden, da der Name Rhapsody bereits jemandem als Markennamen gehörte. Die Band orientiert sich von der Herangehensweise her wieder stärker an Dawn of Victory und Power of the Dragonflame. Erzähler und hörspielartige Einschübe beschränken sich auf die letzten beiden Stücke, welche als ein einziges Lied zu verstehen sind. Ansonsten wählt die Band einen sehr direkten kompositorischen Ansatz, greift aber die weniger aggressive und insgesamt orchestralere Grundstimmung des Vorgängers auf. Dabei rückt allerdings die Verspieltheit früherer Alben etwas in den Hintergrund. Im Titeltrack nimmt beispielsweise das Orchester in der Melodieführung einen sehr grossen Platz ein und dennoch wirkt der Song sehr kompakt und auf den Punkt gebracht. Interessant ist, dass mehrheitlich gemässigte Tempi zum Einsatz kommen. "The Myth of the Holy Sword" und "Bloody Red Dungeons" sind exemplarische Stücke hierfür. Wie um dies zu unterstreichen finden sich auf dem Album zwei Balladen. Mit "The Mystic Prophecy of the Demonknight" ist zum zweiten Mal nach Power of the Dragonflame gutturaler Gesang von Fabio Lione zu hören. Zwei Jahre nach der Veröffentlichung von Triumph or Agony mussten Rhapsody aufgrund eines Rechtsstreits mit ihrem Management sämtliche Aktivitäten für längere Zeit auf Eis legen.
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The Frozen Tears of Angels (2010)
Vier Jahre nach der letzten Veröffentlichung meldeten sich die Italiener schliesslich zurück mit einer leichten Anpassung ihrer Musik. Das ganze Album kann als moderneres Äquivalent zu Symphony of Enchanted Lands gesehen werden. Der Fokus richtet sich auf The Frozen Tears of Angels aber stärker auf die Gitarren und so sind diese sowohl dominanter im Mix platziert als auch prominenter ins Kompositionsgefüge eingearbeitet. Das führt dazu, dass Songs wie "Crystal Moonlight" ein sehr homogenes Bild bieten, was die Verschmelzung von Orchester und Metal angeht. Bei der Orchestrierung konzentriert sich die Band weiterhin auf die seit Symphony of Enchanted Lands II vorherrschenden Streichinstrumente. "On the Way to Ainor" bietet allerdings durchaus regen Gebrauch von Blechblasinstrumenten, die stärker integriert werden als die auf Dawn of Victory oder Power of the Dragonflame vorherrschenden Fanfaren. Die Struktur des Albums entspricht wieder dem gängigen "Rhapsody-Schema" und ein Erzähler wird in drei Stücken über das Album verteilt eingesetzt, was ebenfalls eine Parallele zum erwähnten Zweitalbum darstellt. Wie auf dem Vorgänger kommen auch auf The Frozen Tears of Angels in einem Song gutturale Vocals zum Einsatz.
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From Chaos to Eternity (2011)
Der zuvor eingeschlagene Weg wird konsequent fortgesetzt auf From Chaos to Eternity. Neu in der Band kümmert sich Tom Hess um die Rhythmusgitarren. Die Texte des Albums drehen sich zum letzten Mal um die von Luca Turilli entworfene Fantasy-Geschichte und auch musikalisch sind die beiden Alben auf einer Linie. So könnte sich "Tempesta Di Fuoco" genauso gut auf The Frozen Tears of Angels befinden, ohne als Fremdkörper zu wirken. Feine Unterschiede zwischen den beiden Alben bietet der etwas weniger kühl klingende Gitarrensound, was exemplarisch an "Aeons of Raging Darkness" betrachtet werden kann. Der Einsatz an gekreischtem Gesang wurde auf drei Stücke ausgedehnt, was Hand in Hand geht mit dem düsteren Abschluss der erzählten Geschichte. Ein folkiges Stück ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen, der zweieinhalb Minuten lange Einleitungsteil von "Heroes of The Waterfalls' Kingdom" entspricht jedoch einem solchen in jeder Hinsicht. Bei diesem Song handelt es sich um das bisher längste zusammenhängende Lied der Band, das die ersten zwei Drittel von Rhapsodys Schaffensphase zusammenfassend abschliesst und beendet. Nach diesem Album teilten sich die Wege der Band: die eine Hälfte blieb mit neuen Mitstreitern als Rhapsody of Fire aktiv, während die andere Hälfte Luca Turilli's Rhapsody gründete.
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Dark Wings of Steel (2013)
Es scheint, als ob der Lineup-Wechsel den Klang von Dark Wings of Steel beeinflusste. Die zuvor führenden Gitarren bilden nun nur noch das Fundament der Songs, welche stärker von den orchestralen Keyboardpassagen bestimmt sind. Dieses Zusammenspiel erinnert stark an Symphony of Enchanted Lands II. Der Kompositionsaufbau des Titeltracks, von "Angel of Light" oder "Fly to Crystal Skies" hingegen ist vergleichbar mit den Stücken auf Triumph or Agony. Ein Vergleich mit letzterem Album zeigt schliesslich die Ähnlichkeiten zwischen den beiden Veröffentlichungen, denn Dark Wings of Steel verfolgt denselben Midtempo-Ansatz wie Triumph or Agony. Völlig verzichtet wurde aber auf jegliche handlungsorientierte Komponente. So kommt weder ein Erzähler zum Zuge noch wird dieser Ansatz in der restlichen Musik weiterverfolgt. Ebenfalls gänzlich verschwunden sind sämtliche folkigen Einflüsse, womit die auf der Vorgängerscheibe eingeleitete Entwicklung fortgeführt wird.
Wie auf Symphony of Enchanted Lands II wird die CD nicht mit dem längsten Stück abgeschlossen. Unter Berücksichtigung all dieser Punkte handelt es sich bei Dark Wings of Steel damit um das unüblichste Rhapsody-Album bisher. Es ist die einzige Veröffentlichung mit Oliver Holzwarth am Bass, der danach von Alessandro Sala abgelöst wurde.
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Into the Legend (2016)
Into the Legend ist die letzte Rhapsody-Veröffentlichung mit Fabio als Sänger. Das Quintett greift Elemente aus den bisher erfolgreichsten Veröffentlichungen auf und kombiniert sie mit dem auf dem letzten Album eingeführten Ansatz, die Lieder ohne eine durchgehende Handlung zu komponieren. Das Grundgerüst von Songs wie "Distant Sky" oder "Into the Legend" bildet die auf den Punkt gebrachte Herangehensweise von Dawn of Victory oder Power of the Dragonflame. Hinsichtlich der Orchestrierung mit den Streichinstrumenten im Vordergrund blickt die Band ganz klar auf Symphony of Enchanted Lands zurück und "A Voice in the Cold Wind" bietet einerseits eine Reminiszenz an das Debutalbum, greift andererseits aber auch die zuvor liegen gelassenen folkigen Einflüsse wieder auf. Die Stücke sind tendenziell länger geworden, aber die Albumstruktur wird wie gewohnt aufgebaut. Nach dem Erscheinen von Into the Legend verliess neben Fabio Lione auch Schlagzeuger Alex Holzwarth die Band. Den Gesang übernimmt fortan Giacomo Voli und hinter den Drums sitzt Manuel Lotter.
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The Eighth Mountain (2019)
Nachdem Rhapsody mit Legendary Years (siehe Appendix) ein erstes Lebenszeichen in der neuen Besetzung von sich gegeben haben, kommt nun der Moment, in welchem diese erstmals neu komponiertes Material veröffentlichen wird. Ich vermute, dass die folkigen Ansätze beibehalten werden, allerdings weiterhin nur sparsam Einsatz finden. Eine Rückkehr zum erzählerischen Ansatz mit einer Geschichte, die sich über ein ganzes oder sogar mehrere Alben spannt, bewerte ich aber als unwahrscheinlich. Mit Blick auf Giacomos Stimme halte ich auch das Einbringen einer rockigeren Note und damit einhergehend ein leichter Rückgang der orchestralen Elemente für möglich.
Nachtrag im März 2019: Mittlerweile habe ich The Eighth Mountain gehört und stelle fest, dass meine Prognose grösstenteils falsch war. Das neue Album wartet tatsächlich auf mit einer Geschichte, die sich über das ganze Album zieht und auf kommenden Veröffentlichungen weitergeführt werden soll. Ein Rückgang der orchestralen Elemente ist nicht vorzufinden, viel mehr wurde das Klangbild von Into the Legend übernommen. Richtig lag ich hingegen mit der Annahme, dass die folkigen Elemente weiterhin sparsam verwendet werden. Diesbezüglich ist allerdings ein leichter Anstieg gegenüber den letzten Veröffentlichungen zu vermerken. Die Band setzt bei der Orchestrierung nach wie vor ein grosses Augenmerk auf Streichinstrumente, hat aber beispielsweise in "March against the Tyrant" mehr Bläser in ihren Sound einfliessen lassen als zuletzt.
Appendix I: The Dark Secret (2004)
Um ein möglichst vollständiges Bild zu bieten, sollen auch die weiteren Veröffentlichungen von Rhapsody of Fire nicht unerwähnt bleiben. Auf eine Betrachtung von Live-Alben, Singles und Compilations wird jedoch verzichtet. Bei The Dark Secret handelt es sich um eine EP, die als Vorgeschmack auf Symphony of Enchanted Lands II veröffentlicht wurde. Gut erkennbar ist der Übergang zwischen dem vorangegangenen und dem nachfolgenden Album bei "Thunders Mighty Roar", das an "When Demons Awake" von Power of the Dragonflame angelehnte Vocals und den Choral aus "Never Forgotten Heroes" von Symphony of Enchanted Lands II beinhaltet. Obwohl die Spielzeit der EP nur knapp eine halbe Stunde dauert, bringen es Rhapsody fertig ein Intro, eine folkige Ballade und ein überlanger Track unterzubringen. The Dark Secret wirkt somit wie eine Miniaturrohversion des folgenden Albums.
Appendix II: The Cold Embrace of Fear – A Dark Romantic Symphony (2010)
The Cold Embrace of Fear fokussiert sich von allen Veröffentlichungen Rhapsodys am stärksten auf den erzählerischen Aspekt. Dabei finden sowohl hörspielartige Passagen ähnlich denen auf Triumph or Agony Verwendung als auch das klassische Stilmittel eines Erzählers. Klanglich ist "The Ancient Fires of Har-Kuun", das beinahe die Hälfte der EP einnimmt, der direkte Nachfolger von The Frozen Tears of Angels. In den restlichen Stücken wird entweder dem Orchester mehr Platz eingeräumt oder es handelt sich um Interludien respektive Intro und Outro. Die sieben Songs bilden ein gemeinsames Lied und spinnen so die auf Rain of a Thousand Flames eingeführte Idee eines mehrere Stücke überspannenden Gesamtkontextes mit letzter Konsequenz weiter. Als Folge davon ist auf der CD eine nichtlineare Songstruktur vorherrschend, die sich ganz der Weitererzählung des Handlungsstrangs unterordnet. Analog zum vorher erwähnten Album wird auch hier ein Zwischenkapitel der Handlung erzählt.
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Appendix III: Legendary Years (2017)
Nach dem Abgang von Sänger Fabio und Schlagzeuger Alex veröffentlichte die Band eine Sammlung mit 14 Neuaufnahmen von Songs der ersten fünf Alben. Gegenüber den früheren Veröffentlichungen dieser Stücke wurde die Gitarre im Klangbild etwas höher gewichtet, was mit Blick auf die Entwicklung seit The Frozen Tears of Angels nachvollziehbar erscheint. Legendary Years ermöglicht einen guten Direktvergleich zwischen dem heutigen und früheren Klangbild von Rhapsody und natürlich auch zwischen den beiden Leadsängern.
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April 2018 (Raphi)